Pornographische Betrachtungen. Mark Rosenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Rosenberg
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738086249
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Finger auf sie und machte es ihr ganz sanft mit der Hand. Sie tat sich auch da anfangs schwer, aber nach einer kleinen Weile wurde sie lockerer, ich erhöhte den Druck, ich erhöhte die Geschwindigkeit, ich redete mit ihr: „Baby komm, lass dich gehen, ich mache es dir bis du kommst, du hast alle Zeit, die du brauchst."

      Sie atmete heftig und klammerte sich an mich, bog ihren ganzen Unterkörper hoch und kam mit einem kleinen Schrei. Ich drückte sie wieder ein bisschen nach unten und fickte sie, bis ich kam. So hatte ich also Sex am Meer mit dem falschen Mädchen.

      Ich blieb zwei Jahre mit ihr zusammen.

      Marlene kam aus einem gutsituierten Mittelstandshaushalt. Sie hatte eine etwas biedere Art, keine wilden Ausbrüche, immer alles recht gesittet, kein Alkohol, keine Drogen, fleißig im Studium, ehrgeizig. Sehr freundlich, nett, hilfsbereit. Sie hatte genaue Ziele, Familie, später Teilzeitarbeit, Papa würde immer unterstützend im Hintergrund sein. Und sie wollte mich.

      Man kann sich in einer Nacht von einer Welle tragen lassen, aber wenn sich das zu lebensentscheidenden Strömungen ausweitet, dann muss man sich fragen, ob man zu einem Ziel getragen wird, das man selbst für sich angestrebt hat.

      Ich mochte sie, sie war kein schwieriger Mensch, sie integrierte sich gut, alle fanden sie nett. Doch ich hatte nie wirklich leidenschaftliche Gefühle für sie. Will man das denn? Will man, wie das Wort schon sagt „leiden"? Ich war kein romantisches Teenie- Girl, das sich nach solchen Gefühlen sehnt, dass sich erst dann lebendig fühlt. Ich hatte meine Portion davon schon abbekommen, die sollte mir für ein Leben reichen. Ich dachte ernsthaft darüber nach. Und nach einem Jahr wurde mir immer klarer, dass es mir so trotzdem nicht genügte. Ich war jung, ich hatte eine starke Libido, ich konnte problemlos zwei Mal die Woche mit ihr schlafen, aber ich merkte, dass ich zu mehr eigentlich keine Lust hatte. Es war kein Begehren da, dass sie als Person zum Ziel hatte. Unser Sex lief immer recht ähnlich ab. Sie stimulierte mich, wir vögelten ein wenig, ich merkte, dass es nicht richtig bei ihr zündete, dann machte ich es ihr mit der Hand und danach fickte ich bis zu meinem Orgasmus.

      Warum ist es so, dass viele europäische Mädchen, vor allem, wenn sie noch sehr jung sind, sich so schwer tun, einen Orgasmus zu bekommen. Was heißt europäisch, der kaukasische Typ, egal wo er verbreitet ist. Habe ich empirische Daten, die das belegen. Nein, das habe ich nicht. Ich habe Erfahrungen gemacht, aber nicht in Ausmaßen, die richtige Zahlen produzieren. Ich habe mich mit vielen Frauen darüber unterhalten. Ich habe mich immer wieder mal mit dem Thema beschäftigt. Was sogenannte Wissenschaften dazu sagen. Was allgemeiner Konsens ist. Hat sich immer wieder mal geändert, wie ja immer so ist, bei solchen sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen. Der Hite-Report, der sagt, es gäbe sowieso nur den klitoralen Orgasmus. Später die Diskussion über den G-Punkt.

      Ich glaube, in den westlichen Zivilisationen ist dieses Phänomen der Lustproblematik verbreiteter. Vielleicht liegt es daran, dass es ein Thema ist, dass die kleinen Mädels schon mit elf medial überall empfängt: Überall wird sexuelle Attraktivität dargestellt, überall sind diese Plakate wo wunderschöne Mädels mit feuchtglänzenden Augen etwas versprechen zu scheinen. Ich weiß ich rede hier den Feministinnen nach dem Mund. Ich schaue sie mir gerne an die Mädels, aber ich glaube es spielt bei dieser Problematik tatsächlich eine Rolle. Es ist ganz wichtig sexy zu sein, deshalb malen sie sich ja schon so früh an. Verliebtheit Thema Nr. 1. Spaß beim Sex, Thema 2 . Dann noch diese superromantischen Liebesgeschichten, die die die lesende weibliche Bourgeoisie schon seit fast zwei hundert Jahren verschlungen hat. Diese Vorstellungen von rosa Wolken, die um einen wabern, wenn man in den Armen des Mannes liegt. Ich habe mal mit 13 in ein Buch meiner Cousine reingeschaut. Barbara Cartland. Unglaublich. Unglaublich langweilig und blöd und hirnzersetzend. Sorry, aber ich dachte: Wer so etwas liest, will der dann allen Ernstes die gleichen Bürgerrechte in Anspruch nehmen, wie ich? Jedenfalls ist klar, dass man da sicher beim ersten Zungenkuss aus allen Wolken fallen muss. Ein Mann hat kaum eine Vorstellung davon, keine Idee jedenfalls. Er macht es, spürt es, lotet es aus. Eine Barbara Cartland Leserin hat eine Idee davon und dann spürt man plötzlich die feuchte Zunge eines anderen Menschen und das passt gar nicht gut damit zusammen. Und beim Sex wird es nicht anders sein. Das 19te Jahrhundert mit seinen verquerten Moralvorstellungen, seinen prüden Idealen und seiner übersteigerten Gefühlsbetontheit, hat diese Seuche mit seinen ganzen Romanen verbreitet, und im 20igsten ging es weiter.

      Zu viele Ideen im Kopf, zu wenig Gefühl im Bauch, das ist meiner Ansicht, das Hauptproblem. Es gibt den Spruch: Dumm fickt gut. Ein böser Spruch, aber was sicher stimmt, ist, dass zu viel nachdenken, zu viele Ideen, Vorstellungen nicht gut sind, um den Körper wahr zu nehmen, zu spüren, was er fühlt, seinen Atem da hin zu bringen, dass er das Fließen von Lust begleitet.- Da war ein Dr. Sommer aus der damaligen Jugendzeitung „Bravo“ mit seinen konkreten Tipps direkt gut dagegen.

      In der heutigen Zeit hat sich da vielleicht was getan, andererseits gibt es noch viel mehr Projektionsflächen, mit denen sich die Mädels vergleichen, nicht nur die Plakatwände, sondern all die Musikvideos, die Modelabels, mit perfekten Gesichtern, mit makellosen Körpern, dass ich es mir immer noch schwierig vorstelle, hier ein lustempfängliches Eigenbild zu entwickeln, mit dem man gut vorbereitet ist, um Spaß beim Sex zu haben.

      Ab 25 da geht dann immer mehr. Wahrscheinlich finden danach die meisten Frauen langsam ihren eigenen Weg.

      Jedenfalls bis zu diesem Zeitpunkt waren alle Mädels außer Evi nicht ganz einfach zu befriedigen gewesen, keine Regel ohne Ausnahme. Dafür war sie in jeder anderen Richtung schwierig.

      Und ich war entgegenkommend, mir war es immer wichtig, dass ich dem Mädchen Lust verschaffte, und auch ohne meine späteren Erkenntnisse, dank Ramonas Unterweisungen, war mir die Wichtigkeit der Klitoris klar. Durch das jahrelange Training bei Jasmin, war ich versiert, es gut mit der Hand und mit der Zunge machen zu können. Ich machte es gerne, ich mochte es, wenn ich sah, wie sich die Anspannung lösten, wenn ich spürte, dass sie locker wurden und den Fuß in den Bügel bekamen und es losgehen konnte. Es machte mich geil, wenn sie seufzten und stöhnten und sich mir entgegen drückten und ich wusste, ich würde gleich in diese Möse ficken, die jetzt hier in ihrem Orgasmus vibrierte.

      Das war nicht das Problem zwischen mir und Marlene. Es war ein Problem des fehlenden Gefühls. Ich wollte nicht leiden, ich wollte aber das Gefühl, dass sie die richtige war, und das hatte ich einfach nicht. Das nächste Problem war, dass ich es nicht schaffte, ihr das zu sagen.

      Ich war es nicht gewohnt der Umworbene zu sein, der Geschätzte, der Geliebte. Ich war es aber auch nicht gewohnt, andere Leute unglücklich zu machen, anderen zu sagen, dass ich ihre Erwartungen nicht erfüllen konnte.

      Ich ließ es erstmal laufen und dachte, es würde sich selbst irgendwie regeln. Aber dem war keineswegs so. Wenn jemand keine Lust hat, eine Wahrheit zu entdecken, dann entdeckt er sie auch nicht. Nach achtzehn Monaten schlief ich nur noch ein Mal pro Woche mit ihr. Sie sprach es nicht an, aber ich sah immer öfter die Sehnsucht ihrem Gesicht und ich hatte plötzlich immer weniger Lust. Nach zwei Jahren sagte ich ihr, dass ich sie zu wenig liebe, dass ich ein Arsch sei, dass sie jemanden verdiene, der sie wirklich schätzte und ihr die Gefühle geben könnte, die sie bekommen sollte. Was man halt so sagt in der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts bei einer Trennung aus zu wenig Interesse.

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