MOLINOS MERENDA. Gela La Vigna. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gela La Vigna
Издательство: Bookwire
Серия: Dolcedo Krimi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742777676
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Frau plötzlich die Tische und Stühle umzusortieren. Nach einem ganz neuen Schema. Einige der muskelbepackten Mountainbiker halfen ihr dabei. Ganz klar, diese Frau hatte echt Ahnung und offenbar auch einen Plan!

      Und das was Marina eigentlich vom Eingreifen Filippos erwartet hatte, nämlich eine Bereinigung der schwierigen Situation, das hatte sie in Null Komma Nix geschafft, diese Fremde.

      Der Kinderwagen konnte passieren, die Mountainbiker belagerten fünf aneinander gestellte Tische und Filippo genoss noch ein Bier auf Kosten des Hauses.

      Selbstverständlich war er mit einem Piccolo zufrieden.

      Für diese Heldentat, die Rettung Gios, hätte diese Fremde eigentlich einen Orden verdient, doch in Ermangelung des selbigen, lud Marina sie auf ein birra grande ein. Die Hitze, das Bier, die Fremde... alles zusammen ergab plötzlich einen ganz neuen Sinn... das war gar keine Fremde... diese tatkräftige Frau kannte Marina doch irgendwoher?!?

      „Tutto bene – Alles gut?”, Marina lächelte leicht besäuselt.

      Sabine war etwas irritiert. Warum fragte sie diese Deutsche, ob alles gut war?

      Hatte der gestrige Abend doch ungewollt deutliche Spuren an ihrem Äußeren hinterlassen?

      „Ja, tutto bene! Ich heiße Sabine und wohne in der Mulino Pino”, dazu lachte sie verhalten.

      „Gestatten, Marina. Den Peter aus der Mühle kenne ich schon lange. Der hat fast die ganze Anlage

      alleine umgebaut, und das waren nur noch Gebäudereste. Ein toller Mann!”

      „Unter toller Mann hätte ich mir aber jetzt ganz was anderes vorgestellt!” Sabine warf einen Blick auf den Blecheselchef und zwinkerte Marina lächelnd zu.

      „Der ein toller Mann?.” flüsterte Marina ihr leise zu, denn sie hatte den Verdacht, dass in der Biker- gruppe doch ein paar deutschsprachige Touristen untergekommen waren. Sein Benehmen ließ doch deutlich zu wünschen übrig, „…der hat mir seinen Esel direkt vor den Tisch gestellt.”

      „Ja, gutes Aussehen ist eben nicht alles! Bei einem Mann zählen eben auch die inneren Werte, welche sich in guten Manieren manifestieren sollten.” Sabine musste selbst über ihre geschwollene Wortwahl lachen. Der bestellte Aperol Spritz wurde über die Köpfe der beiden Frauen gehievt.

      „Und wenn dann nix da ist als die inneren Werte?”, Marina zog eine Augenbraue hoch.

      „So wie bei Peter, meinst du?”. Mit so viel Vertrautheit hatte sich das Du von ganz alleine eingeschlichen.

      „Ja, zum Beispiel. Aber Peter hat bereits eine tolle Frau, da muss ich dir leider jede Hoffnung nehmen. Die ist Israelin und macht Super Yogakurse!”

      „Das habe ich gesehen, da liegt so ein Faltblatt in der Mühle rum!”

      „Kann ich dir nur empfehlen. Tut gut, besonders in unserem Alter!”

      „Ja, wir sind wohl ungefähr gleich alt.”

      „Sieht so aus. Magst du ABBA und Alan Parsons Projekt?” Das überraschend Direkte lag wohl an dem Bier.

      „Und Michael Holm oder Chris de Burgh?”, war das etwa reiner Sarkasmus, der Sabine da geritten hatte.

      Beide lachten.

      „Dein Lachen kenne ich!”, die Erkenntnis lag im Hopfen.

      „Ich würde gerne auch so gut italienisch können wie du!” Themenwechsel aus unerfindlichen Gründen.

      „Ich komme ja auch schon viele Jahre hierher, ich habe sozusagen eine italienische Familie. Es ist zwar nur eine Schwiegerfamilie, aber die ist topp!”

      „Und die Italiener quasseln den ganzen Tag!?”

      „Nein, eigentlich nur beim Essen, aber wir essen viel!” Marina rieb sich genussvoll ihr Bäuchlein. ”Aber ganz im Ernst, du kommst mir so bekannt vor...?”

      „Wenn du jetzt ein Mann wärst, dann würde ich geradewegs denken, du machst mich an!”

      „Nein, ohne Quatsch, ich habe zwar schon ein paar Promille auf der Schwarte,” und zur Bekräftigung hob sie den noch halb gefüllten Humpen, ”aber, ich kenne dich irgendwo her!”

      „Hmmh.”

      „Ja, echt! Wo kommst du denn her?”

      „Aus Augsburg.”

      „Ich bin zwar aus München, aber ich war mal in Augsburg.” Marina hörte sich an, als ob sich nur ganz selten Menschen aus München in Augsburg aufhielten oder als ob die Entfernung ungefähr so groß wie zwischen Rom und Hamburg sei.

      „Klar, Fuggerei besichtigen und so, oder Shopping?” Sabine feixte weiter ’rum.

      „Nein, in der Grundschule. Für fast zwei Jahre. Meine Mom hatte einen neuen Lover und wollte probieren, ob das mit dem Zusammenleben klappt.”

      „Und hat’s?”

      „Nein, sie hat’s vermasselt. Sie hat immer ihre eigenen Pläne und weicht in keinster Weise davon ab.”

      „Das kenne ich.” Sabine war eben auch eine starke Frau mit klaren Plänen.

      „ Aber vielleicht warst du zur selben Zeit auch dort?”

      „Ich habe meine ganze Kindheit in der schwäbischen Metropole verbracht!”

      „Ich war eigentlich nur ein Jahr dort auf der, hm ... Schule, irgend so ein Namen von einem Dichter...”, Marina rief sich alle ihr bekannten Dichter ins Gedächtnis. Viele waren das leider nicht mehr nach zwei birra grande.

      „ Doch nicht etwa die Eichendorff-Schule?”

      „Ja, doch genau! So hieß die.”

      „In welchem Jahr?”

      „1976 oder 77 in etwa.”, Marina kramte in Gedanken ihre Fotoalben durch.

      „Also, daher der Hase!” Sabine fasste sich schmunzelnd an die Stirn.

      „Wo siehst du hier Hasen?”

      Die beiden konnten sich kaum noch halten vor Lachen.

      Klar mit einem Dreiviertelliter Bier fallen schon mal die Schranken.

      Marina war sich jetzt ganz sicher „Wir sind uns da bestimmt schon einmal begegnet. Kennst du die Frau Hiermeier?”

      „Ja, die Frau Hiermeier, diesen Alptraum von Lehrerin, jeder nannte sie nur Frau Wegmeier...”, Wortspiele waren nicht nur eine Lieblingsbeschäftigung in ihrem Beruf als Journalistin, sie belebten auch jedes Gespräch.

      Ein Hauch von Erinnerung berührte die beiden.

      Daher also dieses vertraute Lachen.

      „Und den Huber...?”

      „Den Huber, den Hausmeister, oh ja, der ist mir mal mit dem Besen nachgelaufen!”

      „Oh nein, doch nicht etwa...?”

      „Ja doch, um mich zu verhauen!”

      „Was hast du angestellt, um diesen Gemütsmenschen so aus der Räson zu bringen?”

      „Kennst du diese dreieckigen Safttüten, die man auf alle Seiten stellen konnte?”

      „Klar doch!”

      „Die gab es doch damals im Pausenverkauf.”

      „Stimmt.”

      „Naja, die habe ich mit Kaugummi festgeklebt.”

      „Wohin hast du die geklebt?”

      „Überall dahin, wo sie hingeworfen wurden.”

      „Und der arme Huber musste die wieder entfernen, kein Wunder, dass er sauer war.”

      „Der hielt mich auch immer für den übelsten Lausebengel der Schule. Ich hatte damals kurze Haare und