MOLINOS MERENDA. Gela La Vigna. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gela La Vigna
Издательство: Bookwire
Серия: Dolcedo Krimi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742777676
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Namensgleichheit hierfür eine gewisse besondere Verantwortung zu tragen.

      „Eh beh, Mädels sind schwach und schwimmen können sie auch nicht!“, pöbelte Bruno.

      Bruno meinte wohl die Szene, als er seine Schwester erfolgreich untergetaucht hatte.

      „Und Buben können nicht bis zehn zählen! Wir hatten eine Abmachung. Du hast sie gebrochen. Ganz klar, dass du heute nicht mehr in meinem Zimmer schläfst!“

      Lucia versuchte zu vermitteln:“ Ich finde, das mit dem Untertauchen war keine gute Idee.

      Mädchen mögen so etwas nicht gerne. Aber du Chiara kannst ihn auch nicht einfach aus deinem Zimmer werfen. Wo soll er denn sonst schlafen?“

      „Er könnte doch bei mir in meinem … seinem eigentlichen Zimmer schlafen?“, Marina hatte nichts gegen ihren Neffen im Zimmer einzuwenden.

      Enzo krähte mit den Spaghetti noch im Mund entsetzt dazwischen: „Das gehört sich einfach nicht, dazu ist Bruno schon zu alt mit seinen elf Jahren!“

      „Ich finde das aber eine sehr gute Idee!“ Brunos Augen blitzten hoffnungsvoll.

      „Du willst ja nur der schönen Tante Marina etwas abgucken!“

      „Nix will ich abgucken!“

      „Doch, du guckst auch bei den Mädels am Strand immer ganz genau. Ich hab gesehen, wie du versucht hast, der Blonden während des Umziehens unter das Handtuch zu gucken!“

      Marina blieben fast die Spaghetti im Halse stecken. Das Gespräch nahm eine unerwartete Wendung.

      Bruno Gesichtsfarbe verwandelte sich gerade von einem zarten Rosé ins Purpurrote.

      Enzo ergriff Partei für seinen Sohn. Alle Jungs gucken gern in seinem Alter, das ist doch nicht verboten!“

      „Dann will er bei mir sicher auch gucken, deshalb darf er gar niemals nicht mehr in meinem Zimmer schlafen!“ Chiara erhob sich erbost von ihrem Platz.

      „Das betrifft nicht nur sein Alter, Papa guckt heute noch jeder Weiberschürze hinterher!“ Lucia kannte die gesamteuropäische Männerwelt.

      „Nicht jeder Weiberschürze, mehr dem, was sich darunter verbirgt!“, Enzo schmunzelte.

      „ Du bist ja ein tolles Vorbild für Deinen Sohn, du solltest dich was schämen!“

      „Bei mir schläft der Blödmann auf alle Fälle nicht mehr!“ Chiara brauste davon.

      Jetzt liefen dem sonst doch schon so großen Bruno die Tränen herunter.

      Lucia wollte ihm tröstend über den Kopf streichen, als er verärgert ihre Hand wegschlug.

      Ein echter Kerl braucht keine Weiberhand zum Trösten.

      Marina hatte das Gefühl, dass sich seit ihrem letzten Aufenthalt hier einiges verändert haben musste.

      Antonio zupfte sich an seinen Restbarthaaren und brummelte: „Du ziehst einfach zu mir in meine Junggesellenbude, da haben wir dann eine Männer WG.“

      „Das ist doch eine gute Idee, meinst du nicht Bruno?“ Orla war zufrieden. Man muss nur warten können.

      „Marina kannst du nicht noch dein Sax auspacken, lass uns Musik machen!“ Silvo stand auf, um seine Mandoline aus der Truhe zu holen.

      Marina wurde kreidebleich.

      Wo hatte sie den Koffer mit dem Sax nur hingelegt?

      Hatte sie ihn überhaupt aus dem Cinquecento genommen?

      „Bruno, du hast mir doch geholfen, den Fiat auszuräumen? Wohin hast du denn den schwarzen Koffer getan?“

      „Da war kein schwarzer Koffer!“

      „Bist du dir sicher?“

      „Glaubst du ich bin blöd?“ Dass immer alle auf ihm herumhacken mussten.

      „Dann muss er geklaut sein!“ Marina wurde klamm ums Herz.

       Ihr teures Stück, auf das sie jahrelang gespart hatte, einfach weg, nein, das darf nicht sein!

      „Wer klaut denn ein Saxofon?“ Enzo schüttelte den Kopf.

      „Ein Mafioso, dann wirft er das Sax über die Klippen und transportiert Schwarzgeld darin!“ Oh Gott, was hatte Bruno für kriminelle Energien.

      „Oder ein Musiker, der ein neues braucht!“ Silvo konnte sich auch durchaus vorstellen, dass eine neue Mandoline besser klingen würde als seine alte.

      „Trink erst mal einen Grappa auf den Schreck!“ Statt der Mandoline wurde die Ein-Liter-Selbstabfüllflasche aus der Truhe geholt.

      Was für ein Drama. Mit einem Grappa ist es bei soviel Elend nicht mehr getan.

      Also wurden es zwei oder drei, vielleicht auch fünf.

      Das Zählen hatten sie aufgegeben.

      Und mutig wurde ein Plan zur Wiederbeschaffung geschmiedet.

      „Morgen geh ich gleich zu den carabinieri! Hicks.“

      „Na, wenn‘s was hilft?“ Enzo hielt nicht allzu viel von den ortsansässigen Steuerverbrauchern.

      Etwa zur selben Zeit kämpfte die Dunkelheit in Dolcedo gegen die Tiere der Nacht.

      Sie versuchten den Gumpen ihr grausigstes Geheimnis zu entreißen.

      Diesmal noch siegte die Dunkelheit.

      Kapitel 5

      Marina suchte gleich nach dem deftig bayerischen und wohl vertrauten Leberkäs-Frühstück mit Antonio die carabinieri in der Via Mameli auf. Nicht dass sie sich ernsthaft Hoffnung gemacht hätte, aber wenigstens wollte sie nicht kampflos aufgeben. Sie musste erst durch das schwere Eisentor, den Türdurchlass am Haus und natürlich ins Wartezimmer, bis sie nach gefühlten zwei Stunden endlich vor die große Theke durfte. Naja, es war weniger eine Theke als eine Besucherhemmschwelle, die Eindruck machen sollte. Dahinter tippte ein unsichtbarer Beamter eifrig in ...seine Schreibmaschine.

      Wo gab’s denn noch so was? Im Computerzeitalter?

      Marinas Vertrauen begann weiter zu schwinden.

      Offensichtlich hatte sie noch kein Mensch wahrgenommen. Sie räusperte sich.

      Sie hüstelte.

      „Un attimo!“ antwortete der Schreibling.

      Als er sich endlich erhob, wich Marina kurz zurück.

      Dicker Bauch und fettige Haare. Das Schmalz stand förmlich im Hemdkragen.

      Zum Abgewöhnen.

      Beamte werden hierzulande beschäftigt, grauenvoll.

      Warum man so was nicht vor dem Kontakt mit der Allgemeinheit bewahrte?

      „Und was kann ich für sie tun?“

      Oh, das klang ja ganz verheißungsvoll!

      „Mir wurde mein Saxofon gestohlen.“

      „Name?“

      „Jamaha.“

      Der Fettige malte Buchstaben in ein Antragsformular.

      „Vorname?“

      „Marina.“

      „Wohnhaft?“

      Gekritzel.

      „Bei den Bianchis.“

      Irgendwie schwante Marina in diesem Augenblick, dass da etwas schief gelaufen war.

      „Also, Frau Jamaha, wann ist der Diebstahl geschehen?“

      „Ich heiße Marina Bianchi.“

      „Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen!“