MOLINOS MERENDA. Gela La Vigna. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gela La Vigna
Издательство: Bookwire
Серия: Dolcedo Krimi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742777676
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endlich auch, wer du warst!”, Marina pries ihr doch noch funktionierendes Gedächtnis. „Aber ich dachte auch, du wärst ein Junge...?”

      „Wenn man für einen Jungen gehalten wird, kann man jede Menge Mist machen. Aber ich kann dir versichern, dass ich schon immer weiblichen Geschlechts war!” Sabine lachte herzerfrischend. „Und um meine Untaten von damals aufzuarbeiten, mache ich jetzt einen Selbsterfahrungskurs oben in der Mühle. Das sind Typen sage ich dir! Wehe, wenn sie losgelassen, da geht es ganz schön ab. Wird wohl spannend werden!”

      „Ja, das hört sich auf alle Fälle vielversprechend an. Bei mir ist dagegen eher Müßiggang angesagt, mit Gio spazieren gehen und so...”

      „Ach, das ist also dein neuer Begleiter. Etwas stur der Typ, oder?!”, Sabines Lachen konnte richtig ansteckend sein.

      „Aber sonst ganz in Ordnung. Und das Tolle ist, dass man ihn bei Regenwetter auch als Wischmopp einsetzen kann.” Marina lachte vergnügt und dachte an die gestrige etwas stürmisch geratene Begrüßung.

      „Na, was für ein Glück, dass es heute nicht regnet!”

      ...

      Eine grau getigerte, dickbäuchige Katze überquerte behäbig den Barvorplatz.

      ...

      Gio, sonst so träge, sprang auf wie ein Wiesel und jagte hinter ihr her. Naja, er wollte hinter ihr herjagen. Da er jedoch am Tischbein festgebunden war, nahm er dasselbe, also mitsamt Tisch im Gefolge, einfach mit. Der Tisch aber wehrte sich verzweifelt gegen eine unerwünschte Standortveränderung, insbesondere, da um ihn herum mehrere Blechesel standen. Im nächsten Moment standen sie schon nicht mehr, denn der herumwirbelnde Tisch sorgte für eine gewisse physikalische Unordnung im Eselsland. Auch die Maß Bier, naja, eher der ehemalige fast leere Maßkrug und der Aperol Spritz wurden unsanft vom Glas getrennt, flogen durch die Luft und landeten auf einem der Bikertische. Und bedauerlicherweise auch auf einem der Biker...

       Nun setzte ein gewisser Tumult ein. Einige der betroffenen Personen waren auch nicht untätig und wollten zur Rettung ihres Sportgeräts unverzüglich einschreiten. Leider unterschätzte der Chef der Biker die Auswirkung einer gespannten Leine und küsste demzufolge unsanft die Pflastersteine. Dabei öffnete sich zum Glück der Karabinerhaken und Gio konnte endlich seine geplante Tat, nämlich die Verfolgung des Sofatigers, zeitnah fortsetzen.

      Der vom Glas getroffene Biker lag bewusstlos mit dem Gesicht auf dem Tisch.

      Blutüberströmt.

      Eine ungewöhnliche Stille breitete sich aus.

      Sabine und Marina saßen immer noch unbewegt auf ihren Stühlen. Doch jetzt leider ohne Tisch.

      Der ehemals gutaussehende Biker-Chef lag zu ihren Füßen.

      Ihre Blicke trafen sich.

      Zuerst die der Frauen.

      Dann mit dem Biker.

      Stille.

      Am Nebentisch hob der scheinbar Bewusstlose seinen blutigen Kopf und sagte in gebrochenem Englisch:„Always problems with dogs!”

      Das langsam aufkeimende Lachen war befreiend und erlöste Marina aus ihrer Starre, sie reichte dem Schönling zu ihren Füßen helfend die Hand.

      Er strich sich nur galant durch die Haare, wischte sich den Dreck aus dem Gesicht und sagte: „Mi presento, Mike!” Also doch Manieren!

      Jetzt wurde Marina auch klar, weshalb echte Biker an allen Stellen Schutzpolster trugen, man kommt dabei in jeder noch so unangenehmen Angelegenheit meist gut weg und macht dabei auch noch eine gute Figur.

      Der Barbesitzer nahm das Ausmaß des Schadens auf:

      Ein zerkratzter Tisch mit nur noch drei Beinen

      Drei kaputte Gläser, zwei von den Damen, eines von dem Biker.

      Und drei verletzte Gäste, einer davon mit einem Schnitt vor dem rechten Ohr, die anderen mit kleineren Schürfwunden. (Diesmal zwei Biker und eine Dame – Marina wurde bedauerlicherweise vom Pedal eines Esels gestreift).

      Wenn das nicht Glück brachte, das mit der Zahl Drei?

      Marina gab noch eine Bar Runde aus, schließlich hatte ihr Leihhund Gio all diesen Unfug verursacht. Das mit dem Schaden würde man später noch regeln. Sie war erst einmal froh, dass die Sache mit der befürchteten Barleiche doch noch so gut ausgegangen war. Sie verabredete sich mit Sabine für den nächsten Tag an der Ponte nach Ripalta, um weiter in gemeinsamen Erinnerungen zu schwelgen und machte sich dann daran, den Unhold wieder einzufangen.

      Die beiden Frauen trennten sich, beide nun nach den morgendlichen Ereignissen deutlich auf- und angeheitert und gingen weiter ihrer Wege.

      Sabine ging wieder hinauf zur Mulino Pino, schnappte sich dabei noch ein Schilfrohr als Stellvertreter für das Element Wasser, das sie wohl in den Handschalen schlecht transportieren können würde.

      Marina schaute derweil noch auf einen Sprung bei Renzo vorbei, der einen kleinen Laden mit Kunstgewerbe in der Touristenauffanggasse von Dolcedo hatte. „Ciao, Renzo, che cosa fai di bello?“ Renzo machte immer irgendwas Schönes, irgendeine Schnitzerei oder eine Collage, die das Interesse Marinas fanden.

      „Ciao, Rina, seit wann bist du wieder im Land? Ich arbeite gerade an einer Skulptur. Schau nur, was der Prino alles angeschwemmt hat!“ Renzo hatte seine Fundstücke zu einer Art Marterpfahl zusammengebaut. Alte Wurzelstücke waren dabei noch die unverfänglichsten Exponate. Marina mochte gar nicht wissen, was da alles so drin und drauf montiert war.

      „Mir gefallen deine Collagen besser!“, Marina konnte mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg halten, nicht nach diesem feucht-fröhlichen Morgen.

      „Das ist auch so eine Art Collage nur etwas grösser und dreidimensional.“

      Renzo zwinkerte ihr zu: „Oben ist wieder ein neue Gruppe Touristen angekommen, vielleicht sind da ein paar Verrückte dabei, die mir das Ding abkaufen?“

      „Ein paar Verrückte sind da wohl immer dabei,

      aber zum Abkaufen hättest du das Ding besser etwas kleiner gemacht!“

      „Es passt schon in ein Auto!“

      „Ja, in deines schon, aber du hast auch ein großes und langes!“

      Marina lachte. Es war immer wieder nett, wie Renzo einfach so drauf los arbeitete ohne sich Gedanken um die Vertriebsmöglichkeiten zu machen. Ein richtiger artista eben.

      Der gut aussehende italienische Künstler machte sich auch sonst eher wenig Gedanken und lebte einfach in den Tag hinein. Das war wohl auch der Grund, weshalb Marina ihn gerne aufsuchte. Diese Art, das Leben leicht zu nehmen, konnte ansteckend sein. Zumindest ein kleines Scheibchen hätte sie sich davon gerne abgeschnitten.

      Sie durchkramte noch sein Ladenatelier um die letzten Arbeiten zu begutachten und machte sich dann weiter auf den Nachhauseweg. Gio würde bestimmt schon angekommen sein. Hoffentlich ohne Katze.

      Zuhause warteten schon Bruno und Chiara, schließlich hatten doch noch – trotz aller Zweifel – alle mitgebrachten Geschenke Gefallen gefunden und heute sollte es endlich zum Baden an die Küste gehen. Wahrscheinlich nahmen sie den Kiesstrand in Oneglia, da konnte man auch in der Hochsaison noch ein Plätzchen finden, ohne sich wie die Sardine in die Büchse zu begeben.

      Marina freute sich schon auf den Ausflug mit Ihren nipoti.

      Es blieb ihr nur noch wenig Zeit, um ihre Unbeschwertheit zu genießen.

      Aber das wusste sie in diesem Moment noch nicht.

      Kapitel 4

      „La cena e pronta!”

      Orla musste nicht besonders laut rufen, damit die Bianchis aus all ihren Löchern krochen, um am Abendessen teilzunehmen. Heute