MOLINOS MERENDA. Gela La Vigna. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gela La Vigna
Издательство: Bookwire
Серия: Dolcedo Krimi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742777676
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alle Fälle war sie sich nicht mehr ganz so sicher, hier unten wirklich alleine zu sein, als sie sich ihrer Unterwäsche entledigte und ihre Jeans und ihr T-Shirt überzog.

      „Lass uns auf eine merenda in die Bar gehen,“ schlug Marina vor, auch um einer eventuellen Beobachtung durch einen unerwünschten Besucher zu entgehen.

      „Oh ja, ich hab auch Hunger, aber was machen wir mit der nassen Unterwäsche?“

      „Wir legen sie hier auf diesen Stein in die Sonne. Wenn wir zurückkommen, ist sie trocken.

      Bald schon zierten Blümchen-BH und Slip, sowie schwarzer Spitzen-BH und Tanga den größten Stein im Rio dei Boschi.

      Sabine versuchte ihre Sprachkenntnisse bei der Bestellung anzubringen und wurde dabei liebevoll von Marina ergänzt. Bei panini, focaccia und vino wurde das oben im Tal angefangene Gespräch fortgesetzt.

      „Warum bist du hier bei deiner Schwiegerfamilie in Dolcedo und warum ist dein Mann nicht mitgekommen?“

      „Pietro ist vor einigen Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Er hat das Flugzeug selbst geflogen.“

      „Das tut mir leid. Hat er einen Fehler gemacht?“

      „Nein eher nicht, es war wohl technisches Versagen. Die Techniker haben das Problem nicht wirklich in den Griff bekommen. Aber lassen wir das Thema. ...Ich komme seither drei bis viermal im Jahr für ein paar Wochen hierher, sozusagen meinen gesamten Jahresurlaub und die verlängerten Wochenenden. Ich mag die Bianchis gerne, weil sie eben eine typisch italienische Großfamilie sind.“

      „Hast du denn in Deutschland keine Familie?“

      „Doch eine Schwester und noch eine Mutter, aber mit ihr verstehe ich mich nicht sehr gut. Sie hat an meinem Leben ganz schön viel auszusetzen und ich bin es leid, mich immer rechtfertigen zu müssen.“

      „Ja, das ist glaube ich in unserem Alter auch kein Thema mehr.“

      „Als ob sich in unserem Alter nicht noch interessantere Themen bieten würden. Wie schaut es bei dir in Sachen Mann aus?“

      „Ehrlich gesagt, mal einer für kurz, dann wieder weg, oder einer lang, dann auf die Dauer zu mürbeteigmässig usw., nichts Richtiges eben. Und schon gar nicht für den Rest des Lebens. Ich war auch mal verlobt, ganz altmodisch, aber der war auf die Dauer so echt langweilig, dann haben wir’s besser sein gelassen.“

      „Ja, stimmt, Langeweile ist der Tod jeder Beziehung!“

      „Oder Untreue!“

      „Manchmal ist es auch nicht schlecht ungebunden zu sein, dann kann man mehr naschen!“

      Marina lachte schon wieder.

      „Nur die richtigen Früchte müssen erst einmal gefunden werden!“ Sabine zwinkerte einem grau melierten Italiener am Nachbartisch zu. Beide reifen Mädels lachten.

      „Schön, dass man mit dir so viel lachen kann!“

      „Ja, da finde ich auch!“

      Renate näherte sich aus der Richtung der Ponte und setzte sich ausgerechnet an den Nebentisch.“ Ah, hallo die Damen, wie geht’s nach dem Bade?“

      „Woher weißt du, dass wir baden waren?“

      „Ich habe Augen im Kopf.“

      „Wir haben dich gar nicht gesehen!“

      „Ihr hattet wohl auch gerade keinen Blick frei!“

      Sie bestellte Aperol Spritz mit einer Pizza.

      Das nette Gespräch von Sabine mit Marina war damit erst einmal beendet.

      Sabine fühlte sich nicht mehr wohl hier. Sie wollte keine deutschen Ohren bei einem vertrauten Gespräch dabei haben. Um dann vielleicht noch in der Gruppe mit den Inhalten konfrontiert zu werden.

      Marina bemerkte dieses Unwohlsein ihrer neuen Freundin: „Lass uns doch noch eine Fotosafari in Isolalunga machen, das ist ein Ortsteil von Dolcedo mit einem unglaublichen Charme. Sie zahlten ihre Rechnung dentro, wie das bei einer italienischen Bar üblich war und verließen die Bar ohne Gruß an Renate. Schließlich war sie es, die ihren Aufenthalt unerwünscht verfrüht beendet hatte.

      Die beiden Frauen im besten Alter wanderten über die ponte ...das Tal Conca d’ oro ein Stück nach vorne Richtung Ligurisches Meer. Schon der Ortseingang von Isolalunga ließ eine spannende mittelalterliche Ansiedlung erwarten. Autos gab es keine. Die vicoli waren viel zu eng und steil. Es war ein unendliches Gewirr von Gassen treppauf, treppab, durch Gewölbe hindurch, eine Mischung aus Hell und Dunkel, aus Verfall und Auferstehung.

      Man wusste nie, was hinter der nächsten Abbiegung auf einen wartete. Und so gab es tatsächlich spannende und auch zahlreiche Fotomotive zu entdecken:

      Die Katze auf der Ruinenmauer...

      Eine blühende Bougainville...

      Den Sarazenenturm ...

      Den eingestürzten Torbogen...

      Eine halb verfallene Kirche...

      Dachgärten überall...

      Eine Katze auf der Vespa...

      Hohle Ruinen...

      Und trotzdem war das Dorf zumindest teilweise bewohnt.

      Sabine machte sich einen Spaß daraus, die Namensschilder an Türen und Postkästen zu lesen.

      „Ziemlich viele deutsche Namen hier!“

      „Sogar Maiers und Hubers!“ Marina war das noch nie so richtig aufgefallen.

      Sabine und Marina kletterten wie neugierige Kinder in dem mittelalterlichen borgo herum.

      Dabei entstanden durchaus realistische Ideen für ihr neues Buchprojekt. Es könnte eine Fotodokumentation über mittelalterliche Spuren im Val Prino werden. Die damaligen Handelsgeschäfte könnten dabei eine wichtige Rolle spielen. Und es sollten alle mulatiere deutlich nachvollziehbar für Wanderer jeder Nationalität verzeichnet sein. Auch kleine Postkartenidyllen wie diese hier sollten eingefangen werden. Vielleicht noch ein paar Geheimrezepte?

      Auf dem Rückweg gingen sie noch bei Antonios orto vorbei. Er freute sich riesig Marinas neue Freundin kennenzulernen, wenngleich es noch deutliche Sprachbarrieren gab. Trotzdem nutzte Sabine auch dieses Treffen um ihre Italienischkenntnisse aufzubessern. Heute lernte sie den Namen verschiedener Gemüsesorten kennen, die ihr Antonio bereitwillig vorstellte. Antonio war ein typisch italienischer nonno, fast wie aus dem Bilderbuch. Dazu das Ambiente des Weinberges und der Zitronenhain, es war wie man sich Italien im Bilderbuch vorstellt. Sabine machte auch hier viele Fotos.

      Und weil der Weinberg Sabine so begeisterte, holte Antonio eine dunkelgrüne Flasche ohne Beschriftung aus der cantina. Das war natürlich der beste Wein der Welt. Fatto a mano.

      Der Alkoholgehalt lag wohl ein bisschen über dem Norm-Maß, denn als die beiden Damen den orto verließen, hatte sich die Stimmung deutlich gebessert, die Sprachqualität sich aber erheblich verringert.

      „Und vergiss nicht morgen nimmst du Gio mit!“ rief Antonio noch hinterher „Ich fahre nach Remo auf den Markt!“

      Ja, richtig, spätestens wenn Antonio auf den Markt ging, um einige seiner Agrarprodukte zu verkaufen, war für Marina wieder Hundesitting angesagt.

      „Super, isch mag Hunde!“ lallte Sabine.

      „Isch ausch!“ Beide lachten wie die Teenies.

      Sie schlenderten nun in etwas gemäßigtem Tempo nach Dolcedo zurück, um sich zu ihrer Wäsche zu begeben. Inzwischen war die Dämmerung über das Tal hereingebrochen. Als sie an der ponte ankamen, war kein einziges Stoffstück mehr zu sehen. Sie suchten auch alle anderen Steine ab. Nichts.

      „ Vielleischt der vento?“ Sabine hatte schließlich fast immer