MOLINOS MERENDA. Gela La Vigna. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gela La Vigna
Издательство: Bookwire
Серия: Dolcedo Krimi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742777676
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Chiara und Bruno erheblichen Anteil hatten. Insgesamt lässt sich wohl Folgendes rekonstruieren: Beide waren nicht unerheblich eifersüchtig auf Marina, weil wohl durch Marinas Aufenthalt in Dolcedo einige Nachteile auf sie beide warteten:

      Zum einen spielte Marina zumindest bei Antonio und Gio, seinem treuen maremmanischen Schäferhund, während ihrer langen Anwesenheit die allererste Geige. Außerdem mussten Bruno und Chiara in einem Zimmer schlafen, da Marina das zweite Kinderzimmer als Gästezimmer zur Verfügung gestellt bekam.

      Zu allem Überdruss versuchte Marina, Bruno immer auf ihren Touren mitzuschleppen, obwohl es Bruno hasste, zu Fuß zu laufen. Und auch der Speiseplan und die Essenszeiten wurden geändert, damit Marina einen ordentlichen italienischen Haushalt zu sehen bekam …und... und... und!

      Diese Liste ließe sich noch unendlich fortsetzen, davon aber an anderer Stelle.

      „Jetzt reicht es!“, ermahnte Silvo die Kinder, „manche Dinge sagt man nicht, die denkt man nur!“

      „Eh, beh...Aber wenn man sie nur denkt, woher sollen die anderen dann wissen, was man denkt?“ fragte Bruno entgeistert.

      „Die anderen sollen eben nicht wissen, was man denkt! Non fare domande stupide. Basta! - Frag’ nicht so blöd!“

      Nach dem Pasta Gang wurden die Kinder zu Bett geschickt, wahrscheinlich weil die Erwachsenen doch etwas genervt von den Streitereien waren. Aber vielleicht waren Sie von dem Streitinhalt auch nur so angeregt, dass sie nun doch in Abwesenheit der Kinder, die manchmal unerbittlich ehrliche Zeugen waren, weiter tratschen konnten.

      „Orla, meinst du nicht auch, dass wir nach so langer Zeit endlich mal den Alltag Alltag sein lassen könnten?“ Silvo kraulte ihr die Küchenschürze.

      „Was meinst du damit genau?“

      „Naja, jetzt gehört doch Marina schon so gut wie zur Familie. Da musst du sie nicht mehr beeindrucken!“

      „Beeindrucken womit?“

      „ Zum Beispiel gibt es immer grandiose Vorspeisen, wenn Marina da ist. Bei uns gibt es sonst nur alici oder olive con pane. Und die Essensausgaben reißen auch immer ein großes Loch in unseren Geldbeutel. Lass’ es doch endlich, wie es immer ist.“

      „Dann denkt Marina nur, dass wir arme Leute sind!“, Orla bearbeitete ihren Schürzenzipfel.

      „Vielleicht denkt sie dann gar nicht so falsch!“

      Enzo benutzte jetzt auch den Faust auf den Tisch Trick.

      Grrrrrh...Brrrrhhhh....Klirrrr. Na, also.

      „Aber ich möchte nicht, dass sie das denkt! Sie denkt sonst noch, wir hätten es ohne Pietro nicht mehr so weit gebracht!“

      „Aber das stimmt doch auch in gewisser Weise“, Lucia bearbeitete ihre falsche Perlenkette im Akkord, „Pietro hat die Familie immer finanziell unterstützt.“

      „ Dann reicht dir mein Einkommen also nicht!“, Enzo erhob schon wieder seine Faust. „Gewiss ich bin kein Pilot, nur Mechaniker für Schiffe. Aber ich mache meine Arbeit gut und ich bin glücklich. Ich habe Meerblick, wenn ich arbeite. War es denn wirklich besser als Pietro noch lebte?

      Oder fängst du an, ihn in deinen Erinnerungen zu verklären? Es ist so wie es ist, er wird nicht wieder lebendig werden.“

      Lucia zwang sich Röte ins Gesicht und streichelte die stark beanspruchte Tischplatte: „ Ich möchte auch nicht, dass wir Marina immer etwas vormachen, wir sind zwar nicht arm, aber reich sind wir wohl noch weniger!“

      „Meckere nicht rum! Du brauchst gerade reden, du spielst ihr immer die liebende Schwägerin vor und in Wirklichkeit bist du nur eifersüchtig!“ Enzo bekräftigte diese Erkenntnis mit zwei trommelnden Fäusten.

      Brhhh.......Grrrrhh......Brrrhhhhhhhhhh.........Klirrhh. Der Sound übertraf alles bisher Gehörte.

      „Ich will nur nicht, dass wegen meiner Schwägerin alles durcheinander kommt. Und dann noch die ständigen Streitereien der Kinder. In dem Alter sollten sie nicht mehr in einem Zimmer schlafen!“ Die Perlenkette hatte inzwischen wohl die Strecke bis Rom hinter sich gebracht.

      „Soll Marina etwa zu Antonio ins Zimmer ziehen?“, Orla rümpfte schon vorab ihre Nase.

      „Nein, das geht nun wirklich zu weit!“ entgegnete Antonio entsetzt und schob den Teller weit von sich.

      „Fangen wir doch mal mit dem Essen an, das ist am einfachsten zu lösen“, Silvo streichelte dazu seinen Tellerrand, wahrscheinlich um den Bildimpuls für die eher visuell Orientierten zu verstärken, „wir essen nicht mehr wie Festtags, sondern ab morgen wie immer und auch die Zeiten bleiben wie immer, eben nicht jeden Mittag zur selben Zeit, abends kann es ja so bleiben wie es ist. Aber es geht nicht an, dass wir mittags alle zur gleichen Zeit am Tisch sitzen müssen, nur wegen Rina! Jeder isst, wenn er Zeit hat und manchmal auch mehrere zusammen. Wie sonst auch. Und... „ an Orla gewandt, „ein Pasta Gericht reicht, die alici kann sich ja jeder selbst aus dem frigo nehmen.“ Er fummelte wieder an Ihrer Schürze rum.

      Orla haute ihm eins auf das Patschehändchen und schluckte schon, um Anlauf für die Widerrede zu nehmen.

      „Dann muss ich nicht einmal mehr aus dem Orto zurückkommen!“ Antonio warf Zustimmung in die Tischrunde, um Orlas Redeschwall zuvor zu kommen. „Ich nehme mir meine merenda einfach mit und ich gehe jetzt zu Bett!“ Antonio wollte sich das gute Ende des Abends nicht versauen und dazu noch einen Schlusspunkt setzen. Basta!

      „Buona Notte!“-„Buona notte!“

      Orla schwieg grummelnd und bearbeitete nun wieder selbst ihre Schürze.

      Enzo und Silvo gingen zum Rauchen nach draußen, auch um die Damen des Hauses nicht beim Tischabräumen zu stören. Da war es bei den Bianchis wie bei den meisten italienischen Familien. Die Hausarbeit gehörte den Frauen, die Ligurer waren und sind in dieser Hinsicht sehr traditionell eingestellt.

      Besonders die Männer halten gerne an diesem Rollenverhalten fest und nutzen dann die Abwesenheit der Frauen, um über sie zu lästern.

      „Ich hätte mir das nicht gefallen lassen!“ Silvo versuchte Enzo anzuspitzen und reichte ihm Feuer.

      „Was ...?“ Enzo spitzte das Zigarillo mit den Lippen an und zog kräftig.

      „Naja, die Bemerkung mit dem Auskommen, dass ihr dein Geld nicht ausreicht!“

      „Aber das hat sie doch gar nicht so gesagt!“ Ein Dreifaches Paff, Paff, Paff.

      „Aber sie hat es so gemeint! Mir hätte das Orla nie gesagt. Schon gar nicht vor der Familie!“

      „Ja, Orla ist eine andere Generation.“ Enzo schickte Rauchkringel in den Abendhimmel.

      Wahrscheinlich Friedenspfeife.

      „Generation hin oder her, es gehört sich nicht, dass sich die Frau offen über das Gehalt ihres Mannes beschwert! Ist sie denn nie zufrieden?“ Das Ei des Unfriedens musste schon gelegt werden.

      „Hai ragione, -Du hast recht-, ich habe auch den Eindruck, dass sie nie zufrieden ist. Das mit dem Zimmer ist schon lange ein Thema. Sie sagt, wenn wir uns endlich ein eigenes Haus leisten könnten, dann bekämen Bruno und Chiara ein eigenes Reich mit Kinderbadezimmer. Und wir hätten ein eigenes Gästezimmer, da gäbe es viele Probleme erst gar nicht.“

      „Beh! Bist du etwa Onassis? Wer glaubt sie denn, wer das bezahlen soll? Ihr bekommt eh nach unserem Tod das Haus, das könnt ihr doch wohl abwarten!“ Silvo fasste sich an die Brust, wahrscheinlich um sein baldiges Herztodende anzudeuten.

      „Darum geht es doch gar nicht, sie möchte nur unabhängig sein. Außerdem ist ihr das Haus zu alt. Sie möchte eins in den Siedlungen an die Küste.“

      „Jetzt schlägt es aber dreizehn! Deine Frau möchte die ganze Zeit, und wer, bitte, wer soll das bezahlen? Du etwa?“ Silvo schnappte nach Luft.

      Ein