Das Geheimnis der Toten von Zerbst. Roberto Schöne. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roberto Schöne
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847682752
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ich schon von einem Liter Öl aus.“

       „Das könnte stimmen“, warf Richie ein. „Also auf keinen Fall nur eine Restmenge.“ Als Richie von Strobel den Bericht zurück bekam wandte er sich an die Laborantin: „Vielen Dank Cassandra, gute Arbeit.“ Darauf nickte diese nur und ging.

       „Ich glaube, dass Ihre These durch die Probe unterstützt wird“, sagte der Doktor.

       „Das könnte man so sagen, nur ohne Leiche oder verwundeten Körper ist der beste Verdacht nichts wert. Und nach dem Ergebnis von Cassandra wackelt meine Hinrichtungstheorie. War eigentlich auch unlogisch. Bei der Entfernung hätte es dem Opfer den Schädel weg gerissen. Ich glaube ich muss morgen wieder nach Dessau.“

       „Danach sieht es aus“, bestätigte Strobel und schlug seine Mappe auf.

      5

      Als das Telefon auf Bennos Schreibtisch klingelte, zögerte Strobel etwas aus der Mappe zu entnehmen, und starrte auf Bennos Bemühungen an den Hörer heranzukommen. Benno gelang es schließlich, und er meldete sich mit klarer Stimme: „Zender, was kann ich für Sie tun?“ Nach kurzem Zuhören sagte Benno dem Teilnehmer: „Nein ich bin nicht Richie, mein Name ist Benno. Ja einen Moment bitte.“ Als Benno Richie den Hörer hin hielt murmelte er: „Für dich.“

       „Richie am Apparat. Wer spricht?“ Kurze Pause in der Richie überrascht die Augenbrauen hob. „Kommissar Koschinski, dies ist aber eine Überraschung.“ Noch während der Worte sah Richie Strobel fragend an. Dieser nickte leicht mit dem Kopf. Dann wurde Richie blass. Verkrampft hielt er den Hörer fest. Seine Atmung drohte auszusetzen. Er stützte sich am Computertisch ab und war bemüht seine Fassung wieder zu finden. In die Sprechmuschel hauchte er: „Einen Moment.“ Er fuhr sich mit der Rückhand über die Stirn, als ob er sich den Schweiß abwischen wollte, der nicht vorhanden war.

       „Sie haben Danielas Leiche in einem Waldabschnitt in der Nähe von Zerbst gefunden. Ich glaube Spitzberg, oder so. Ich muss sofort hin. Das muss ich mit eigenen Augen sehen.“ Strobel hob nur die rechte Hand mit erhobenem Zeigefinger und deutete eine kreisende Bewegung der Rotorschraube an.

       „Ich bin in ca. einer Stunde da“, sagte Richie zu dem Kommissar und gab Benno den Hörer zurück, welcher von Strobel ebenfalls das Rotationszeichen und das Telefonzeichen erhalten hatte. Dies bedeutete den Piloten von dem bevorstehenden Flug zu informieren. Richie erweckte den Eindruck als ob er jeden Moment umfallen würde. Strobel stand schon bereit um ihn notfalls aufzufangen. Dann ging ein Ruck durch seinen Körper und er fragte den Doktor: „Was hatten Sie eigentlich vorhin auf dem Herzen als Sie kamen?“ Doch dieser stellte zuerst die kurze Gegenfrage: „Geht’s wieder?“ Worauf Zender nickte.

       „Fliegen Sie hin und erkunden Sie die Lage. Dann reden wir über weitere Schritte.“ Aus seiner Mappe holte Strobel einen Brief und einen Ausweis zum Anstecken. Beides überreichte er an Richie mit den Worten: „Die sind zwar nicht mehr neu und aktuell, sollten aber ihren Zweck erfüllen bis wir andere Ausweichmittel haben. Bitte sorgfältig aufbewahren und nur dann zum Einsatz bringen wenn es unbedingt notwendig ist. Ich kann Sie nicht ständig aus dem Knast holen, oder von irgendwelchen misslichen Umständen befreien. Ich habe auch andere Aufgaben.“ Doktor Strobel machte sofort kehrt und verließ die Zentrale.

       „Der Helikopter steht bereit und ist augenblicklich startklar für dich, Ric“, sagte Benno.

       „Ich bin gleich weg, doch vorher noch etwas für Ed. Du stellst alle möglichen Karten aus der Gegend Dessau, Roßlau und Zerbst zusammen. Weiterhin brauche ich über Zerbst die Stadtgeschichte. Auch kleine Nebensächlichkeiten können da rein. Na und alles am besten bis gestern. Bitte! Also noch einen schönen Tag wünsche ich euch.“ Richie war schon auf dem Weg zur Tür, als es auf Edson Schreibtisch mörderisch krachte.

       „Ric…“ Als dieser sich umdrehte hatte Edson ihn auch schon eingeholt. In seiner Hand hielt er ein paar ausgedruckte Seiten, welche in der linken oberen Ecke von einer überdimensionalen Krampe gehalten wurden. Er hielt ihm seine gesammelten Werke entgegen, so dass Richie gar nichts anderes übrig blieb als sie entgegen zu nehmen. Ein Ergebnis von Eds Recherche und des heiß gelaufenen Druckers, vermutete Zender. Er nahm dem kleinen Mann schnell das beachtliche Paket aus der Hand und fragte erstaunt:

       „Was ist das?“

       „Der erste Teil deines vorhin gestellten Auftrages. Die Karten sind heute Abend fertig.“

       „Woher wusstest du…?“ Ungläubig starrte er Edson an.

       „Ich denke einen super Einstand in eine hervorragende Zusammenarbeit, guten Flug, Ric“. Und schon saß er wieder an seinem PC.

       „Ausgezeichnete Arbeit mein Freund, bis später.“ Nun spurtete Richie aber zu dem Helikopter. Als der Pilot ihn kommen sah, startete er bereits die Rotoren. Er nahm neben dem Piloten Platz, welcher ihm Kopfhörer reichte, damit sie sich während des Fluges unterhalten konnten. Als Richie die Tür geschlossen und verriegelt hatte, hob der Pilot seinen rechten Daumen. Richie bestätigte. Dann drehten sich die Rotoren immer schneller. Der Helikopter hob langsam ab. Er beschrieb einen Kreisbogen, um in Nord-Westlicher Richtung, mit voller Reisegeschwindigkeit durch zu starten.

       „Ed hat mir die Flugkoordinaten soeben durchgegeben, daher brauchte ich ihre Ansage nicht. Mein Name ist Michael Tauber. Willkommen an Bord.“

       „Dass ich Zender heiße muss ich wohl nicht betonen, solche laufen hier ja mehr herum. Nennen Sie mich einfach Richie.“

       „Okay Richie, freut mich Sie kennen zu lernen. Wir fliegen hier mit einem Eurocopter mit der Bezeichnung EC – 135. Es ist ein leichter zweimotoriger Mehrzweckhubschrauber, von zwölf Meter neunzehn Länge, einer Höhe von drei Meter einundfünfzig. Der Rotationsdurchmesser beträgt zehn Meter zwanzig. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 259 km/h angegeben ist. Unsere Reisegeschwindigkeit beträgt 230 km/h. Mit unserer vollen Tankfüllung können wir 635 Kilometer fliegen, bevor wir wieder tanken müssen. Wir kommen also bequem hin und wieder zurück.“ Die Angaben rasselte Tauber wie im Schlaf herunter und Richie meinte scherzhaft:

       „Das klingt als ob Sie mir das gute Stück verkaufen wollen.“

       „Nein die Absicht habe ich nicht. Es gehört nur zu meinem Flugservice dazu den Fluggästen die technischen Parameter nahe zu bringen. Im Flugzeug hat man das ja auch. Und verkaufen kann ich Ihnen den Helikopter auch nicht, da er Ihnen ja sowieso schon gehört.“ Als Tauber den Kurs leicht korrigierte fragte Richie: „Wie sind Sie denn zu uns gekommen? Bei meiner häufigen Außentätigkeit bekomme ich da nicht so viel mit.“

       „Ja das kann ich mir vorstellen. Ich bin über Doktor Strobel an diese Stelle als Pilot hier gekommen.“

       „Sie kennen den Doktor?“

       „Kennen ist wohl übertrieben. Ich habe unter seiner Leitung etliche Flüge in Afrika gemacht. Da war ich seit 1991 für das Deutsche Rote Kreuz stationiert. Als Strobel 1993 auftauchte war es mit der Ruhe vorbei. Nicht das wir nichts mehr zu tun gehabt hätten, aber eine von unseren drei Maschinen hatte er immer in Beschlag. Als er dann 1995 wieder ging, kehrte eine himmlische Ruhe ein.“ Richie warf einen Blick auf die Landschaft die unter ihnen vor rüber glitt. Er sah Felder und Bahngleise manchmal kleine Städte und Dörfer. Es wirkte alles sehr harmonisch. Doch wo sie genau waren konnte er nicht sagen. Das ist wieder typisch, dachte er. Da treibe ich mich Jahre in der ganzen Welt herum, aber da wo ich geboren wurde und die Kindheit verbracht habe, kenne ich mich nicht aus. Tauber hatte soeben mit der Flugsicherung Leipzig gesprochen, als er den Steuerknüppel stärker nach links drückte.

       „Gab es bestimmte Gründe weshalb Sie wieder nach Deutschland zurück wollten?“, nahm Richie das Gespräch wieder auf.

       „Ja wegen meiner Frau. Sie ist Ärztin. Sie war für das Rote Kreuz zur Unterstützung eines Kinderhilfswerkes in Afrika tätig. Eben da wo ich zum Einsatzteam gehörte. Sie war Schwanger und hatte 1996 eine Fehlgeburt in Afrika, wobei wir unsere Tochter verloren haben. Sie schrieb es den Lebensumständen dort zu und wollte dringend zurück. Als die Stelle hier frei wurde oder überhaupt erst zu besetzen war, rief Doktor Strobel mich an. Es war ein glücklicher Zufall und ich bin sehr froh darüber, denn meine Frau bekommt bald