Geliebter Unhold. Billy Remie. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Billy Remie
Издательство: Bookwire
Серия: Chroniken der Bruderschaft 4
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753189772
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weil in Nohva ein Hexenprinz den Thron hätte besteigen sollen.

      Doch es war, wie Riath es einst so vortrefflich in einem seiner Briefe formuliert hatte:

      …es hat weder Sinn noch Verstand, Kacey, es ist völlig irrational. Angst geht Hand in Hand mit Wut, so hat Wexmell es gesagt, doch die Ängste des Volkes sind leichter zu entfachen, als sie wieder zu nehmen. Ich habe es hier beobachtet, ich kann mir auch nicht erklären, wie so eine Nichtigkeit eine Verfolgung einer ganzen Völkergruppe nach sich ziehen kann. Vermutlich ist es die Angst vor Dämonen, oder die Angst vor etwas, das sie nicht verstehen. Wir könnten ewig darüber grübeln, warum oder weshalb, vielleicht ist es jedoch schlicht ein Vorwand oder der einzige Weg, jemanden wie mich zu stürzen, indem man alle Zauberkundigen zu Sündenböcken macht.

       Sie sind dumm, Kacey, man kann ihre Beweggründe nicht erklären. Sie sind einfach dumm, und der Hass auf etwas, das sie nicht verstehen, gibt ihrem tristen Leben Würze.

      Während der lautstarken Diskussionen steckte die Kaiserin mit dem Rat der Fünf – der seit dem geisterhaften Verschwinden eines ihrer Mitglieder noch immer nur zu viert war – die Köpfe zusammen. Sie wirkte konzentriert, denn das Thema war äußerst brisant und bewegte derzeit alle Königreiche. Sie musste ihre Entscheidung umsichtig treffen, um alle Seiten zu beruhigen.

      Wie sollte man mit Magie verfahren, wie viel Freiheit war ihr erlaubt? Tatsächlich diskutierten die Politiker bereits darüber, ob ein Kult wie die Hexenjäger vielleicht staatlich gemacht werden sollte, um sie einerseits zu kontrollieren, und andererseits, um gefährlich gewordene Magier zu jagen und unschädlich zu machen. Die Hexenjäger waren in Nohva emporgekommen, doch sie trugen ihre Wahrheit mittlerweile wie religiöse Missionare über jede Grenze hinweg, wie eine Seuche. Und statt sich davor zu schützen, handelten alle Reiche genauso abwartend wie König Wexmell in Nohva, wägten ab, beschwichtigten, zögerten hinaus, und wunderten sich hinterher, wenn der Aufstand nicht mehr aufzuhalten war.

      Es ging den Jägern nicht nur um Nohva, sie wollten die Magie überall in Knechtschaft zwingen, damit niemals irgendwo ein Zauberkundiger auf einem Thron saß. Sie fanden in jedem Land Zustimmung, überall gab es jemanden, der schon immer einen persönlichen Argwohn gegen Magie gehegt hatte, viele Leute wollten auch einfach gegen die Obrigkeit rebellieren, sich wichtig fühlen. Wie Riath sagte, die Hexenjäger wollten schlicht, dass alle Magier litten, damit keiner von ihnen je Macht – und damit absolute Freiheit erlangte. Gleichberechtigung war nur ein Trugschluss, als es darauf ankam, zu den Magiern zu halten. Wer nicht gegen sie war, hielt sich lieber raus.

      Kacey verstand ihre Angst sogar, Magie schien wie Wunder, sie war für Normalsterbliche unbegreiflich, sie sahen nicht die Energieströme, Auren oder geisterhaften Kräfte, nicht die Schönheit, die der Magie innewohnte. Die wahre Natur war für das normale Auge nicht sichtbar, nur Magier besaßen diese Sicht. Für alle anderen war das, was Zauber bewirkten, unerklärlich, vielleicht dämonisch. Doch Magie war ein Teil ihrer Welt, lebte im Boden und in jedem von ihnen, Seelen waren Magie. Und Magier, die diese Ströme lenken konnten, waren unglaublich wichtig, gerade im Kaiserreich, wo durch den Zusammenbruch des Sklavenhandels die Wirtschaft angegriffen war und wo das Klima lebensfeindlich sein konnte, brauchten sie Magie, um die Ernten zu retten und ihre Erträge zu verdoppeln, um fauliges Wasser wieder trinkbar zu machen oder sogar, um gefährliche Stürme abzumildern, damit keine ganzen Städte in Schutt und Asche verwandelt wurden.

      »Zauberkundige sind da, um zu dienen«, erhob sich eine kräftige Frauenstimme von der gegenüberliegenden Wand über das Stimmengewirr, die Halle hörte sie an. »Magie sollte immer nur zum Wohle aller eingesetzt werden, zum Heilen und zum Erneuern, so will es das Gesetz.«

      Kacey sah die Frau an, bemerkte ihre Empörung und beschwichtigte sie mit einer Geste. »Ich weiß, mein Antrag klingt drastisch, aber bitte, ihr kennt mich mittlerweile alle, habt mich oft angehört, ich war immer der festen Überzeugung, dass Magie dazu da ist, dem Wohl der Gemeinschaft zu dienen, und ich bin selbst ein Feind der Vorstellung, magische Kriege zu führen. Doch hier geht es darum, dass wir die Erlaubnis bekommen, uns selbst zu verteidigen. Denn hätte das Mädchen ihre Angreifer, die ganz offensichtlich nach ihrem Leben trachteten, in einem Impuls durch magisches Feuer oder Eis niedergestreckt, würde sie wegen ihres Vergehens hängen.«

      Nun brach erneutes Chaos aus, denn seine Magierkollegen stimmten lautstark zu und es wurden sich verschiedene Ansichten durch den Raum entgegengerufen.

      Ein älterer Lord erhob sich, schneeweißes Haar und glatte Wangen, strenges Gesicht, er fuchtelte wütend mit einem Arm. »Ihr sagt, wir würden Euch kennen? Was, wenn Ihr uns die ganze Zeit etwas vorgespielt habt, um unser Vertrauen zu erschleichen, um es jetzt auszunutzen?«, klagte er Kacey an, sodass einige andere sichtlich ins Grübeln kamen. »Ihr tut so, als ob Ihr nur das Wohl aller im Sinn habt, und dann bringt Ihr uns dazu, Verbote aufzuheben, damit Ihr die Herrschaft über die Stadt übernehmen könnt!«

      Was?! Kacey war auf alles vorbereitet gewesen, aber nicht darauf, dass man ihm unterstellen könnte, dass er die Stadt an sich reißen wollte. Entsprechend ungläubig blinzelte er den Mann an.

      »Ich sage Nein!«, rief der Mann aus und sprach nun zu allen, bevor Kacey sich hatte fangen können und begriff, wie die Stimmung kippte. »Wo kämen wir denn da hin, meine Lords und Ladys, wenn wir plötzlich alle Gesetze aufheben würden. Unsere Vorväter haben sich etwas dabei gedacht, als sie diese Verboten aufschrieben, sie wollten uns schützen! Die Magie ist mächtig, sie muss ihre Ketten anbehalten. Vergessen wir nicht, dass dieser Kult von Hexenjägern nicht ohne Grund entstand! Wir würden ja auch keinen Jaguar unter uns herumlaufen lassen und darauf hoffen, dass sein Instinkt, zu töten, nicht erwacht!«

      »Vergebung«, mischte Kacey sich ein, freundlich und nachsichtig, obwohl ihm der eigene Herzschlag in den Ohren rauschte. »Aber bitte vergessen wir nicht, dass die Richtlinien für Magie von den gleichen Männern verfasst worden waren, die auch dafür verantwortlich waren, alle kurzlebigen Völker mit runden Ohren und ohne Fänge zu dem puren Bösen zu erklären, und außerdem Sklaven hielten.«

      Davon wollte der Elkanasai gar nichts hören, er winkte grunzend ab, als ob Kacey ein schmutziger Straßenjunge wäre, dessen Meinung ihn nicht interessierte. »Ihr seid doch gar nicht objektiv, Ihr stammt nicht von hier, Ihr wart Sklave und vor allem seid Ihr selbst ein Magier!« Und wieder wandte er sich an alle. »Wenn wir erlauben, dass Magie zur Verteidigung eingesetzt wird, dann wird sie auch bald zur tödlichen Waffe gemacht. Und am Ende nehmen sie sich das ganze Land oder gar das Reich der Götter!«

      Ein anderer aus den unteren Reihen stimmte ihm zu und erhob sich mit den Worten: »Schaut doch, was in Nohva geschehen ist, wo die Magier keine Akademien besitzen und keine Regeln bezüglich der Magie! Dort, wo die Magie frei ausgelebt werden durfte, nach eigenem Ermessen, starben so viele Menschen, ob gewollt oder durch Unfälle, dass sich ein Kult erhoben hat. Aus purer Verzweiflung!« Er wandte sich an die Emporen der Magier, legte seine Hände aneinander und verneigte sich tüchtig. »Verzeiht, ich will keinem etwas unterstellen, ich profitiere selbst von der Magie, aber wir Normalsterblichen müssen uns auch vor ihrer dunklen Seite schützen – und wir wollen euch vor euch selbst schützen.«

      Nobel, dachte Kacey, aus diesem Mann sprach lediglich die Angst. Doch die Diskussion brannte heiß im Raum, mit solch einem Tumult hätte er niemals gerechnet. Dass man ihm durch die Bürokratie Steine in den Weg legen würde hatte er erwartet, aber eine offene, hitzige Debatte war für Elkanasai äußerst untypisch und zeugte davon, wie brisant dieses Thema bereits war.

      Es hatte sich in die Köpfe der Bürger geschlichen, war bis in die hohe Politik vorgedrungen und spaltete sie. Innerhalb weniger Wochen.

      »Wir haben sicher nicht vor, die Magie gegen unsere eigenen Brüder und Schwestern zu wenden«, wandte Kacey ein, »und ich spreche auch nicht davon, dass wir jedem Magier gestatten, überall und nach Belieben Zerstörung anzurichten.« Er musste lauter rufen, wenn er Gehör finden wollte, und erhob die Stimme. »Es geht lediglich darum, dass sich ein Magier mit seiner eigenen Magie verteidigen darf!«

      »Dann soll er doch ein Schwert tragen«, rief jemand. Kacey konnte ihn unter all den aufgebrachten Togenträgern nicht herauserkennen.

      »Wie