Im Auftrag des Feindes. Günter Hein. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Hein
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738051599
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Kleiderschrank so schön eingeräumt hatte.

      Madsen trank seinen Kaffee aus und stand auf. Er reichte Rider, der sich ebenfalls erhob, die Hand.

      »Na dann, ich kann jede Unterstützung gebrauchen. Auf gute Zusammenarbeit. Sie kommen am besten gleich mit mir.«

      Brinks sah vom Schreibtisch aus zu, wie die Männer das Büro verließen, und lächelte zufrieden.

      Madsen hatte sich durch Riders beeindruckende Akte gearbeitet. Er war bereits seit 6 Jahren bei der Agency und hatte auch in Berlin schon diverse Aufträge erledigt. Er galt als absolut zuverlässig, und ihm wurde eine große Zukunft bei der CIA vorausgesagt.

      Nun galt es, ihn in die aktuellen Geschehnisse einzubinden. Es stand ein Treffen mit Siegfried Heine in Wien an. Madsen war mitten in den Vorbereitungen auf das Gespräch und beschloss, Rider dorthin mitzunehmen. Aber als erstes musste er ihn auf den aktuellen Stand der Dinge bringen. Einen Teil wusste er bereits, den Rest konnte er ihm während des Fluges nach Wien erzählen.

      Hoffentlich war Heine auch erfolgreich, dachte Madsen. Ich brauche so langsam etwas Nachweisbares, sonst bin ich schneller wieder in den Staaten, als mir lieb ist.

      Der Flug war kurz und angenehm. Madsen und Rider nahmen am Flughafen ein Taxi und ließen sich zum Prater bringen. Nachdem sie bezahlt hatten, gingen sie noch ein ganzes Stück zu Fuß zum verabredeten Treffpunkt. Mehrfach blickten sich die Männer vorsichtig um, blieben an Schaufenstern stehen, um in der Scheibe nach potentiellen Verfolgern Ausschau zu halten. Diese Sicherheitsmaßnahme schien allerdings nicht notwendig zu sein. Unbesorgt betraten sie das Café. Heine wartete bereits im hinteren Teil, von wo er den Raum gut überblicken konnte.

      Als die beiden Amerikaner an den Tisch herantraten, stand er auf und reichte Madsen die Hand.

      »Hallo Mark.«

      »Hallo Siegfried, du siehst gut aus. Wie war der Urlaub?«

      »Erholsam und erfolgreich.«

      »Ich darf euch erst einmal vorstellen. Siegfried Heine.

      John Rider. John ist meine rechte Hand in Berlin. Aber setzen wir uns doch.«

      Als sie saßen, fragte Madsen neugierig nach.

      «Wie ist es gelaufen? Kannst du uns einen Mann präsentieren?«

      »Es wird dich freuen zu hören, dass ich den Rekruten gewinnen konnte.«

      Die Bedienung im kleinen, aber durchaus charmanten Café kam an den Tisch. Heine hatte den Platz bewusst ausgewählt, damit die Männer sich ungestört unterhalten können. Zum einen war man hier durch den regen Publikumsverkehr am Wiener Wahrzeichen völlig unauffällig. Zum anderen kannte er die Gegend wie seine Westentasche. Durch das Fenster des Cafés hatte Heine einen sehr guten Überblick und konnte schnell reagieren, falls es den Anschein nahm, dass die Männer beobachtet wurden. Alle drei bestellten Wiener Melange. Als die Bedienung gegangen war, wandte sich Heine an Madsen.

      »Ich habe ihm bereits die erste Aufgabe zukommen lassen. Die Absenderadresse ist der Briefkasten am Mehringdamm, wie besprochen. Du solltest aber schleunigst den Radiosender klarmachen, damit mein neuer Freund durch die viele Post aus dem Westen nicht auffällig wird«, sagte er.

      Madsen nickte. Der CIA-Agent wusste nur zu gut um die Gefahr, der Hartmann ausgesetzt war.

      »Das mache ich so schnell wie möglich, ich denke, wir können ihm nächste Woche einen weiteren Brief mit der Frequenz senden. Mit der Entschlüsselung kommt er hoffentlich klar?«

      »Kein Problem. Mein Freund hat eine hohe Auffassungsgabe. Hier sind die persönlichen Daten von ihm. Mir ist es auch gelungen, ein Andenkenfoto von ihm und seiner Frau zu schießen. Die abgesprochenen finanziellen Dinge übernehmen wir nach Absprache. Ich werde versuchen, ihn gelegentlich zu besuchen und den Kontakt zu halten. Wie du weißt, komme ich als Handelsreisender viel herum, auch in der DDR.«

      Heine überreichte Madsen eine Akte.

      »Das geht in Ordnung. Gute Arbeit. Aber ich habe von dir nichts anderes erwartet. Danke.«

      Madsen lächelte Heine an.

      »Wie stehen die Chancen auf weitere Anwerbungen? Wir brauchen noch weitere Hilfe, besonders in Dresden, Cottbus, Rostock und Karl-Marx-Stadt. Natürlich erst, wenn der Neue konstant und unproblematisch läuft.«

      Die Bedienung brachte den Kaffee. Madsen zahlte sofort und wartete, bis die Bedienung sich wieder entfernt hatte.

      Heine nickte.

      »Ich werde zusehen, was sich machen lässt. Ich melde mich wieder. Wir sollten aber jetzt unser Hauptaugenmerk auf den Berliner legen. Danach sehen wir weiter.«

      Madsen nickte zustimmend.

      »Da gebe ich dir Recht. Dann bin ich mal gespannt, was dein neuer Freund so zu berichten hat. Wie geht es Sabine und den Jungs?«

      Wie Madsen wusste, war Heine geschieden und hatte zwei Söhne, acht und elf Jahre alt.

      »Erfreuen sich bester Gesundheit. Ich bin froh, dass ich mit Sabine nach all dem Zirkus mit der Scheidung wieder einen normalen Umgangston pflegen kann. Erst am letzten Wochenende waren die Jungs bei mir. Es sind schon prächtige Burschen.«

      Madsen nickte zustimmend, während er die Tasse Kaffee leerte. Er hatte Sabine bei ihrem letzten beruflichen Zusammentreffen kennen gelernt.

      »Schön. Siegfried, so leid es mir tut, aber ich muss wieder los. Ich melde mich bei dir. Bis dahin viel Glück, auch für deinen Freund.«

      »Ok, Mark. Und vielen Dank für den Kaffee«, sagte Heine.

      »Geht wieder auf Kosten der Firma«, grinste Madsen.

      Er nahm die Akte an sich und stand auf. Rider und Heine erhoben sich ebenfalls, und alle schüttelten sich die Hände. Anschließend verließen die Amerikaner das Cáfe. Heine wartete noch fünf Minuten und ging dann ebenfalls.

      Kapitel 11

      Im US-Hauptquartier im Berliner Stadtteil Zehlendorf in der Clayallee saßen der U.S. Commander Major General Thomas D. Phillips, John Rider und Michael Madsen zusammen, um über Sendungen von verschlüsselten Botschaften über ein Radioprogramm zu sprechen. Madsen benötigte die guten Kontakte von Phillips. Major General Phillips war eine imposante Erscheinung. Bei einer Größe von 1,91 m brachte er stattliche 115 Kilogramm auf die Waage. Sein fein geschnittenes Gesicht zierte ein dauerhafter drei Millimeter langer Drei-Tage-Bart. Seine dunklen Augen waren stets hellwach. Nachdem er sich im Koreakrieg als Kampfpilot einen Namen gemacht hatte, wechselte er Anfang der sechziger Jahre zur CIA. Im Vietnam-Krieg koordinierte Phillips die Geheimdienstaktivitäten. Seit 1975 war er in West-Berlin stationiert. Er war über Madsens Auftrag informiert und sollte ihm beratend zur Seite stehen, wenn Probleme auftauchten.

      »Also, mein Favorit wäre RIAS. Ich kenne den Programmdirektor sowie den Intendanten persönlich. Wie stellen Sie sich die Nachrichtenübermittlung vor? Wann soll sie stattfinden?«

      Phillips wandte sich fragend an Madsen. Dieser lehnte sich im Stuhl zurück und sah versonnen an die Zimmerdecke.

      »Ist es zu empfehlen, dass es zu einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Sendung geschieht? Es soll definitiv ein Code sein, ein Gewirr aus Zahlen und Buchstaben. Wir können den Empfänger nicht rund um die Uhr erreichen, da er berufstätig ist. Mir schwebt eine abendliche Sendung vor. Immer am gleichen Wochentag. Wie wäre es in der Sendung Treffpunkt? Ich habe gehört, dass die Sendung sich großer Beliebtheit erfreut, sowohl in West als auch in Ost.«

      Phillips nickte. Nachdenklich redete er langsam vor sich hin.

      »Klingt gut. Ich werde also versuchen, Folgendes zu arrangieren. In der Montagssendung zwischen 20 und 21 Uhr werden zwischen zwei Liedern, die dort gespielt werden, die Zeilen durchgesagt. Eine Wiederholung gibt es, für den Fall, dass ihr Mann die erste Sendung verpasst hat, am darauf folgenden Mittwoch zwischen 21 Uhr und 22 Uhr. Wie klingt das?«

      Madsen