Unerwarteter Besuch
„Hallo?“ „Bist du allein?“, fragte die Stimme. „Ähm ja aber“, doch weiter kam Sanne nicht, denn der Anrufer hatte aufgelegt. Sie legte das Handy irritiert zur Seite. Anschließend machte sie den Fernseher aus um dann zur Decke zu starren. Bis sie ihre Zimmertür aufgehen hörte. Nachdem sie hingesehen hatte, zuckte sie zusammen. Jake stand in ihrem Zimmer. „Wie kommst du denn hier rein? Mein Opa hat irgendwas magisches gemacht das“, weiter kam sie nicht denn er erwiderte: „Die Türen lassen sich mit schwarzer Magie ganz leicht öffnen. Außerdem verhindert der Schutz deines Opas nur das du das Haus verlässt nicht das niemand rein kommt.“ Er lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. Sanne hingegen setzte sich im Schneidersitz aufs Bett. Er sah sie durchdringend an. Sie verschränkte die Hände vor der Brust, damit er ihr zittern nicht sehen konnte. Weiterhin überlegte sie, ob sie sich vielleicht besser zuvor etwas anderes hätte anziehen sollen. Sie trug nur eine weite Trainingshose sowie ein verwaschenes T-Shirt ohne was drunter. Sie atmete tief durch ehe sie fragte: „Warum bist du hier?“ Sie sah ihn an, konnte seinem Blick jedoch nicht lange standhalten. Alle Härchen hatten sich vor Aufregung aufgestellt. Er kam näher um sich dann zu ihr aufs Bett zu setzen. Seine Ellbogen stützte er auf die Knie ab. Von der Seite sah er sie an. Sie hatte Angst er müsse ihr Herz schlagen hören. Ein Lächeln umspielte seine Lippen während er sagte: „Deine Freundin Anna meinte du müsstest ganz dringend mit mir reden. Außerdem hat sie gleich noch erklärt, dass dein Opa seinen Wärterjob wieder aufgenommen hat. Also?“ Sie nahm ihren Mut zusammen und sah ihm direkt in die Augen. Sie blickten sie nicht kalt an, sondern irgendwie abwartend oder herausfordernd? Doch sie konnte sich keine weiteren Gedanken mehr machen, denn er legte eine Hand in ihren Nacken. Er zog sie näher an sich, bis sie nah genug bei ihm war. Er begann ihren Hals zu küssen. Für einen kurzen Moment spürte sie wieder dieses angenehme kribbeln. Doch dann schaltete sich ihr Hirn wieder ein. Sie drückte ihn von sich weg, sprang vom Bett, dann wich sie bis zum Fenster zurück. Er lächelte, ehe er ihr folgte. Es war nur noch ein Schritt Abstand zwischen ihnen. „Die letzten Male hast du nicht so abwehrend reagiert wenn ich dich küsste“, stellte er mit erstaunlich ruhiger Stimme fest. Ob ihn irgendwas jemals aus der Fassung bringen konnte, fragte sich Sanne. Dann besann sie sich auf seine Frage. „Die letzten Male hattest du mir beim einen Mal das Leben gerettet und mir tat alles weh und beim nächsten Mal hast du mir keine Möglichkeit gelassen abwehrend zu reagieren.“ In Gedanken fügte sie hinzu, dass es eigentlich sehr schön gewesen war. „Ah, dann liegt es daran das ich dir diesmal diese Möglichkeit gegeben habe?“ Er wartete ihre Antwort nicht ab sondern machte den letzten Schritt. Als er seine Hand nach ihrem Gesicht ausstreckte schlug Sanne diese jedoch weg. „Okay, scheint so als hätten wir ein kleines Problem“, stellte er fest. „Anna sagte ich möchte mit dir reden, nicht, keine Ahnung was du willst?“, sagte Sanne bei weitem nicht so selbstbewusst wie sie beabsichtigt hatte. Wieder lächelte er. Oh das war so fies. Das war so ein wunderschönes Lächeln. Vor allem, wenn sie es mit seiner sonstigen eiskalten Mimik verglich. „Worüber willst du denn mit mir reden?“, fragte er. „Warum sperrt mich mein Opa plötzlich wieder ein? Wieso hast du ihn gerettet? Worüber habt ihr vor der Besprechung geredet? Hat das merkwürdige Verhalten von meinem Opa was mit deiner Aussage zu tun? Warum hast du die überhaupt auf einmal gemacht?“, sprudelte sie plötzlich los. „Das sind eine Menge Fragen! Dein Opa hat dir doch sicher schon mal erzählt, dass hinterhältige, gemeine Menschen wie ich nie etwas ohne Gegenleistung machen oder?“ Sie sah ihn fragend an. „Ich mach dir einen Vorschlag, ich werde dir alle deine Fragen wahrheitsgemäß beantworten bis auf eine. Solltest du diese Eine stellen werde ich darauf nicht antworten, einverstanden?“ „Was willst du dafür als Gegenleistung?“, fragte Sanne. Er sah sie an, trat näher und strich mit seiner Hand von der Schläfe über die Wange bis über ihre Lippen. „Für jede Frage darf ich dich, wo ich möchte, küssen.“ Sanne wurde blass. Er legte eine Hand um ihre Taille, zog sie näher an sich, die zweite Hand unter ihr Ohr, dann strich er ihr mit dem Daumen sanft über die Wange. „Was, wenn mir nicht gefällt wo du mich küssen willst?“, fragte sie mit erstickender Stimme. Doch statt ihr zu antworten küsste er sie ganz sanft am Hals. Er nahm sie mit sich zurück zum Bett, legte sich seitlich neben beziehungsweise mit dem Oberkörper auf sie. Neben ihrem Ohr flüsterte er: „Frag!“ „Warum sperrt mich mein Opa ein?“ „Weil er dich vor Leuten wie mir schützen will, weil er verhindern will, dass du dich womöglich in Schwierigkeiten mit einem Mann bringst oder das tun könntest was ein Mann von dir verlangt.“ Er küsste die andere Halsseite. „Warum ausgerechnet vor Leuten wie dir?“ „Mmh, weil dein Opa mich für das ultimative Böse hält. Er hat dir sicherlich mehr als einmal erklärt, wie ähm kaltblütig, gefährlich und gefühllos ich bin.“ Er legte den Kopf tiefer um hier ihre Halskuhle zu küssen. Irgendwie war es schwer sich zu konzentrieren fand Sanne, versuchte es aber trotzdem. „Wieso zählst du mir diese Ding auf, willst du das ich vor Angst anfange zu zittern oder was?“ Diesmal antwortete er nicht sofort. „Du hast danach gefragt, warum dein Opa dies oder jenes tut. Dein Opa sieht diese Dinge wohl so. Du hast nicht nach mir gefragt. Vor allem dachte ich, dass dir nichts so schnell Angst macht.“ Er küsste einige Zentimeter weiter oben ihren Hals. „Wie kommst du darauf, mir würde so schnell nichts Angst machen?“, fragte sie überrascht. „Naja zum einen, weil du dich mal eben auf einen Streit mit jemand gefährlichem wie Torben eingelassen hast. Zum anderen weil du mir vor meinen Leuten eine geknallt hast“, antwortete er. Darüber musste sie lächeln, während er ihr tief in die Augen sah, dann küsste er sie auf den Mund. Erst ganz sanft. Sie erwiderte den Kuss. Dieser wurde fester, heftiger, fordernder seine Hand zog ihr Gesicht näher an seins. Mit seiner anderen Hand begann er sie langsam unter ihrem Shirt an der Seite, über ihren Bauch wie auch ganz sanft über ihre Brust, zu streicheln. Sanne hatte ihre Hände um seinen Hals geschlungen. Sie zitterte ganz leicht vor Erregung, da er sie weiter leidenschaftlich küsste während er ihre Brust streichelte. Doch als sich seine Hand langsam weiter nach unten bewegte und den Bund ihrer Hose erreichte griff sie danach. Gleichzeitig drehte sie den Kopf weg. Sie atmete sehr schnell. Dankbar stellte sie immerhin fest, dass sich Jakes Atmung ebenfalls leicht beschleunigt hatte. Wie war sie noch mal in diese Situation gekommen? Ach ja, eigentlich durfte sie ja Fragen stellen. Er griff nach ihrem Gesicht um es zu drehen, bis es wieder seinem zugewandt war. Sie sah ihn an während er ihr sanft über die Wange strich. Doch beim Versuch sie diesmal zu küssen drehte sie den Kopf weg. „Ich hab für jeden Kuss eine Frage gut, schon vergessen?“, sagte sie vorsichtig. Er lachte. „Na dann frag mal, nach dem eben hast du wohl ein paar Fragen gut.“ „Das find ich auch“, fügte sie sanft hinzu. „Wieso hast du meinen Opa gerettet?“ „Weil er eine Information hatte die ich haben wollte.“ „Was ist das für eine Information?“ „Das ist die eine Frage, die ich dir nicht beantworten werde“, sagte er sehr ruhig. „Hätte dir nicht jemand anderes diese Information geben können?“ „Doch, aber das habe ich erst hinterher herausgefunden.“ „Der Richter und Leslie richtig?“ „Richtig, du hast eine ziemlich gute Beobachtungsgabe“, lobte er. „Wieso verrätst du mir die Information nicht, weil sie was mit mir zu tun hat, vielleicht was schlimmes?“ Plötzlich war Sanne nervös. Ihre Finger zitterten sichtbar. Er griff nach ihrer Hand, küsste diese sanft ehe er sie beruhigend ansah. „Ich hatte schon alle Informationen zusammen. Ich wollte von deinem Opa nur noch hören, ob ich Recht habe. Ja, es hat etwas mit dir zu tun, aber schlimm ist relativ. Es ist nichts womit man nicht leben könnte!“ „Sperrt er mich ein, weil du nun diese Information hast?“ „Ja bestimmt auch deswegen. Es missfällt ihm sicher, dass ich es weiß.“ „Was war eure Abmachung?“ „Ich vergesse das nette Angebot welches du mir gemacht hast und mache die Aussage, damit ihr Zwei wieder ein normales Leben führen könnt. Im Gegenzug beantwortet er mir eine Frage mit ja oder nein.“ „Okay, hat diese Information“, sie zögerte, „warum küsst du mich?“ Jetzt schien er irritiert. „Ist das dein Ernst?“ „Ja, warum hast du mich nachdem du mich gerettet hast sowie im Club geküsst?“ „Weil du mir gefällst.