Peter Simpel. Frederick Marryat Marryat. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frederick Marryat Marryat
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175859
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geben Hoffnung zu seiner Wiederherstellung, da bekanntlich alle O'Brien dicke Schädel haben.‹

      »›Was meinst Du damit, grober Kerl?‹ sagte ich, ›aber der arme Tim – wie ging es denn zu? gab es Händel?‹

      »›Gerade keine Händel, nur so ein bischen Balgerei, – drei Totenschauen, nicht mehr.‹

      »›Aber Du fährst ja nicht gerade aus, Du Schlingel‹, sagte ich, da ich bemerkte, daß er links abbog.

      »›Ich habe meine Gründe dazu, Eure Ehren‹, erwiderte er; ›ich vermeide stets das Schloß, und zwar aus Grundsatz. – Ich verlor hier einen Freund, das macht mich melancholisch.‹

      »›Wie ging das zu?‹

      »›Ganz zufällig, Euer Ehren; sie henkten hier meinen armen Bruder Patriz, weil er ein ungeschickter Rechner war.‹

      »›Er hätte in eine bessere Schule gehen sollen‹, sagte ich.

      »›Ich denke, es war eine böse Schule, in welche er gebracht wurde‹, erwiderte er mit einem Seufzer. ›Er war ein Viehhändler, Euer Ehren; und eines Tages hatte er, ich weiß nicht wie es kam, eine Kuh zu viel, alles, weil er nicht rechnen konnte, Euer Ehren. – Der Teufel soll seinen Schulmeister holen.‹

      »›Dies mag alles wahr sein‹, sagte ich, ›und Gott gebe ihm die ewige Ruhe, allein ich sehe nicht ein, warum Du mich zwei Meilen von meinem Wege abführst, und zwar aus Grundsatz.‹

      »›Hat Euer Ehren so große Eile nach Hause? denn mich will bedünken, sie werden keine so große Eile haben, Sie zu sehen.‹

      »›Und wer sagt dir, daß ich O'Brien heiße, Du Bestie? wie kannst Du sagen, daß meine Freunde nicht erfreut sind, mich zu sehen?'

      »›Euer Ehren erlauben, 's ist nur so ein Gedanke von mir, wir wollen nichts mehr davon sprechen. Nur so viel weiß ich, Pater M'Grath, welcher mir Absolution giebt, sagte mir vor ein paar Tagen, daß ich ihn bezahlen solle, und keine Schulden machen und davon laufen, wie Terenz O'Brien, welcher zur See ging, ohne seine Hemden, Schuhe, Strümpfe oder sonst etwas zu bezahlen, und welcher so gewiß gehenkt würde, als St. Patriz mit seinem Kopf unter dem Arm über den Liffey schwamm.‹

      »›Zum Henker mit dem Pater M'Grath‹, rief ich aus, ›der Teufel soll mich holen, wenn ich mich nicht an ihm rächen will.‹

      »Mittlerweile waren wir an meines Vaters Hause angekommen. Ich bezahlte den Kerl und stürzte hinein. Da waren mein Vater und meine Mutter mit allen meinen Brüdern und Schwestern (außer Tim, welcher im Bette lag und den andern Tag starb) und die Bestie Pater M'Grath obendrein. Als mich meine Mutter erblickte, eilte sie auf mich zu und hing weinend an meinem Halse; dann trocknete sie sich die Augen und setzte sich wieder nieder, aber niemand sprach: »wie geht's?« oder öffnete den Mund, um mich anzureden. Ich sagte zu mir selbst, »da muß ein kleines Mißverständnis sein«, aber ich schwieg. Endlich öffneten sie mit Heftigkeit ihren Mund. Mein Vater fing an:

      »›Schämst Du Dich nicht vor Dir selbst, Terenz O'Brien?‹

      »›Schämst Du Dich nicht vor Dir selbst, Terenz O'Brien?‹ schrie Pater M'Grath.

      »›Schämst Du Dich nicht vor Dir selbst?‹ schrieen alle meine Brüder und Schwestern im vollen Chore, während meine Mutter die Schürze vor die Augen hielt und nichts sagte.

      »›Nicht im geringsten vor mir selbst, sondern recht sehr für euch alle schäme ich mich, daß man mich so behandelt. Was soll dies bedeuten?‹

      »›Haben sie mir nicht meine zwei Kühe genommen, um Deine Ausrüstung zu bezahlen, Du Schlingel?‹ schrie mein Vater.

      »›Haben sie nicht das Heu genommen, um Deine Schuhe und Strümpfe zu bezahlen‹, schrie Pater M'Grath.

      »›Haben sie nicht das Schwein genommen, um Deinen garstigen Hut da zu bezahlen‹, rief meine älteste Schwester.

      »›Und haben sie mir nicht meine Hühner genommen, um Deinen Degen da zu bezahlen‹, kreischte eine andere.

      »›Und alles unser bestes Hausgerät, um Deine weißen Hemden und schwarzen Kravatten zu bezahlen‹, rief Murdock, mein Bruder.

      »›Und sind wir seitdem nicht fast Hungers gestorben‹, schrieen alle zugleich.

      »›Ach‹, seufzte meine Mutter.

      »›Den Teufel haben sie‹, sagte ich, als alles vorbei war, ›es thut mir gewiß leid, aber es ist nicht meine Schuld, Vater. Habt Ihr mich nicht zur See geschickt?‹

      »›Ja, Du Landstreicher, aber hast Du nicht versprochen, oder ich für Dich, was Ein Ding ist, Du wollest alles von Deinem Prisengeld zurückbezahlen, und wo ist es? antworte darauf, Terenz O'Brien.‹

      »›Wo es ist, Vater? Es ist, wo die nächsten Weihnachten sind; es kommt; ist aber noch nicht da.‹

      »›Sprecht mit ihm, Pater M'Grath‹, sagte mein Vater.

      »›Ist das keine Lüge von Dir, Terenz O'Brien, was Du da sagst?‹ sagte Pater M'Grath, ›gieb mir das Geld.‹

      »›'s ist keine Lüge, Pater M'Grath. Wenn es Euch gefiele, morgen zu sterben, so hätte ich nicht einen Schilling, um ihn zum guten Glück auf Eurem Grabstein klingeln zu lassen, ausgenommen diese drei oder vier, welche ihr unter euch teilen könnt‹, und damit warf ich sie auf den Boden.

      »›Terenz O'Brien‹, sagte Pater M'Grath, ›Du wirst morgen für alle Deine Sünden und Gottlosigkeiten Absolution nötig haben, und den Teufel sollst Du haben, – nimm dies hin.‹

      »›Pater M'Grath‹, versetzte ich sehr zornig, ›ich will keine Absolution von Euch – nehmt das hin.‹

      »›Dann hast Du Deinen Teil am Himmel gehabt; denn ich will Dich davon ferne halten, Du gottloses Ungeheuer – nimm dies hin.‹

      »›Wenn er nicht besser ist, als die Kajütte der Seekadetten, so bleibe ich gerne draußen‹, erwiderte ich, ›doch ich will Euch zum Trotz mich hineinschleichen – nehmt das, Pater M'Grath.‹

      »›Und wer soll Deine Seele retten und Dich zum Himmel schicken, wenn nicht ich, Du elender Wicht; aber ich will Dich lieber verdammt sehen – nimm dies, Terenz O'Brien.‹

      »›Dann will ich Protestant werden und den Papst verdammen – nehmt dies, Pater M'Grath.‹

      »Bei dieser besten vollen Lage von meiner Seite erhoben mein Vater und alle meine Brüder und Schwestern einen Schrei des Entsetzens, und meine Mutter brach in Thränen aus. Pater M'Grath ergriff den Weihwasserkessel, tauchte den kleinen Weihwedel hinein, und fing an, das Zimmer zu besprengen, wobei er ein lateinisches Gebet hersagte und alle auf mich hineinschrieen. Endlich faßte mein Vater den Stuhl, auf welchem er bisher gesessen hatte, und schleuderte ihn nach meinem Kopf. Ich duckte mich und er traf Pater M'Grath, der gerade in vollem Gange hinter mir ging. Da ich einsah, daß nun alles vorbei sei, sprang ich über seinen Leib weg und gewann die Thür.

      »›Guten Morgen euch allen, und bessere Aufführung, wenn wir das nächste Mal zusammen kommen‹, rief ich, und eilte so schnell als möglich nach dem Schiffe.

      »Ich war ziemlich melancholisch, als ich zurückging und den Vorfall überdachte. Ich hätte keine so verwünschte Eile nötig gehabt, sagte ich zu mir selbst, um Urlaub zu verlangen, und noch obendrein den ersten Leutnant zu beleidigen; auch that es mir sehr leid, was ich dem Priester gesagt hatte, denn das Gewissen schlug mir sehr, daß ich nur vorgegeben hatte, Protestant werden zu wollen, was ich nie beabsichtigte, noch thun werde, sondern ich will als guter Katholik leben und sterben, wie alle meine Vorfahren vor mir gethan und hoffentlich alle meine Nachkommen in den folgenden Geschlechtern thun werden. Ich kam glücklich an Bord und fand den Leutnant sehr böse. Ich hoffte, es werde vorüber gehen, aber es war nicht der Fall; er fuhr fort, mich so schlecht zu behandeln, daß ich beschloß, das Schiff zu verlassen, was ich auch, sobald wir in Cawsandbai ankamen, ausführte. Der Kapitän erlaubte mir zu gehen, denn ich erzählte