»›Erlauben Euer Ehren‹, versetzte ich, ›ich glaube noch nicht genug bestraft zu sein.‹
»›Es freut mich, Sie so reumütig zu finden; doch es ist verziehen; nehmen Sie sich nur in acht, daß ich nicht mehr genötigt werde, Sie einsperren zu lassen.‹
»Da ich ihn nicht überzeugen konnte, so mußte ich meinen Dienst wieder antreten, allein ich faßte den Entschluß, sobald ich könnte, wieder einen andern Streich auszuführen. – –«
»Ein Segel an der Steuerbordseite«, rief der Mastwächter.
»Sehr wohl«, versetzte der Schiffsmeister. »Herr O'Brien, wo ist Herr O'Brien?«
»Meinen Sie mich, Sir?« sagte O'Brien, indem er auf den Meister zuging, denn er hatte so lange in der Falltaurolle gesessen, daß er darin verwickelt war und nicht sogleich herauskommen konnte.
»Ja, Sir, gehen Sie vor und sehen Sie, was es für ein Schiff ist.«
»Gut, Sir«, sagte O'Brien.
»Und, Herr Simpel«, fuhr der Schiffsmeister fort, »gehen Sie hinab und holen Sie mir ein Nachtglas herauf.«
»Ja, Sir«, versetzte ich.
Ich hatte keinen Begriff von einem Nachtglas, und weil ich bemerkte, daß um diese Zeit sein Diener ihm ein Glas heraufbrachte, so schätzte ich mich sehr glücklich, zu wissen, was er darunter verstand.
»Geben Sie acht, daß Sie es nicht zerbrechen, Herr Simpel.«
O, dann ist alles recht, dachte ich; er meint den Humpen. Ich ging also hinab, rief den Aufwärter der Konstabelkammer und verlangte ein Glas Grog für Herrn Doball. Der Aufwärter taumelte in seinem Hemd heraus, mischte den Grog, gab ihn mir und ich stieg sehr vorsichtig das Hinterdeck hinauf.
Während meiner Abwesenheit hatte der Schiffsmeister den Kapitän gerufen und gemäß seiner Befehle O'Brien den ersten Leutnant. Als ich die Leiter heraufkam, standen sie beide auf dem Verdeck. Beim Heraufsteigen hörte ich den Schiffsmeister sagen: »Ich habe den jungen Simpel nach einem Nachtglase hinabgeschickt, allein er bleibt so lange aus, daß ich vermute, es ist ein Mißverständniß vorgefallen. Er ist ein halber Gimpel.«
»Das muß ich leugnen«, versetzte der erste Leutnant, Herr Falkon, gerade, als ich meinen Fuß auf das Hinterdeck setzte, »er ist kein Gimpel.«
»Mag sein«, antwortete der Schiffsmeister. »Ah, da ist er ja. Wo bleiben Sie denn so lange, Herr Simpel? Wo ist mein Nachtglas? '
»Hier, Sir«, erwiderte ich und gab ihm den Becher Grog hin; »ich sagte dem Aufwärter, er solle ihn stark machen.«
Der Kapitän und der erste Leutnant brachen in ein Gelächter aus, denn Mr. Doball war als ein großer Liebhaber von Grog bekannt. Jener ging nach dem Hinterteil des Schiffes, um das Lachen zu verbergen, dieser blieb da. Mr. Doball war in großer Wut.
»Sagte ich nicht, der Junge sei ein halber Gimpel«, schrie er dem ersten Leutnant zu.
»Auf alle Fälle kann ich nicht zugeben, daß er sich bei dieser Gelegenheit als solchen bewiesen hat«, versetzte Herr Falkon, »denn er hat den Nagel auf den Kopf getroffen.«
Hierauf trat der erste Leutnant zu dem Kapitän, und beide gingen lachend auf und ab.
»Setzen Sie es auf die Gangspille, Sir«, sagte Herr Doball in ärgerlichem Tone zu mir. »Ich werde Sie gelegentlich bestrafen.«
Ich war sehr erstaunt und wußte nicht, ob ich recht oder unrecht gethan hatte, jedenfalls, dachte ich bei mir selbst, that ich es aus bester Absicht: ich setzte es also auf die Spille zu meiner Seite auf dem Verdeck. Der Kapitän und der erste Leutnant gingen nun hinab und O'Brien kam herauf.
»Was ist das für ein Schiff«, sagte ich.
»Nach meinem besten Ermessen ist es eine von unseren Badmaschinen, welche mit Depeschen heim geht«, gab er zur Antwort.
»Eine Badmaschine?« sagte ich, »ich dachte sie seien alle auf den Strand gezogen.«
»Das ist die Brightoner Sorte; allein diese sind nicht dazu gemacht, aufzugehen.«
»Was denn?«
»Nun, sie gehen unter, das ist gewiß, und entsprechen ihrem Zwecke ausnehmend gut. Ich will Dich nicht länger irre machen, mein Peter, ich spreche wirklich höllügerisch, was, wie ich glaube, so viel heißt, als eine Hölle voll Lügen. Es ist eine von unseren Zehnkanonenbriggen, soviel ich weiß.«
Ich erzählte dann O'Brien, was vorgefallen war, und wie böse der Schiffsmeister auf mich sei. O'Brien lachte herzlich und sagte, ich solle mich nicht darum kümmern, sondern in der Nähe bleiben und ihn beobachten.
»Ein Glas Grog ist ein Köder, welchen er umkreisen wird, bis er ihn verschlingt. Wenn Du es an seinen Lippen siehst, so gehe keck auf ihn zu und bitte ihn um Verzeihung, wenn Du ihn beleidigt habest, und dann, wenn er ein guter Christ ist, für den ich ihn halte, wird er sie Dir nicht abschlagen.«
Dies dünkte mich ein sehr guter Rat, und ich wartete unter dem Bollwerk an der Leeseite. Ich bemerkte, daß der Schiffsmeister immer kürzere Wendungen machte, bis er endlich an der Spille stillstand und den Grog betrachtete. Er wartete ungefähr eine halbe Minute, dann nahm er den Humpen und trank ihn ungefähr halb aus. Der Grog war sehr stark, und er hielt inne, um Atem zu schöpfen. Ich dachte, es sei nun die rechte Zeit und ging auf ihn zu. Der Becher war wieder an seinen Lippen und ehe er mich sah, sagte ich:
»Ich hoffe, Sir, Sie werden mir