Peter Simpel. Frederick Marryat Marryat. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frederick Marryat Marryat
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175859
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Degen, ohne ein Wort zu sagen.

      »Nun«, rief das Weib, welches mich zum Gefangenen gemacht hatte, »ich muß sagen, ich sehe gerne eine Pfütze im Sturme. Seht mir einmal den kleinen Zwiebackkauer an, wie er fechten will; komm, mein Schatz, Du gehörst mir.«

      »Nie«, rief ich voll Unwillen aus, »zurück! oder ich werde etwas Mißliebiges thun (ich hielt dabei den Degen vorwärts gezückt), ich bin ein Offizier und Gentleman.«

      »Sall!« schrie das häßliche Weib, »hol einen Lumpen und einen Eimer Spülwasser, ich will ihm den Degen aus der Faust drehen.«

      »Nein, nein«, versetzte ein anderes, ziemlich gut aussehendes junges Weib, »laß ihn mir, thu ihm nichts zu leid; es ist wirklich ein hübsches Männchen. Wie heißt Du, mein Lieber?«

      »Peter Simpel ist mein Name«, erwiderte ich, »ich bin königlicher Offizier, deshalb nehmt Euch in acht, was Ihr thut.«

      »Fürchte Dich nicht, Peter, es soll Dir niemand etwas thun; aber Du mußt Deinen Degen nicht vor den Damen ziehen, das steht einem Offizier und Gentleman nicht an. Stecke Deinen Degen ein und sei ein guter Junge.«

      »Ich will nicht«, war meine Antwort, »wenn Ihr mir nicht versprecht, daß ich unbelästigt fortgehen kann.«

      »Ich verspreche es Dir, Du sollst es auf mein Wort, Peter; – auf meine Ehre, bist Du damit zufrieden?«

      »Ja«, entgegnete ich, »wenn jede von Euch das Nämliche verspricht.«

      »Auf unsere Ehre«, schrieen alle mit einander, worauf ich mich zufrieden gab, meinen Degen in die Scheide steckte und das Zimmer verlassen wollte.

      »Halt, Peter«, sagte das junge Weib, welche meine Partei genommen hatte, »ich muß einen Kuß haben, bevor Du gehst!«

      »Und ich, wir alle«, schrieen die Weiber.

      Ich wurde sehr unwillig und versuchte meinen Degen wieder zu ziehen, aber sie hatten mich eingeschlossen und verhinderten mich daran.

      »Denken Sie an Ihre Ehre«, rief ich dem jungen Weibe zu und sträubte mich.

      »Meine Ehre, Gott behüte Dich, Peter, je weniger wir davon sprechen, desto besser.«

      »Aber Ihr habt mir versprochen, daß ich im Frieden fortgehen darf«, sagte ich der Gesellschaft.

      »Gut, Du sollst es, aber vergiß nicht, Peter, daß Du ein Offizier und Gentleman bist. – Du wirst gewiß nicht so schäbig sein und fortgehen, ohne uns zu traktieren. Was hast Geld in Deiner Tasche?«

      Und ohne mir Zeit zur Antwort zu lassen, fühlte sie in meine Tasche, zog meine Börse heraus und öffnete sie.

      »Ei, Peter«, sprach sie, »Du bist ja so reich wie ein Jude«, und zählte dreißig Schillinge auf den Tisch. »Nun was sollen wir davon haben?«

      »Was Euch beliebt«, entgegnete ich, »vorausgesetzt, daß Ihr mich dann gehen laßt.«

      »Gut denn, es soll zu einer Gallone Wachholder langen. Sall, rufe Madame Flanagan.«

      »Madame Flanagan, eine Gallone Schnaps und frische Gläser!«

      Madame Flanagan nahm den größten Teil meines Geldes und kehrte in einer Minute mit dem Schnaps und Weingläsern zurück.

      »Nun, Peter, mein Schatz, wollen wir uns um den Tisch setzen und es uns recht schmecken lassen.«

      »O nein!« erwiderte ich, »nehmt mein Geld, trinkt den Branntwein, nur laßt mich gehen.«

      Allein sie wollten nicht auf mich hören. Ich mußte mich zu ihnen setzen; der Schnaps wurde eingeschenkt und sie zwangen mich, ein Glas zu trinken, was ich mit großem Widerwillen that. Es hatte jedoch eine gute Wirkung, denn es gab mir Mut und in ein paar Minuten fühlte ich mich so stark, als ob ich es mit allen aufnehmen könnte. Die Thür des Zimmers befand sich auf der Seite des Kamins, und ich sah den Schürhaken glühend heiß zwischen dem Roste stecken.

      Ich klagte über Kälte, obgleich ich Fieberhitze hatte, und sie gestatteten mir, hinzugehen, um meine Hände zu wärmen. Sobald ich das Kamin erreicht hatte, riß ich den rotglühenden Schürhaken heraus, schwang ihn über meinem Kopfe und drang auf die Thür zu. Sie sprangen alle auf, um mich zu halten, allein ich versetzte der Vordersten einen Schlag, worauf sie mit einem Schrei zurückrannte (ich glaube, ich habe ihr die Nase verbrannt). Ich nahm die Gelegenheit wahr, entwischte auf die Straße und schwang den Schürhaken immer um den Kopf, während alle Weiber schreiend hinter mir drein kamen.

      Ich hörte nicht eher auf zu rennen und meinen Schürhaken zu schwingen, bis ich von Schweiß dampfte und der Schürhaken ganz kalt war. Dann schaute ich zurück und fand mich allein.

      Es war sehr finster, jedes Haus verschlossen und nirgends ein Licht zu sehen. An der Ecke hielt ich still und wußte nicht, wo ich war, oder was ich thun sollte. Ich fühlte mich in der That sehr unglücklich und überlegte, was wohl das Beste für mich sein möchte, als einer der Quartiermeister, welcher zufällig am Lande geblieben war, um die Ecke bog. Ich erkannte ihn an seiner erbsengrünen Jacke und dem Strohhute als einen der Unsrigen, und war sehr erfreut, ihn zu sehen. Als ich ihm erzählte, was vorgefallen war, versetzte er, er sei gerade im Begriff, in ein Haus zu gehen, wo die Leute ihn kannten und einlassen würden.

      Als wir hier ankamen, waren die Leute des Hauses sehr höflich, die Wirtin machte uns auf Bestellung des Quartiermeisters Wermutbier, das mir sehr gut vorkam. Als wir den Krug geleert hatten, schliefen wir beide auf unsern Stühlen ein. Ich erwachte nicht früher, als bis ich nach sieben Uhr von dem Quartiermeister geweckt wurde; dann nahmen wir ein Boot und fuhren nach unserem Schiffe.

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      O'Brien nimmt mich in seinen Schutz. – Die Schiffsmannschaft wird bezahlt, daher auch die Marktschiffweiber, die Juden und der Emancipationist nach der Mode. – Wir gehen zur See. – Doctor O'Briens Heilart der Seekrankheit. – Eine Pille von dem Doktor wirkt mehr als eine Dosis.

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      Als wir ankamen, begab ich mich zum ersten Leutnant und erzählte ihm die ganze Geschichte, wie ich behandelt worden war, indem ich ihm den Schürhaken vorwies, welchen ich mit an Bord gebracht hatte. Er hörte mich ganz geduldig an und sagte dann:

      »Gut, Herr Simpel, Sie mögen der größte Dummkopf Ihrer Familie sein; ich aber weiß das anders und ersuche Sie, nie sich bei mir als Dummkopf anstellen zu wollen. Dieser Schürhaken beweist das Gegenteil; wenn Ihr Witz Ihnen dienen kann, sich selbst aus Gefahren zu ziehen, so erwarte ich, Sie werden ihn auch zum Besten des Dienstes verwenden.«

      Er schickte sodann nach O'Brien und gab ihm eine Lektion, weil er mich den Preßgang mitmachen ließ, wobei er besonders hervorhob (und da hatte er recht), daß ich von keinem Nutzen gewesen sei, und wie leicht ein ernsthafter Zufall hätte eintreffen können. Ich ging auf das Hauptverdeck, wo O'Brien zu mir kam.

      »Peter,« sagte er, »ich bin ausgescholten worden, weil ich Dich gehen ließ, deshalb ist es auch billig, daß Du von mir gedroschen wirst, weil Du mich gebeten hast.«

      Ich wünschte diesen Punkt zu widerlegen; er schnitt aber jedes Argument kurz ab, indem er mich die Luke hinunter stieß.

      So endete mein eifriger Versuch, für Seiner Majestät Dienst Matrosen zu schaffen.

      Endlich war die Fregatte vollständig bemannt, und als wir von andern Schiffen Abteilungen Matrosen erhalten hatten, wurde Befehl erteilt, uns auszuzahlen, bevor wir in See gingen. Die Leute am Lande finden immer aus, wenn ein Schiff ausbezahlt wird; daher waren wir schon in aller Frühe von Booten umringt, mit Juden und anderem Volke beladen, von denen einige Zutritt verlangten, um ihre Waren zu verkaufen, andere um für dasjenige Zahlung zu erhalten,