NACHT ÜBER DUNKELHEIT. M.D. Redwood. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: M.D. Redwood
Издательство: Bookwire
Серия: Nacht über Dunkelheit
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783754176702
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Der Magier wandte sich an die beiden schlanken Jungen. »Und was ist mit euch?«

      Dann sah er Vigor an. »Hast du kein Hemd?«

      Vigor begann sich hastig einzukleiden. Heribert zog seinen Umhang wieder an.

      »Als Schulleiter erwarte ich eine Erklärung«, forderte der Magier. Allen war nun klar, dass Sonnenorden Junior vor ihnen stand.

      »Er hat angefangen.« Heribert deutete auf Vigor.

      »Mann, du bist nicht nur feige, sondern auch noch doof«, brummte Volker. »Ich habe angefangen und nicht er. Und ansonsten war es deine Stachelei.«

      Sonnenorden Junior sah Volker nachforschend an.

      »Er hat mich mit einer Waffe bedroht«, erläuterte Volker. »Dafür habe ich ihn verprügelt. Dann ist der hier eingesprungen«, Volker deutete auf Viktor, »und hat sich Seine abgeholt.«

      »Und ausgeteilt«, ergänzte Viktor. Es war ihm dann doch wichtig, kein Opfer zu sein.

      Volker zuckte die Achseln. »Wer austeilen kann, muss auch einstecken können.«

      Der Magier deutete auf Volker und Viktor. »Ihr zwei Raufbolde folgt mir. Die anderen warten auf die Einführungsmesse.«

      »Aber der hier ist ein Bauerntölpel«, beklagte sich Heribert.

      »Das ist uns bekannt«, erwiderte Sonnenorden Junior. »Wir verfahren entsprechend.«

      »Gut.« Heribert sah Vigor triumphierend an. Vigor ignorierte ihn und sah seinem Freund nach. Der Magier führte Volker und Viktor ab. Viktor sah eingeschüchtert aus. Volker drehte den Kopf zu Vigor und winkte kurz mit breitem Grinsen.

      Sonnenorden Junior führte Volker und Viktor über zwei Zugbrücken mit ihren Zwillingswehrtürmen an den Brückenköpfen in den Vorhof der Hauptburg. Nach einem zweiten Torhaus direkt neben dem mächtigen Bergfried gabelte sich der Weg. Auf einer schmalen Gasse quetschten sie sich an dem dicken Turm vorbei in den Innenhof. Dort standen noch etliche Nebengebäude und ein Brunnen. Dann führte ein viertes Torhaus mit einer Zugbrücke über einen Graben. Für den Rückweg bräuchte Volker wohl eine Karte. Volker und Viktor folgten dem Magier über die riesige Freifläche der Hinterburg. Sie liefen an der Südmauer entlang. Volker konnte die entfernte Küche in einem kleinen Gebäude mit vielen Schornsteinen erkennen, welche ein gutes Stück weiter nördlich von ihnen stand. Daneben stand eine große Halle und weit dahinter mehrere Gebäude und zwei Türme an der Ostmauer. Sie schlugen einen Bogen um einen prächtigen Bau mit vielen Fenstern, offensichtlich eine Unterkunft. Es herrschte sehr wenig Betrieb für eine Schule. Die Jungen folgten Sonnenorden Junior die gesamte Südmauer entlang, an einem kleinen Ausfalltor vorbei bis sie an den hohen Turm kamen, der die Ecke zwischen Süd- und Ostmauer bildete. Neben dem Bergfried war er der einzige eckige Turm. Der Bau war hoch, unfreundlich mit vergitterten Fenstern und eindeutig ein Gefängnis. Der geringe Umfang sprach für wenige Zellen. Die Jungen wurden an einer Treppe vorbeigeführt und zum Zellentrakt im Erdgeschoss hin. Volker war neugierig.

      »Was ist denn da oben?« Er deutete die Treppe hinauf zum obersten Stockwerk.

      »Das sind die Todeszellen«, antwortete Sonnenorden Junior.

      »Und das heißt?«

      »Dort werden jene eingesperrt, die zum Tode verurteilt wurden«, erklärte der Magier. »Auf den Zellen liegt ein Fluch. Es ist unmöglich zu entkommen. Nur der Tod kann den Gefangenen befreien.«

      »Ah.«

      »Wer lebend hinein geht, kommt nur tot wieder heraus.«

      »Klingt gut.«

      »Nein, du würdest es auch nicht überleben, selbst wenn du unschuldig wärst. Mit dem Einsperren ist die Todesstrafe also bereits vollzogen.«

      Volker nickte. Die beiden Jungen wurden in einer normalen Zelle eingesperrt.

      »Ihr beide habt Glück, dass ihr noch nicht dem Sonnenorden unterstandet. Sonst würde euer Verstoß gegen meine Befehle schwere Konsequenzen haben.« Sonnenorden Junior sah sie mit Nachdruck an. »Merkt euch das.«

      »Warum werden wir dann überhaupt eingesperrt?«, fragte Viktor klagend.

      »Weil ihr ausseht, wie Bettler«, begründete der Magier seine Entscheidung. »Niemand nimmt so am Bankett mit dem Goldenen Magier teil.«

      »Wir können uns schnell umziehen«, schlug Viktor vor.

      »Das hättet ihr euch vorher überlegen können«, erwiderte Sonnenorden Junior. »Der andere Junge hatte zumindest noch die Weitsicht seine Kleidung abzulegen.«

      Viktor seufzte.

      »Und nun entschuldigt mich, ich muss mich noch um ein anderes Problem kümmern.« Er verschwand wieder im Nichts.

      »Was kämpfe ich auf in meinem festlichen Hemd?«, jammerte Viktor. »Ich hätte es doch auch ausziehen können.«

      »Na ja, war halt doch sehr spontan«, antwortete Volker. »Dafür darfst du den Nachmittag mit mir verbringen. Das ist doch auch was.«

      Viktor schwieg. Volker grinste frech.

      4. Kapitel: Das Verhör

      Die anderen Schüler marschierten einfach los und über die Brücke. Sie nahmen den gleichen Weg wie Sonnenorden Junior. Doch im Vorhof wusste keiner von ihnen mehr wohin. Ging es geradeaus durch das nächste Tor oder rechts am Bergfried vorbei? Also blieben sie stehen. Nach einer Weile tauchte Sonnenorden Junior vor ihnen auf. Die Schüler sahen ihn erwartungsvoll an.

      »Wie geht es weiter?«, fragte Heribert. Er war das Warten wohl nicht gewohnt.

      »Adressiert mich entsprechend.«

      »Eminenz, wie geht es weiter?«, korrigierte sich Heribert.

      »Für euch geht es weiter, sobald dem so ist.«

      Sonnenorden Junior hatte wohl nicht vor, sich mit ihnen zu beschäftigen. Vigor grinste, dass Heribert so über den Mund gefahren bekam. Das geschah dem arroganten Schnösel ganz recht. Dann hörte er seinen Namen.

      »Vigor aus Starkenberg?«

      »Ja, ist anwesend, Eure Eminenz.«

      Sonnenorden Junior musterte ihn lange. »Wie ist Euer Nachname?«

      »Der wurde mir nicht übermittelt.«

      »Ihr wollt über magische Fähigkeiten verfügen. So wurde mir übermittelt. Nun steht Ihr hier vor mir, wie der Weiße Magier höchst persönlich.«

      Einige kicherten, insbesondere Heribert.

      Vigor schwieg, dann strich er sich das braune Haar aus der Stirn. Der Junge wusste nicht was er sagen sollte. Er wollte sich bestimmt nicht, als hoher Magier ausgeben. Seine Kleidung war lediglich Zufall. Er konnte sich nun einmal keine Farbe leisten. Es war streng genommen auch kein richtiges Weiß, von Volkers Hemd mal abgesehen.

      »Welchen magischen Kristall führt ihr?«

      Vigor überlegte. Er führte gar keinen magischen Kristall, sondern hatte einen übergroßen Edelstein an einem Stock. Was für ein Stein das war, wusste er doch eigentlich nicht. Aber zugeben konnte er das auf keinen Fall.

      »Bergkristall.«

      Vigor hatte nicht mit der Reaktion gerechnet, die er auf seine Aussage erhielt. Die Gruppe ließ ein Raunen verlauten.

      »Gut gemacht, Heribert«, rief ein Junge aus der Menge. »Schlägst dich mit einem Quarzträger.«

      »Besser Quarz als Beryll«, bemerkte Heribert, in dem Versuch Vigors Stand zu schmälern.

      »Klar und besser Beryll als Korund.« Der andere Junge lachte.

      Sonnenorden Junior hob die Hand zu den umstehenden Schülern. Diese fielen ins Schweigen. Der Magier sah Vigor scharf an. Der Zweifel in seinem Blick entging Vigor nicht.

      »Ihr