NACHT ÜBER DUNKELHEIT. M.D. Redwood. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: M.D. Redwood
Издательство: Bookwire
Серия: Nacht über Dunkelheit
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783754176702
Скачать книгу
das abgeschabte Holz. Die Matrosen unterhielten sich in Südländisch, der Sprache die auch in Starkenberg gesprochen wurde.

      »Das ist ja mal einfach.«

      »Geht fast zweimal drauf.«

      »Hört auf zu Quatschen, sonst verladet ihr nachher nochmal den Königinnenwagen«, warf der Bootsmann ein. »Wenn das Tier abrutscht, dann liegt ihr drunter!«

      »Das ist ein Rückepferd«, bemerkte der eine.

      »Das ist mir egal«, warf der Bootsmann zurück. »Es zieht einen Personenwagen und keinen Baumstamm.«

      Die beiden Männer machten beschwichtigende Gesichter und passierten den Bootsmann schweigend. Außer Hörweite des Vorgesetzten meinte der eine wieder. »Guter Seemann, aber keine Ahnung von Pferden.«

      Der andere nickte.

      Vigor fiel nun die Bewaffnung des Schiffes auf. Die Fähre hatte unzählige Ballisten, auf beiden Enden. Auf dem Vorschiff und dem Achterdeck oberhalb der Kajüte, konnte der Junge außerdem zwei fest installierte Katapulte erkennen. Die Schießanlagen wurden allesamt von zwei Soldaten in goldgelben Uniformen bedient oder vielmehr bewacht. Es war fast keine nennenswerte Munition an Deck, sondern nur ein Pfeilgeschoss lag in den Ballisten ohne eingespannt zu sein. Die Katapulte sahen festgezurrt aus, waren also im Augenblick gar nicht feuerbereit. Es zeugte allerdings davon, dass im Kriegsfalle die Fähre alles andere als wehrlos war. Vigor war sich sicher, dass ein Fährüberfall keine gute Idee war.

      Vigor, Volker und der Dorfschulmeister stiegen ab.

      »Stab«, erinnerte der Lehrer den Jungen, der mit dem Blick überall statt bei der Sache war. Vigor griff seinen Stab und reichte dem Dorfschulmeister die Tasche daneben. Wagen, Pferd und Obsidan wurden in den Laderaum gebracht. Dort gab es eine Art Stall mit Verschlägen, in die jeweils ein Pferd eingestellt wurde. Dafür hatte die Fähre eigens angestellte Stallburschen in weiß und blassgelben Hosen. Daneben war die Haltestelle für die Wagen. Die Zugpferde wurden ausgespannt und der Wagen fest an Bodenringe getaut. Vigor sah, dass die Mehrheit der Fußpassagiere zum Vorschiff wanderte. Viele verweilten auch einfach an Deck. Ein Mannschaftsmitglied wies den Dorfschulmeister, Volker, Vigor und den begleitenden Offizier an, die rechte Treppe zu verwenden. Die anderen Reiter der Siebten Armee folgten. Sie waren als Leibgarde abgeordnet und hatten nicht die Absicht, sich von dieser Aufgabe abbringen zu lassen. Ohnehin gehörten etliche von ihnen ohnehin dem Adel an, denn sie waren Ritter mit eigenen Landgütern. Das wusste aber das Mannschaftsmitglied nicht.

      Der fahrende Händler und die Passagiere des eleganten Reisewagens, es war ein Kaufmann mit Frau und Kind folgten ihnen. Obwohl sie näher zu der breiten Treppe standen als Vigor, Volker und der Dorfschulmeister. Doch durch die große Garde, wagten es diese Mitglieder des Bürgerstandes nicht, sich vor den hier offensichtlich anwesenden Adel zu stellen und ließen dem alten Herrn, seinen Jungs und seinen Soldaten mit einer Verbeugung den Vortritt. Oben angekommen, öffnete ein vornehm gekleideter, junger Mann, in gelber und dunkelblauer Gewandung, die Tür in die Kajüte. Auch er verbeugte sich. Der Dorfschulmeister grinste. »So bin ich auch noch nicht empfangen worden.«

      Dann schwieg er, während sie den langen, schmalen Gang entlang liefen. Zwei dunkel gekleidete Herren nahmen ihnen das Handgepäck ab, dass nur aus einer Tasche des Dorfschulmeisters bestand. Sie öffneten eine Tür zu einer Kabine, die offensichtlich nicht jedem angeboten wurde. Der Diener, der die Tür öffnete, ging dabei in die Knie. Die Kabine erschlug Vigor mit Prunk. Es war die Lounge für Adelige. Alles noch so unsinnige Mobiliar war mit Gold überzogen und sehr verschnörkelt. Stolze drei Einzelbetten standen in dieser Kabine, die etwa halb so groß war, wie der Vorbau, wo die fünfzig Bauern Platz genommen hatten. Überall hingen dicke Teppiche in allen Farben, sowohl an den Wänden, als auch auf dem Boden. So wollte die Fährlinie die weniger seefesten Adeligen vor dem leichten Seegang auf dem Nebelsee schützen. Aber durch die schiere Größe der Fähre beschränkte sich das Schwanken ohnehin auf stürmische Tage. An dicken weißen Vorhängen vorbei, konnte Vigor hinaus auf das Ufer sehen, wo immer noch Fuhrwerke verladen wurden.

      »Kann ich Euch etwas bringen lassen?«, fragte der Diener, der die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, um den Lärm des Schiffes auszusperren. Es drang nur noch dumpf durch die dicke Eichentür. Vigor konnte fast vergessen auf einem Schiff zu sein.

      »Ja, bitte«, meinte der Dorfschulmeister. »Jungs, was wollt ihr essen?«

      »Hirschfilet«, meinte Volker ohne zu überlegen, »in Rotweinsoße und mit Kartoffeln und Karotten und Erbsen.«

      »Sehr wohl«, der Diener notierte mit.

      Vigor runzelte ungläubig die Stirn.

      »Vigor?«, fragte der Dorfschulmeister wieder.

      »Äh.«

      »Der Hirsch ist gut hier«, erzählte Volker, als ob er hier jede Woche Hirsch essen würde, was Vigor stark bezweifelte. Außerdem kannte Vigor den Geschmack von Rotwild gar nicht, denn der Verzehr war schließlich ein Privileg des Adels. Aber das konnte Vigor unmöglich vor dem Diener erklären.

      »Das Gleiche für mich«, sagte er schließlich.

      »Sehr wohl.«

      Der Dorfschulmeister lächelte und wandte sich an den Kabinendiener. »Bringt mir die Empfehlung der Kombüse.«

      »Sehr wohl.« Der Mann notierte fleißig weiter. Er verbeugte sich nochmals. »Eminenz. Königliche Hoheit. Mein Herr.«

      Dann verließ er sie. Volker grinste den verdutzten Vigor an.

      »Eminenz«, sagte der große Junge und verbeugte sich übertrieben. Vigor sah seinen Freund an.

      »Was soll das jetzt schon wieder?« Er rollte die Augen. »Eminenz...«

      »Tja«, Volker grinste immer breiter, »Hochwürden werden sich daran gewöhnen müssen, etwas Besseres zu sein und dies ständig unter die Nase gerieben zu bekommen.«

      »Habt Dank für diese Information, oh Königliche Hoheit, dem designierten Großherzog von Starkenberg.« Vigor klang überzogen.

      »Ja, genau so ist es«, erwiderte Volker. »Du wirst vielen begegnen, die auf diesen Titelmist sehr viel Wert legen. Und hüte dich davor zu zeigen, dass es dir fremd ist.«

      »Warum muss ich so tun als ob ich das wichtig finde?«

      »Weil du dich sonst als gemeines Volk verrätst.«

      »Na, Klasse.« Vigor verzog das Gesicht.

      »Kann man nichts machen.« Volker zuckte die Achseln. »Also wie gesagt, tue einfach so als wäre es normal.«

      »Verstanden. Warum hat er mich zuerst genannt?«, fragte Vigor weiter.

      »Weil du ranghöher bist«, antwortete Volker. »Magier stehen über den Fürsten.«

      »Genauer gesagt, gilt das in erster Linie für die Hohen Magier«, erläuterte der Dorfschulmeister. »Aber im Zweifelsfall bist du ranghöher. Es gibt zwar einige Magier, die unter der Flagge eines Fürstenhauses stehen. Dann ist der Fürst ranghöher, aber das ist nicht die Regel. Bekanntestes Beispiel ist das Königshaus von Hohen-Himmelsstein. Der Magier von Wolkenblick, also der Türkisfarbene Turm, wird immer nach dem König genannt. Dagegen wird niemand die Magierin of Trolley nach Starkenberg oder Siege nennen. Denn der Braune Turm ist unabhängig und gehört zu den Hohen Magiern.«

      Die drei begaben sich zu Tisch. Wobei sich Vigor auf den erstbesten Stuhl setzte und Volker daneben. Der Dorfschulmeister ließ sich gegenüber nieder mit dem Rücken zur Kabinenwand. Dann sah er Volker an.

      »Wo wir gerade dabei sind, weiß eigentlich Eurer Vater von Vigors Kurswechsel?«

      »Nein, das ist unser kleines Geheimnis«, grinste Volker. »Ich werde es ihm in einem Brief mitteilen, den ich dem Hauptmann mitgebe.«

      Volker deutete in die Richtung, wo sich wahrscheinlich die Kabine mit den Rittern von Starkenberg befinden würde.

      »Ich wunderte mich schon«, bemerkte der Dorfschulmeister.

      »War