Das Lachen der Sonne. Dennis Klofta. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dennis Klofta
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754173930
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Schuppen reflektieren die leuchtenden Arme der Sonne. Leicht schmatzend steigen kleine Bläschen aus seinem Mund, während er langsam und ruhig auf mich zu schwimmt. Dann, direkt vor meinen Nase, bleibt er stehen – – schielt mich stumm mit seinen runden weißen Augen an. Starr prallen unsere schwarzen Pupillen aufeinander. Eine Seifenblase kommt aus seinem Mund, schwebt langsam auf mich zu. Verzerrt und verschwommen sehe ich mein Gesicht in ihrem regenbogen-farbigen Spiegel. Sind das Buchstaben in ihr? Ich bewege mich nicht, traue mich nicht vor ihr zu fliehen. Sie kommt mir immer näher, fliegt ganz langsam auf mich zu, bis sie an meiner Nase zerplatzt. Eine weiche Stimme –

      »Ach bist du auch wieder wach!«

      Langsam drückte er sich mit tauben Armen vom Boden. Ein leises Stöhnen und ein dumpfer Schmerz durchfuhr sein Gesicht.

      »Ich versteh gar nicht, warum du nicht auf deinem Bett liegen willst, das ist super bequem.«

      Ein langer Faden Speichel lag auf dem Boden. Starr, abgestützt auf seinen beiden Armen, blickte er ihn an. Er überlegte – – was war passiert. War er wirklich schon wach oder träumte er noch? Er richtete sich auf und schaute sich, auf seinen Knien sitzend, im Raum um. Sein Kopf schmerzte. Mit geschlossenen Augen fasste er sich an die Stirn und atmete keuchend durch seinen geschlossen Mund aus. Dann sah er mit zugekniffenen Augen und schmerzverzerrtem Gesicht zu seinem Bett herüber, auf dem er, den Rücken an die Wand gelehnt, einen roten Apfel aß.

      »Ach du hattest übrigens Besuch, während du geschlafen hast. Ja oder glaubst etwa der Korb wäre von mir?«

      Sagte er auf dem Bett und biss genüsslich in den Apfel, der so saftig war, dass beim kauen kleine Tropfen auf seinen dunkelblauen Pullover fielen. »Der stand schon da,«, fuhr er mit vollen Mund und schmatzend fort, »als ich ins Zimmer gekommen bin.«

      Er ließ seine Stirn los und legte beide Hände auf seine Beine. Erst wollte er etwas antworten, ließ es dann aber. Eigentlich verstand er auch immer noch nicht so genau, was hier eigentlich vor sich ging. Langsam drückte er sich hoch – – doch schon schoss wieder ein stechender Schmerz in seine Stirn. Schockartig stoppte er jede Bewegung, hielt sogar seinen Atem an und kniff seine Augen zu.

      »Das Obst schmeckt übrigens klasse, super saftig.«

      Langsam ließ das Hämmern in seinem Kopf wieder nach und er konnte sich endlich hinstellen. Ganz ruhig setzte er nun einen Fuß vor den Anderen und ging ganz vorsichtig zum Tisch. Kaum dort angekommen, sackte er auf den Stuhl davor zusammen. Nun baumelten seine Arme links und rechts an der Lehne herunter. Zum ersten Mal sah er jetzt auch die Schale, die auf seinem Tisch stand: zwei Äpfel, drei Bananen, Trauben und ein Pfirsich. Links klaffte eine Lücke zwischen den Äpfeln hervor. Er setzte sich wieder auf und griff nach einer Banane.

      »Es ist schon etwas merkwürdig,«, sagte er weiter kauend auf dem Bett und schaute den Apfel an, »dass wir frisches Obst auf einem Schiff haben.« und biss in die letzte Ecke hinein, bevor er schmatzend fortfuhr: »Naja, wahrscheinlich nur für die ersten Tage. Wann kommen wir überhaupt am nächsten Hafen an?«

      »… und du hast mich hier einfach auf dem Boden liegen lassen?«

      »Du sahst so friedlich aus, da wollte ich dich nicht stören.«, er grinste.

      »Ja eben, Idyllen sind für Träumer.«

      Beide lachten.

      (Kapitel 2 – Bahiah)

       Wenn man weiß, dass man sein Zuhause verlassen muss, um man Selbst zu sein, weiß man auch, dass man nie wieder Zuhause sein wird, außer bei sich selbst. Aber was wenn man selbst ein Anderer ist? – und man ist immer ein Anderer.

      Er saß auf dem Deck und schaute zum Meer hinaus. Ein roter Feuerball brannte über dem uferlosen, alles verschlingendem Blau. Das Meer war ruhig, kaum eine Welle traute sich es mit dem Schiff aufzunehmen. Still beobachtete er wie selbst die letzten Funken verschluckt wurden und eine lange Lichterkette ihren Platz einnahm.

      › … Sterne … ‹

      Noch nie hatte er einen so hell-leuchtenden Himmel gesehen. Er fühlte sich richtig, hier, in dieser Leere zwischen den Sternen, dem endlosem Himmel und ihrem tiefen Spiegel. Dachte er aber wieder an seine Kollegen und Kolleginnen, wie sie Karten spielten, sich unterhielten oder in ihren Zimmern vor ihren dunkel-leuchtenden Spiegeln saßen, dann fühlte er sich wieder fremd, einsam und verloren.

      ›In der Leere unter den Sternen gibt es keine Einsamkeit, es gibt nur das All – – – was das auch immer sein soll.‹

      »Na willst du hier ewig Wurzeln schlagen.«

      »Am liebsten ja, genau hier und nirgendwo anders .«, kam die Antwort ganz automatisch aus seinem Mund.

      »Mit mir oder den Sternen?«, sie lachte leise.

      »Was immer mir näher sein sollte.«, antwortete er in einem kaum hörbarem Seufzer und bereute es im gleichen Moment laut gedacht zu haben.

      Mit verlorenen Augen schaute er aufs Meer hinaus, auf dem die kleinen funkelnden Sterne schwankten. Erst als sie schon längst, ihre Arme um ihre Knie geschlungen, neben ihm saß und er ihre warme Schulter an seiner spürte, schaute er zu ihr hinüber. Ruhig und mit entspanntem Blick schaute sie dort hin, wo er gerade noch hingestarrt hatte. Er lächelte, etwas unsicher. Ein kurzer stiller Moment entstand und er wandte sich wieder dem Meer zu, doch die Stille wurde nicht mehr leise. Jetzt, wo er sie einmal gefunden hatte, war sie da – er war nicht mehr allein.

      Plötzlich spürte er ihren warmen Körper. Sie war näher an ihn herangerückt, schmiegte sich wärmend an ihn und holte ihn aus der Stille heraus, ohne dabei ihre Augen vom Meer abzuwenden: »Warum sitzt du hier ganz alleine?«

      Er konnte nicht antworten, konnte ihr keine Wärme zurückgeben. Er fühlte sich allein, obwohl sie direkt neben ihm saß.

      »Ich bin ja nicht allein.«

      Von außen mussten sie aussehen wie ein Paar, das diesen ruhigen romantischen Abend genoss. Dabei wollte er – er wollte da sein, er wollte ihre Wärme erwidern, die nur ganz seicht zu ihm durchdrang. Doch er konnte sie einfach nicht spüren. Es lag zu viel Himmel und zu viel Meer zwischen ihnen.

      »Nein, das mein ich nicht, ich meine jetzt, draußen in der Kälte. Alle anderen sind schon schlafen oder sitzen noch im Saal und unterhalten sich.«

      Zwei Fremde, sie hatten sich vorher noch nie gesehen und nun saßen sie hier zusammen, eng aneinander geschmiegt.

      »Ich weiß nicht – – es ist so … so ruhig und friedlich hier. Die Sterne klaren die Dunkelheit auf, alles ist klar und weit, frei, irgendwie –« und für einen kurzen Moment verschwand sein Blick erneut im Meer.

      »Na ich geh dann mal lieber wieder rein. Ich hab morgen früh Schicht. Vielleicht sehen wir uns aber dann am Mittag, in der Kantine?«

      »Ja, das wäre Klasse.«

      »Super, ich freu mich. Bis morgen.« und zum letzten Mal für diesen Tag, für diese Nacht, lächelte sie ihn an und verschwand wieder im Schiffsrumpf.

      Eine sanfte Wärme erfüllte ihn und er schaute ihr lange nach, starrte auf die bleiche Tür, die vom kleinen gelben Licht erhellt aus der Dunkelheit hervor trat, bis das Licht erloschen war und sie wieder in der Dunkelheit verschwand. Dann ließ er sich fallen und schaute in den klaren Sternenhimmel.

      –

      Über dem Meer lag ein blauer wolkenloser Himmel. Weiß schlugen die kleinen Wellen ans Schiffs. Bis auf eine leichte Strömung lag das Meer still und öffnete ihren endlosen Horizont. Sanft spiegelten sich die warmen Strahlen der Sonne im Wasser. Doch von all dem sah er nichts, er war unter Deck, im Maschinenraum. Leise sonorten die Maschinen vor sich hin und dank der Lüftung war die Luft hier unten wie an jedem anderen Ort. Nur das gelbe, leicht schweflige Licht konnte einem mit der Zeit Kopfschmerzen bereiten. Aber solange musste keiner hier unten bleiben. Trotzdem vermisste er ein Fenster – die Wolken, den Himmel, die Sonne – und wäre er alleine, wäre