Im Spiegel meiner Seele. Christina Enders. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christina Enders
Издательство: Bookwire
Серия: New Yorker Upperclass
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753195124
Скачать книгу
Freundin mich braucht. Jetzt leg dich in die Kissen, ich koche uns was zum Abendbrot und essen dann gemeinsam.

      Sjena schob eine Gabel Nudeln in den Mund. «Die Soße …!»

      «Ich weiß, ist nicht so lecker, kommt aus der Büchse, in deinem Vorratsschrank stand nicht mehr. Du weißt doch, ich kann im Grunde nur zwei Dinge kochen, meinen Eintopf und Tiramisu, aber dafür fehlten mir die Zutaten.»

      «Das in der Büchse war aber nur Tomatenmark, die Soße muss man schon noch selber anrühren und würzen.»

      «Hm, echt, dafür gibt es doch eigentlich ganz gute Fertigsoßen. Wirst dich auch noch daran gewöhnen, jetzt wo du allein bist … sorry, ich wollte nicht.»

      Sjena schüttelte leicht mit dem Kopf. «Meinst du, das ist jetzt ein Grund, mit Fertiggerichten anzufangen?»

      «Na ja, sie sind schnell und ohne Aufwand aufgewärmt und schmecken gar nicht mal so schlecht.»

      Sjena atmete tief und legte die Gabel nieder und wischte sich den Mund ab. «Wie war eigentlich deine Geschäftsreise mit Leon.»

      Sam schob ihre Lippen aufeinander und hatte ein leichtes Schmunzeln im Gesicht.

      «Nein, ihr hattet keinen Sex, Sam mit dem eigenen Chef? Das ist nicht gut.»

      «Hat sich so ergeben und es war schön. Die Geschäftsreise an sich war enttäuschend, den Auftrag können wir knicken, aber ich und Leon, das fühlt sich richtig gut an, er kann Dinge mit seiner Zunge machen …»

      «Stopp, das sind mir zu viele Informationen.»

      «Sei doch nicht so verklemmt, Sex ist was Wundervolles.»

      «Wird das was Festes?»

      «Weiß nicht, mal schauen. Es ist ja alles noch ganz frisch. Er hat auch nach dir gefragt.»

      «Echt!»

      «Na ja, du bist immerhin seine beste Kraft.»

      «Ach, glaube mir, jeder ist ersetzbar. Momentan kann ich es mir echt nicht vorstellen wieder zuarbeiten. Da einfach weiter machen, wo ich aufgehört habe, kommt mir echt falsch vor, außerdem … ich habe mich entschieden, erst einmal wegzugehen, ich habe alles schon zusammengeräumt.»

      «Wo willst du denn hin …?», schaute Sam etwas überrascht.

      «Das weiß ich nicht, ich lasse mich einfach treiben. Ich bin weiter stille Teilhaberin bei Sebastian in der Agentur, er zahlt mir monatlich ein Gehalt aus, so braucht er mich nicht auf einmal auszuzahlen und ich habe etwas Sicherheit im Rücken und Zeit gewonnen. Ich werde mir zunächst ein Zugticket kaufen und schauen, wohin es mich treibt.»

      «Einfach so, ohne Ziel.»

      «Sagt man nicht, der Weg ist das Ziel, müssen wir nicht nur den ersten Schritt machen?»

      «Du bist echt verrückt, willst es aber allen Ernstes durchziehen, oder?»

      «Ja, ich muss es tun, vielleicht bin ich auch schneller zurück, als ich denke und ich finde in der Fremde nicht das, was ich suche oder erhoffe.»

      «Was erhoffst du dir denn …?»

      «Das kann ich dir nicht sagen, ich weiß es nicht, ich fühle mich so leer. Kannst du verstehen, dass ich hier nicht einfach so weiter machen kann. Ich brauche eine Luftveränderung.»

      Sam stand auf und räumte den Tisch ab. «Hättest du mir eigentlich Bescheid gegeben, wenn ich nicht zufällig heute vorbeigekommen wäre?»

      «Natürlich, ich hätte dir einen Brief geschrieben.»

      Sam schüttelte leicht mit dem Kopf, blickte in die Augen ihrer Freundin, dann in die Dunkelheit der Nacht, es hatte angefangen zu regnen. Sjena fing den Blick auf. «Was hältst du davon, wenn du auch die Nacht hierbleibst. Ich weiß, dass Mietshaus, indem du wohnst, soll abgerissen werden, ist sicherlich schon ganz schön gruselig dort zu wohnen.»

      «Stimmt, sind schon viele ausgezogen in meinem Gang, bin ich, glaube ich, noch fast die Einzige, die da wohnt. Es soll da ja ein ganz neuer, piekfeiner Komplex entstehen, fragt sich nur, wer den sich leisten soll.»

      «Hm … für alles gibt es eine Lösung. Dann lass uns schlafen gehen. Morgen ist Wochenende, da musst du nicht zeitig raus, oder?»

      «Nein, aber vielleicht sollten wir noch ins Sombrero gehen.»

      «Der Club, der erst kürzlich in Greenville aufgemacht hat?»

      «Ja, ich war neulich da, ist ganz nett dort.»

      «Echt, aber nach der Art Unterhaltung ist mir ganz und gar nicht.»

      «Vielleicht findest du ja dort einen Mann, der dich etwas von deinem Kummer ablenken kann, ein One-Night-Stand kann auch was für sich haben. Es ist im Grunde nur Sex und hat nichts mit Kopf und Herz zu tun.»

      «Aber man muss dafür auch Kopf und Herz ausschalten und dazu bin ich momentan nicht bereit. Aber wenn du gehen willst, bitte, du hast ja einen Schlüssel.»

      «Nein, allein gehen ist doof, außerdem bin ich dafür auch gar nicht richtig angezogen. Soll ich in eines der Gästezimmer gehen?»

      «Sei nicht albern. Ich fände es schön, wieder einmal nicht allein in meinem Bett zu schlafen. Lass uns noch einmal 11 Jahre sein. Im Internat haben wir uns oft in ein Bett gekuschelt und darüber gesponnen, was für ein Leben uns als Erwachsene erwartet.»

      Sam nickte. «Vielleicht machen wir ja auch eine Frauen WG auf. Oder wir probieren was Neues und geben unsere Freundschaft eine andere Richtung.»

      «Du willst mir jetzt nicht sagen, dass du an meine Person interessiert bist, ich meine sexuell und so. Dann sollten wir wohl nicht in einem Bett schlafen, denn eins kann ich dir versprechen, plötzlich lesbisch werde ich ganz bestimmt nicht.»

      «Ach, ein bisschen Bi schadet nie, aber du hast recht, ich mag auch lieber die Jungs.»

      «Hast du schon mal mit einer Frau … ich meine.»

      «Man muss alles mal ausprobieren oder aber mehr, als geknutscht habe ich nicht, es hat sich gar nicht mal so schlecht angefühlt. Aber keine Sorgen, ich will dir nicht ans Leder.»

      «Dann ist es ja gut. Das fände ich nämlich ganz schön spooky.»

      Sam nickte und musste etwas tief durchatmen.

      Sjena wachte auf und spürte einen Körper neben sich, für einen kleinen Moment, entschwand ihr ein Lächeln und sie drehte sich um, doch als sie Sam sah, wurde sie in die Wirklichkeit zurückbefördert, es war nicht ihr Mann, der neben ihr lag, dass er tot war, war kein böser Traum.

      Leise stand sie auf und ging in ihr Badezimmer, zog sich was Schnelles an und ging nach unten.

      

      Der Duft von frischem Kaffee und gebackenen Pfannkuchen ließ Sam aufwachen. Sie schlüpfte in ihre Schuhe, entschwand kurz ins Badezimmer und ging nach unten.

      Sjena blickte auf. «Frühstück ist schon fertig.»

      «Das habe ich bis nach oben gerochen. Man, was liebe ich Pfannkuchen zum Frühstück, du machst wirklich die Besten.» Setzte sie sich an den Tisch und langte zu.

      «Ich muss mit dir noch was bereden.» Schaute Sjena etwas ernst, eigentlich wollte ich dir nur einen Brief schreiben, aber wenn du jetzt schon mal da bist.»

      «Was gibt es denn?»

      «Ich habe doch gesagt, dass ich für einige Zeit weggehe, da ist das Haus, ich möchte, dass du hier wohnst, hier könntest du dich frei entfalten und ich wäre beruhigt das, dass Haus nicht leer steht.»

      «Echt jetzt?»

      «Ja, ich möchte,