Im Spiegel meiner Seele. Christina Enders. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christina Enders
Издательство: Bookwire
Серия: New Yorker Upperclass
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753195124
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sie würde sie wohl kaum vermissen, in den acht Wochen, die jetzt nach der Beerdigung vergangen waren, ging es immer nur um ihren blöden, blauen Schal. Kein wie geht es dir … also war sie doch im Grunde auch nicht verpflichtet, ihr zu schreiben. Vielleicht eine kurze Nachricht über das Smartphone, dass sie verreist, das würde sicherlich schon reichen.

      Zu Hause angekommen, war es im Haus noch dunkel, da sie wusste, dass Sam erst später kam, da sie noch bei Leon war.

      Sie hatte gerade die Nachricht an ihre Mutter versendet, da ging die Tür auf und Sam kam rein, in der Hand eine gute Flasche Rotwein.

      «Den habe ich uns mitgebracht oder hast du gedacht, ich lass dich einfach so gehen.

      Da summte ihr Handy. «Habe viel Spaß, deine Mom.»

       «Eine wichtige Nachricht», schaute sie in das etwas ernste Gesicht von Sjena.

      «Nein, nur meine Mom. Ich schreibe ihr, dass ich verreise, und sie hat nicht mehr zu schreiben, wie habe viel Spaß. Wie immer finde ich in ihr Leben nicht statt. Einzig und allein ihr blöder Schal war ihr wirklich wichtig. Wohl ein Geschenk von Ralfi, ihren jetzigen Mann.»

      «Was hast du mit dem Schal gemacht?»

      «Was wohl …»

      «Die alte Sjena hätte ihn gewaschen und gebügelt, fein zusammengelegt und abgeschickt. Hast du aber nicht, wie ich deinen Blick lesen kann.»

      «Nein, ich habe ihn in die Tonne geworfen und meine Mutter deutlich gemacht, dass ich ihn nicht habe. Aber es war ein Schal aus Kaschmir. Ihn schön bei 90 Grad waschen und dann verschicken, wäre sicherlich eine Botschaft, die sie besser verstanden hätte.»

      «Zu Mindesten hätte er dann in einem Umschlag gepasst.» Presste es Sam lachend aus sich heraus. «Ich kann dich verstehen, das Thema Eltern ist schwierig. Ich hatte auch nicht wirklich mehr Glück mit meinen Eltern. Seit sie geschieden sind, tingelt meine Mom durch die Lande und mein Dad feiert seinen zweiten Frühling mit einer, die so alt ist, wie ich.»

      «Findest du es schlimm, dass deine Mom die Welt auf ihre Weise erkundet?»

      «Nein, es ist schließlich ihr Leben, ab und zu bekomme ich ein Video von ihr, mein Geburtstag hat sie auch noch nie vergessen, aber real habe ich sie seit fast 7 Jahre nicht mehr gesehen. Ich hoffe, du verschwindest nicht gar so lange.»

      Sjena schüttelte leicht mit dem Kopf und holte die Weingläser.

      «Und deine Nachbarin, hast du sie noch einmal angetroffen?»

      «Ja, für sie war das mit dem Hausverkauf die beste Entscheidung. Sie ist richtig aufgeblüht. Sie fühlt sich in dem Haus richtig wohl, vor allem ist sie nicht mehr allein, ich glaube, das ist das Wichtigste. Für mich wäre das momentan zu viel Trouble, aber ich finde, es ist eine super Idee, ein großes Haus zu ein Mehrgenerationenhaus umzubauen. Vor allem die unteren Gemeinschaftsräume sind ein Gewinn. Willst du allein sein, verziehst du dich in deine Wohnung und du weißt, dass deine Kinder nie allein sind, auch wenn du arbeiten musst. Solche Häuser sollte es wirklich mehr geben.»

      «Hm, ich glaube auch, dass da automatisch viele Konflikte aufkommen. Ein friedliches Miteinander unter verschiedene Altersstrukturen kann ich mir ehrlich nicht vorstellen. »

      «Sicher scheint auch da nicht nur die Sonne, aber man lernt, glaube ich, auch eine ganz andere Gemeinschaft kennen, Toleranz ist etwas, was wir fast verlernt haben. Wenn man sich dort nicht wohl oder unverstanden fühlt, ist man nicht genötigt zu bleiben. Nur, die Kinder von Margrit waren wohl etwas überfordert mit der neuen Situation. Um es mal etwas schlicht auszudrücken.»

      «Die fanden es sicherlich nicht so super, dass sie das Haus schon zu Lebzeiten verkauft hat, um das Geld selbst durchzubringen.»

      «Ja, so in etwa», nahm sie einen Schluck von dem Wein und eine leichte, studierende Stille drängte sich ihnen auf.

      Sam atmete tief, «wo wirst du morgen sein, wirst du mir eine Nachricht schicken, ob es dir gut geht?»

      «Wenn es dir so wichtig ist natürlich, ich lasse den Kontakt nicht abbrechen, das verspreche ich. Lass uns rauf gehen, die letzte Nacht in diesem Haus.»

      Am Morgen saßen die Freundinnen noch einmal am Küchentisch. «Du wirst mir fehlen, es wird sehr still hier werden.»

      «Vielleicht bin ich ja schneller zurück, als dass es dir lieb ist.»

      «Nein, das glaube ich nicht, aber wir hätten es uns auch hier gemeinsam gemütlich machen können.»

      «Meinst du nicht, dass wir uns schnell in die Haare bekommen hätten, wenn wir so nah wie ein Ehepaar wohnen.»

      «Ach Krach gibt es in jeder Beziehung. Sorry ich …»

      «Schon gut, ich habe noch etwas für dich. Schob sie ihr einen größeren Umschlag zu. Ich dachte, das hilft dir vielleicht.»

      Sam machte es auf und sah Musterbeispiele einer Werbekampagne für einen Müsliriegel.

      «Vielleicht kannst du damit ja was anfangen.»

      «Wann hast du das denn gemacht.»

      «Ach, als du nicht da warst, habe ich versucht zu schauen, ob ich es noch kann. Ich schenke dir die Entwürfe, wenn du sie verwenden möchtest, dann kannst du sie auch als deine ausgeben. Du musst sie dann nur noch dem Produkt anpassen. Dafür hatte ich zu wenig Informationen.»

      «Die sind echt genial … Leon würde mir nie glauben, dass das meine Ideen sind, dafür tragen sie zu sehr deine Handschrift. Aber danke, das hilft, glaube ich schon sehr. Du hast halt immer die besten Ideen und kannst sie eins zu eins umsetzen. Für diesen Instinkt habe ich dich immer beneidet. Ich verstehe, dass Leon dich nicht ganz verlieren möchte. Vielleicht hätte er es mal mit einem höheren Gehalt versuchen sollen.»

      «Das hätte nichts genutzt, ich sollte mich jetzt auch fertigmachen.»

      «Ach, wenn du noch nicht weißt, in welchen Zug du steigst, kannst du auch nicht zu spät sein oder.»

      «Stimmt, das ist der Vorteil.» Schnürte sie ihren Reiserucksack zu.

      «Du meinst, da hast du alles unterbekommen, was du brauchst?»

      «Keine Sorge, wenn ich was vergessen habe, wird es zu kaufen sein.»

      «Warum eigentlich fährst du nicht mit deinem eigenen Auto, ich meine da könntest du mehr mitnehmen und wärst flexibler.»

      «Nein, ich will mich einfach treiben lassen und nicht ständig auf die Fahrbahn schauen und konzentrieren.»

      «Soll ich dich zum Bahnhof fahren.»

      «Das darfst du, wenn du nichts dagegen hast, wenn du vor dem Gebäude stehen bleiben musst. Von da aus muss ich mein Weg allein gehen.»

      «Du ziehst das wirklich voll durch, oder?»

      «Hattest du noch Zweifel daran.»

      «Nein, wenn du mal eine Entscheidung getroffen hast, dann lass uns starten.»

      Sie standen vor dem Bahnhof, «dann wünsche ich dir alles Glück dieser Welt und hoffe, du lässt mich nicht allzu lange ohne Information, wohin es dich getragen hat. Aber du sollst wissen, du bist nicht allein. Menschen, lieben und brauchen dich.»

      «Danke, ich vergesse euch nicht», drückte sie Sam, nahm ihre Tasche und den Rucksack und ging zum Eingang, blieb stehen, wollte sich noch einmal umdrehen, was sie aber nicht tat. Umdrehen hieß zurückschauen, zurückschauen hinderte sie an ihr neues Leben.

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