Abgelenkt. Adam Wutkowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Adam Wutkowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738020281
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Augenblick später kehrt wieder Ruhe ein und alle Köpfe wenden sich den Sprechern der Hauptversammlung zu.

      «Hey. Aufstehen! Die Versammlung ist zu Ende.» sagt Johannes und steht auf. «Hast du dir die Artikel durchgelesen?»

      Die Zeitschrift in der Hand haltend, erhebe ich mich vom Boden. «„Die 6 Armada“ und „Die Tore von Hall“. Ich kann nur sagen, ich bin wirklich begeistert. Und wenn man die Vorschau liest, dann kann man nur von Glück sagen, dass wir in so einer coolen Zeit wie dieser leben.» gebe ich begeistert von mir.

      «Ja. Wir haben echt Glück.» sagt Johannes mit einem Lächeln auf den Lippen. «Ich wünschte aber, andere hätten auch das Glück!»

      «Was meinst du?» hakt Frank nach.

      «Gestern hat schon wieder Sebastian bei mir angerufen und wollte mit mir Fußball spielen. Der Typ nervt in der letzten Zeit aber wirklich. Ich wünschte, seine Eltern würden endlich ihren Kopf aus ihren Allerwertesten nehmen und ihm einen Computer zu Weinachten schenken. Aber dafür sind sie zu verklemmt.» antwortet Johannes lächelnd.

      Nicht weiter über das eben Gesagte nachdenkend, folge ich, in Gedanken versunken, Frank und Johannes in die Klasse. Während dessen schwirren die in der Zeitung abgebildeten Szenen aus den Spielen durch meinen Kopf und entwickeln ihr Eigenleben.

      In „Die Helden des Krieges“ bin ich ein Elitekämpfer. In „Der Strategische krieg“ ein genialer Stratege. Und in „Die 6 Armada“ werde ich bald ein Kampfpilot in der galaktischen Armada sein. Danach werde ich in der Welt von Hall in die Rolle eines Abenteurers schlüpfen, zu dem dann alle aufsehen werden.

      Super! Dort kann ich alles sein. Dort kann ich jede Rolle übernehmen.

      Zu Hause steht das Essen bereits fertig auf dem Tisch. Schnitzel mit Kartoffeln.

      «Ist es in Ordnung, wenn ich am Computer mein Mittagessen zu mir nehme?» frage ich meine Mutter voller Vorfreude auf die kommende Entscheidungsschlacht.

      «Nein mein Kind, das geht nicht. Beim Essen hat sich die Familie am Tisch zu versammeln.»

      antwortet meine Mutter.

      Nicht wirklich von der Antwort meiner Mutter überrascht, verschlinge ich daraufhin mein Mittagessen.

      Der anschließende Sieg über das Königreich Morg ist nur noch Formsache. Die am Abend zuvor ausgeklügelten Strategien erfüllen ihren Zweck und zwingen den Gegner schnell in die Knie. Kurz vor Schluss geschieht aber etwas Unvorhersehbares. In dem Kampf um die letzte Zufluchtsstätte des feindlichen Königreichs fällt der Held meiner Armee.

      «Nein.» schreie ich vor Wut. «Das kann doch nicht wahr sein. Ich bin zwei zu eins in der Überzahl. Die Armee unter dem Kommando meines Helden hätte nicht verlieren dürfen. So ein Mist.»

      Im gleichen Augenblick donnert meine Faust auf den Computertisch.

      «Du alter Betrüger!» schreie ich den Computer an. «Du musst schon bescheißen, wenn du nicht weiter weißt. Du kannst wohl nicht anders. Oder? Anscheinend weißt du, dass ich besser bin als du!»

      «Was ist hier los?» fragt mein Vater, der plötzlich wie aus dem Nichts an der Tür steht.

      «Nichts.» erwidere ich mit zusammen gepressten Zähnen, während ich angestrengt versuche, die Beherrschung wieder zu erlangen.

      «Wie lange spielst du schon?» fragt mein Vater, immer noch in der Tür stehend.

      Mensch, was willst du denn. Hast du nichts Besseres zu tun? Geh jemanden anderen nerven!

      «Nicht lange.» erwidere ich statt dessen, immer noch um Beherrschung ringend. «Vielleicht ein zwei Stunden. Habe erst eben grade angefangen. Wieso fragst du?»

      «Weil es schon kurz vor 18:00 Uhr ist.» antwortet dieser.

      «Bitte, was?» sage ich unglaubwürdig, während meine Wut plötzlich verschwindet.

      Es war doch grade erst 13 Uhr. Wie kann die Zeit so schnell vorbei gehen. Das…

      «Deine Mutter hat mir schon öfters erzählt, dass du in deinem Zimmer anfängst zu brüllen. Manchmal sagt sie auch, dass sie Geräusche vernimmt, die sich anhören, als ob etwas gegen die Tür oder Tisch knallen würde.» fährt mein Vater fort und reißt mich aus meinen Gedanken, «Zuerst dachte ich, dass deine Mutter übertreibt, aber da ich nun jetzt selber sehe, wie du dich verhältst, muss ich feststellen, dass alles, was deine Mutter mir gesagt hat, der Wahrheit entspricht.»

      Schön für dich!

      «Das letzte Mal hat Mama ein Ausschnitt aus einem Kampffilm mitbekommen, den ich etwas zu laut aufgedreht habe.»

      «Und wie erklärst du den Knall von vorhin?» lässt mein Vater nicht locker.

      «Ach…» antworte ich und überlege hastig. Der Fernseher ist aus. Ihm kann ich also die Schuld nicht in die Schuhe schieben. Es bleibt also nur noch die Flucht nach vorne. «Heute habe ich mich über den Computer geärgert. Über die Unfairness, den Betrug, dem ich zum Opfer gefallen bin. Der Computer hat beschlossen, durch Mogeln mir den Sieg zu verbittern. Hierbei sind wohl die Pferde mit mir etwas durchgegangen. Sorry.» sage ich und hoffe, dass er sich mit der Erklärung abspeisen lässt und endlich wieder verschwindet.

      «Es ist immer der Kopf, der Schuld ist und nicht der, der die Instruktionen ausführt.» sagt mein Vater und fügt nach einer kurzen Pause hinzu. «Vielleicht lernst du dich zu benehmen, wenn du heute Abend nicht mehr spielen kannst. Ich möchte, dass du den Computer herunterfährst und zum Abendessen kommst. Außerdem möchte ich, dass der Computer für den restlichen Abend aus bleibt!»

      «Du dämlicher Computer. Wegen deinem Bescheißen bekomme ich nun Ärger.» schimpfe ich zwischen zusammengepressten Zähnen, so dass mein Vater mich nicht hören kann.

      «Das nächste Mal kannst du den Computer selbst herunterfahren.» verhöhne ich meinen Vater auf dem Weg zur Küche, «Aber du hast ja keine Ahnung von Computern. Du hast ja mit Stöcken und Steinen gespielt, wie die Wilden von denen du so gerne sprichst.»

      «Ach übrigens,» wendet sich mein Vater wieder an mich, «wir haben dir den Computer gekauft, damit du auch was lernst und nicht, damit du damit nur spielst. Du erinnerst dich doch noch daran, oder? Und übrigens wolltest du nicht heute dein Fahrrad putzen?»

      «Nun ich mach doch viel mit dem Computer für die Schule. Letztens habe ich ein Bild aus dem digitalen Lexikon für mein Referat ausgedruckt. Und was das Fahrradputzen angeht, so habe ich mich mit Johannes aufs Wochenende verabredet. Hat uns so besser gepasst.» antworte ich.

      Damit ist die Sache vorerst vom Tisch und das Abendessen verläuft wie üblich. Meine Mutter bemüht sich ein Gespräch aufzubauen, während mein Vater nur knapp bzw. gar nicht auf das Erzählte eingeht. Das hält meine Mutter aber nicht davon ab, den üblich Klatsch und Tratsch, den sie von den Nachbarn aufschnappt hat, wie jeden Abend bis zum Schluss zu erzählen.

      «Was läuft heute Abend im Fernseher.» höre ich endlich meinen Vater, einen vollständigen Satz sagen, der meine Mutter mitten im Sprechen unterbricht.

      Trotz dieser ruppigen Art und Weise, die mein Vater an den Tag legt, lässt sich meine Mutter nicht aus der Ruhe bringen. Anscheinend ist sie so glücklich, dass überhaupt jemand ein Wort an sie richtet, dass sie sofort auf das Gefragte eingeht, ohne auf das, wo sie gerade unterbrochen wurde, noch einmal einzugehen.

      «Hm.» gibt mein Vater von sich, als eine Art Bestätigung auf die Aufzählung des Abendprogramms seitens meiner Mutter und fährt fort. «Seitdem die Privatsender über Antenne zu empfangen sind, laufen wenigstens jeden Abend gute Filme. Schön. So! Jetzt bin ich fertig und kann mich entspannt auf der Couch zur Ruhe setzen.» beendet er offiziell das Abendessen, steht vom Tisch auf, geht zum Kühlschrank, nimmt ein kühles Bier heraus, geht zum Sofa herüber und macht den Fernseher an.

      Nach dem Abendessen gehe ich in mein Zimmer, setze mich auf mein Bett und lasse meinen Blick durch das Zimmer wandern, bis schließlich dieser auf den Legos hängen bleibt.

      «Ach wie lange habe