Geliebter Prinz. Billy Remie. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Billy Remie
Издательство: Bookwire
Серия: Legenden aus Nohva 1
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738073348
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ins Straucheln geriet. Anerkennend schmunzelnd nickte er Wexmell zu, der nach seinem Manöver etwas mehr Vertrauen in seinen Körper gefasst hatte; das sah man an seiner Haltung und an seinem aufgeregten Blick.

      Desiderius sprang erneut auf ihn zu. Diesmal legte er weniger Wucht in seine Schläge, konnte dafür aber mehrfach und schneller ausholen. Er passte seine Technik der Ausweichmethode des anderen an.

      Wexmell hatte diesmal mehr Mühen, der Klinge auszuweichen, die sich schnell auf ihn zu bewegte. Er wich rückwärts aus und lehnte sich dabei weit zurück. Es verhinderte jedoch nicht, dass Desiderius’ Schwertspitze das leichte Leinenhemd aufschnitt und einen langen Kratzer auf der Brust des Prinzen hinterließ.

      Wexmell zog scharf den Atem ein und drehte sich weg.

      Die Umstehenden stießen erschrockene Laute aus, aber davon ließen sich die Kämpfenden nicht ablenken.

      Wexmell, der sich die Hand an den Brustkorb presste, richtete sich wieder auf und sah sich das Blut in seiner Hand an. Er grinste frech in Desiderius’ Richtung, der das Grinsen erwiderte, während er darauf wartete, dass es weiterging.

      Desiderius hätte den Kampf längst beenden können, noch bevor er überhaupt begonnen hatte, aber ihm ging es nicht darum, zu gewinnen.

      Der Schnitt in Wexmells Brust war mit purer Absicht nur ein harmloser Kratzer geworden, damit die Menge nicht glaubte, Desiderius würde sich zurückhalten.

      Dieses Mal war es Wexmell, der in die Offensive ging. Er schlug mit dem Schwert nach Desiderius, der nicht damit gerechnet hatte, dass sein Kontrahent derart flink war. So schnell wie ein Pfeil im Wind, sauste die Klinge immer wieder auf ihn zu.

      Wexmell war zu schnell, um die Schläge abzuwehren oder zu parieren. Desiderius musste ausweichen, aber er war wegen seines muskulösen Körpers nicht ganz so beweglich wie Wexmell und geriet deshalb immer wieder ins Wanken. Wexmell erlangte daraufhin einen Treffer an Desiderius’ Arm. Blut durchdrängte den Ärmel seines Leinenhemds.

      Nun erklang wieder Staunen aus dem Publikum.

      Keuchend wischte sich Desiderius mit dem Handrücken den Schweiß von der Oberlippe.

      Mokant schmunzelte Wexmell: »Was dir an Schnelligkeit fehlt, mach mit Stärke wieder wett.«

      Desiderius lachte auf, erwiderte aber nichts.

      Er brachte sich wieder in Ausgangsstellung und zeigte mit der Schwertspitze in Wexmells Richtung. Der junge Prinz tat es ihm gleich. Sie sahen sich einen kurzen Moment lang in die Augen. Dann griffen sie gleichzeitig an.

      Ein wahrlich unterhaltsamer Tanz entstand, der sich aus Schwerthieben und Ausweichtechniken zusammensetzte. Zwei junge und flinke Männer, die mehr um einander herumsprangen und auf dem Boden herumrollten, als dass sie versuchten, sich zu verletzen. Es ging nur darum, den anderen an die Grenzen seiner Ausdauer zu bringen. Es war ungerecht, wenn man bedachte, dass Wexmell lange krank war und nicht hatte kämpfen können, das merkte man auch schnell. Dennoch wollte der kleine Blonde nicht aufgeben, er kämpfte unermüdlich weiter. Es war ein Beweis dafür, dass ein mutiges Herz in seiner Brust schlug. Er gewann damit Desiderius’ Respekt.

      Desiderius schwang auf Höhe von Wexmells Brust die Schwertklinge, um ihn zurück zu drängen, doch statt wie üblich zurückzuspringen, bog Wexmell den Rücken durch, damit die Klinge über ihn hinweg glitt.

      Als er sich wiederaufrichtete, war er nahe genug an Desiderius heran, um mit der kurzen Klinge nach ihm zu schlagen, und erwischte dessen Rücken, als dieser sich schnell außer Reichweite bringen wollte.

      Desiderius brüllte auf, als ihm das Schwert längs über seine Rückseite gezogen wurde. Der Schnitt war nicht tief, aber überraschend gekommen.

      Er sprang nach vorn, machte eine Rolle im Staub und kam wieder auf die Füße. Er drehte sich um und schlug mit der Klinge nach Wexmells Beinen, aber der junge Prinz sprang einfach über den Hieb hinweg und ging dann wieder auf Abstand.

      Als Desiderius ihn ansah, bemerkte er jedoch, dass die Ausdauer des jungen Prinzen schwand. Er schwitzte stark, war außer Atem und wurde zunehmend blasser. Ein Hinweis darauf, dass sein Körper noch nicht bei bester Gesundheit war.

      Desiderius beschloss, den Kampf zu beenden.

      Als Wexmell das nächste Mal auf ihn zusprang, wich er absichtlich den Hieben immer weiter nach hinten aus und ließ zu, dass die Klinge seine streifte. Er gab seine Deckung auf und ließ sich nach hinten fallen. Ungesehen griff er nach Wexmell und riss ihn mit zu Boden, für die Umstehenden sah es allerdings so aus, als habe Wexmell ihn zu Boden geworfen.

      Desiderius ließ sein Schwert los, das außerhalb seiner Reichweite zum Erliegen kam. Sein Rücken knallte auf den Boden, und Wexmell landete auf Desiderius. Die Klinge des Kurzschwertes bohrte sich direkt neben seinem Hals in den Boden und hinterließ einen roten Kratzer auf seiner Haut, direkt neben den zwei Einstichen einer abheilenden Bisswunde.

      Raunen ging wieder durch die Umstehenden.

      Verwundert starrte Wexmell auf ihn herab.

      Desiderius schmunzelte: »Ihr habt mich wohl besiegt, mein Prinz

      Letzteres sprach er mit einem leisen, animalischen Knurren aus, das nur Wexmell hören konnte, auf dessen Lippen daraufhin ein leichtes Lächeln lag.

      Nach kurzem Zögern begann die Menge zu klatschen und Wexmell erhob sich langsam von Desiderius. Begeisterung breitete sich aus und sofort sprangen Wexmells Brüder auf ihn zu und nahmen den jungen Prinzen für sich ein, der aus dem Lächeln gar nicht mehr herauskam.

      Prinz Wexmell hatte gesiegt, wo der Kronprinz versagt hatte. Nie wieder würden die Brüder ihn von einem Duell ausschließen, weil er angeblich zu schwach wäre.

      Desiderius kam auf die Beine und klopfte sich den Staub von den Kleidern. Sein Blick glitt hinauf zu König Wexmell Airynn und dem Halbgott Bellzazar. Der König sah voller Stolz auf seinen Sohn hinab, während Bellzazar wissend Desiderius anstarrte. Nach einem Moment nickte der Halbgott anerkennend. Er wusste, was Desiderius für den jungen Prinzen getan hatte und er schätzte diese Geste.

      Zufrieden mit sich selbst wandte Desiderius sich ab. Er hob sein Schwert auf und ließ die königliche Familie und ihr Gefolge für den Rest des Tages allein.

      9

      Am nächsten Tag stellte Desiderius erfreut fest, dass er seit dem gestrigen Morgen erfolgreich seiner und der königlichen Familie aus dem Weg gegangen war.

      Nachdem er sich am Morgen der Duelle gewaschen und umgezogen hatte, war er mit seinem Rappen zu einem Gasthaus geritten, das auf halber Strecke zwischen dem Toten Wald und den Violetten Küsten lag. Dort hatte er eine Menge Wein getrunken, sich mit einigen Reisenden angelegt und eine Prügelei angefangen, danach hatten sie zusammen weiter getrunken. Menschen ohne Titel waren nun mal derart primitiv, aber das störte Desiderius nicht, er war es ja selbst. Er hatte sich daran gewöhnt, mit denen zu trinken, die ihm kurz zuvor einen harten Faustkampf geliefert hatten.

      Erst am frühen Morgen war Desiderius heimgekommen und hatte bis zum späten Nachmittag geschlafen. Niemand hatte ihn geweckt, vermutlich, weil die Dienstmagd ihn nicht aus seinem festen Schlaf hatte aufwecken können. Es war nicht das erste Mal, dass er einen ganzen Tag verschlief.

      Nachdem er aufgestanden war, hatte er die Burg halb verlassen vorgefunden. Die Bediensteten waren dabei, das Abendmahl vorzubereiten, doch der Lord und seine Gäste waren nicht in Sicht gewesen. Ein Stallbursche hat Desiderius dann aufgeklärt und berichtet, dass alle einen Ausritt unternahmen.

      Desiderius hatte seinen Rappen gesattelt und war daraufhin ebenfalls ausgeritten. Sein Ziel war der kleine Bach gewesen, unweit von der Burg entfernt, wo er nach seiner ersten Nacht etwas Schlaf gesucht hatte.

      Doch statt sich wieder faul an die Eiche am Bachufer zu lehnen, war er am Wasser entlang geritten, bis er zu einem natürlichen Staudamm kam, der von einigen Bibern angelegt wurde. Dank der Tierchen hatte sich ein erstaunlich tiefer Teich gebildet.

      Desiderius