Desiderius ließ die Schultern hängen und lächelte milde, als er die traurigen Augen erblickte, die ihn schmerzlich vermissen würden.
»Ich komme wieder«, versprach Desiderius. »Bald schon.«
Wexmell nickte. Doch er sagte noch bekümmert: »Es wäre wohl zu viel verlangt, dich zu bitten, dass ich dich begleiten darf, oder?«
Desiderius warf ein: »Selbst, wenn ich wollte, würde dein Vater es erlauben?«
Wexmell verneinte kopfschüttelnd. »Nein«, seufzte er zustimmend.
»Ich komme wieder!« Getrieben von Enthusiasmus warf er jede Vorsicht Beiseite und packte den jungen Prinzen an den Schultern. Er lächelte ihn aufmunternd an und versicherte: »Es wird nicht lange dauern. Ein paar Wochen, höchstens! Ich verspreche es!«
Wexmell wirkte wenig überzeugt.
Desiderius umfasste mit zwei Fingern kurz das schmale Kinn des Prinzen und zwinkerte ihm noch einmal gut gelaunt zu. Er war über die Nachricht so glücklich, dass ihn nicht einmal die Tatsache zusetzen konnte, dass er sich selbst das verbat, was er am meisten begehrte.
Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab, er würde sofort aufbrechen. Doch er hörte den jungen Prinzen, den er zurückließ, noch murmeln: »In der zwischen Zeit kann viel passieren.«
Desiderius wusste nicht, was Wexmell für Sorgen plagten, aber er würde den jungen Prinzen nicht dazu drängen, ihm zu erklären, was er befürchtete.
Vielleicht fürchtete er auch überhaupt nichts, sondern war einfach nur traurig darüber, dass Desiderius eine Weile noch unerreichbarer war als sonst. Seine Laune würde sich bestimmt wieder heben, sobald Desiderius wieder da war und er ihn wieder heimlich anhimmeln konnte.
Als Desiderius sich am Ende der Mauer noch einmal zu Wexmell umdrehte, stand dieser noch immer mit verschränkten Armen auf der Mauer und blickte in die Ferne hinaus. Er wirkte in sich gekehrt und nachdenklich. Etwas belastete seine Seele.
Vielleicht war es die Tatsache, dass er trotz seiner Fähigkeiten der einzige Spross des Königs war, dessen Zukunft noch offenstand. Prinz Karic würde König werden und Wexmells andere Brüder würden Hauptmänner, Kommandanten oder Lords anderer Ländereien werden, seine Schwestern würden wohlhabende Männer heiraten. Aber was aus Wexmell werden würde, war noch nicht beschlossen.
Von Karic hatte Desiderius erfahren, dass Wexmell früher immer davon geträumt hatte, eines Tages die Soldaten anführen zu dürfen, die am Rande der südöstlichen Wildnis Erkundungsexpeditionen durchführten und den Luzianer Gebirgspass, der Nohva von der Wildnis trennte, vor Bestien und wilden Stammesvölkern schützten. Aber der König hatte seinem jüngsten Sohn das Kämpfen verboten und ließ sich erst einmal nicht umstimmen.
Noch nicht, warf Desiderius in Gedanken ein. Wenn es wieder ein Lächeln in Wexmells Gesicht zaubern würde, dann würde Desiderius nach seiner Rückkehr alles Erdenkliche unternehmen, um den König umzustimmen. Dann wären er und Wexmell zwar wieder überwiegend getrennt, aber vermutlich war der junge Prinz in der Wildnis weniger in Gefahr als in der Hauptstadt. Und das obwohl in der Wildnis brutale Bestien und kampferprobte Stammeskämpfer lauerten, und in der Hauptstadt nur Menschen.
Mit Besorgnis um den jungen Prinzen wandte sich Desiderius ab und beschloss, seine Reise schnell anzutreten, damit er ebenso schnell wieder hier sein konnte.
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