TABU Anna möchte leben. Heinrich Reents. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heinrich Reents
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783847633976
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Mitglieder einer anderen Glaubensrichtung.

      Jedes Baby, jedes Kind, jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze sind Sterne in unserem Universum. In diesem Universum ist Platz für alle, für alle Ewigkeit.

      Was wäre die Erde ohne die Sonne, die Nacht ohne den Mond...alles das ist kunstvoll zusammengefügt und....wir dürfen es nicht zerstören.

      Anna ist ein Stern im Universum. Sie zeigt mit ihren kleinen Fingern auf ihre Umwelt und fragt ganz leise:

      Wo bist Du, Richter? Warum hilfst Du meiner Mutter und mir nicht? Warum gebt Ihr den Kindern nicht den Stellenwert, der ihnen zusteht. Wir wollen laut spielen, Dummheiten machen, wir wollen Kinder sein in einer behüteten Umgebung.

      Wo bist Du, Journalist? Warum nutzt Du nicht Deine Gabe zu schreiben, um mir eine Chance für ein Leben zu geben?

      Wo bist Du Pastor, Priester, Imam, Rabbi? Warum nutzt Du nicht die Kraft Deiner Worte und Taten, um mein Nest zu stützen?

      Wo bist Du Lehrer, Professor? Warum lehrst Du die Schülerinnen, Schüler, Studentinnen, Studenten nicht, was Leben ist, die Achtung vor Neuem Leben und Schwangerschaftsverhütung?

      Wo bist Du, Politiker? Warum sind viele Familien in Deutschland so arm, warum haben wir für Waffen mehr Geld als für uns Kinder?

      Wo bist Du, Papa? Warum lässt Du Mama allein in all ihren Sorgen und Ängsten? Bist Du zu feige, zu Deiner neuen Rolle zu stehen?

      Wo bist Du, Unternehmer? Warum hat Mama Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, wenn sie sagt: Ich bin schwanger? Warum hast Du so wenig Verständnis für Mütter mit ihren Kindern, ihren Sorgen und Nöten?

      Wo seid Ihr, Oma und Opa? Warum schimpfst Du mit meiner Mama, weil sie schwanger geworden ist?

      Wo seid Ihr, Freunde und Freundinnen? Warum habt Ihr über meine Mama gelacht, als sie Euch erzählte: Ich erwarte ein Kind.

      Wo seid Ihr Zugführer und Busfahrer? Warum muss meine Mama hochschwanger im Zug/ im Bus stehen und Jugendliche bleiben sitzen.

      Wo seid Ihr Ärzte und Psychologen? Warum redet Ihr nicht mit meiner Mama und zeigt Alternativen auf, wenn sie verzweifelt ist und keinen anderen Weg sieht, als mir mein Leben zu nehmen?

      Wo seid Ihr Sozialarbeiter? Warum zeigt Ihr meiner Mama nicht Wege auf, wie sie leben kann und ihr Leben genießen kann, wenn sie mir die Chance zum Leben erhält? Welche sozialen und finanziellen Hilfen bietet Ihr an?

      Bitte bedenkt, ein Baby wird schnell zu einem jungen Menschen. Er braucht laufend neue Kleider, Schuhe, ein

      größeres Bett, mehr Raum...., meine Mama und mein Papa müssen lernen, mit der neuen Situation fertig zu

      werden.

      Wo seid Ihr Bürger? Ihr habt es in der Hand, den Müttern, Vätern und Familien den nötigen Respekt zu verschaffen in der Gesellschaft. Ihr könnt Initiativen gründen, damit keine Mama, kein Papa Angst hat vor der Zukunft. Redet mit meiner Mama, wenn sie weint, helft ihr, wenn sie Hilfe nötig hat, aber zu stolz ist zu fragen. Beglückwünscht sie dazu, dass sie Mama wird.

      Kapitel 5 Schwarz und Weiß

       Schwarz und Weiß

      Frau Katrin Falkenstein, die Leiterin der Initiative in Leipzig arrangierte ein Treffen mit Prof. Dr. Schroeder, einem anerkannten Psychotherapeuten der Universität Leipzig. An dem Gespräch nahmen - neben Frau Falkenstein und mir - Herr Bodo Schleede und Frau Jutta Lerch teil.

      Das Gespräch werde ich nicht vergessen. Prof. Dr. Schroeder betrat den Raum, begrüßte uns und sagte als Erstes zu mir: "Herr Kollege, ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen."Ich verstand die Bemerkung nicht und fragte nach dem Grund: Seine Antwort:"Das, was Sie tun, wäre eigentlich meine Arbeit. Ich bin Psychotherapeut und Sie sind Ingenieur."

      Er erzählte von den Wertvorstellungen in der alten DDR und der teilweise etwas unkritischen Einstellung zahlreicher Bürger in diesem Lande zur Abtreibungsproblematik.

      Ich versuche im Folgenden, die Aussagen von Prof. Dr. Schroeder in direkter Sprache wiederzugeben:

      "Heute haben sich unsere Wertvorstellungen gewandelt. Wenn ich in meinen Terminkalender rein schaue, dann treffe ich in vielen Sitzungen mit Frauen im Alter ab 40 zusammen. Viele dieser Termine haben mit Depressionen zu tun. In vielen Fällen kann man diese Depressionen durchaus in einen Zusammenhang mit früheren Abtreibungen in Verbindung bringen.

      Viele junge Menschen sind sich der Spätfolgen der Abtreibung nicht bewusst. Ich sage diesen jungen Menschen immer: Es gibt einen Schwarzen Weg und einen Weißen Weg.

      Der Schwarze Weg lässt sich wie folgt beschreiben. Die junge Frau wird schwanger, sie treibt nicht ab. In diesem Falle ändert sich ihr Leben. Sie verliert vielleicht ihre Beziehung, die finanzielle Situation verändert sich, die Diskobesuche und andere Annehmlichkeiten fallen weg, es drohen Konflikte am Arbeitsplatz und mit den Eltern....kurz gesagt: es gibt ein total anderes Leben. Dieses Leben ist unbekannt und scheint damit auf den ersten Blick dunkel =Schwarz.

      Der Weiße Weg hingegen, also die junge Frau treibt ab, ändert scheinbar aus kurzfristiger Sicht wenig in ihrem Leben. Alles scheint zu bleiben, wie es ist. Keine Probleme in den Freundschaften und Beziehungen, kein Ärger am Arbeitsplatz, die Eltern erfahren nichts davon, man kann das volle Leben weiter auskosten.

      Doch dieser Weiße Weg entpuppt sich im Nachhinein oft als der Schwarze Weg.

      Keine Frau wird jemals vergessen, dass sie ihr Kind abgetrieben hat. Der Verdrängungsprozess ist schmerzhaft, es erfordert eine gewaltige Kraft mit sich ins Reine zu kommen, die Seele in Harmonie zu bringen. Hier fängt meine Arbeit an."

      Ich bin ein Mann und kann mich daher nur unzureichend in die Seele einer Frau hineindenken. In Erinnerung sind mir jedoch die Fernsehaufzeichnungen über Gespräche mit posttraumatisierten Vietnam-Veteranen. Im Gedächtnis haften geblieben ist mir der Satz eines gebrochenen Mannes:

      "Diesen elfjährigen Jungen, den ich in Vietnam erschossen habe, werde ich nie vergessen. Er erscheint mir jede Nacht in meinen Träumen. Ich wusste, dass er unschuldig war."

      Unsere Gesellschaft hat diesen wertvollen Menschen nach Vietnam geschickt. Er hatte in seinem Leben gelernt: "Du darfst nicht töten."

      Wir, unsere Gesellschaft haben sich darüber hinweg gesetzt, dieser Mann ist mit vielen anderen posttraumatisierten Soldaten allein gelassen worden.

      Wie verhält sich eigentlich unsere Bundeswehr? Werden die jungen Soldatinnen und Soldaten betreut, intensiv und richtig betreut, wenn ihre Seele angegriffen ist, nachdem wir sie in den Krieg geschickt haben? Konnte ich nicht im Radio hören, dass die Bundeswehr zu wenig qualifizierte Psychologen und Psychotherapeuten hat? Wie sorglos gehen wir mit jungen Menschen um!

      Wer denkt an die Mütter und Väter, Frauen, Ehefrauen und Kinder, die das Wertvollste ihres Lebens verloren haben: Ihre Tochter, ihren Sohn, ihren Ehemann und Partner, ihre Kinder? Lassen wir die nicht allein, mit all ihren Sorgen und Nöten?

      Wir haben kein Recht auf dieser Welt, Menschenleben zu zerstören. Oft denke ich an die alte Weisheit

       " Wer Krieg sät, wird Krieg ernten,

       wer Hass sät, wird Hass ernten,

       wer Frieden sät, wird Frieden ernten,

       wer Liebe sät, wird Liebe ernten."

      

      Ist diese Weisheit nicht älter als das