Knapp Wertvoll Sparsam. Friedrich Wegenstein. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Friedrich Wegenstein
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783748507352
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konnten Informationen kabellos übertragen und Entfernungen in der Luft, zur See und zu Lande noch schneller überwunden werden. Die Globalisierung des Handels wurde somit weltweit möglich.

      Um diese Möglichkeiten zu nutzen, bedurfte es allerdings des Abbaus der wirtschaftspolitischen, staatlichen Einzelinteressen, der Öffnung der Grenzen für den ungehinderten Transport von Waren und Leistungen, der Vereinheitlichung von Normen sowie der Liberalisierung des Zahlungsverkehrs. Dazu musste auch der Reiseverkehr für jedermann zugänglich sein, um das Personal der Unternehmen auch überall dorthin bringen zu können, wo die Unternehmen ihre ausländischen Niederlassungen errichteten. Langsam wechselte die treibende Kraft der Globalisierung von den Staaten zu den multinationalen Unternehmen.

      In den einzelnen Staat liegen immer nur Teilstrukturen der Globalisierung, bzw. nur kleine Teile des daraus resultierenden, wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und persönlichen Netzwerkes. Insgesamt ist Globalisierung für keinen Staat als Einzelnen tatsächlich erfassbar.

      Politischer Ausdruck dieser Entwicklung ist die Bildung von Freihandelszonen, von Bündnissen zwischen Staaten zur Bildung von Wirtschaftsunionen, Handelsabkommen etc. Die dazu geführten Verhandlungen zwischen den Staaten sind oftmals von wirtschaftlichen Interessen der Wirtschaft dominiert.

      Darüber hinaus gibt es Abkommen im Bereich der Strafverfolgung, des Kulturaustausches, der Sozialversicherung und dergleichen – Abkommen wie die einzelnen Staaten ihre staatlichen Interessen global gegenüber einer globalen Wirtschaft vertreten können, gibt es nicht.

      Die multinationale Wirtschaft hat dagegen die einfache und klare Zielsetzung der Gewinnmaximierung, die sie global weitgehend ethikfrei durchsetzen kann. Zwar sind wirtschaftliche Handlungen, die der Ethik und dem Recht eines Staates widersprechen, in dem einen oder anderen Land nicht durchführbar. Internationale Unternehmen können konfliktträchtige Bereiche dann aber in andere Staaten auslagern.

      Die grundsätzliche Möglichkeit, Gesetzen und ethischen Vorstellungen durch Verlagerung ausweichen zu können, führt zu einer ethikfreien Kultur, auf deren Basis weltweites, wirtschaftliches Handeln möglich ist. Diese Kultur basiert allerdings auf keiner philosophischen Entwicklung, unterliegt keiner demokratischen Willensbildung, ist von keinem Staat kontrollierbar und gewinnt mit wachsender Unternehmensgröße zunehmend auch an politischem Einfluss.

      Die Berufsgruppe der Lobbyisten ist die Manifestation eines außerparlamentarischen Einflusses der Wirtschaft auf die Politik. Dabei sind häufig undurchsichtige Vorteilsgewährungen im Spiel.

      Bei der sozialen Globalisierung fließen Faktoren wie grenzüberschreitende, persönlichen Kontakte, Tourismusströme, ausländische Wohnbevölkerung, grenzüberschreitende Informationsflüsse (Internet, Fernsehen), Anzahl von McDonalds und IKEA Filialen sowie Import und Export von Büchern ein. Das Maß an politischer Globalisierung wird nach der Anzahl der ausländischen Botschaften, der Anzahl der internationalen Organisationen und der bilateralen und multinationalen Verträge sowie der Teilnahme an UN-Friedensmissionen gemessen.

      Es zeigt sich, dass kleinere entwickelte Länder wesentlich stärker globalisiert sind, als große entwickelte Länder. Sie sind, wohl bedingt durch die geringe Größe ihres Binnenmarktes, offenbar wesentlich mehr auf die Globalisierung angewiesen als größere Staaten. Bei weniger entwickelten Ländern ist dagegen festzustellen, dass der Grad der Globalisierung unabhängig von deren Größe deutlich niedriger liegt. Globalisierung braucht offensichtlich, genauso wie auch die nationale Wirtschaft, einen bestimmten technischen Mindestentwicklungsgrad (Elektrifizierung, Flughäfen, Transport- und Kommunikationseinrichtungen, Ausbildungseinrichtungen etc.) um teilhaben zu können.

      Die Globalisierung ist daher nicht nach allen Richtungen gleich verteilt, sondern weist von den entwickelten Ländern zu den weniger entwickelten Ländern, aber nicht umgekehrt. So können die Deutschen, Schweden, Engländer etc. offenbar in viele Länder ohne Visum einreisen, deren Bewohner umgekehrt keineswegs ohne Visum nach Deutschland kommen können.

      Die Anzahl der transnationalen Unternehmen ist seit 1969 von ca. 10.000 auf 82.053 im Jahr 2008 angewachsen – hat sich also auf das rund 8-Fache erhöht. Gleichzeitig stieg die Anzahl der Tochterunternehmen dieser transnationalen Unternehmen von 150.000 (1990) auf mehr als 800.000 (2008). Jedes transnationale Unternehmen hatte 2008 rund 10 Tochterunternehmen. Die transnationalen Unternehmensstrukturen wachsen offenbar weniger infolge eines Zuwachses an Niederlassungen, als vielmehr, weil die Anzahl von transnationalen Unternehmen immer größer wird.

      Ursprünglich hatten diese Unternehmen ihren Hauptsitz fast ausschließlich in den ökonomisch hoch entwickelten Staaten angesiedelt (1992: 92%). Dort befindet sich dieser zwar großenteils noch immer (2008: 71,6%) – das Absinken des Wertes zeigt aber, dass dieser nun teilweise auch in andere Staaten verlagert wurde.

      Konnte man früher ein Unternehmen noch eindeutig einem bestimmten Besitzer und damit einem bestimmten Staat zuordnen, so sind die Besitzverhältnisse in Folge der Börsenkapitalisierung national nicht mehr zuordenbar. Auch der Sitz der Unternehmensleitung ermöglicht keine verlässliche Zuordnung zu einem bestimmten Staat, weil diese bisweilen gänzlich oder teilweise in andere Staaten verlagert werden. Gleiches gilt für IT-Abteilungen. Produktionsstätten lagen schon viel früher auch in anderen Staaten. Demzufolge sind auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Angehörige verschiedener Staaten und Kulturen.

      Unternehmen können nicht alleine global tätig werden. Sie brauchen die Staaten, um für sie sichere rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Unternehmen brauchen Rechtssicherheit und Stabilität, die Unverletzlichkeit ihres Eigentums, möglichst liberale Produktions- und Arbeitsbedingen, günstige steuerliche Bedingungen, den Zugang zu den Märkten und die Möglichkeit, Kapital und Gewinne zu transferieren. Unter der Bedingung, dass diese vorher die rechtlichen, für die Unternehmen so wichtigen Voraussetzungen schaffen, versprechen die Unternehmen den Staaten zusätzliche Arbeitsplätze, neue Investitionen, höhere Staatseinnahmen und eine bessere Handelsbilanz für ihre Volkswirtschaften.

      Anlässlich jedes neuen Wirtschaftsvertrages und Freihandelsabkommens werden diese Vorteile angekündigt, die nachher jedoch in der Regel niemand eindeutig zuordnen oder