Knapp Wertvoll Sparsam. Friedrich Wegenstein. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Friedrich Wegenstein
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783748507352
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Vorteilsbegriff ist auf seine materielle und zumeist auch kurzfristige Komponente reduziert.

      Soziale Strukturen, wie die Familie, müssen sich dem ökonomischen Leben unterordnen. Mann und Frau sind dabei gleichermaßen zu Lasten ihrer Kinder gefordert.

      Die Emanzipation der Frauen durch Berufstätigkeit war einmal der Kampf um die geistige und wirtschaftliche Unabhängigkeit gegen ein Patriachat. Heute dagegen stellt eine nicht berufstätige Frau eine von der Wirtschaft unerwünschte Störung dar. Sie würde womöglich die Vormachtstellung der Wirtschaft zu Gunsten ihrer familiären Interessen in Frage stellen.

      Die Verteidigung dieser Dimensionen menschlichen Lebens können nur von den Menschen selbst wahrgenommen werden. Dazu bedarf es Freiheit und Bildung. Um diese Menschenrechte aber auch in der Gesellschaft zu vertreten, brauchen wir unbedingt die Demokratie. Die demokratische Organisation eines Staates stellt jene Plattform dar, auf der die Menschen den einseitigen Interessen der Wirtschaft gegenübertreten können. Der Abschnitt »„7. Die Demokratie ist der Gegenpol“« versucht Antworten für eine bessere Zukunft zu geben. Es wird darum gehen, klassische Denkmuster von Links und Rechts zu überwinden und die Funktionsfähigkeit eines Wirtschaftskonzeptes in Sinn der gesellschaftlichen und evolutionären Nachhaltigkeit neu auszurichten.

      4 Grenznutzen: Der zusätzliche Nutzen einer zusätzlichen Einheit dieses Wirtschaftsgutes. Beispiel: Der Genuss des 2. Glases Glühwein in Relation zum Preis dieses 2. Glases.

      5 Grenzkosten: Die zusätzlichen Kosten einer zusätzlich produzierten Einheit eines Wirtschaftsgutes. Beispiel: Wenn der Glühweinstand seine Fixkosten (Standmiete, Personal) durch die bisherigen Verkäufe bereits gedeckt hat, fallen beim Verkauf eines weiteren Glases Glühwein nur mehr variable Kosten (Wein, Gewürze, Energie etc.) an.

      6 »Allocative efficiency occurs when there is no way of reorganizing production and distribution such that everyone’s satisfaction can be improved. … Efficiency requires that all firms are perfect competitors and there are no externalities like pollution or improved information. Efficiency comes because (a) when consumers maximize satisfaction, the marginal utility just equals; (b) when competitive producer supply goods they choose output so that marginal costs just equals price; … The outcome of competitive markets, even when efficient, may not be socially desirable.« Samuelson, Paul A.; Nordhaus, William D.: Economics, The McGraw-Hill series economics. Boston: McGraw-Hill Irwin, 1998, page 152

      7 Unter Neoliberalismus versteht man das politische Konzept, den Einfluss des Staates auf die Wirtschaft (der Staat ist ein schlechter Unternehmer) weitestgehend zurückzunehmen. Dies soll im Wesentlichen durch die Reduktion der Staatsquote (Steuersenkung), Privatisierung staatlicher Aufgaben und einem freien Kapitalverkehr umgesetzt werden.

      8 Adam Smith ging davon aus, dass sich der Markt ohne Einmischung des Staates durch die sogenannte unsichtbare Hand, die Angebot und Nachfrage steuert, selbst reguliert.

      2. Die Wirtschaft hat sich der Ethik zu beugen

      2.1. Die Ethik von Kaufleuten

      Zweifellos ist es eine sittliche Versuchung für jeden Kaufmann, den höchstmöglichen Preis für seine Ware zu verlangen, auch wenn er damit vielleicht eine Notlage oder die Unwissenheit eines Kunden ausnutzt. Die kaufmännische Tugend der Vorsicht muss man als Eigeninteresse interpretieren: Wichtig ist, dass mein Risiko für mein Unternehmen so gut wie nur möglich abgesichert ist, auch wenn jemand anderer dabei draufzahlt.

      Die Frage eines fairen, moralisch gerechtfertigten Preises ist kaum lösbar: Das kaufmännische Risiko kann man je nach angenommenem Szenario und vermuteter Eintrittswahrscheinlichkeit höchst unterschiedlich einschätzen, weshalb die daraus resultierende, in den Preis einkalkulierte, Risikoprämie unterschiedlich hoch sein muss. Auch zahlen Kunden um der Exklusivität willen (Snob-Effekt) manchmal bewusst gerne einen höheren Preis. Einschätzungen, Zukunftserwartungen, emotionale Entscheidungen lassen sich nicht einheitlich berechnen und sind daher lediglich dem Urteil der Handelnden unterworfen.

      Die Einschränkung durch Konkurrenz ist allerdings nicht ethisch motiviert, sondern materiell: Der Kampf um den eigenen Vorteil lässt den überhöhten Preis des Konkurrenten zumeist nicht zu.

      Die Ethik in der Wirtschaft befindet sich daher im gleichen Spannungsfeld wie die Ethik des täglichen Lebens: Es gilt, den Interessenausgleich zwischen Menschen in demokratischer Weise herzustellen. Jeder Interessenausgleich hat die Aufgabe, (sinnvolle) Einzelinteressen gegeneinander abzuwägen. Damit wird aber schon jetzt klar, dass eine ungebremste, uneingeschränkte Wirtschaft niemals den Anforderungen eines Interessenausgleiches genügen kann. Der Götterbote hat vielmehr die Habsucht des Diebes so einzugrenzen, dass das Handwerk des Kaufmannes zum ethisch vertretbaren Handeln wird.

      Unsere ethischen Werte basieren auf jenen Grundgesetzen, wie sie in allen Weltreligionen in ähnlicher Form zu finden sind. Dazu kommt die Herausforderung, den Nächsten wie sich selbst zu lieben, welche die ethische Basis des Christentums bilden sollte, als auch die Werte der Aufklärung, aus denen die Demokratie und die Menschenrechte hervorgegangen sind. In den religiösen Grundgesetzen ist allerdings nichts über Täuschung, Nötigung oder die einseitige Ausnutzung eines materiellen Vorteils zum Nachteil des Anderen zu finden. Lediglich die Forderung nach der ausbalancierten Wertschätzung zwischen sich und dem Anderen lässt eine moralische Grenze zwischen dem eigenen Vorteil und dem Nachteil des Anderen erkennen. Für den Unterlegenen lässt sich daraus aber kein Rechtsschutz ableiten.

      Erst als sich mit der Aufklärung eine herrschende Klasse ihr Recht nicht mehr ganz einfach nehmen konnte, sondern das Recht allen gleichermaßen zukommen sollte, wurde die Willkür des Mächtigen durch das staatliche Recht (als durchsetzbarer Anspruch) eingeschränkt.