Erben der Macht. Christine Stark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christine Stark
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742777645
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Grinsen sein Gesicht.

      Er hatte sie schon längst erkannt. Maya konnte nur noch stammeln:

      „Wow… das ist… ich… oh mein Gott!“ Sie war sich sicher, in den nächsten Augenblicken zusammenzubrechen. Sebastian hob die Aluschale.

      „Nudeln?“, fragte er, immer noch grinsend. „Du siehst aus, als könntest du eine Stärkung gebrauchen.“

      4

      Ein Gefühl von Sicherheit

      Er fand das tatsächlich lustig. Maya konnte es kaum fassen. Hier saß er, neben ihrem Bett, fütterte sie mit Pasta und hatte seit einer gefühlten Ewigkeit ein Grinsen im Gesicht.

      „Hätte ich gewusst, dass ich dir nur meinen Vornamen nennen muss…“

      „Dann was?“ Maya war sich nicht sicher, was sie von der Sache halten sollte. In ihrem Kopf vernetzten sich gerade hunderte von Informationen. Vergangenheit prallte auf Gegenwart, Sebastian auf den Namen Mocovic. Nichts passte zusammen.

      „Dann hätte ich ihn dir einfach früher gesagt“, antwortete er und rollte noch ein paar Spaghetti auf die Gabel. „Ich dachte, du weißt, wie ich heiße. Steht mein Name denn nicht überall in den Zeitungen? Oder hast du ihn nicht im Radio gehört?“ Seine Miene verfinsterte sich. „Wenn sie von den Brüdern des Grauens reden. Victor und Sebastian Mocovic.“

      „Die Brüder des Grauens? Nein. Schließlich sind es doch eure Zeitungen und Radiosender, nicht wahr?« Den Mocovics gehörte bekanntermaßen das größte Verlagshaus in Oziljak. »Sie berichten nicht schlecht über deinen Bruder. Nur über Scar Mocovic. Kein Sebastian. Nirgendwo.“

      „Hm.« Sebastian konzentrierte sich ganz auf die nächste Gabel voller Nudeln.

      „Außerdem ist Sebastian ein ziemlich häufiger Name.“ Sie hatte das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen. „Ich meine, ich hätte dich auch dann nicht sofort erkannt, wenn du deinen Vornamen auf einem Schild um den Hals getragen hättest.“

      Sebastian stocherte immer wieder mit der Gabel im Essen.

      „Weil ich mich so verändert habe?“, spottete er.

      „Ja, du siehst ziemlich anders aus als noch vor fünf Jahren“, bestätigte Maya.

      Heftig knallte er die Gabel ins Essen. Seine Augen funkelten böse.

      „Denkst du, das habe ich mir ausgesucht?“, fuhr er Maya an.

      „Ich weiß es nicht. Wer hat dich denn gezwungen, deinen Schädel kahl zu rasieren oder dir eine Tätowierung drauf stechen zu lassen?“, gab sie schnippisch zurück. Für zwei Sekunden war er sprachlos.

      „Hast du da nicht eine winzige Kleinigkeit vergessen?“, zischte er böse. Aber so schnell würde Maya nicht klein beigeben.

      „Natürlich habe ich da noch etwas vergessen. Einiges. Dein ganzes Wesen, deine Körperhaltung…“

      Mit einer plötzlichen Bewegung beugte er sich über ihr Bett und brachte sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter an ihres.

      „Sieh genau hin. Sie ganz genau hin.“

      Wieder war er ihr viel zu nah. Maya hatte Mühe zu atmen.

      „Das ist das Einzige, was du zu sehen scheinst, oder?“

      Wütend stand er auf und wandte sich von ihr ab.

      „Diese Narbe“, Maya bemerkte, wie er bei dem Wort zusammenzuckte „sie ist nicht die größte Veränderung an dir.“ Es war vielmehr sein ganzes Auftreten. Diese bedrohliche Ausstrahlung, die dunkel in den Höhlen funkelnden Augen, seine Stimme, die wie ein Knurren klang, die Muskeln, der harte Panzer. Kein Wunder, dass die Leute vor ihm Angst hatten.

      „Die Narbe ist vielleicht nicht die größte Veränderung“, flüsterte Sebastian, noch immer von ihr abgewandt „aber sie ist der Grund dafür.“

      Maya biss sich auf die Lippen, um den Kalenderspruch zurückzuhalten, der ihr auf der Zunge lag. Vergeblich.

      „Vielleicht sind es ja nicht die sichtbaren Narben, die uns verändern, sondern vielmehr die unsichtbaren.“ Oh weh. Sebastian drehte sich wieder zu ihr.

      „Ist das dein Ernst?“, fragte er ungläubig.

      „Entschuldige“, murmelte Maya und wich nun ihrerseits seinem Blick aus.

      Eine ganze Weile herrschte Stille. Dann hörte Maya ein seltsames, glucksendes Geräusch. Als sie aufsah, musste sie zu ihrer Verwunderung feststellen, dass Sebastian lachte. Es war ein so fremder Anblick, dass Maya einen Moment dachte, er müsse völlig durchgedreht sein.

      „Oh Mann!“, stieß er zwischen seinen Lachern hervor. „Oh Frau!“

      Maya konnte nichts weiter tun, als irritiert auf den glucksenden Mann zu starren und zu warten, dass sich sein Anfall von Wahnsinn allmählich legte. Von den Geräuschen im Schlafzimmer angelockt, erschien ein ziemlich verwirrt aussehender Elias in der Tür.

      „Was ist los?“, fragte er. Und nach einem Blick auf Sebastian wandte er sich völlig perplex an Maya.

      „Er lacht?“

      „Ach, hör schon auf!“, antwortete ihm Sebastian, immer noch sehr amüsiert.

      „Du kannst lachen?“ Elias deutet auf seinen Freund. „Maya, was hast du gemacht? Sebastian, was hat sie gemacht?“

      Sebastian grinste.

      „Sie hat gesagt, meine Narbe wäre nicht meine auffallendste Veränderung.“

      „Na ja, sie hat ja auch nen ziemlich harten Schlag auf den Kopf bekommen.“

      „Du willst einfach nicht, dass ich aufstehe!“ Diese Frau zeterte jetzt schon eine ganze halbe Stunde. Wie um ihm zu beweisen, dass sie längst wieder genug Kraft besaß. Wer den ganzen Morgen ausreichend Energie hatte, um zu diskutieren, wäre ja wohl in der Lage, die paar Meter ins Wohnzimmer oder ins Bad alleine zu laufen. Sebastian hatte eigentlich bereits klein beigegeben. Seiner Meinung nach war sie zwar noch nicht ganz so stabil, wie sie behauptete, aber lange würde sie im Bett nicht mehr zu halten sein. Sie wollte unbedingt aufstehen – bitte – sollte sie es versuchen. Nun war da aber noch ein anderes Problem. Eines, das Maya auch erst störte, seit sie in der Lage war, sich auf der Bettkante sitzend, einmal vollständig zu betrachten. Sie sah ihrer Meinung nach absolut unmöglich aus. Und was ihre Kleidung anging, musste Sebastian ihr auch Recht geben. Ihr bandagierter Oberkörper steckte immer noch in ihrem blutbefleckten Unterhemd und über ihren Slip hatte ihr Sebastian kurzerhand eine seiner Boxershorts angezogen. Und die drohte ihr von den Hüften zu rutschen, wann immer Maya aufstand. Sebastian musste sich zwingen, nicht an Mayas Hüften zu denken. Es war einfach zu verwirrend. Die Erinnerung an diese eine wundervolle Nacht wurde überlagert von den Bildern ihrer gequetschten, getretenen Seite am Abend des Angriffs. Als der Doc die blutende, bewusstlose Maya untersucht hatte, war Sebastian beim Anblick ihrer Verletzungen beinahe das Herz stehen geblieben. Zum Glück hatten sie sich nicht als zu schwerwiegend herausgestellt. Die Prellungen schmerzten sie noch und beinahe ihre gesamte rechte Seite war mit grünlich-dunkelblauen Flecken übersäht, aber sie hatte allem Anschein nach keine inneren Verletzungen erlitten. Was an ein Wunder grenzte, wenn er an die Wucht dachte, mit der Carl auf Maya eingetreten hatte. Und jetzt hingen an diesen Hüften seine Boxershorts. Es hätte sexy aussehen können, wäre ihr Körper nicht so geschunden gewesen. Resigniert griff er nach der Reisetasche mit ihren Klamotten.

      „Meinetwegen, dann steh auf und versuch dich umzuziehen. Ich hoffe, da drin findest du was Passendes“, sagte er und stellte die Tasche neben Maya aufs Bett. Sie fing sofort an, darin herumzuwühlen.

      „Seit wann hast du die Sachen denn?“ Bildete er sich das ein, oder schwang da ein Vorwurf mit?

      „Ich habe Elias gestern nochmal losgeschickt. Er dachte, du würdest bestimmt nicht ewig in Unterwäsche herumlaufen