Juwelen, Mörder, Tote - Sechs Extra Krimis Juni 2018. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742734396
Скачать книгу
zuckte mit den Schultern.

      „So vorsichtig bist du doch sonst nicht gewesen!“

      „Jetzt bin ich es aber. Wann bekomme ich übrigens mein Geld? Der Mann, der diese Dinger herstellt, wartet nicht gerne auf seine Kohle!“

      Robert griff in sein Jackett und holte ein Bündel mit Geldscheinen heraus.

      „Es ist sogar eine Bauanleitung dabei“, versicherte Bernard. „Jedenfalls hat man mir das gesagt.“

      „Ich hoffe, dass ich sie nicht brauche...“

      „Du wirst sie brauchen. So einfach ist es nämlich nicht zusammenzusetzen. Aber mit ein bisschen technischem Verstand! Du bist ja schließlich kein Anfänger.“

      Für die Nacht hatte sich Robert in einer Absteige in der Nähe des Gare d'Austerlitz einquartiert.

      Das Fenster war undicht, und von draußen dröhnte der Autoverkehr. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen donnerten zusätzlich die Züge über die Gleisanlagen. Es würde eine unruhige Nacht werden, aber schließlich war dies ja auch kein Erholungsaufenthalt.

      Robert legte das Paket neben seinen Koffer auf das Bett und machte sich sogleich daran, es auszupacken.

      Er sah ein paar Stangen, eine Nylon-Schnur, viele Schrauben und Schienen aus Metall... Und eine kurze Anleitung, wie er das alles zusammenzusetzen hatte.

      Ich werde es in Einzelteilen in den Süden mitnehmen!, dachte er. So würde er kein Aufsehen erregen. Aber dann musste er es dort zusammensetzen, und das musste ziemlich schnell gehen.

      Er würde es also üben müssen, dieses Ding mit schnellen Handgriffen zusammenzusetzen und wieder auseinanderzulegen. Aber das konnte kein allzu schwieriges Problem zu sein.

      Am nächsten Tag fuhr Robert zurück in den Süden. Auch diesmal nahm er einen Leihwagen, allerdings von einer anderen Firma.

      Er stellte den Wagen in derselben Kurve ab, wie bei seinem ersten Besuch. Auf dem Rücksitz hatte er eine Sporttasche, die er mitnahm, als er ausstieg und den Hang hinunterging.

      Wenig später hatte er eine günstige Position erreicht. Er sah den Bungalow und jenen Mann vom Foto, das ihm Garcia gegeben hatte. Der Mann lag auf der Terrasse und und las in einer Illustrierten.

      Und dann war da auch noch eine Frau, die kurz aus dem Inneren des Bungalows kam, anscheinend ein paar Worte mit dem Mann wechselte und wieder im Haus verschwand.

      Robert atmete ruhig und regelmäßig. Er öffnete die Sporttasche, holte seinen Feldstecher hervor. Mit geübten Bewegungen steckte er die Metallteile zusammen, die sich in der Tasche befanden. Es wurde eine Armbrust. Zuletzt befestigte er das Zielfernrohr.

      Schließlich setzte er das Projektil ein, legte an und feuerte, als sich der Mann auf der Bungalow-Terrasse mitten im Fadenkreuzes befand.

      Durch das Zielfernrohr sah Robert, dass er getroffen hatte. Der Mann sackte leblos zusammen. Robert hatte ihn in die Brust getroffen - aber selbst wenn es nur der Arm gewesen wäre, wäre er jetzt tot gewesen, denn das Projektil war vergiftet.

      Robert zerlegte die Armbrust wieder in ihre Bestandteile und packte sie sorgfältig in die Sporttasche ein.

      Für sich genommen wirkten die Teile völlig unverdächtig. Robert würde sie in Paris in die Seine werfen.

      Es gab keine Spuren, die die Polizei oder irgend jemanden in seine Richtung führen konnten. Ja, es würde nicht einmal eine Tatwaffe geben!

      Robert sah ein letztes Mal hinunter zum Bungalow. Die Frau war wieder hinausgetreten und hatte bemerkt, was geschehen war. Sie schlug die Hände vor das Gesicht und beugte sich dann über den Toten. Aber da war natürlich nichts mehr zu machen.

      Robert stieg unterdessen schon wieder den Hang hinauf.

      10

      Die beiden Männer hatten sich auf Italienisch unterhalten. Jedenfalls glaubte Elsa, dass es Italienisch war.

      Elsa hatte die ganze Zeit über auf dem Sofa gesessen und ihnen stumm zugehört. Sie verstand nicht ein Wort. Vielleicht war es besser so. Vielleicht sprachen sie gerade über sie und das, was sie mit ihr anstellen wollten.

      Elsa fühlte die Angst und ihr Puls raste. Sie fühlte die innere Anspannung und konnte nichts gegen dieses übermächtige Gefühl tun. Sie saß einfach da und zitterte.

      Es fehlt nicht viel, und ich verliere den Verstand, ging es ihr durch den Kopf.

      Dann wandte sich der Schwarzbart an sie. Er ging auf sie zu und baute sich breitbeinig vor ihr auf. Sein Gesicht war ernst, während sich um den Mund des Narbigen ein hässliches Grinsen legte.

      Elsa blickte auf.

      „Können Sie Kaffee machen?“, fragte der Schwarzbart.

      Elsa nickte. „Ja.“

      Sie wagte es kaum, zu ihm ihm aufzublicken.

      „Dann machen Sie welchen. Aber nicht zu schwach!“

      Seine Stimme war ruhig und kalt. Und dann machte er eine kurze Bewegung mit der Hand, eine Bewegung, die Elsa aufstehen und in die Küche gehen ließ.

      Mit zitternden Händen machte sie sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Die Tüte mit den Filtern fiel ihr auf den Boden. Sie bückte sich, hob die Tüte auf und fuhr sich durch die Haare. Dann sah sie, dass der Schwarzbart ihr gefolgt war und sie beobachtete.

      Er blickte sie stumm und kalt an. Sie blickte zurück und erstarrte. Sie fühlte sie wie gelähmt, unfähig auch nur einen Muskel ihres Körpers zu bewegen. Die Zeit schien für ein paar Sekunden stillzustehen.

      „Machen Sie weiter“, murmelte er schließlich.

      Sie nickte und machte weiter.

      Sie nahm die Büchse mit dem gemahlenen Kaffee und tat ein paar Löffel in den Filter. Und dabei meinte sie plötzlich: „Ihnen macht es nicht allzuviel aus, einen Menschen umzubringen, nicht wahr?“ Sie blickte nicht zu ihm hin. Ihr Mund bewegte sich und formte Wörter - und das half ihr etwas dabei, nicht verrückt zu werden. Sie sprach weiter, ohne dass es sie im Augenblick interessierte, was das für Folgen haben konnte. „Was sind Sie nur für Menschen! Vielleicht sind Sie auch gar keine! Wenn sich plötzlich herausstellen würde, dass Sie beide in Wahrheit gefühllose, kalte Außerirdische mit schleimigen Tentakeln sind, die nur zufällig gerade menschliche Gestalt angenommen haben - es würde mich nicht im mindesten wundern.“

      „Wir machen nur unseren Job“, sagte der Schwarzbart. „Nicht mehr - aber verdammt noch mal auch nicht weniger!“

      „Sie sind Tiere!“

      „Denken Sie nicht zu schlecht von uns!“

      „Ich denke aber schlecht von Ihnen. Auch wenn Sie mich jetzt dafür abknallen, so wie Sie es mit Robert vorhaben!“ Sie zuckte trotzig mit den Schultern. „Wahrscheinlich werden Sie es ohnehin tun, wenn Sie erreicht haben, was Sie wollten und ich für Sie nicht mehr nützlich bin!“

      Der Schwarzbart zuckte mit den Schultern. „Das hängt von Ihnen ab!“

      „Ich glaube Ihnen kein Wort!“

      „Es