Juwelen, Mörder, Tote - Sechs Extra Krimis Juni 2018. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742734396
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was für einer Sache sie dem Mann half, den sie liebte.

      Ich liebe ihn, und das sollte genügen, dachte sie. Aber genügte es wirklich?

      „Wann kommt er zurück?“

      „Ich weiß es nicht.“

      „Natürlich wissen Sie es!“

      „Nein, er sagte, dass er das nicht so genau voraussagen könnte. Vielleicht eine Woche, meinte er...“

      Der Schwarzbart nickte nachdenklich.

      Der Narbige sagte ein paar Sätze auf Italienisch, gestikulierte mit der Pistole in der Hand herum und deutete dann auf Elsa.

      Der Schwarzbart runzelte erst die Stirn, dann schüttelte er den Kopf und erwiderte etwas. Der Narbige schien mit der Antwort nicht ganz einverstanden zu sein, aber er spielte hier eindeutig die zweite Geige und hatte zu tun, was befohlen wurde.

      Er warf Elsa einen grimmigen Blick zu, stieß einen italienischen Fluch in ihre Richtung aus und ging dann durch die Terrassentür hinaus ins Freie.

      Elsa blickte ihm nach und sah, wie er sich an Aziz' reglosem Körper zu schaffen machte, der nach wie vor draußen auf dem Rasen lag.

      Der Rasenmäher knatterte noch. Der Narbige stellte ihn ab. Dann packte er den Marokkaner unter den Armen und begann, ihn in Richtung Haus zu schleifen.

      „Was haben Sie vor?“, fragte Elsa den Schwarzbart unterdessen. „Wollen Sie mich auch umbringen? So wie Aziz?“

      Der Schwarzbart deutete hinaus zu seinem Komplizen. „Mein Freund meinte, dass es an der Zeit wäre, Sie über den Jordan zu schicken...“

      Elsa stockte der Atem. Aber ihre Gedanken blieben trotz allem klar, was sie überraschte. Sie hatte große Furcht, aber sie hatte auch nichts mehr zu verlieren.

      „Und was haben Sie vor?“

      „Wir werden Sie erst einmal am Leben lassen. Vielleicht haben wir noch Verwendung für Sie.“

      „Was soll das heißen?“

      „Dass Sie eine Chance haben, aus dieser Sache lebend herauszukommen - falls Sie mit uns kooperieren.“

      „Warum suchen Sie...“, sie zögerte einen Moment, ehe sie den fremden Namen aussprach, „...Steiner.“ Es klang in ihren Ohren, als spräche sie von einen Fremden. Aber es war Robert, um den es hier ging.

      Der Schwarzbart wandte sich ab. Er antwortete nicht. Erst als der Narbige mit dem toten Aziz durch die Terrassentür kam, sagte er endlich etwas.

      „Wir werden hier auf Steiner warten“, meinte er - aber das war nicht die Antwort auf Elsas Frage.

      „Und wenn er hier auftaucht?“

      Der Schwarzbart zuckte mit den Schultern.

      „Sie werden ihn umbringen, nicht wahr?“ Es war im Grunde kaum noch eine Frage, Elsa war sich ziemlich sicher, dass es so war. Es erschien ihr logisch.

      Der Schwarzbart schwieg.

      Elsa blickte in das starre, tote Gesicht von Aziz, der ausgestreckt auf dem Steinfußboden lag. Seine Augen waren weit aufgerissen, und sie sah das Loch mitten auf der Stirn, aus dem bereits ziemlich viel Blut gesickert war.

      Der Narbige untersuchte die Leiche. Er schien nach Waffen zu suchen und tastete Aziz dementsprechend ab. Schließlich schüttelte er den Kopf und sagte etwas zu dem Schwarzbart.

      „Was ist das für einer?“, fragte er schließlich, an Elsa gewandt.

      „Er hat sich um den Garten gekümmert!“ Elsas Stimme zitterte vor Zorn, als sie das sagte. Sie konnte ihn nicht unterdrücken, er schwang einfach in jedem Ton mit, der über ihre Lippen kam. „Er war unbewaffnet.“

      „Das konnten wir nicht wissen.“

      „Hätte es etwas geändert, wenn Sie es gewusst hätten?“

      Der Schwarzbart zuckte wie beiläufig mit den Schultern. „Vermutlich nicht.“

      9

      Robert stieg den steilen Hang noch etwas hinunter. Unten standen vornehme Ferienhäuser, und dahinter schimmerte das Mittelmeer.

      Er griff in seine Jackentasche und holte den brauen Umschlag hervor, den Garcia ihm in Madrid gegeben hatte. Er griff hinein. Eine Karte, ein paar Fotos, ein paar Daten auf einem weißen Blatt Papier.

      Er sah noch einmal auf die Karte, blickte sich dann um und ging weiter. Er war hier richtig, so glaubte er. Sein Orientierungssinn war immer schon gut ausgeprägt gewesen.

      Es dauerte aber nicht allzu lange, da war sein Weg plötzlich zu Ende, und es ging so steil hinunter, dass an einen weiteren Abstieg nicht zu denken war. Innerlich fluchte er.

      Robert blickte hinüber zu einem der Häuser und verglich es mit seinen Fotos. Er war richtig hier, kein Zweifel. Dann schätzte er die Entfernung ab. 100 Meter waren es bis zur Terrasse. Vielleicht auch 120 oder 140, das war so genau nicht zu sagen. Aber es würde genügen.

      Näher würde er kaum herankommen, aber diese Stelle war gar nicht schlecht. Robert sah einen Mann im Garten des Hauses, nahm seinen Feldstecher, und dann verglich er das Gesicht des Mannes mit einem Foto aus dem braunen Umschlag.

      Morgen würde er wieder in Paris sein. Er würde den Abendzug von Marseille aus nehmen.

      Robert drehte sich um und ging denselben Weg zurück, den er gekommen war. Irgendwo weiter oben, wo eine Landstraße in Serpentinen verlief, hatte er einen Leihwagen abgestellt. Der Wagen stand in einer Kurve, er musste sehen, dass er dort wegkam. Ein Unfall und viel Aufsehen, das war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte.

      Robert stieg schnell in den Wagen und brauste davon. Am nächsten Tag war er wie geplant in Paris und suchte Bernard in seinem Geschäft auf.

      Unglücklicherweise waren Kunden im Raum. Ein paar Teenager, die sich für den CD-Player interessierten, ihn lange begutachteten, aber letztlich doch wohl nicht genug Geld bei sich hatten, um ihn sich leisten zu können.

      Sie versuchten zu handeln, aber Bernard wollte nicht mit sich handeln lassen, und so zogen sie schließlich ab. Aber bis dahin dauerte es eine Weile, Robert ging unruhig im Laden auf und ab, sich scheinbar für dies und jenes interessierend, in Wahrheit wartete er aber nur darauf, dass die Jugendlichen endlich den Raum verließen. Als sie hinaus waren, wandte er sich sofort an Bernard.

      „Na, wie stehen die Aktien?“ Robert war die Anspannung deutlich anzumerken war.

      „Alles ist gut für dich gelaufen“, meinte Bernard lakonisch.

      „Dann hast du die Sachen auf der Liste bekommen können?“

      „Ja.“

      „Alles?“

      „Ja.“

      Bernard ging hinter den Tresen und holte ein Paket hervor, das er Robert hinschob. Er wollte es öffnen, aber Bernard legte ihm die Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf.

      „Nein, nicht hier.“

      „Wieso?“

      „Ich will es einfach nicht.