Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221420
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erfüllen sollte.

      »Ihnen und Zwergen.«

      Nedeam starrte ihn sprachlos an, und so schilderte ihm Dorkemunt, was

      sich im Norden ereignet hatte. Unterdessen zogen sie Nedeams einfache

      Rüstung hervor, und der junge Pferdelord begann aufgeregt, sich anzukleiden,

      wobei er Dorkemunts Bericht immer wieder durch seine Fragen unterbrach.

      Zunächst wurden die wollenen Beinkleider angelegt, die Beine und

      Unterleib bedeckten. Sie wurden mit angenähten Schnüren an einem Gürtel

      befestigt, der um den Leib getragen wurde. Dazu kam ein weites Hemd mit

      rundem Ausschnitt und langen Ärmeln, das fast bis zu den Knien reichte.

      Anschließend wurden die Reithosen aus feinem braunem Leder über die

      Beinkleider gezogen und ebenfalls am Gürtel befestigt. Darauf folgte das

      Wams. Es reichte bis an das Gesäß und bestand aus gutem Tuch. Im Sommer

      wurde ein ungefüttertes Wams ohne Ärmel getragen, im Winter eines mit

      langen Ärmeln und einem ledernen Überfutter. Je nach Neigung und Stellung

      des Besitzers konnte das Wams auch Zierstickereien aufweisen.

      »Fette die Stiefel und Fußlappen ordentlich ein«, riet Dorkemunt. »Der

      Weg ist sicherlich beschwerlich, und Blasen sind ein rechtes Ärgernis.«

      »Ja, schon gut, ich weiß es doch«, sagte Nedeam, und Dorkemunt musste

      über den Eifer seines Freundes schmunzeln.

      Aber es stimmte ja, er selbst hatte Nedeam ausgebildet, und der Junge

      wusste, worauf es ankam.

      Die Stiefel eines Pferdelords wurden mit Fett eingerieben, sodass sie dem

      Wetter widerstanden und geschmeidig blieben. Zum Schutz der Füße wurden

      diese in lange Tuchstreifen gewickelt, bevor man das Schuhwerk überzog.

      Auch diese Tuchstreifen wurden gefettet, sodass sie die Haut der Füße nicht

      wund rieben.

      Zum ersten Mal legte Nedeam nun seine Rüstung an. Er verfügte ebenso

      wenig wie Dorkemunt über einen Brustpanzer. Stattdessen streifte er ein

      dickes Lederkoller über, wobei Dorkemunt ihm helfen musste, Brust- und

      Rückenteil durch Riemen und Schnallen miteinander zu verbinden. Das dicke

      Leder war mit einem Harz gehärtet, und in das Brustteil hatte Nedeam das

      Symbol der Hochmark eingeprägt. Der grüne Rundschild Nedeams war blau

      eingefasst und zeigte in weißer Farbe die Tatze eines Pelzbeißers. Nedeams

      Großvater hatte einst einen dieser Räuber erlegt, und Nedeam selbst war

      nahezu unbewaffnet einem anderen Exemplar entgegengetreten. Dorkemunt

      fand, dass die Tatze durchaus ein passendes Symbol für den Jungen und

      dessen Mut war.

      An Waffen gürtete Nedeam einen kurzen Dolch und das Schwert seines

      verstorbenen Vaters Balwin um. Er war noch nicht besonders geschickt im

      Umgang mit dem Schwert, doch übte er fleißig und würde es bald

      beherrschen. Mit dem Bogen hingegen war Nedeam schon jetzt ein

      vortrefflicher Schütze. Nur die Stoßlanze bereitete Dorkemunt Sorge. Der

      Junge konnte noch nicht genügend Kraft hinter die Lanze setzen, um die

      dicke Rüstung eines Rundohrs zu durchstoßen.

      Nedeam schlang sich den langen grünen Umhang der Pferdelords um die

      schmalen Schultern und schloss die Spange mit den Pferdeköpfen vor seinem

      Hals. Zuletzt setzte er den halbrunden Helm mit dem rotbraunen Lederbezug

      auf den Kopf. Dorkemunt nickte zufrieden. »Du siehst wahrlich aus wie ein

      Pferdelord, Nedeam, mein Freund. Nun lass uns reiten und beweisen, dass du

      den grünen Umhang zu Recht trägst.«

      Dorkemunt vergewisserte sich, dass die Glut der Feuerstelle erloschen war.

      Die Wolltiere würden Futter und Wasser finden und sich bis zur Schur noch

      etwas gedulden müssen. Die beiden so unterschiedlichen Pferdelords nahmen

      die gefüllten Provianttaschen auf, gingen zur Tränke und füllten ihre

      Wasserflaschen. Dann holte Nedeam seinen Hengst Stirnfleck aus der

      Koppel, der vor Aufregung bereits schnaubte. Schließlich hängten sie ihre

      grünen Schilde links an die Sättel und saßen auf.

      Nedeam reckte sich stolz im Sattel, als sie ihre Pferde antrieben und das

      Tal verließen. Zum ersten Mal in seinem Leben ritt er als Pferdelord einem

      Kampf entgegen.

      Kapitel 10

      »Beim Dunklen Turm, Barus, mein Freund, es war ein merkwürdiges Ding.«

      Guntram stieß lautstark auf und streckte Malvin erneut den geleerten Becher

      entgegen. »Gib mir noch etwas von deinem seltsamen Gerstensaft, Malvin,

      mein Freund.« Der muskulöse Schmied schwankte und musste sich für einen

      Moment am Tresen festhalten. »Dein Gerstensaft schmeckt manchmal

      genauso komisch wie dieses merkwürdige Ding.«

      »Dann war es also zum Essen?« Malvin schenkte zögernd nach. Guntram

      schien eine Neuigkeit zum Besten geben zu wollen, aber er hatte schon mehr

      getrunken, als ihm guttat. Malvin überlegte ernsthaft, ob er den Gerstensaft

      nicht etwas verdünnen sollte, damit es Guntram wenigstens noch schaffte zu

      berichten, was ihn so erregt hatte.

      Guntrams Haar war lang und grau geworden, und seine Augen waren auch

      nicht mehr besonders gut, aber er fertigte noch immer die besten

      Schurklingen, Waffen und Rüstungen der ganzen Stadt. Wenn er sich

      bewegte, wurden unter seinem halb geöffneten Wams gelegentlich die Narben

      früherer Verletzungen sichtbar. Guntram war einst ein sehr guter Pferdelord

      gewesen, und wenn seine Augen es noch zugelassen hätten, so wäre er wohl

      dem Eid noch immer gefolgt.

      »Zum Essen?« Guntram wirkte einen Augenblick verwirrt und schüttelte

      dann den Kopf. »Nein, nein, guter Freund, es war nicht zum Essen. Aber es

      war merkwürdig.«

      Guntram grinste Malvin bierselig an und zeigte dabei seinen fast zahnlosen

      Mund. Er hatte vor Jahren einmal behauptet, der Weg zwischen Burg und

      Stadt