Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221420
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trat rasch dazwischen. »Oh, sie sind furchtbar hart. Wie ein

      metallener Panzer, möchte ich sagen.«

      »Was denn nun?«, knurrte der Mann, der den Horngrundweiler

      favorisierte. »Sind sie nun weich oder hart?«

      »Weich im Schaft und hart in der Sohle«, schrie Esyne den Mann an.

      »Jedenfalls werden die Spieler vom Horngrund siegen«, entschied der

      Mann und nickte bekräftigend dazu. »Egal, wessen Stiefel sie tragen.« Er

      prostete Esyne zu. »Selbst in deinen Stiefeln werden sie siegen.«

      Das war es. Malvin wusste es sofort. Er wusste es, noch bevor Esyne sich

      von ihrem Platz erhob. Die blonde Schuhmacherin gönnte ihrem Widersacher

      noch einen erfreulichen Einblick in den Ausschnitt ihres Gewands, bevor sie

      ihm den geleerten Krug mit weniger erfreulicher Härte über den Schädel

      schlug. Das gebrannte Gefäß zerbarst, und der Mann kippte wortlos

      hintenüber. Seine Beine schnellten hoch und schlugen von unten gegen die

      Tischplatte, woraufhin Becher in unterschiedlichen Stadien der Leerung

      umfielen und empörte Stimmen laut wurden.

      »Wartet, ich fülle sofort nach«, schrie Malvin beschwörend und suchte

      hastig im Regal nach einem vollen Krug, doch es war zu spät. In seinem

      Rücken ertönte wütendes Geschrei im Wechsel mit dem dumpfen Klatschen

      von Fäusten, und über alldem kreiste Esynes keifende Stimme, die für die

      Robustheit ihres Schuhwerks warb, indem sie wahllos mit dem übrig

      gebliebenen Griff des Kruges um sich schlug. Die anderen Gäste an dem

      Tisch beteiligten sich zunehmend mit Argumenten ganz eigener Art.

      Malvin blickte Hilfe suchend zu Barus, der am Tresen lehnte. »Barus,

      mein Freund, sage doch auch etwas.«

      Auch Barus hatte an diesem Tag etwas zu viel Gerstensaft getrunken, und

      sein Bart war voller trocknenden Schaums. Er blickte trübe zu den anderen

      hinüber. »Sie sollten mit Keulen kämpfen«, brummte er und klopfte gegen

      sein Handwerkszeug. »Dann sind die Stiefel schnell egal.«

      Malvin seufzte resigniert und verzog nur schmerzlich das Gesicht, als einer

      der Schemel krachend zerbarst.

      Barus sah hinüber und nickte. »Wie ich sagte, Keulen sind am besten

      geeignet.«

      Erneut zerbrach ein Möbelstück, und dieses Mal schlug ein Splitter in das

      Regal hinter der Theke ein und zertrümmerte zwei Krüge mit Gerstensaft und

      Blutwein. Malvin befürchtete, dass der Schaden noch weitaus größer werden

      würde, und da von Barus keine Hilfe zu erwarten war, warf der Wirt seinen

      Wischlappen auf den Tresen und rannte zur Tür, um nach einer Streife der

      Schwertmänner zu sehen. Er hatte Glück, denn zwei der Wachen ritten gerade

      die Straße entlang, und als Malvin aufgeregt mit den Armen winkte, zogen sie

      ihre Pferde herum und trabten zu ihm herüber.

      Der Ältere von ihnen beugte sich grinsend im Sattel vor, als er den Lärm

      aus dem »Donnerhuf« dringen hörte. »Deine Schenke scheint ihrem Namen ja

      wieder alle Ehre zu machen, Malvin, mein Freund.«

      »Sie schlagen alles kurz und klein«, jammerte der Wirt und sah besorgt zur

      offen stehenden Tür. »Dabei hat alles so harmlos begonnen.«

      »Es beginnt immer harmlos«, brummte der Schwertmann und schwang

      sich aus dem Sattel. »Um was ging es diesmal?«

      »Um das Stoßspiel«, seufzte Malvin.

      Der Schwertmann schüttelte den Kopf und bedeutete seinem Begleiter,

      ebenfalls abzusitzen. »Narren. Jeder, der reiten kann, weiß doch, dass der

      Horngrundweiler gewinnen wird.«

      Sein Begleiter runzelte skeptisch die Stirn, verzichtete jedoch auf einen

      Kommentar. Die beiden Pferdelords aus Garodems Wache rückten ihre

      Schwertgurte zurecht und machten Anstalten, die Schenke zu betreten, als der

      ältere unvermittelt die Hand hob und Malvin fragend ansah. »Ist das Esynes

      Stimme?«

      Malvin zuckte verlegen die Achseln. »Ah, keine Sorge, sie kann sich kaum

      noch auf den Beinen halten.«

      Der Wachführer runzelte die Stirn. »Ihre Stimme klingt aber noch recht

      kraftvoll.« Er sah seinen Begleiter an. »Hol Baromil und seinen Gefährten.

      Sie sind unten an der Töpferei.« Während der andere Schwertmann

      davontrabte, blickte der Wachführer Malvin an. »Ein platzierter Schlag würde

      sie wohl zum Schweigen bringen, aber es brächte keine Ehre ein. Schließlich

      ist sie ein Weib.«

      »Es ist Esyne«, wandte Malvin ein.

      Der Schwertmann rieb sich das Kinn. »Auch wieder wahr.« Erneut drang

      der Lärm eines zerbrechenden Möbels aus dem »Donnerhuf«, und er zuckte

      die Achseln. »Nun gut, Malvin, bleib derweil draußen, ich will sehen, was

      sich machen lässt, bevor dir nichts mehr zum Ausschenken bleibt.«

      Die Argumente der Beteiligten hatten sich inzwischen weitestgehend

      erschöpft, Gesichter waren zerkratzt, zwei Ohren zerbissen, und Esynes

      Gewand war eingerissen, aber sie hatte die Robustheit ihres Schuhwerks

      eindrucksvoll unter Beweis gestellt und drosch gerade noch mit einem ihrer

      Stiefel auf einen Mann ein, der die Arme schützend über den Kopf hielt und

      vor ihr her durch die Schenke flüchtete.

      Die blonde Schuhmacherin war wohl eher verblüfft denn erschrocken, als

      der einschreitende Schwertmann ihr den Stiefel mit einem Ruck entriss und

      der zuvor Geschlagene hinter die breiten Schultern des Wachmannes in

      Deckung flitzte. Esyne griff beherzt nach ihrem Stiefel, aber der Wachmann

      hielt ihn ein Stück höher. »Es ist genug, Frau Esyne«, knurrte er grimmig.

      »Du hast nun die Ohren der Gäste und manches mehr genug strapaziert.«

      »Ich strapaziere gleich noch etwas ganz anderes«, zischte sie wütend und

      versuchte den Mann zu erreichen, der sich ängstlich hinter dem Schwertmann

      verbarg.