metallener Panzer, möchte ich sagen.«
»Was denn nun?«, knurrte der Mann, der den Horngrundweiler
favorisierte. »Sind sie nun weich oder hart?«
»Weich im Schaft und hart in der Sohle«, schrie Esyne den Mann an.
»Jedenfalls werden die Spieler vom Horngrund siegen«, entschied der
Mann und nickte bekräftigend dazu. »Egal, wessen Stiefel sie tragen.« Er
prostete Esyne zu. »Selbst in deinen Stiefeln werden sie siegen.«
Das war es. Malvin wusste es sofort. Er wusste es, noch bevor Esyne sich
von ihrem Platz erhob. Die blonde Schuhmacherin gönnte ihrem Widersacher
noch einen erfreulichen Einblick in den Ausschnitt ihres Gewands, bevor sie
ihm den geleerten Krug mit weniger erfreulicher Härte über den Schädel
schlug. Das gebrannte Gefäß zerbarst, und der Mann kippte wortlos
hintenüber. Seine Beine schnellten hoch und schlugen von unten gegen die
Tischplatte, woraufhin Becher in unterschiedlichen Stadien der Leerung
umfielen und empörte Stimmen laut wurden.
»Wartet, ich fülle sofort nach«, schrie Malvin beschwörend und suchte
hastig im Regal nach einem vollen Krug, doch es war zu spät. In seinem
Rücken ertönte wütendes Geschrei im Wechsel mit dem dumpfen Klatschen
von Fäusten, und über alldem kreiste Esynes keifende Stimme, die für die
Robustheit ihres Schuhwerks warb, indem sie wahllos mit dem übrig
gebliebenen Griff des Kruges um sich schlug. Die anderen Gäste an dem
Tisch beteiligten sich zunehmend mit Argumenten ganz eigener Art.
Malvin blickte Hilfe suchend zu Barus, der am Tresen lehnte. »Barus,
mein Freund, sage doch auch etwas.«
Auch Barus hatte an diesem Tag etwas zu viel Gerstensaft getrunken, und
sein Bart war voller trocknenden Schaums. Er blickte trübe zu den anderen
hinüber. »Sie sollten mit Keulen kämpfen«, brummte er und klopfte gegen
sein Handwerkszeug. »Dann sind die Stiefel schnell egal.«
Malvin seufzte resigniert und verzog nur schmerzlich das Gesicht, als einer
der Schemel krachend zerbarst.
Barus sah hinüber und nickte. »Wie ich sagte, Keulen sind am besten
geeignet.«
Erneut zerbrach ein Möbelstück, und dieses Mal schlug ein Splitter in das
Regal hinter der Theke ein und zertrümmerte zwei Krüge mit Gerstensaft und
Blutwein. Malvin befürchtete, dass der Schaden noch weitaus größer werden
würde, und da von Barus keine Hilfe zu erwarten war, warf der Wirt seinen
Wischlappen auf den Tresen und rannte zur Tür, um nach einer Streife der
Schwertmänner zu sehen. Er hatte Glück, denn zwei der Wachen ritten gerade
die Straße entlang, und als Malvin aufgeregt mit den Armen winkte, zogen sie
ihre Pferde herum und trabten zu ihm herüber.
Der Ältere von ihnen beugte sich grinsend im Sattel vor, als er den Lärm
aus dem »Donnerhuf« dringen hörte. »Deine Schenke scheint ihrem Namen ja
wieder alle Ehre zu machen, Malvin, mein Freund.«
»Sie schlagen alles kurz und klein«, jammerte der Wirt und sah besorgt zur
offen stehenden Tür. »Dabei hat alles so harmlos begonnen.«
»Es beginnt immer harmlos«, brummte der Schwertmann und schwang
sich aus dem Sattel. »Um was ging es diesmal?«
»Um das Stoßspiel«, seufzte Malvin.
Der Schwertmann schüttelte den Kopf und bedeutete seinem Begleiter,
ebenfalls abzusitzen. »Narren. Jeder, der reiten kann, weiß doch, dass der
Horngrundweiler gewinnen wird.«
Sein Begleiter runzelte skeptisch die Stirn, verzichtete jedoch auf einen
Kommentar. Die beiden Pferdelords aus Garodems Wache rückten ihre
Schwertgurte zurecht und machten Anstalten, die Schenke zu betreten, als der
ältere unvermittelt die Hand hob und Malvin fragend ansah. »Ist das Esynes
Stimme?«
Malvin zuckte verlegen die Achseln. »Ah, keine Sorge, sie kann sich kaum
noch auf den Beinen halten.«
Der Wachführer runzelte die Stirn. »Ihre Stimme klingt aber noch recht
kraftvoll.« Er sah seinen Begleiter an. »Hol Baromil und seinen Gefährten.
Sie sind unten an der Töpferei.« Während der andere Schwertmann
davontrabte, blickte der Wachführer Malvin an. »Ein platzierter Schlag würde
sie wohl zum Schweigen bringen, aber es brächte keine Ehre ein. Schließlich
ist sie ein Weib.«
»Es ist Esyne«, wandte Malvin ein.
Der Schwertmann rieb sich das Kinn. »Auch wieder wahr.« Erneut drang
der Lärm eines zerbrechenden Möbels aus dem »Donnerhuf«, und er zuckte
die Achseln. »Nun gut, Malvin, bleib derweil draußen, ich will sehen, was
sich machen lässt, bevor dir nichts mehr zum Ausschenken bleibt.«
Die Argumente der Beteiligten hatten sich inzwischen weitestgehend
erschöpft, Gesichter waren zerkratzt, zwei Ohren zerbissen, und Esynes
Gewand war eingerissen, aber sie hatte die Robustheit ihres Schuhwerks
eindrucksvoll unter Beweis gestellt und drosch gerade noch mit einem ihrer
Stiefel auf einen Mann ein, der die Arme schützend über den Kopf hielt und
vor ihr her durch die Schenke flüchtete.
Die blonde Schuhmacherin war wohl eher verblüfft denn erschrocken, als
der einschreitende Schwertmann ihr den Stiefel mit einem Ruck entriss und
der zuvor Geschlagene hinter die breiten Schultern des Wachmannes in
Deckung flitzte. Esyne griff beherzt nach ihrem Stiefel, aber der Wachmann
hielt ihn ein Stück höher. »Es ist genug, Frau Esyne«, knurrte er grimmig.
»Du hast nun die Ohren der Gäste und manches mehr genug strapaziert.«
»Ich strapaziere gleich noch etwas ganz anderes«, zischte sie wütend und
versuchte den Mann zu erreichen, der sich ängstlich hinter dem Schwertmann
verbarg.