nicht recht kenne, habe ich die Gefäße lieber durch Hitze verschlossen.«
Während die Heilerin gefaltete Stofflagen auf den Wundbereich gab und
dann einen Verband anzulegen begann, musterte sie die beiden verletzten
Pferdelords. »Was ich für diesen hier tun konnte, habe ich getan. Nun werde
ich mich auch um euch kümmern.«
Sie sah ihre wartenden Gehilfen kurz an. »Tragt nun den Zwergenmann
behutsam nach oben und achtet darauf, dass sich dabei die Wunde nicht
öffnet. Tritt Blut durch den Verband, so ruft mich sofort.«
»Wann können wir mit ihm reden?«, fragte Larwyn.
»Das vermag ich wirklich nicht zu sagen, Hohe Dame«, seufzte Meowyn
müde.
Alle Umstehenden fuhren zusammen, als die Gestalt auf dem Tisch ein
vernehmliches Stöhnen hören ließ und sich schwach bewegte. Meowyn
beugte sich über den Zwerg und wich überrascht zurück. »Er hat die Augen
offen. Helft mir, ihn umzuwenden, aber seid vorsichtig.«
Einige helfende Hände fassten den Körper des Zwerges und drehten ihn
behutsam herum. Die Augen des Verwundeten schienen langsam klarer zu
werden, während Meowyn vorsichtig Polster unter dessen Rücken schob.
»Wir müssen drauf achten, dass er nicht auf der Wunde liegt und die Ränder
nicht aufbrechen.«
Der Zwerg stöhnte erneut auf und sah die umstehenden Menschen noch
immer ein wenig benommen an. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.
»Ihr seid in Sicherheit, guter Herr Zwerg«, sagte Larwyn mit ruhiger
Stimme und sah den Verwundeten freundlich an. »Ich bin Larwyn, Hohe
Dame der Hochmark der Pferdelords, und ich biete Euch den Schutz meines
Hauses und die Wärme meiner Gunst.«
Der Zwerg murmelte ein paar undeutliche Worte, und Meowyn gab
Tasmund einen Wink. Der Erste Schwertmann trat zu einem kleinen Fass
neben der Tür, füllte einen Becher mit Wasser und hielt ihn, zum Tisch
zurückgekehrt, an die Lippen des Zwerges. »Trinkt langsam, guter Herr
Zwerg«, sagte die Heilerin fürsorglich. »Nehmt nur kleine Schlucke.«
»Balruk«, stieß der Zwerg hervor und schob den Becher beiseite. Dann sah
er Larwyn ächzend an. »Mein Name ist Balruk.«
»Ich bin sehr erfreut, guter Herr Balruk, doch nun schont Euch. Ihr habt
viel Blut verloren«, gab Larwyn sanft zurück.
Balruk schüttelte den Kopf. Seine Stimme war leise und kaum zu
verstehen. »Ich habe den Schutz Eures Hauses wohl nötig, Hohe Dame
Larwyn, doch mein Volk braucht ihn noch mehr.« Der Zwerg bäumte sich
erneut auf und biss sich auf die Lippen. »Ah, dieser Schmerz … Ihr müsst uns
helfen. Geht nach Norden bis zum Sprung des Flusses. Bis zum … Sprung
…«
Balruks Augen weiteten sich plötzlich, dann sackte der Zwergenmann in
sich zusammen. Meowyn fuhr hastig mit ihren Fingerspitzen über seine rot
behaarte Brust. »Er lebt. Sein Herz schlägt, wenn auch sehr schwach. Er
braucht jetzt Ruhe, sonst wird er sterben.«
Larwyn nickte zögernd. »Mehr können wir vorerst wohl nicht erfahren. So
bringt ihn nach oben. Und achtet gut auf ihn, gute Frau Meowyn.«
»Habt keine Sorge, das werde ich tun.«
Während die beiden Gehilfen den bewusstlosen Balruk behutsam in die
Krankenkammer hinauftrugen, begutachteten Larwyn und Tasmund die
Kleidung, die Meowyn vom Körper des Zwerges geschnitten hatte. Larwyn
ließ den Stoff durch ihre Finger gleiten und untersuchte die Säume. »Er ist
sehr sorgfältig und fein gearbeitet. Nicht gerade das Gewand eines einfachen
Mannes.«
»Seht Euch seinen Brustpanzer an, Hohe Dame Larwyn.« Tasmund hob
die metallene Brustplatte vom Tisch und wendete sie im Licht der
Brennsteinbecken. »Hier ist ein Wappen eingearbeitet.« Er kratzte an dem
grünlichen Material. »Kein Metall. Es scheint mir eher Kristall zu sein. Sehr
Ihr, wie es funkelt und die verschiedensten Grüntöne zeigt? Nein, das ist nicht
die Kleidung eines einfachen Mannes. Und seine Rüstung schon gar nicht.
Dieser Balruk muss von hohem Rang sein. Ein berühmter Krieger oder sogar
ein Hoher Herr.«
Meowyn stand inzwischen über die klaffende Beinwunde des einen
Pferdelords gebeugt und räusperte sich nun.
Larwyn hob entschuldigend die Hand. »Verzeiht, Meowyn, wir werden
Euch nun Eurer Arbeit nachgehen lassen. Was wir erfahren konnten, haben
wir erfahren. Kommt, guter Herr Tasmund, ich habe noch einiges mit Euch zu
bereden.«
Larwyn und Tasmund verließen das Hospital und schlossen einen Moment
geblendet die Augen, als sie in das grelle Sonnenlicht hinaustraten. Um sie
herum war geschäftiges Treiben.
Pferde wurden vor dem Stallgebäude versorgt und gestriegelt. Ein
Pferdelord, der bei der Hitze nur sein Wams trug, saß auf einer der breiten
Steintreppen, die auf die nördliche Wehrmauer führten, und reinigte einen
Sattel vom Blut seines Reiters. Zwei Burschen brachten Mist aus dem Stall
und schichteten ihn in die Nische unter der Treppe. Oben auf dem Halbrund
der Wehrmauer hantierten ein paar Männer an einem der kleinen Katapulte
und an den neuen Bolzenwerfern. Mit den Katapulten konnte man Steine über
große Entfernung schleudern. Griff ein Feind bei Dunkelheit an, umhüllte
man die Steine mit brennbarem Material, das man zuvor mit Öl oder Fett
getränkt hatte, und entzündete sie. Auf diese Weise ließ sich das Vorfeld der
Burg erhellen. Die neuen Bolzenwerfer dagegen verschossen lange, kräftige
Metallbolzen, die in der Lage waren, bei dicht gestaffelt vorrückenden
Gegnern gleich mehrere Angreifer zu durchbohren und eine Schneise in die
vorderen Reihen zu schlagen.
»Dieser