bewachsen war und auf der die besten Pferde gediehen. Sanfte Hügel erhoben
sich über die Ebene, die nur von wenigen Wäldern bestanden war. Der Fluss
Eisen bildete die Grenze zwischen der Reitermark und der Westmark, hinter
welcher das Dünenland der Barbaren begann.
Die Handelsstraße wurde hier seltener benutzt und war daher nicht so gut
gepflegt. Einige der Platten hatten sich im Laufe der Jahre gesenkt, andere
waren unter der Einwirkung der Witterung gesprungen, doch noch immer lief
der Warenverkehr über diese Straße.
Um Handel mit der Westmark oder der Hochmark zu treiben, musste man
auf die andere Seite des Flusses Eisen wechseln. Er entsprang im Gebirge, ein
gutes Stück südlich der Hochmark, und da er von vielen Gebirgsbächen
gespeist wurde, gewann er rasch an Kraft. Besonders an den Engstellen wurde
er reißend und bot auch sonst nur wenige Stellen, an denen ein Reiter es
riskieren würde, ihn zu durchqueren. Doch beladene Fahrzeuge konnten ihn
nur an den großen Furten gefahrlos passieren, wo der Fluss sich stark
verbreiterte und über kiesbedeckte Bänke verlief. Auf der anderen Seite des
Flusses führte ein Abzweig der alten Handelsstraße zunächst nach Norden
und zog dann westlich an der Hochmark vorbei zu den oberen Dünenländern.
Auf seinem anfänglichen Verlauf führte dieser Abzweig zwischen dem Fluss
und einem ausgedehnten Waldgebiet entlang, an dessen nördlichem Ende sich
die südlichen Ausläufer des Hochmarkgebirges anschlossen.
Schon viele Reisende und Handelswagen hatten die Furten genutzt, sodass
man hier ein großes Gehöft mit einer Schenke errichtet hatte, die Reisenden
Unterkunft und Erfrischung bot. Vor Jahren war das Gehöft bei der Schlacht
um die Furten von den Orks niedergebrannt worden. Damals hatte hier auch
ein Pferdefürst zusammen mit vielen seiner Männer sein Leben lassen
müssen.
Doch nun war das Gehöft wieder aufgebaut worden und bot fast hundert
Menschen ein Heim. Neben dem großen Bau der Schenke standen mehrere
kleine Holzgebäude, die zusammen ein unregelmäßiges Viereck formten. Für
die Tiere der Reisenden gab es eine Pferdekoppel, und wer wollte, konnte hier
auch Pferde tauschen oder erwerben.
Ein Stück abseits weideten ein paar Hornviecher, und eine Schar von
Kratzläufern rannte gackernd auseinander, als Lomorwins Gruppe das Gehöft
erreichte. Es war ein friedvolles Bild. Nur auf einem kleinen Hügel jenseits
der Ansiedlung erhoben sich zwei verwitterte Lanzen, auf denen die
ausgeblichenen Schädel von Orks steckten. Sie sollten an die Schlacht
erinnern, die hier einst getobt hatte.
Ildorenim wies auf den Platz vor der Schenke. »Es ist noch ein anderer
Händler hier, guter Herr Lomorwin. Seht Ihr den Wagen? Eine eigenartige
Konstruktion.«
Der Wagen war wirklich ungewöhnlich. Lomorwin saß ab, schritt zu dem
Fahrzeug hinüber und betrachtete interessiert die Räder des Wagens. Bislang
hatte er nur die massiven Scheibenräder gesehen, doch diese Räder waren
anders. Sie bestanden aus einem dünnen, zerbrechlich wirkenden Reifen aus
Holz, der von einem stabilen Eisenband umgeben war und durch
strahlenförmig vom Mittelpunkt ausgehende Streben gestützt wurde. Das
recht massive Mittelteil wiederum steckte auf der Achse des Wagens.
»Gefällt er Euch?«
Lomorwin blickte auf und sah einen Mann vor das Gasthaus treten. Der
Gürtel mit den vielen Taschen daran wies ihn sofort als Händler aus, doch da
man einander als Händler kannte, musste Lomorwin nicht weiter forschen.
»Guter Händler Waltram, es ist eine Freude, Euch zu sehen. Ja, mir ist Euer
Wagen aufgefallen. Dergleichen Räder sah ich noch nie zuvor.«
Waltram hakte mit stolzer Geste seine Daumen hinter den Leibgurt und
nickte. »Das glaube ich wohl, guter Händler Lomorwin. Die Räder sind sehr
leicht, wie Ihr seht, und dennoch sehr stabil. Dadurch kann der Wagen mehr
Last tragen. Ich habe ihn aus der Hochmark. Nur dort bauen sie diese Räder.«
»Aus der Hochmark, sagt Ihr? Genau dorthin führt mich mein Weg.«
Waltrams Gesicht verfinsterte sich. »Wenn Ihr in die Hochmark reist, guter
Händler Lomorwin«, sagte er eindringlich, »dann seid wachsam und haltet
Ausschau nach Barbaren. Dort, wo das Gebirge beginnt und sich die alte
Straße nach Westen wendet, gibt es zwar einen kleinen Posten der
Pferdelords, doch immer wieder schlüpfen räuberische Barbaren an
unübersichtlichen Stellen hindurch. Ihr wisst ja, guter Händler Lomorwin, die
Streifscharen der Pferdelords patrouillieren an den Grenzen, doch sie können
nicht überall zugleich sein.«
»Habt Dank für Eure Sorge«, erwiderte Lomorwin. »Aber soweit ich hörte,
sind die Grenzen ruhig. Wir werden unsere Augen dennoch offen halten, und
glaubt mir, mein grauhaariger Pferdelord Ildorenim hat noch immer scharfe
Augen.«
»Nun, mir selbst sind keine Barbaren begegnet«, bekannte Waltram. »Ich
war zuvor in der Westmark und hörte dort ebenfalls, dass es an den Grenzen
zu den Barbaren ruhig sein soll. Allerdings habe ich ein ungutes Gefühl, es ist
schon etwas zu lange her, dass sie einen Raubzug versuchten.«
Ildorenim lachte leise auf. »Sie haben sich jedes Mal blutige Nasen geholt.
Vielleicht haben sie nun genug.«
Waltram sah den grauhaarigen Pferdelord an und seufzte. »Einst waren sie
es, die uns blutige Nasen verpassten, guter Herr Pferdelord. Vergesst nicht,
dass sie uns aus unserer Heimat vertrieben haben.«
»Das wird ihnen nicht noch einmal gelingen«, knurrte Ildorenim grimmig.
Waltram lachte auf. »Aber was sollen solch trübe Gedanken, Ihr guten
Herren. Unser Handwerk ist der Handel, und der entwickelt sich prächtig.«