Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221420
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Ebene, die üppig mit Gras

      bewachsen war und auf der die besten Pferde gediehen. Sanfte Hügel erhoben

      sich über die Ebene, die nur von wenigen Wäldern bestanden war. Der Fluss

      Eisen bildete die Grenze zwischen der Reitermark und der Westmark, hinter

      welcher das Dünenland der Barbaren begann.

      Die Handelsstraße wurde hier seltener benutzt und war daher nicht so gut

      gepflegt. Einige der Platten hatten sich im Laufe der Jahre gesenkt, andere

      waren unter der Einwirkung der Witterung gesprungen, doch noch immer lief

      der Warenverkehr über diese Straße.

      Um Handel mit der Westmark oder der Hochmark zu treiben, musste man

      auf die andere Seite des Flusses Eisen wechseln. Er entsprang im Gebirge, ein

      gutes Stück südlich der Hochmark, und da er von vielen Gebirgsbächen

      gespeist wurde, gewann er rasch an Kraft. Besonders an den Engstellen wurde

      er reißend und bot auch sonst nur wenige Stellen, an denen ein Reiter es

      riskieren würde, ihn zu durchqueren. Doch beladene Fahrzeuge konnten ihn

      nur an den großen Furten gefahrlos passieren, wo der Fluss sich stark

      verbreiterte und über kiesbedeckte Bänke verlief. Auf der anderen Seite des

      Flusses führte ein Abzweig der alten Handelsstraße zunächst nach Norden

      und zog dann westlich an der Hochmark vorbei zu den oberen Dünenländern.

      Auf seinem anfänglichen Verlauf führte dieser Abzweig zwischen dem Fluss

      und einem ausgedehnten Waldgebiet entlang, an dessen nördlichem Ende sich

      die südlichen Ausläufer des Hochmarkgebirges anschlossen.

      Schon viele Reisende und Handelswagen hatten die Furten genutzt, sodass

      man hier ein großes Gehöft mit einer Schenke errichtet hatte, die Reisenden

      Unterkunft und Erfrischung bot. Vor Jahren war das Gehöft bei der Schlacht

      um die Furten von den Orks niedergebrannt worden. Damals hatte hier auch

      ein Pferdefürst zusammen mit vielen seiner Männer sein Leben lassen

      müssen.

      Doch nun war das Gehöft wieder aufgebaut worden und bot fast hundert

      Menschen ein Heim. Neben dem großen Bau der Schenke standen mehrere

      kleine Holzgebäude, die zusammen ein unregelmäßiges Viereck formten. Für

      die Tiere der Reisenden gab es eine Pferdekoppel, und wer wollte, konnte hier

      auch Pferde tauschen oder erwerben.

      Ein Stück abseits weideten ein paar Hornviecher, und eine Schar von

      Kratzläufern rannte gackernd auseinander, als Lomorwins Gruppe das Gehöft

      erreichte. Es war ein friedvolles Bild. Nur auf einem kleinen Hügel jenseits

      der Ansiedlung erhoben sich zwei verwitterte Lanzen, auf denen die

      ausgeblichenen Schädel von Orks steckten. Sie sollten an die Schlacht

      erinnern, die hier einst getobt hatte.

      Ildorenim wies auf den Platz vor der Schenke. »Es ist noch ein anderer

      Händler hier, guter Herr Lomorwin. Seht Ihr den Wagen? Eine eigenartige

      Konstruktion.«

      Der Wagen war wirklich ungewöhnlich. Lomorwin saß ab, schritt zu dem

      Fahrzeug hinüber und betrachtete interessiert die Räder des Wagens. Bislang

      hatte er nur die massiven Scheibenräder gesehen, doch diese Räder waren

      anders. Sie bestanden aus einem dünnen, zerbrechlich wirkenden Reifen aus

      Holz, der von einem stabilen Eisenband umgeben war und durch

      strahlenförmig vom Mittelpunkt ausgehende Streben gestützt wurde. Das

      recht massive Mittelteil wiederum steckte auf der Achse des Wagens.

      »Gefällt er Euch?«

      Lomorwin blickte auf und sah einen Mann vor das Gasthaus treten. Der

      Gürtel mit den vielen Taschen daran wies ihn sofort als Händler aus, doch da

      man einander als Händler kannte, musste Lomorwin nicht weiter forschen.

      »Guter Händler Waltram, es ist eine Freude, Euch zu sehen. Ja, mir ist Euer

      Wagen aufgefallen. Dergleichen Räder sah ich noch nie zuvor.«

      Waltram hakte mit stolzer Geste seine Daumen hinter den Leibgurt und

      nickte. »Das glaube ich wohl, guter Händler Lomorwin. Die Räder sind sehr

      leicht, wie Ihr seht, und dennoch sehr stabil. Dadurch kann der Wagen mehr

      Last tragen. Ich habe ihn aus der Hochmark. Nur dort bauen sie diese Räder.«

      »Aus der Hochmark, sagt Ihr? Genau dorthin führt mich mein Weg.«

      Waltrams Gesicht verfinsterte sich. »Wenn Ihr in die Hochmark reist, guter

      Händler Lomorwin«, sagte er eindringlich, »dann seid wachsam und haltet

      Ausschau nach Barbaren. Dort, wo das Gebirge beginnt und sich die alte

      Straße nach Westen wendet, gibt es zwar einen kleinen Posten der

      Pferdelords, doch immer wieder schlüpfen räuberische Barbaren an

      unübersichtlichen Stellen hindurch. Ihr wisst ja, guter Händler Lomorwin, die

      Streifscharen der Pferdelords patrouillieren an den Grenzen, doch sie können

      nicht überall zugleich sein.«

      »Habt Dank für Eure Sorge«, erwiderte Lomorwin. »Aber soweit ich hörte,

      sind die Grenzen ruhig. Wir werden unsere Augen dennoch offen halten, und

      glaubt mir, mein grauhaariger Pferdelord Ildorenim hat noch immer scharfe

      Augen.«

      »Nun, mir selbst sind keine Barbaren begegnet«, bekannte Waltram. »Ich

      war zuvor in der Westmark und hörte dort ebenfalls, dass es an den Grenzen

      zu den Barbaren ruhig sein soll. Allerdings habe ich ein ungutes Gefühl, es ist

      schon etwas zu lange her, dass sie einen Raubzug versuchten.«

      Ildorenim lachte leise auf. »Sie haben sich jedes Mal blutige Nasen geholt.

      Vielleicht haben sie nun genug.«

      Waltram sah den grauhaarigen Pferdelord an und seufzte. »Einst waren sie

      es, die uns blutige Nasen verpassten, guter Herr Pferdelord. Vergesst nicht,

      dass sie uns aus unserer Heimat vertrieben haben.«

      »Das wird ihnen nicht noch einmal gelingen«, knurrte Ildorenim grimmig.

      Waltram lachte auf. »Aber was sollen solch trübe Gedanken, Ihr guten

      Herren. Unser Handwerk ist der Handel, und der entwickelt sich prächtig.«