Die dunkle Seite der Seele. Dorle Weichler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dorle Weichler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738021363
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Und, nach viel Packerei und noch mehr Geduld, hielt Christian sein Geschenk auch in den Händen! Ein Handy, das man gleichzeitig als Navy und zum telefonieren nutzen konnte! Und ins Internet konnte er damit natürlich auch! Wenn schon, denn schon! Wenn es denn mal ganz schnell gehen muss kann man ja auch nicht immer gleich sein Notebook starten!

      Und dann endlich, nachdem er sich auch bei seiner Frau mit einem dicken Kuss bedankt hatte, konnte das Frühstück etwas verspätet starten. Und natürlich bekam er sofort ein großes Stück Torte auf den Teller gepackt!

      „Ach, was solls?“ sagte sich Christian, „Gute Vorsetzte kann man auch kurzfristig noch einmal unterbrechen und so um ein, zwei Tage verschieben.

      Ja, das war sie! Seine Familie! Die ihn glücklich machte und auf die er mit Recht stolz war! Der Tag hätte schöner nicht beginnen können!

      Kapitel 6

      Piep.....Piep....Piep....! Sie schlug wild um sich! Ihr Arm tat so weh! Wo war sie denn nur jetzt plötzlich? Wieder war sie in diesem schrecklichen Zimmer! Wurde sie verrückt? Oder war sie es vielleicht längst geworden? Hatte sie nicht einen furchtbaren Unfall gehabt?

      Drrrt....drrrt...drrrt..., dieses Geräusch war vorher doch noch nicht gewesen, oder? Klang das nicht wie der Vibrationston ihres Handys? Konnte es sein dass es hier irgendwo versteckt war? Vielleicht könnte sie damit ja Hilfe holen! Sie musste hier weg, so schnell wie möglich! Hier würde man sie ganz bestimmt umbringen, oder, was noch schlimmer war, sie in die Klappsmühle stecken!

      Und schon kam dieser grässliche Mann ins Zimmer!

      „Was schreien Sie denn hier so rum, Frau Kirchner? Und die Infusionsnadel haben Sie sich auch schon wieder raus gerissen! Was soll denn dieses ganze Theater immer!? Können Sie nicht einfach einmal ruhig liegen bleiben und die Klappe halten?“

      „Mein Handy klingelt, würden Sie es mir bitte geben?“ War das wirklich ihre Stimme? Sie hatte ja nur geflüstert! „Bitte, mein Handy! Kann ich es haben? Und wann kann ich bitte nach Hause gehen?“

      Sowie sie diese Worte ausgesprochen, nein, geflüstert hatte, fuhr ihr der nächste Schreck in alle Glieder! Nach Hause? Hatte sie denn überhaupt ein Zuhause? Und wenn ja, wo? Oder bei wem? Hatte sie denn jemanden zu dem sie gehörte? Und wenn ja, warum suchte sie denn keiner? Oder wusste vielleicht niemand wo sie war? Und schon flossen ihr die Tränen aus den Augen! War sie wirklich so allein wie sie sich fühlte? Dann wollte sie doch lieber tot sein!

      „Ach nein, Ihr Handy klingelt also! Und nach Hause spazieren möchten Sie dann auch gleich? Hm? Das glauben Sie doch wohl selbst nicht, oder? Wollen Sie in Ihrem Zustand etwa einfach so telefonieren? Sie kriegen doch kaum ein einziges vernünftiges Wort raus! Glauben Sie wirklich Sie könnten hier so raus spazieren? Das darf doch wohl nicht wahr sein! Was glauben Sie denn eigentlich wo Sie hier sind? Im Hotel zu den drei Rosen oder was? Mann, Mann! Ich halts nicht aus! Nach Hause möchte die feine Dame also!“

      Unbarmherzig hatte der Mann dabei wieder an ihrem Körper gedrückt und gezerrt und ihr auch wieder diesen merkwürdigen Fingerhut auf den Zeigefinger gesteckt. Lena war dabei vor Scham und Angst ganz bleich und starr geworden, sie traute sich nicht einmal, den Mann auch nur anzusehen!

      „Meinen Sie denn tatsächlich Sie könnten hier mal eben so aus dem Haus gehen, oder was? Das könnte Ihnen so passen, Mensch, vergessen Sie's! Wird ja immer schöner hier! Sie haben sie nicht alle beisammen, Schätzchen!“

      Ihre Augen hatten sich bei den bösartigen Wortes des Pflegers vor Angst geweitet und dicke Tränen kullerten jetzt ohne Unterlass über ihr Gesicht! Ihre Ahnung war wirklich richtig gewesen! Sie war verrückt geworden! Und sie würde niemals wieder nach Hause kommen!

      Sie musste aber doch in einem Krankenhaus liegen! Oder war sie etwa doch schon in einem Irrenhaus? In einer geschlossenen Anstalt? Das erklärte wenigstens etwas! Aber warum war sie hier? Was war denn mit ihr passiert? Was hatte sie gemacht dass man sie hier eingesperrt hatte? Sie konnte sich einfach an nichts mehr erinnern! Wieder stieg Panik in ihr hoch und schnürte ihr die Kehle zusammen!

      Eine Schwester öffnete die Tür. Ja, es war wirklich eine Krankenschwester! Eine Frau würde ihr ganz bestimmt helfen.

      Aber bevor sie diese Fragen laut werden lassen konnte hatte die Frau sie schon brutal gepackt und mit vereinten Kräften hatten die beiden ihr schon wieder eine Spritze gegeben, im einschlafen konnte sie nur noch hören „Die Alte glaubt doch tatsächlich sie könnte ihr Handy hören!“ Begleitet wurden die Worte von einem hässlichen Lachen!

      War das alles vielleicht ein böser Albtraum? Aber was war Traum? Und was Realität? Und wieder versank sie in tiefster Dunkelheit!

      Kapitel 7

       Beeil dich, Lena! Lauf, lauf um dein Leben! Nur diese Worte wiederholten sich immer wieder in ihrem Kopf! Oder war es doch ihre Mutter, die endlich mit ihr sprach? Die Papiertüte war wie mit ihrer Hand verwachsen! Hatte sie sie denn nicht auf dem Friedhof gelassen? Würde sie sie für den Rest ihres Lebens mit sich herum schleppen müssen? So grausam konnte sie doch niemand bestrafen! Wo war denn nur der Rest ihrer Familie? Ihre Freunde? Oder hatte sie wirklich niemanden mehr der zu ihr gehörte?

       Verzweifelt sah sie sich um. Sie rannte auf einem schmalen Pfad inmitten von Wiesen und Feldern, in der Ferne konnte sie Türme und große Zelte ausmachen, wenn sie es doch nur schaffen würde, auch dorthin zu kommen!

       Immer wieder drehte sie sich um, war sie allein oder wurde sie immer noch verfolgt? Sie konnte niemanden weit und breit sehen, sie war allein, allein mit dem Kopf ihrer Mutter!

       Mit letzter Kraft erreichte sie endlich ein riesiges, blau-weiß gestreiftes, rundes, nach oben spitz zulaufendes Zelt. Niemand schien in der Nähe zu sein, wenn sie sich doch wenigstens etwas ausruhen könnte, sie war so schrecklich müde! Und sie hatte Durst, furchtbaren Durst! Wenigstens etwas Wasser, bitte, ich bin am verdursten! Nur ein wenig Wasser! Bitte!

       Sie hatte endlich das Zelt erreicht und ließ sich dort einfach auf den Boden fallen. Dann musste kurz eingeschlafen sein, doch irgend etwas hatte sie geweckt! Ihre Zunge fühlte sich an wie ein alter Filzpantoffel und klebte unter ihrem Gaumen! „Gott im Himmel, bitte gib mir Wasser!“

       Dann hörte sie ein Geräusch! Es kam ihr bekannt vor, was konnte es sein? Pferde! Richtig! Irgendwo in der Nähe mussten Pferde sein! Sie hörte deutlich ihr schnauben und das scharren der Hufe.

       Auf allen Vieren kroch sie zum Eingang, sie war vollkommen am Ende ihrer Kräfte, sie konnte einfach nicht mehr aufstehen. Aber dann sah sie das Gatter! Und einen gefüllten Wassertrog! Sie war gerettet! Die Pferde würden ihr zu trinken geben und sie würden sie bestimmt auch nach Hause bringen!

       Mühsam schaffte sie es, auf die Füße zu kommen und in die Richtung der Tiere zu torkeln! Am Wassertrog brach sie vor Schwäche zusammen, nur noch ein paar Zentimeter und sie würde trinken können!

      „Lauf Lena, lauf! Sie kommen dich holen! Lauf! Bring dich in Sicherheit!“ Wer war das? Eines der Pferde? Nein, es war die Stimme der Mutter die sie warnte!

       Sie wusste nicht mehr woher sie plötzlich die Kraft dazu hatte, aber sie rannte, wie von Furien gehetzt wieder los. Zu spät sah sie eine Baumwurzel, die quer über den Pfad gewachsen war, und schon im stürzen spürte sie, dass sie mit dem Kopf schwer auf einen großen Stein knallte! Und wieder fiel sie in tiefste Dunkelheit.

       *****

      Hatte sie laut gesprochen? Oder geschrien? Irgend jemand hielt ihr ein Glas an die Lippen und stützte ihren Kopf. „Trinken Sie etwas, keine Angst, ich halte Sie.“

      Sie war so schrecklich durstig, mit zittrigen Fingern versuchte sie das Glas zu halten, um mehr von dem Wasser zu bekommen.

      „Ganz langsam, junge Frau, niemand nimmt Ihnen etwas