Die dunkle Seite der Seele. Dorle Weichler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dorle Weichler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738021363
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deren Mutter recht gut zu verhindern. Und sie hatte ihr klar gezeigt, dass der Familienanschluss beendet war. Leider tat sie das erst, nachdem Lena nach Hessen gezogen war, vorher hatte sie im Brustton der Überzeugung versprochen, dass, egal was passieren würde, sie doch immer Laras Oma bleiben würde. Und auch dieser Schock der Erkenntnis hatte seine Tante zutiefst verletzt. Es kam ihr anscheinend sehr entgegen, dass Lena ein paar hundert Kilometer weiter weg von Ostwestfalen leben würde.

      Christian war immer wieder fassungslos, wenn er darüber nachdachte, wie sehr Lena nicht nur Guilia, sondern auch deren neuen Mann Mateo als neues Familienmitglied akzeptiert hatte, und beide waren mit Lara immer willkommen geheißen worden. Lena dachte immer nur an Laras Wohlergehen, und die Kleine schien sich in Gegenwart ihres Stiefvaters wohl zu fühlen.

      Dann waren die beiden ganz plötzlich, von heute auf morgen, verheiratet. Während ihres Sommerurlaubs, der wie immer in ihrem Haus auf Sardinien, der Heimat von Guilas Vater, hatten sie zumindest schon einmal standesamtlich geheiratet.

      Und über das Verschwinden ihres Sohnes wagte sie gar nicht mehr nachzudenken! Sie wusste ja einfach nichts mit Sicherheit! Sie hatte auch nicht die geringste Ahnung, in welche Richtung es ihn getrieben hatte! Wo und wie hätte sie ihn suchen können? Und das letzte Mal gesehen hatte sie ihn damals schon fast zwei Jahre nicht mehr. Und mit ihrer Arbeit, die wie für sie gemacht war, konnte sie sich einigermaßen ablenken. Die ganze Firma, bei der sie eigentlich erst wenige Monate vorher angefangen hatte, war damals umgezogen und sie hatten sie sehr gern einfach mitgenommen.

      Aber wie das Leben manchmal so kommt! Dank bekannter Onlineportale hatte Mike seine Mutter letztendlich wieder gefunden, und Lena war überglücklich darüber gewesen! Es ging ihm gut, und er hatte die Möglichkeit gefunden, all seine Talente, und dazu gehörte ganz besonders das Singen, aber auch Tanz und Sketche, auf der Bühne zu zeigen. Er war fast im ganzen Mittelmeerraum in sehr vielen Hotels bekannt, gefragt und beliebt.

      Alle diese Gedanken gingen Christian jetzt durch den Kopf! Er machte sich Sorgen um seine Tante! Richtig große Sorgen! Sie war nicht der Mensch, der spontan, und auch noch krank, einfach verschwand! Am liebsten hätte er sich ins Auto gesetzt und wäre in Richtung Hessen gefahren! Aber Katja hielt ihn davon ab.

      „Was willst du denn vor Ort machen, Schatz? Wenn sie nicht ans Telefon geht wird sie sicher nicht zu Hause sein! Und selbst wenn du hinfährst.... willst du die Tür aufbrechen? Du hast doch gar keinen Schlüssel!“

      Sie hatte ja Recht! Aber irgend etwas stimmte da nicht! Einen Anruf noch, wenn sie sich immer noch nicht meldete würde er die Polizei einschalten!

      Er schnappte sich wieder das Handy und drückte die Wahlwiederholung! Gleich beim zweiten Klingeln im Festnetz wurde abgenommen! Gott sei Dank! Endlich!

      „Hallo?“

      „Lena! Ich bin ja schon richtig krank vor Angst um dich! Wo warst du denn? Warum hast du dich nicht gemeldet?“

      „Ich bin nicht Lena, ich bin Martha, die Nachbarin!“

      „Martha? Wir kennen uns noch nicht, oder?“

      „Nein, ich glaube nicht!“

      „Wo ist meine Tante? Kann ich sie sprechen?“

      „Nein, tut mir leid, das geht nicht! Ich habe sie Freitag ins Krankenhaus gebracht!“

      „Ins Krankenhaus? Warum denn das? Sie hat doch nur diese Magen- und Darmgrippe, oder?“

      „Ich weiß auch nicht genau. Sie hat mich Freitag gefragt ob ich ihr ein Päckchen packen und zur Post bringen könnte. Gepackt hab ich das auch, aber ich hatte keine Zeit es auch noch weg zu bringen. Und am Abend wollte ich ihr nur sagen dass ich morgen zur Post fahre und ob ich ihr dann noch etwas anderes mitbringen sollte! Und da habe ich sie hier gefunden!“

      „Was ist los? Was sagen Sie da? Gefunden haben sie sie? Wieso denn gefunden?“

      Christian verstand überhaupt nichts mehr! Und was machte diese Frau jetzt in Lenas Wohnung? Ihren Zweitschlüssel hatte doch eigentlich nur eine Freundin von ihr! Ihm fiel ihr Name einfach nicht ein, sonst hätte er sie schon längst angerufen! Von einer Nachbarin, mit der sie einen engeren Kontakt hatte, war nie die Rede gewesen!

      „Lena hat gesagt nimm Schlüssel mit! Sie wollte ja im Bett bleiben! Ich glaube sie hatte auch Fieber, weiß nicht genau! Und dann hat sie hier auf dem Korridor gelegen! Und hat auch nichts mehr gesagt! Dann bin ich rüber ins Krankenhaus gelaufen und habe einen Rollstuhl geholt. Der nette Herr von gegenüber hat mir dann geholfen sie da rein zu setzen, und dann habe ich sie in die Notaufnahme gebracht!“

      „Was haben Sie? Sie hätten den Notarzt rufen müssen! Was ist denn nun mit ihr?“

      „Weiß ich nicht genau! Aber ich habe die ganze Zeit gewartet! Und dann hat mir ein Pfleger gesagt dass sie für sie etwas anders suchen müssten, ich glaube in eine Spezialklinik musste sie, das könnten die hier nicht machen!“

      „Meine Güte, Frau Martha...“

      Sie fiel ihm ins Wort, „Ich bin Martha Pirella.“

      „Gut! Also, Frau Pirella, wo, um alles in der Welt ist meine Tante denn jetzt?“

      Er wäre am liebsten durch den Hörer gekrochen und hätte sie gewürgt! So umständlich und verworren kann sich doch kein Mensch ausdrücken! Da stimmte doch was nicht!

      „Ich weiß nicht genau wo sie jetzt ist, Psycho-Klinik, vielleicht in Friedrichsdorf, mehr weiß ich jetzt aber auch wirklich nicht!“

      „Ja, gut, oder auch nicht gut! Können Sie mir die Telefonnummer dieser Klinik geben?“

      „Nein, kann ich nicht, ich weiß die auch nicht!“

      „Na ja, dann erst einmal Danke für diese Auskünfte. Dann werde ich die Nummer eben selbst heraus finden, gute Nacht erst mal!“

      „Ja, auf Wiederhören, Herr Kirchner!“

      „Mein Name ist Lehmann, ich bin der Neffe von Frau Kirchner, tschüss!“

       *****

      Natürlich hatte Christian auf der Stelle den PC hochgefahren und nach dieser Klinik gesucht. Warum nur hatten sie die Tante nicht in der Klinik in Bad Homburg gelassen? Das war damals der Grund für sie gewesen, sich für diese eigentlich etwas zu teure Wohnung zu entscheiden. Sollte einmal etwas sein, die konnte man schnell notfalls auch zu Fuß erreichen. Psycho-Klinik! Wahrscheinlich meinte die Frau eine Neurologische Klinik! Was hatte das denn jetzt bloß zu bedeuten?

      Er hatte dann gestern Abend auch sofort die Nummer der Klinik gewählt und nach seiner Tante gefragt. Dafür wäre es zu spät? Dieser Ansprechpartner war nur der Nachtdienst und könnte keine Auskünfte geben? Herr im Himmel! So langsam reichte es doch!

      Nur gut, dass Katja an seiner Seite war! „Komm Schatz, jetzt trinken wir mal in aller Ruhe einen Tee und dann gehen wir ins Bett! Und morgen kümmern wir uns um alles andere! Ein-verstanden?“

      „Du hast ja Recht! Im Moment hab ich selbst das Gefühl als gehörte ich in die nächstbeste Klappse! Was ist das bloß für eine komische Frau, die da jetzt plötzlich in Lenas Wohnung sitzt? Da stimmt doch was nicht!“

      „Ja, stimmt, kommt mir auch merkwürdig vor, aber das klärt sich bestimmt ganz einfach auf! Wenigstens hat sie Lena gefunden und dafür gesorgt dass sie versorgt wird! Hast du eigentlich schon was von Mike gehört? Den muss man doch auch irgendwie auftreiben und informieren können. Hat Lena nicht irgendwann mal gesagt, dass sie von ihm manchmal Nachrichten über Facebook bekommt?“

      „Stimmt! Daran hab ich noch gar nicht gedacht! Aber das muss jetzt auch Zeit bis morgen haben, dann kann ich ihm vielleicht auch etwas genaueres sagen. Jetzt weiß ich beim besten Willen nicht wie ich ihm diese Situation erklären soll!“

      „Du hast natürlich wieder recht! Morgen ist auch noch ein Tag! Schatz, wirf mal einen Blick auf die Uhr! Es ist schon wieder morgen! Lass uns endlich schlafen gehen!“