Die Pferdelords 03 - Die Barbaren des Dünenlandes. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221437
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eines Gegners zu erkennen,

      doch der Hauptfeind des Sandvolkes bewegte sich nicht auf der Erde, sondern

      darunter.

      Sandwürmer sahen nicht besonders gut, und das brauchten sie auch nicht,

      da sie im Wüstensand tief unter der Oberfläche lebten und nur nach oben

      kamen, wenn sie etwas Fressbares entdeckt hatten. Sie nahmen Vibrationen

      im Boden noch über große Entfernungen wahr, wobei sie besonders auf

      gleichförmige Erschütterungen reagierten, wie Lebewesen sie bei der

      Fortbewegung erzeugten. Ein Angehöriger des Sandvolkes lernte daher früh,

      seine Füße in veränderlichem Rhythmus aufzusetzen.

      Aber auch die Sandwürmer riefen Vibrationen hervor, wenn sie sich unter

      der Oberfläche hindurchwühlten, und genau das machte man sich bei den

      Plattformen zunutze. Denn auf ihnen erhoben sich Stangen mit dünnen

      Metallplatten, die zu schwingen und zu klirren begannen, sobald sich ein

      Sandwurm näherte. Und da die Plattformen mit Bedacht immer viele Längen

      vor der Heimstatt errichtet wurden, hatten deren Bewohner im Falle eines

      Alarms genug Zeit, um sich auf den Wurm vorzubereiten.

      Es gab nicht viel, was ein Angehöriger des Sandvolkes gegen einen

      Sandwurm aufzubieten hatte. Da war zum einen die Schnelligkeit seiner Füße

      und zum anderen das Gift des Sandstechers, das allerdings eine bestimmte

      Stelle im gewaltigen Maul des Wurms erreichen musste. Es war nicht leicht,

      einen vergifteten Pfeilstachel in diese Stelle hineinzutreiben, und so versuchte

      das Sandvolk lieber, dem Wurm rechtzeitig zu weichen oder seine

      Aufmerksamkeit erst gar nicht zu erregen.

      Ein Sandwurm verfügte neben seinem Vibrationssinn über die Fähigkeit,

      eine Wärmequelle an der Oberfläche auszumachen, und so entfachte kein

      Angehöriger des Sandvolkes ein Feuer direkt am Boden. Aus diesem Grund

      erhoben sich auch die Wohnstätten der Clans auf Pfählen über dem

      Wüstenboden. Das dazu benötigte Holz war jedoch einfacher zu erhalten,

      denn die verwendeten Pfähle durften kürzer sein, und für die

      Bodenplattformen der Häuser genügten sogar sorgsam gebundene

      Knüppelhölzer. Die Feuer wurden stets klein gehalten, doch konnte man nicht

      ganz auf sie verzichten, denn man musste kochen und brauchte in den eisigen

      Wüstennächten auch eine Wärmequelle. Als Brennstoff wurden die reichlich

      vorhandenen und schnell nachwachsenden Stachelpflanzen genutzt.

      Aus deren Fasern wurden auch die halbkugelförmigen Zelte gefertigt, die

      auf den Pfahlplattformen standen und als Behausung für die Menschen

      dienten. Die Fasern wurden von den Frauen zugeschnitten, sorgfältig weich

      gekaut und danach zu dicken Strängen geflochten, wodurch die Zelte

      überraschend dicht waren und gut vor Wind und Sand schützten, sofern man

      den Eingang sorgsam mit einem Fell oder einer Lederhaut bedeckte. Das bei

      einem Regensturm herabstürzende Wasser ließ die getrockneten

      Pflanzenfasern ungeheuer schnell aufquellen, sodass sie das Zeltdach

      zuverlässig abdichteten.

      In der Mitte jedes Hauszeltes erhob sich eine Steinplatte, auf der gekocht

      und geheizt wurde und über der sich ein Loch im Zeltdach befand, durch das

      Rauch und Gerüche abziehen konnten. Manchmal löschte ein besonders

      starker Regen das Feuer, doch man störte sich nicht daran, denn in der Wüste

      war Regenwasser kostbarer als Glut.

      Der Regen brachte viel mehr Wasser als das Fleisch der Stachelpflanzen.

      Wenn er fiel, sammelten die Menschen des Sandvolkes das Nass in

      gebrannten Gefäßen und traten oft unbekleidet aus ihren Pfahlzelten heraus,

      um die seltene Erfrischung zu genießen. Doch mitunter schwoll der Regen

      zum Regensturm an, und das Wasser wurde zur Gefahr. Denn die riesigen

      Tropfen schlugen mit großer Wucht vom Himmel herunter, sodass der

      trockene Boden sie nicht schnell genug aufnehmen konnte. Pfützen bildeten

      sich, wuchsen zusammen und bedrohten das Leben der Menschen, wenn sie

      nicht rechtzeitig die hohen Pfahlzelte erreichten.

      Die Pfahlbauten waren in konzentrischen Kreisen angeordnet. Die äußeren

      Ringe waren den Zelten der Krieger vorbehalten, gefolgt von denen der

      Nicht-Krieger. Die Eingänge wiesen ins Kreisäußere, sodass ein Angreifer

      notfalls vom Zelt aus bekämpft werden konnte. Der innere Zeltring war den

      Frauen und Kindern vorbehalten, die so am besten geschützt waren. Auch die

      gebundenen Männer und Frauen mussten diese Trennung einhalten, denn

      Tradition und Notwendigkeit verlangten es so. Wenn sie den hitzigen Drang

      verspürten, einander zu bedecken, geschah dies in einem der dicht an dicht

      stehenden Frauenzelte. Nicht selten gaben die zuhörenden Frauen später ihre

      Kommentare ab, worüber nicht jeder der Krieger glücklich war.

      In der Mitte der Heimstatt schließlich stand das Schädelhaus. Es wurde

      von einem Geflecht aus Pfählen gestützt, denn es war ein großes Haus, in dem

      der Kriegerrat zusammentrat und in dem die Trophäen seiner Streifzüge

      aufbewahrt wurden. Die Eingänge wiesen in die vier Himmelsrichtungen, und

      die Wände dazwischen waren mit den genommenen Schädeln bedeckt. Viele

      Krieger traten in dem Rat zusammen, und es gab viele genommene Schädel,

      daher hob sich die Kuppel des Schädelhauses weit über die anderen Pfahlzelte

      empor.

      Musste die Heimstatt verlegt werden, so wurden Pfahlzelte und Inventar

      auf Schleppen aus Stachelpflanzenfasern verstaut, die von den Frauen

      gezogen wurden, während die Kinder um sie herumtollten und die Krieger sie

      beschützten.

      Obgleich die Gebäude der Heimstatt aus Holz und Stachelpflanzen

      bestanden, waren sie keineswegs schmucklos. Die Frauen nutzten die farbigen

      Mineralien, die sie in Sand oder Gestein fanden, zerdrückten sie und mischten

      sie mit Wasser zu einem Brei, mit dem sie das Holz oder die Pflanzenfasern

      färbten. So zeigten sich die Gebäude der Heimstätten in verschiedenen