Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221918
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geraden Schwerter sowie die Bogen und

      Zierfedern auf. Die zweischneidigen geraden Schwerter sowie die Bogen und

      Spieße wurden noch in Ruhestellung gehalten. Zum Schutz gegen die See war

      ihr Stahl von gut gefetteten Lederhüllen umgeben, denn das Wasser setzte

      diesem rasch zu. Bald würde der Schutz entfernt werden, um die Klingen in

      die Leiber der Schwarmmänner zu senken.

      Das Rauschen des Wassers mischte sich mit dem Stampfen der Maschine

      und dem Klatschen des Schaufelrades und übertönte die üblichen Geräusche,

      die ein Schiff erfüllten: das leichte Knarren von Takelage und Holz, das

      Flappen der Segel, das Tappen nackter Matrosenfüße auf den Planken und die

      geflüsterten Worte der Männer.

      Die »Aivaar« fuhr nun nahezu auf gleicher Höhe mit dem Flaggschiff, und

      als Halblar kurz nach hinten sah, nickte er zufrieden. »Die ›Netluaar‹ holt auf.

      Der Seewind hat ihr endlich Schnelligkeit verliehen.«

      »Sie kommen zu spät.« Ta Mergon lachte leise. »Aber sie werden einen

      guten Platz haben, um zuzusehen, wie wir den Korsaren versenken.«

      Halblar nickte. »Sie sind jetzt in Reichweite der Kanone, ta Mergon, mein

      Freund.«

      Der Großkapitän lächelte. »Gerade eben. Nun, dann lass uns die Bestien

      mal aufscheuchen.« Er beugte sich ein wenig zur Seite. »Nehmt sie unter

      Beschuss! Geschütz frei!«

      Der Hauptmaschinist im Rumpf der »Shanvaar« wartete, bis vom

      Kanonenturm die Bestätigung kam, dass man das Ziel im Visier habe, dann

      legte er den großen Ventilhebel um.

      Schlagartig war das Schaufelrad ohne Dampfdruck. Das Klatschen der

      mächtigen Schaufeln verstummte und das Schiff verlor sofort an Fahrt. Denn

      der Dampf strömte nun durch die vordere Leitung zum Kanonenturm und

      begann sich in der Druckkammer des Geschützes zu sammeln. Rasend schnell

      stieg dort der Druck an, und als ein Überdruckventil schrill zu pfeifen begann,

      schlug ein Matrose des Kanonenturms auf den Auslöser. Ein winziger Hebel,

      der das Geschoss im Geschützrohr festgehalten hatte, klappte zur Seite, und

      explosionsartig schleuderte der Dampfdruck das metallene Geschoss aus dem

      Kanonenrohr.

      Ein Knall ertönte, begleitet vom lauten Zischen entweichenden Dampfes,

      als die Eisenkugel zum feindlichen Schiff hinüberschnellte, während der

      Maschinist den Dampf bereits wieder auf den Antrieb gelegt hatte und die

      Kanonenturmbesatzung eine neue Kugel in das noch heiße und feuchte Rohr

      stopfte.

      Unweit des Korsarenschiffes stieg indes eine dünne Wassersäule aus der

      See empor, deren Gischt im Licht der sternklaren Nacht hell aufleuchtete.

      »Dicht dran«, knurrte ta Mergon zufrieden. »Lass uns noch etwas

      aufschließen, und das nächste Geschoss wird ihr Schiff dann zertrümmern.«

      Die Marine Alnoas hatte lange versucht, das richtige Maß zu finden.

      Größere Geschosse hatten sich als wenig wirkungsvoll erwiesen, da sie eine

      sehr geringe Reichweite hatten und schnell an Durchschlagskraft verloren.

      Die jetzt genutzten Eisenkugeln waren relativ klein, aber sie trafen mit

      verheerender Wucht und waren in der Lage, Eisenplatten und dicke

      Bordwände zu zerschlagen.

      »Sie ›Netluaar‹ kommt längsseits«, rief der Ausguck aus dem Mastkorb

      mit einem Mal.

      »Was soll der Unsinn?« Der Großkapitän blickte verdrossen zur Seite.

      »Die sollen Abstand halten.«

      Halblar trat an die Reling und sah dem herangleitenden Kampfschiff

      entgegen, dessen weiße Segel sich deutlich gegen den Hintergrund der

      nächtlichen See abhoben. Das Schiff war bereits unerhört nah. Der Erste

      Offizier verengte die Augen. Für einen Moment erstarrte er, bevor er

      herumfuhr.

      »Das ist nicht die ›Netluaar‹!«, rief er überrascht. »Das ist ein Korsar!«

      »Unmöglich.« Ta Mergon starrte auf den Segler, der nun fast längsseits der

      »Shanvaar« fuhr.

      Aber nun, wo das gesamte Schiff deutlich sichtbar wurde, war die

      Täuschung offenkundig. Der schnittige schwarze Rumpf verriet den

      Korsaren, an dessen der »Shanvaar« zugewandten Seite sich Männer stauten,

      deren Klingen und Rüstungen im Sternenlicht blinkten.

      »Klar zur Abwehr von Enterern!«, brüllte ta Mergon erschrocken.

      Auch dieses Schwarmschiff führte weiße Segel, wodurch der Großkapitän

      und seine Männer getäuscht worden waren. Wahrscheinlich hätten sie die List

      dennoch früh genug erkannt, wenn sie nicht so sehr darauf konzentriert

      gewesen wären, den verfolgten Korsaren zu stellen.

      Die Seesoldaten der »Shanvaar« reagierten sofort, aber im Gegensatz zu

      den Korsaren mussten sie gegen jenen kurzen Augenblick des Schocks

      ankämpfen, der einen überraschten Krieger für entscheidende Augenblicke

      lähmen konnte. Die Korsaren hingegen waren vorbereitet und ließen ihre

      Pfeilgeschosse auf die Soldaten Alnoas niederhageln. Die Wirkung war

      verheerend. Um die Takelage und Segel eines Feindes zu zerstören, trugen die

      armdicken Pfeile dieser Waffen breite sichelförmige Klingen mit

      Widerhaken, die nun wie Sensen in die Reihen der Verteidiger schlugen.

      Männer schrien auf und wurden verstümmelt auf das Deck der »Shanvaar«

      zurückgeworfen oder stürzten über die Bordwand hinab ins aufspritzende

      Wasser. Bogenschützen der Korsaren nahmen jene Soldaten zum Ziel, die der

      ersten Salve entkommen waren, während sich die Schiffe weiter näherten.

      Ta Mergon zückte sein Schwert und sah seinen Freund Halblar wütend an.

      »Diese Brut der Finsternis hat es auf unser Schiff abgesehen. Sie sind zu

      nahe, um sie mit der Kanone bekämpfen zu können. Gib Signal an die

      ›Aivaar‹, dass sie den Feind von der anderen Seite