Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221918
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der Bürger auf dem großen Platz hinzurichten.

      Die Stadt war nur undeutlich zu erkennen, denn obwohl der Überfall der

      Korsaren schon einige Tageswenden zurücklag, hing über ihr noch immer

      schwerer dunkler Rauch in der Luft.

      »Das werden die Kornspeicher sein«, meinte einer der Matrosen. »Die

      Häuser haben die Bewohner bestimmt längst gelöscht, aber wenn die Speicher

      brennen, dauert es seine Zeit.«

      Neben der Stadt war das Zeltlager der alnoischen Truppen zu erkennen.

      Dort war Bewegung, und eine Gruppe von Reitern preschte zum Ufer

      herüber. Einer der Männer führte eine weiße und eine rote Flagge mit sich,

      deren Tuch jeweils eine halbe Länge im Quadrat maß. Er sprang aus dem

      Sattel, sah zu den Schiffen herüber und begann die Fahnen in einer

      bestimmten Abfolge zu bewegen.

      »Zwei Schiffe der Bestien sind entkommen«, las Großkapitän Gort ta

      Mergon ab. »Eines von ihnen ist schwer beschädigt. Sie sind flussabwärts

      gefahren.«

      »Wohin auch sonst?«, brummte Halblar. »Die verfluchten Bastarde haben

      ihre Beute gemacht und bringen sie nun in Sicherheit. Ich frage mich, wie sie

      überhaupt an Gendaneris vorbeischlüpfen konnten.«

      Der Signalwinker der »Shanvaar« bestätigte die Winkmeldung vom Ufer,

      und ta Mergon seufzte leise. »Ihre schwarzen Schiffe sind in der Nacht fast

      unsichtbar. Zumindest wenn sich Wolken vor die Sterne schieben. Zudem

      sind Bucht und Fluss sehr breit. Die Bestien warten nur auf eine Gelegenheit,

      an der Hafenfestung mit ihren wenigen Wachschiffen vorbeizuschleichen.

      Meist werden sie entdeckt, aber«, er zuckte die Schultern, »gelegentlich

      kommen ein paar von ihnen durch.«

      »Ja.« Halblar spuckte ins Wasser. »Und dann morden und plündern sie.«

      »Diesmal werden sie uns nicht entkommen«, sagte ta Mergon

      zuversichtlich. »Zumindest das beschädigte Schiff wird langsam sein. Noch

      vor Gendaneris werden wir die Bestien stellen.« Der Großkapitän wandte sich

      dem Steuermatrosen zu. »Maschine auf dreihundert Umdrehungen. Ich will

      sie zu fassen kriegen.«

      »Maschine auf dreihundert Umdrehungen«, bestätigte der Mann am

      Steuer.

      »Die ›Netluaar‹ wird mit ihren Segeln nicht mithalten können«, warf

      Halblar ein.

      Ta Mergon erlaubte sich ein schmallippiges Lächeln. »Wie ich erwähnte,

      Halblar, mein Freund, die Brennsteinmaschine hat auch ihren Vorteil.«

      Das Segelkampfschiff »Netluaar« fiel hinter den beiden

      Dampfkanonenschiffen »Shanvaar« und »Aivaar« zurück, aber ta Mergon

      wollte keine Zeit verlieren. Der Anblick der geschundenen Stadt Mintris hatte

      ihn mit Zorn erfüllt, und er wollte die Verantwortlichen stellen und

      vernichten.

      Aber es dauerte noch einige Zehnteltage, bis vor ihnen endlich zwei dunkle

      Silhouetten auf dem Fluss sichtbar wurden.

      »Das sind sie«, knurrte ta Mergon zufrieden, als der Ausguck im Mastkorb

      über ihnen die Sichtung meldete. »Wir haben sie.«

      Es waren unzweifelhaft die gesuchten Korsaren. Der schnittige Rumpf

      ihrer Schiffe war tiefschwarz, und dort, wo die Öffnungen für Ruder oder

      Waffen waren, wirkte das Schwarz noch dunkler und drohender.

      Die Masten waren so hoch, wie das Schiff lang war, und die Segel, tiefrot

      gefärbt, zeigten die jeweiligen Symbole der Korsarenschwärme.

      »Könnt Ihr den Schiffstyp erkennen?«, rief ta Mergon zum Mastkorb

      hinauf.

      Die beiden flüchtenden Schiffe waren nur von hinten zu sehen, und es war

      schwer einzuschätzen, welche Größe sie hatten. »Sie fahren meist mit den

      kleineren Schiffen den Fluss herauf«, sinnierte Halblar mit gedämpfter

      Stimme. »Für die großen Kampfsegler fehlt ihnen hier der Manövrierraum,

      und sie kennen den Fluss und seine Gefahren nicht so gut wie wir.«

      »Das hintere ist ein Jagdschiff«, meldete der Ausguck. »Der davor scheint

      ein Kampfsegler zu sein.«

      Die Jagdschiffe der Korsaren trugen zwei Masten und hatten einen

      schnittigen Bug. Es waren leichte Schiffe, dazu bestimmt, das Meer nach

      Beute abzusuchen und die schweren Kampfsegler heranzuführen.

      »Das Jagdschiff macht mir keine Sorgen«, gestand der Großkapitän ein.

      »Es ist zu leicht gebaut. Sein Rammsporn kann unseren metallverstärkten

      Rumpf nicht durchdringen, dazu ist unser Panzer zu dick. Es führt auch keine

      großen Katapulte. Nur einige der Pfeilschleudern, mit denen sie die Segel und

      Takelage eines gegnerischen Schiffes zerstören können, um es

      manövrierunfähig zu machen, bis die großen Segler heran sind. Doch selbst

      wenn die Bastarde unsere Segel zerstören, können wir sie mit der Kraft der

      Brennsteinmaschine einholen.«

      »An Deck«, rief da der Ausguck. »Das vordere Schiff ist ein Kampfsegler

      mit drei Masten, aber der Hauptmast ist gebrochen!«

      »Ah!« Ta Mergon rieb sich aufgeregt die Hände. »Sie haben einen Mast

      verloren. Das behindert sie und macht sie langsamer. Ja, jetzt fahren sie eine

      halbe Wende, und die Linien werden lang. Nun kann man es sehen. Auch ihre

      Segel haben Schaden genommen. Statt der roten Tücher haben sie weißen

      Stoff gesetzt. Das Schiff hat gelitten, Halblar, mein Freund, und wenn wir erst

      heran sind, wird es noch viel mehr leiden.«

      »Wie ist der Kampfsegler bewaffnet?«, fragte der Steuermatrose neugierig.

      »Verzeiht die Frage, edler Herr, aber ich bin noch nie einem Korsarenschiff

      begegnet.«

      Ta Mergon lächelte freundlich. »Ihr könnt stolz darauf sein, es nun zu tun.

      Ihr werdet in den Tavernen von Alneris eine gute Geschichte zu erzählen

      haben.«