Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221918
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füllen begann, welche die Schlachten gerissen hatten. Auch in der

      Hochmark machte sich dies bemerkbar.

      Stetig nach Süden reitend, erreichte Nedeam schließlich den

      Hammergrund, einen Weiler, den man erst vor zwei Jahreswenden gegründet

      hatte. Er lag auf halbem Wege zwischen Horngrundweiler und Balwins

      Gehöft und war ein Zeichen für das Wachstum der Bevölkerung, aber auch

      für den Wandel der Hochmark, denn der wesentliche Grund für seine

      Errichtung war Gold gewesen.

      In unmittelbarer Nähe zum Weiler lagen überaus reiche Vorkommen des

      Metalls, das die Männer und Frauen zutage förderten. Für sie selbst hatte es

      nur einen begrenzten Nutzen, denn es ließ sich nicht zu Waffen oder

      Rüstungen schmieden, und man konnte es ja auch nicht essen. Aber die

      Händler des Königreiches von Alnoa boten gute Ware für den wertlosen

      Tand. Der König in Alneris ließ aus dem weichen Metall kleine Scheiben

      gießen, in die sein Siegel gehämmert wurde. Der wuchtige Schlag verformte

      die Scheiben zu kleinen Schüsselchen, die im Königreich der weißen Bäume

      als Zahlungsmittel dienten. Daher stieg dort der Bedarf an Gold stetig an, und

      so lohnte es sich für den Hammergrundweiler, mit dem eigentlich wertlosen

      Metall zu handeln.

      Der Weiler war noch relativ klein und bestand nur aus einem einzelnen,

      um den zentralen Versammlungsplatz gruppierten Ring von Häusern, aber

      Nedeam erkannte einige neue Gebäude, die bald einen zweiten Ring bilden

      würden. Der Weiler wuchs, und das war auch ein Zeichen für das Erstarken

      der Mark.

      Nedeam lenkte seinen Hengst Stirnfleck über die staubige Straße, die

      Eternas mit dem Südpass verband, und führte ihn zwischen die ersten Häuser

      des Weilers, wobei er einigen Bewohnern zunickte, die ihrem Tagwerk

      nachgingen. Hinter einer jungen Frau drängten drei kleine Kinder hervor, die

      den Reiter neugierig anstarrten.

      »Ein weiter Weg von Eternas in den Hammergrund, guter Herr«, sagte sie

      freundlich.

      Nedeam verharrte auf seinem Stirnfleck und stützte die Hände auf das

      Sattelhorn. »Nein, gute Frau, ich bin auf dem Weg nach Hause, zu Balwins

      Gehöft.«

      »Oh, zum guten Herrn Dorkemunt.« Sie lachte auf. »Dann müsst Ihr

      Nedeam sein. Verzeiht, aber wir sind erst vor wenigen Tageswenden aus der

      Königsmark heraufgekommen.«

      »Dann war Euer Weg ein wenig weiter als der meine.« Nedeam beugte

      sich zur Seite und öffnete seine Provianttasche, die hinter ihm am Sattel hing.

      Er suchte kurz darin und zog dann ein großes Stück Süßwurzel hervor, das er

      den Kindern reichte. »Teilt es gerecht, wie es sich für Pferdelords gebührt«,

      sagte er lachend, als die kleinen Hände nach der begehrten Wurzel griffen.

      Eigentlich besaß er nur wenig von der Süßigkeit, aber er konnte dem

      schmachtenden Blick der Kinder nichts entgegensetzen. Erneut sah er die

      Frau an. »Was hat Euch aus der Königsmark hierher geführt?«

      »Mein Gemahl ist Hofschmied in Enderonas. Unser König Reyodem

      braucht Gold. Viel Gold, wie mein braver Hartwin sagt, und so soll mein

      guter Mann sehen, ob es hier genug davon gibt.«

      Nedeam lachte schallend auf, und als er das Gesicht der jungen Frau sah,

      machte er eine entschuldigende Geste. »Seht es mir nach, gute Frau, ich lache

      nicht über Euch. Aber ich frage mich, was unser guter König Reyodem mit so

      viel nutzlosem Weichmetall anfangen kann. Will er die Dächer von

      Enderonas gegen Regen schützen?«

      »Das vermag ich nicht zu sagen.« Die Frau sah drohend zu ihrem ältesten

      Kind, das die Verteilung der Süßwurzel übernommen hatte und dabei ein

      recht eigenwilliges Verständnis von Gerechtigkeit zeigte. »Aber mein guter

      Hartwin sagt, ein Bote des Königs Reyodem sei zum Hohen Lord Garodem

      unterwegs, um die Angelegenheit mit ihm zu besprechen.«

      Nedeam richtete sich überrascht im Sattel auf. »Ein Bote Reyodems?«,

      murmelte er dann. Er konnte kaum glauben, dass der König des Pferdevolkes

      mit dem Pferdefürsten wegen einer solchen Nichtigkeit wie Gold verhandeln

      wollte.

      »Er wird wohl erst in einigen Tageswenden eintreffen.« Die Frau zuckte

      die Schultern. »Ich weiß es ja auch nur deshalb, weil man Hartwin, meinem

      guten Mann, sagte, der Bote wolle erst mit ihm sprechen, bevor er zum Hohen

      Lord Garodem weiterreite.«

      Nedeam räusperte sich und verschloss die Provianttasche wieder. »Nun, er

      wird sicher zufrieden sein. Gold findet man hier am Hammergrundweiler

      reichlich. Ich wollte nur, es wäre etwas Nützlicheres, wie etwa Holz. Daran

      mangelt es uns noch immer, und wir müssen es aus den anderen Marken

      einführen. Aus Holz lassen sich wenigstens Pfeilschäfte und Lanzen

      machen.«

      Die Frau lachte fröhlich. »Ihr denkt wie ein Pferdelord, guter Herr.«

      »Nun, das bin ich auch.« Nedeam nickte ihr und den Kindern zu, ließ

      seinem Pferd die Zügel und ritt dann zwischen den Gebäuden hindurch auf

      den zentralen Weilerplatz.

      Für einen kurzen Augenblick drang ihm der schwache Geruch von Urin in

      die Nase, als er an einem Stapel gegerbter Häute vorüberkam. Zwei Männer

      saßen vor einem Haus und glätteten die Schäfte für neue Pfeile. Sie erkannten

      Nedeam und winkten ihn zu sich.

      »Ihr seid auf dem Ritt zu Dorkemunt, guter Herr? Mein Weib hat ein paar

      neue Lederriemen für ihn gefertigt, und Ihr könnt sie ihm gleich mitnehmen.

      Aber nun steigt erst einmal ab und erfrischt Euch ein wenig, während ich sie

      hole.«

      Nedeam saß ab und gab Stirnfleck die Zügel frei. Einer der Männer erhob

      sich und verschwand im Haus, während der andere die Schäfte zur Seite legte

      und