Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221918
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      des Königreiches von Alnoa und trug den Namen Alneris.

      Kein Feind hatte seinen Fuß je in die Stadt setzen können, obwohl man es

      versucht hatte. Vor vielen Jahreswenden war eine starke Armee des

      Schwarzen Lords auf den Feldern erschienen, die Alneris umgaben. Die

      mächtigen Katapulte der Orks hatten den Verteidigungsanlagen Schaden

      zugefügt, aber diese hatten standgehalten, bis die Beritte der Pferdelords den

      Menschen des Reiches Alnoa zu Hilfe kamen und die Rettung brachten.

      Es gab nur einen Zugang zur Stadt, dort, wo einst ein Teil der Kraterwand

      eingestürzt war und sich nun der große Fluss in den Kratersee ergoss. Aber

      diese Zufahrt zum Hafen von Alneris, der im Innern des Kraters gelegen war,

      und die gepflasterte Straße, die daran entlang in die Stadt hineinführte, waren

      durch schwere Tore und mächtige Batterien geschützt.

      Der Fluss Genda verband die Stadt mit dem offenen Meer, und der träge

      wirkende, aber tückische Strom erreichte rasch eine Breite von zwanzig

      Tausendlängen. Erst nach rund vierhundertfünfzig Tausendlängen mündete er

      in die riesige Bucht von Gendaneris, wo die gleichnamige Hafenstadt die

      Zufahrt schützte. Von Alneris aus gesehen erhoben sich am linken Ufer die

      massigen Formen des südlichen Gebirges von Hesparat und bildeten eine Art

      natürliche Grenze zum verlorenen Reich der alten Könige. Am rechten Ufer

      öffnete sich das Land, das zum Königreich Alnoa gehörte.

      Es war ein reiches Land, mit riesigen Wäldern und fruchtbaren Ebenen.

      Ein Land, das ein Leben im Überfluss ermöglichte. Die Bäume waren groß

      und ausladend und hatten eine weiße Rinde, die nur gelegentlich von dunklen

      Flecken bedeckt war. Diese Bäume hatten dem Königreich den Beinamen des

      »Reiches der weißen Bäume« eingetragen. Ihr Holz war stark und fest, und so

      waren auch die Schiffe des Reiches Alnoa stark und fest.

      Die »Shanvaar« hatte den Hafen von Alneris vor einer Tageswende

      verlassen und fuhr nun den Fluss entlang in Richtung Gendaneris.

      Großkapitän Gort ta Mergon stand an der Reling des Brückenaufbaus am

      Heck seines Schiffes und wagte es kaum, die hölzerne Einfassung zu

      berühren. Die Sonne brannte unbarmherzig vom Himmel herab, und Holz und

      Metall der Aufbauten hatten sich unangenehm aufgeheizt. Der adlige

      Großkapitän beneidete seine Matrosen nicht, die barfüßig über die Planken

      des Schiffes hasteten oder an der Takelage in die Masten aufenterten.

      Die »Shanvaar« gehörte zu den Neubauten der alnoischen Marine, und dies

      war ihre erste Feindfahrt. Gort ta Mergon fieberte dem Aufeinandertreffen mit

      dem Gegner ebenso entgegen wie seine Offiziere und die Besatzung und er

      war froh, in seinem Ersten Offizier und einigen der Matrosen erfahrene

      Seeleute an Bord zu haben. Es war nicht leicht für ihn gewesen, das

      Kommando zu erhalten, und viele beneideten ihn nun zu Recht um dieses

      Schiff.

      Die »Shanvaar« maß fast vierzig Längen von Bug bis Heck und war

      knappe sechs Längen breit. Der hölzerne Rumpf bestand aus dicken Planken

      des Weißbaums und war unterhalb der Wasserlinie mit Platten aus Gold

      beschlagen, die einen Bewuchs des Unterwasserschiffes mit Algen und

      Muscheln verhindern sollten. Der Bug war unter Wasser mit einer langen

      Ramme, von Metallplatten verstärkt, versehen und nach oben hin sanft

      ausgezogen. An seinem Ende zeigte er das Wappen des Reiches Alnoa, drei

      weiße Bäume auf grauem Grund. In der Mitte des Schiffes stand der

      Hauptmast, der an seinem Ende mit der Querstange für das Hauptsegel und

      der Ausguckplattform versehen war. Ein zweiter, wesentlich kleinerer Mast

      ragte vor der Brücke am Heck auf. Masten und Segel wirkten für ein

      Segelschiff ausgesprochen bescheiden und schienen kaum in der Lage, der

      »Shanvaar« Geschwindigkeit zu verleihen. Doch sie waren auch nur für den

      Notfall gedacht, denn das Kampfschiff wurde von einem Brennsteinantrieb

      bewegt.

      Ungefähr in der Mitte des Rumpfes war unter Deck die wuchtige

      Konstruktion des Brennsteinkessels verborgen, in dem aus Wasser Dampf

      gebildet wurde, welcher das Schiff antrieb und zugleich seine gefährlichste

      Waffe bildete. Von der Brennsteinmaschine liefen rechts und links je eine

      armdicke Metallwelle zur jeweiligen Seite des Schiffes, um dort in einer

      großen metallenen Scheibe zu enden. An einem Außenpunkt der Scheibe war

      jeweils eine lange Stange befestigt, die zu den Gegenstücken der Scheiben am

      Heck der »Shanvaar« führten. Dort, unter der hinten überstehenden Brücke,

      drehte sich das gewaltige Schaufelrad, welches das Wasser des Flusses mahlte

      und dabei das Schiff vorwärtsschob.

      Der Dampfantrieb durch Brennstein war neu, und nicht jeder Seemann in

      Alnoa war davon angetan, denn die Maschine im Bauch des Schiffes stampfte

      und dröhnte, strahlte Hitze in den Rumpf und musste stets mit Wasser und

      Brennstein versorgt werden.

      Auch Halblar, der Erste Offizier der »Shanvaar«, hatte sich mit dem

      lärmenden Antrieb noch nicht anfreunden können. Nur seine Freundschaft zu

      dem adligen Kapitän hatte ihn bewogen, mit an Bord zu gehen. Als er nun

      neben seinen Freund trat und die Hände automatisch auf die Reling der

      Brücke legte, stieß er einen halblauten Fluch aus und zog die Finger hastig

      zurück. »Verfluchte Hitze. Hier oben ist es auch nicht viel besser als unten im

      Rumpf. Dabei dachte ich, die Maschine sei nicht zu überbieten. Ich frage

      mich, wie unsere Brennsteinmänner es da unten aushalten.«

      »Sie sind es gewöhnt.« Gort ta Mergon nahm den Helm mit den beiden

      Federn eines Großkapitäns vom Kopf und wischte sich den Schweiß von der

      Stirn. »Und die es nicht gewöhnt sind, werden es bald sein.«

      »Wie kann man sich an solchen Lärm und solche Hitze gewöhnen?«

      Halblar schüttelte verächtlich den Kopf. »Ich sage dir, Gort, mein Freund, ich

      vermisse