Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221918
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      Steuermatrose.« Der Erste Offizier der »Shanvaar« zwinkerte dem Mann zu.

      »Sie mögen die Helden der See. Vor allem, wenn diese einen Korsaren

      versenkten.«

      Großkapitän ta Mergon räusperte sich. »Der Kampfsegler hat einen

      gerundeten, mit Eisen verstärkten Bug und einen Rammsporn wie wir. Aber

      der fehlende Mast und die beschädigten Segel machen ihn schwerfällig und

      langsam, er wird keine Chance haben, den Sporn gegen uns einzusetzen.

      Ansonsten hat solch ein Segler Katapulte und Pfeilschleudern. Mit den

      Katapulten schleudern sie Steine oder Metallstücke, in der Hoffnung, die

      Segel des Gegners zu beschädigen oder sein Ruder zu treffen. Mit den

      Pfeilschleudern verschießen sie übergroße Pfeile, an die Leinen gebunden

      sind.« Ta Mergon blickte grimmig zum Korsarenschiff hinüber. »Treffen die

      Pfeile Segel oder Takelage, dann reißen die Bastarde an den Leinen und

      zerstören sie. Treffen sie den Rumpf, dann ziehen sie ihr Schiff an das Opfer

      heran, damit sie es entern können. Das ist ihnen lieber, als ein Schiff zu

      versenken, doch schrecken sie auch davor nicht zurück, wenn die Beute ihnen

      sonst entkommt. Denn Schiffe sind eine wertvolle Beute. Die Schwärme

      verwenden sie jedoch nicht, um mit ihnen die Meere zu befahren, sondern um

      ihre verfluchten Städte damit auszubessern. Ihnen geht es vor allem um die

      Fracht der Schiffe, und da können sie wirklich alles gebrauchen.«

      Rechts vor ihnen öffnete sich nun die weite Bucht von Gendaneris, an

      deren rechtem Ufer die große Hafenstadt lag. Die beiden Korsaren kannten

      die Gefahr und steuerten nach links, um das offene Meer zu erreichen und den

      schweren Batterien der Hafenfestung zu entgehen.

      »Bei den Finsteren Abgründen.« Der Großkapitän stieß ein wütendes

      Knurren aus. »Sie kommen an Gendaneris vorbei. Verfluchte Brut.« Er sah

      den Steuermatrosen an. »Maximale Umdrehungen! Wir müssen die Bastarde

      erwischen!«

      Es würde ein Wettrennen werden, dessen Ausgang ungewiss war. Das

      Jagdschiff der Korsaren konnte entkommen, wenn der Wind günstig war,

      doch für das größere Kampfschiff standen die Chancen schlechter. Ohnehin

      schwerfälliger als sein kleinerer Bruder, war es durch den fehlenden Mast und

      die beschädigten Segel zusätzlich behindert. Dennoch würde die Jagd nicht

      einfach werden. Die beiden Dampfkanonenschiffe Alnoas würden nun bald

      die offene See erreichen, deren rauere Wellen eine höhere Belastung für die

      Schaufelräder darstellten.

      »Das Jagdschiff flieht!«, rief der Ausguck erregt. »Es lässt den anderen

      zurück!«

      »Wir kriegen sie!« Ta Mergon schlug sich abermals aufgeregt in die

      Hände. »Zumindest das Kampfschiff werden wir einholen.«

      Die »Shanvaar« und die »Aivaar« dampften mit voller Leistung an der

      Stadt und Festung Gendaneris vorbei, den fliehenden Korsaren dicht auf den

      Fersen. Das Segelkampfschiff »Netluaar« hingegen fiel immer weiter zurück.

      Vielleicht würde es aufschließen können, wenn die Winde der offenen See

      seine Segel füllten. Ta Mergon schlug seinem Ersten Offizier freundschaftlich

      auf die Schulter. »Lass das Schiff klar zum Gefecht machen, Halblar. Auch

      wenn es noch ein Weilchen dauern wird, bis wir die Bastarde erreichen, wir

      wollen vorbereitet sein.«

      Gendaneris hinter ihnen wurde immer kleiner und die See immer bewegter.

      Die »Shanvaar« begann leicht zu stampfen, und die Schaufelräder unter der

      Brücke am Heck hoben sich gelegentlich für einige Augenblicke aus dem

      Wasser und drehten leer, bevor sie erneut ins Meer klatschten und mit ihrem

      Druck das Schiff vorantrieben. Dennoch war das Dampfkanonenschiff

      schneller als der beschädigte Korsarensegler. Allmählich holte man zum

      Feind auf.

      Halblar warf nachdenklich einen Blick in den Himmel hinauf. »Es wird

      bald Dunkeln, ta Mergon, mein Freund. Die Nacht beginnt sich über die See

      zu legen.«

      »Wir holen auf«, erwiderte der Kapitän. »Zudem haben wir einen klaren

      Himmel, und der Bastard vor uns hat weißes Tuch gesetzt. Wir werden ihn

      nicht verlieren, mein Freund.«

      Mit überraschender Plötzlichkeit brach die Nacht herein. Keiner der

      Seeleute Alnoas hatte einen Blick für die Schönheit des Sonnenuntergangs

      auf dem offenen Meer, denn das Jagdfieber hatte sie gepackt. Während das

      kleine Jagdschiff der Korsaren am Horizont in der hereinbrechenden

      Dunkelheit verschwand, rückte der beschädigte Kampfsegler immer näher.

      Seine ungewohnt weißen Segel leuchteten durch die Nacht, und so fiel es

      nicht schwer, ihm zu folgen.

      Die Kampfstationen der »Shanvaar« und ihres Schwesterschiffes »Aivaar«

      waren längst besetzt. Im Kanonenturm hatte die Bedienung eine der schweren

      Geschosskugeln mit seinem Ladepfropfen in die Mündung des Laufes

      gesteckt und mit einem Rammstock nach hinten gedrückt. Die Kugel lag nun

      direkt vor der Druckkammer, und es musste nur noch der Ventilhebel

      umgelegt werden, um die Maschinenkraft vom Antrieb in das Geschütz zu

      leiten und das Geschoss aus dem Lauf herauszupressen. Die

      Kanonenturmbesatzung achtete akribisch darauf, den Feind im Ziel zu

      behalten und die Dampfleitung bei den dazu erforderlichen Bewegungen nicht

      zu beschädigen.

      Die beiden seitlichen Katapulte, die rechts und links des Hauptmastes in

      Gefechtsbuchten außen am Rumpf aufgestellt waren, waren bemannt.

      Gelegentlich sprühte die Gischt über die Männer an den Waffen und

      durchnässte sie. Entlang der Reling hatten sich die Seesoldaten der

      »Shanvaar« formiert. Während die Matrosen nur einen metallenen

      Brustpanzer trugen, hatten die Soldaten die volle Rüstung angelegt: Bein- und

      Armschienen, dazu Panzer und Helm. Im Gegensatz zu den Landtruppen des

      Königreiches