vernünftige Bleibe. Ihr könnt keine Kinder in einer Herberge aufziehen. Ihr
wollt doch sicher Kinder, wie?«
»Ja, natürlich.«
»So ist es recht.« Wennemunt nickte zufrieden. »Die Kinder sind die
Zukunft des Pferdevolkes, glaubt mir. Nun, ich kann das Haus aufstocken
lassen. Holz findet sich reichlich, und helfende Hände ebenso. Wenn Ihr also
mögt, will ich Euch gerne das obere Geschoss überlassen. Nein, nein, dankt
mir nicht, Ihr werdet dafür Dung schleppen müssen.« Er lachte freundlich.
»Und unterschätzt meine Verdauung nicht. Mein Rücken und meine Beine
mögen mir Probleme bereiten, doch alles andere ist noch in bester Ordnung.«
Helemunt und Verinya konnten ihr Glück kaum fassen. Der freundliche
Alte würde ihnen endlich die ersehnte Unterkunft geben. Und durch das
Dungschleppen würden sie auch bald die Möglichkeit haben, sich ihr neues
Heim einzurichten, und vielleicht, so hoffte vor allem Helemunt, würde sich
Verinyas Leib dann auch bald zu runden beginnen.
Kapitel 7
In der großen Versammlungshalle der Burg Eternas waren Tische und Bänke
in Form eines Hufeisens aufgestellt worden, und nun waren zahlreiche Hände
damit beschäftigt, Speisen und Getränke für den Abend vorzubereiten und
alles festlich zu schmücken. Zwischen zwei der Säulen, die sich vor den
grauen Mauern erhoben, saß eine Gruppe von Musikanten, die am Abend mit
ihren Instrumenten und Stimmen zunächst einige Weisen des Pferdevolkes
vortragen und später dann zum ausgelassenen Rundtanz aufspielen würden.
Garwin, der Sohn von Garodem und Larwyn, rannte neugierig durch die
Halle und warf immer wieder hoffnungsvolle Blicke auf die Musiker.
Inzwischen ein Knabe, hoffte er wohl darauf, an diesem Abend neben seinen
Eltern an der Tafel sitzen zu können. Doch Garodem würde dies ablehnen, da
er seine gutmütigen Pferdelords kannte, die dem Jungen, sicher ohne böse
Absicht, wenngleich heimlich, Gerstensaft in den Becher geben würden,
Larwyn hingegen würde der Anwesenheit Garwins zustimmen und ihre
schützende Hand über den Becher des Sohnes halten. Garwin würde sich
darauf verlassen können, dass seine Mutter sich durchsetzte. Es würde ein
kurzes Geplänkel zwischen den Eltern geben und Garodem schließlich mit
Würde einen ehrenvollen Rückzug antreten. So war es beinahe immer, wenn
es um Garwins Wohl ging.
Während Larwyn, als Herrin der Hochmark, bei den Vorbereitungen half,
betrachtete Meowyn mit dem sorgenvollen Blick der Heilerin und ihren
düsteren Vorahnungen über den nachfolgenden Morgen die bereitstehenden
Mengen an Wein und Gerstensaft. Garodem indes, gefolgt von dem ernst
blickenden Tasmund, führte die beiden Elfen Lotaras und Leoryn an dem
riesigen gemauerten Kamin an der rechten Wand vorbei zu der schmalen
Treppe, die zu den Gemächern ins obere Stockwerk führte. Sie schritten die
steinernen Stufen hinauf, und die Wache vor Garodems Amtsraum legte
grüßend die Hand an den Schwertgriff, als die Gruppe an ihr vorbei in den
Raum trat.
Garodem hatte beim Bau der Burg Wert darauf gelegt, dass der Weg zu
den Räumen der Obergeschosse durch seinen Amtsraum führte. Denn auch
wenn er der Herr der Hochmark war, wollte er den Männern und Frauen der
Burgbesatzung doch zeigen, dass er sich als Gleicher unter Gleichen sah, als
Pferdelord wie sie. Zudem schätzte er die Möglichkeit zu einem Gespräch,
das sich stets ergeben konnte, wenn jemand den Raum betreten musste.
Schließlich lagen neben den Gemächern des Pferdefürsten auch die Kammern
des Ersten Schwertmanns und der Scharführer hier im Obergeschoss, und
selbst die Turmwache des Signalfeuers musste zunächst Garodems Amtsraum
durchqueren, um in das Dachgeschoss zu gelangen. Andere Pferdefürsten
bevorzugten für ihre Amtsgeschäfte die Zurückgezogenheit eines
abgeschiedenen Raumes, nicht jedoch Garodem, der nur selten vertrauliche
Gespräche führen musste. Wie etwa an diesem Abend.
»Nehmt Platz, meine Freunde aus dem Hause Elodarion«, forderte der
Pferdefürst die unerwarteten Gäste auf und ging zu seinem Schreibtisch
hinüber, der schwer und massiv vor der Stirnwand des Raumes stand. Das
Holz war sorgsam poliert, doch die Platte wies Flecken von Tusche und eine
tiefe Kerbe auf, wo einst ein Schwerthieb sie getroffen hatte, als die Hohe
Dame Larwyn gegen ein Graues Wesen um ihr Leben kämpfen musste.
Tusche, Feder und Pergament lagen auf dem Schreibtisch und dazu ein
geschnitztes Pferd, mit dem Garwin gespielt hatte und dessen abgebrochenes
Bein Garodem noch nicht hatte harzen können.
Die beiden Elfen nahmen auf zwei gepolsterten Stühlen Platz, deren
Armlehnen sorgsam zu Pferdeköpfen geschnitzt waren, während Tasmund an
die Wand mit dem Bücherregal herantrat und sich leicht dagegenlehnte. Fünf
ledergebundene Bücher und einige Rollen Pergament lagen dort und zeigten,
dass der Pferdefürst die Zeichen der Schrift zu lesen und zu setzen vermochte.
Garodem sah die beiden Elfen an, mit denen er schon Seite an Seite im
Kampf gestanden hatte und wie die gesamte Hochmark auf besondere Weise
verbunden war. Die Geschwister Lotaras und Leoryn waren die Kinder
Elodarions, eines der ältesten Elfen und Mitglied des Hohen Rates des
elfischen Volkes. Die beiden waren erst 500 Jahreswenden alt, und wenn man
sie so vor sich sah, wirkten sie wie heranwachsende Jugendliche, bis man in
ihre Augen blickte. Garodem fiel auf, dass die Geschwister unruhig wirkten,
und er lächelte sie aufmunternd an.
»Nun, meine elfischen Freunde, Ihr habt einen weiten Weg zurückgelegt,
vom Wald Eures Hauses bis in unsere Mark und nach Eternas. Ich spüre, dass
dies nicht ohne Grund geschah, eine Hundertschaft