Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221635
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zu«, sagte der Hausherr freundlich und schaufelte reichlich

      Gemüse und Fleisch auf ihre Teller. »Wer kräftig arbeitet, muss ebenso

      essen.«

      Die Hausfrau brach Brot und teilte es aus. »Ich habe gehört, der alte Herr

      Wennemunt will sein Haus aufstocken.« Sie lächelte das junge Paar an. »Ihr

      wohnt sicherlich noch immer in der Herberge. Wollt Ihr den alten Herrn nicht

      einmal fragen, ob er Euch Unterkunft geben mag? Zwar wohnt er im Ostteil,

      aber das wird Euch sicher nichts ausmachen, nicht wahr?«

      Nein, das machte ihnen nichts aus. Die Arbeit machte hungrig, und sie

      aßen hastig, um sich bald auf den Weg zu Wennemunt machen zu können.

      Die Hausbewohner verabschiedeten sie und wünschten ihnen noch viel

      Glück, als sie die Gasse hinuntereilten. Sie fanden das Haus rasch, dessen

      Dach bereits teilweise abgedeckt war.

      Vor dem Haus stand ein Mann, vom Alter gebeugt, und stützte sich auf

      einen Stock. Er sah neugierig zu Helemunt und Verinya, als diese auf ihn

      zueilten.

      »Seid gegrüßt, Ihr beiden«, brummte er und sah dann zum Dach empor.

      »Ich weiß nicht recht, ob ich es nun ganz einreißen oder wiederherrichten

      lassen soll. Eigentlich sollte hier mein Sohn mit seinem Weib einziehen, aber

      der Bengel will lieber hinaus in die Mark.«

      Helemunt konnte das sehr gut nachempfinden, aber es war wohl besser,

      seine Ansicht für sich zu behalten. Der Alte klopfte mit dem Stock mehrmals

      gegen die hölzerne Wand des Hauses. »Ist gutes Holz, immer noch. Eines der

      ersten Häuser, die in Merdonan gebaut wurden. Damals wollten alle rasch

      ihre Häuser haben, und viele haben gelacht, als mein Vorfahr sich die Zeit

      ließ, das Holz zu schälen.« Der Alte lachte. »Jetzt sind ihre Häuser von

      Würmern zerfressen, und man muss neue bauen, aber dieses steht noch fest.

      Ha, es wird noch lange stehen.«

      »Es ist ein ordentliches Haus«, bestätigte Helemunt.

      »Und sehr schön, guter Herr Wennemunt«, fügte Verinya hinzu.

      Der Alte nickte zu ihren Worten und musterte sie. »Ihr seht mir ganz

      danach aus, als hättet Ihr etwas auf dem Herzen. Ihr seid Dungschlepper,

      nicht wahr? Ah, meine Nase ist noch in Ordnung, und meine Augen sind es

      auch. Nur meine armen Beine und mein Rücken, die wollen nicht mehr so

      richtig.« Er schniefte bedauernd. »Die Zeiten, da ich ein Pferd oder ein Weib

      besteigen konnte, sind vorbei.«

      Erneut musterte er die beiden, und sein Blick blieb auf Helemunt gerichtet.

      »Ihr seid ein Mann der Ebenen, will mir scheinen. Ihr seid von kräftigem

      Wuchs und habt muskulöse Beine. Und ein waches Auge, wie ich sehe.« Er

      lachte erneut. »Aber auch die krummen Beine eines Reiters. Ihr seid ein

      Pferdelord?«

      Helemunt zuckte bedauernd die Schultern. »Ein Jäger, guter Herr.«

      »Hm. Also kein Reiter, wie?« Der Alte klopfte erneut mit dem Stock

      gegen die Hauswand. »Nun, es kann nicht jeder ein Pferdelord sein.

      Immerhin, ein Jäger kann mit dem Bogen umgehen. Ihr werdet also

      Merdonans Mauern verteidigen, wenn der Pferdefürst Euch ruft.«

      »So wie jeder waffenfähige Mann«, bestätigte Helemunt.

      Der Alte nickte. »Die Menschen der Städte verweichlichen, guter Herr, das

      sage ich Euch. Zu meiner Zeit wäre jeder Mann und jede Frau zur Mauer

      geeilt, wenn es gegolten hätte, sie zu schützen, aber heute … Bah, die Frau

      meines Sohnes vermag allenfalls einen Topf zu schwingen, aber sie kann

      nicht einmal ein Messer oder eine Axt richtig werfen. Auf Pfeil und Bogen

      versteht sie sich schon gar nicht. Nicht das rechte Weib für einen Pferdelord,

      sage ich Euch, nicht das rechte Weib. Aber dann zieht sie mit dem Bengel

      hinaus in die Mark.« Der Alte seufzte. »Immerhin, er selbst ist ein rechter

      Pferdelord und wird es ihr wohl beibringen.«

      »Das wird er gewiss«, sagte Verinya eifrig.

      »Hm.« Der Alte musterte sie abermals. »Vermögt Ihr einen Pfeil zu lösen,

      gute Frau?«

      »Sie vermag ein Messer zu werfen«, sagte Helemunt rasch. Das hatte er

      selber festgestellt, als sie einmal, entflammt im Zorn, die Klinge direkt neben

      sein Ohr ins Holz der Tür versenkte. Er hatte dies für Zufall gehalten und

      spöttische Bemerkungen gemacht, bis plötzlich eine weitere Klinge auf der

      anderen Seite in der Tür steckte.

      »So, so, ein Messer.« Der alte Wennemunt knurrte. »Nun, für ein Spitzohr

      mag das reichen, aber sicher nicht für eine der Eisenbrüste. Rundohren, Ihr

      versteht?«

      »Merdonans Mauer ist hoch, und ihre Verteidiger sind stark und

      zahlreich«, erwiderte Helemunt. »Kein Ork würde jemals über den Wall

      gelangen.«

      Der Alte lachte auf. »Das will ich meinen, guter Herr Jäger. Die Mauer ist

      fest und stark, so wie mein Haus hier.«

      »Guter Herr Wennemunt, wir suchen eine Bleibe, und man riet uns, uns an

      Euch zu wenden«, sagte Verinya freundlich lächelnd. Dieses Lächeln, das

      jeden Mann daran erinnert, dass es bei den Menschenwesen zwei

      Geschlechter gibt.

      Der Alte schniefte erneut. »Heutzutage suchen viel zu viele eine Bleibe in

      der Stadt. Ein Pferdelord sollte draußen in der Mark wohnen, in den freien

      Ebenen. Auf einem Gehöft oder in einem Weiler, wie es sich gebührt.«

      Wennemunt zuckte missmutig die Achseln. »Aber viele sehnt es nach dem

      bequemen Leben in der Stadt.« Der Stock pochte gegen das Holz, wanderte

      ein Stück weiter und klopfte erneut. »Kein Wurm im Holz, Ihr könnt es

      hören. Ein gutes Haus.«

      »Viel können wir Euch nicht geben, guter Herr Wennemunt«, sagte

      Helemunt bedauernd. »Im Augenblick haben wir nur wenig, und die Herberge

      …«