holen.« Er wandte den Blick zu Marnalf. »Und Ihr, guter Herr? Ihr seht mir
nicht nach einem Handelsgehilfen aus. Was ist Euer Begehr?« Er musterte
den guten Grauen. »Ihr seid ein Heiler, nicht wahr? Ich sehe den Gürtel Eurer
Zunft.«
Marnalf nickte. »Ein Heiler, ja. Ich reise durch die Marken, um meine
Kunst anzubieten und mein Wissen zu mehren.«
Das war nicht ungewöhnlich, denn ein Heiler gab sein Wissen an seinen
Nachfolger weiter, und es gab kaum eine Gelegenheit, zu der die Männer und
Frauen der Heilerzunft sich trafen und untereinander austauschen konnten.
Zudem konnten die wenigsten von ihnen die Schriftzeichen deuten. So war
der Besuch untereinander die einzige Möglichkeit, sein Wissen zu mehren
und weiterzugeben. Aber es geschah nur selten, denn kein Heiler ließ seine
Wirkungsstätte gerne allzu lange ohne seine Heilkunst zurück.
»Ihr werdet Eure Kunst kaum ausüben können, guter Herr Heiler. Der
unsere ist sehr fähig und hat tüchtige Gehilfen. Ihr findet den guten Herrn
Baralf ein Stück die Hauptstraße hinunter. Überquert den Markplatz und geht
weiter auf das Haus unseres Pferdefürsten und die alte Ostwache zu. Ein
Stück davor findet Ihr das Heilerhaus Baralfs. Ihr könnt es nicht verfehlen,
guter Herr. Es ist dort, wo das Jammern am lautesten ist, und außerdem hängt
ein Schild über der Tür, das eine Zange zeigt.«
Das Symbol war nicht selten für die Heilerzunft; oft genug mussten
schadhafte Zähne entfernt werden. Marnalf nickte und verabschiedete sich
von dem Händler und seinen Gehilfen. Während die schweren Frachtwagen
zu den Lagerhäusern rollten, wo sie abgeladen wurden, schlenderte Marnalf
die belebte Hauptstraße entlang, doch musste er sich zwingen, langsam zu
gehen.
Je näher er dem Markplatz und der dahinterliegenden Ostwache kam, desto
stärker wurde seine Unruhe. Eine unsichtbare Bedrohung lag über der Stadt,
und Marnalf hoffte, dass es noch nicht zu spät war, ihr erfolgreich zu
begegnen.
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