wahrnahm, die um seine Gefühle wusste. Sie legte ihre Hand flüchtig auf
seine Linke und lächelte ihn ermutigend an. Tasmunds Blick verriet seine
Unsicherheit. Er räusperte sich abermals.
»Dorkemunt wird vorne liegen«, sagte er. »Der bessere Reiter und das
bessere Pferd.«
»Nedeam führt.« Meowyn lachte auf. »Er reitet Stirnfleck, das Pferd seines
Vaters.«
Tasmunds Stirn umwölkte sich, und Larwyn sah ihre Freundin Meowyn
nachdenklich an. Warum überwand die blonde Heilerin den Verlust nicht
endlich? So viele Jahreswenden lag es nun zurück, und es wäre nur richtig,
wenn Meowyn sich erneut verbinden würde. Tasmund wäre der passende
Mann, um mit ihm Zügel und Wasserflasche zu teilen.
Sie ließ den Blick über die Stadt schweifen. Vom südlichen Stadteingang
bis zum Burgtor hin säumten die Bewohner von Eternas die Straße. Diese war
mit Steinen gepflastert, damit die schweren Handelswagen bei jeder
Witterung auf ihr fahren konnten. In den letzten Jahren hatte der Handel
derart zugenommen, dass einige lärmempfindliche Bürger nunmehr Stroh vor
ihre Häuser streuten, um die Geräusche der metallbereiften Räder zu
dämpfen.
Eine Eigenheit Eternas’ war die Hauptstraße. Sie war vollständig
gepflastert, wie die meisten anderen Straßen und Gassen, und breit genug, um
den Warentransport mit den robusten Handelswagen zu ermöglichen. Aber im
Gegensatz zu anderen Siedlungen des Pferdevolkes, in denen die
Hauptstraßen gradlinig auf das Zentrum zuführten, wies diejenige von Eternas
einen ungewöhnlichen Knick auf. Dies hatte schon zu manchem Ärgernis
geführt, besonders wenn sich hier Handelsfuhrwerke begegneten, und so hatte
man ernstlich überlegt, störende Gebäude abzureißen und die durch den
Knick entstandene Engstelle zu entschärfen. Es gab zwei gewichtige Gründe,
dies nicht zu tun.
Der eine bestand im Durst einiger Stadtbewohner und der andere in der
Person des Schankwirtes Malvin, der diesen Durst bereitwillig stillte.
Malvin hatte, wie die Stadt selbst, klein begonnen. Mit seiner Schänke
»Donnerhuf«, die ursprünglich ein Stück die Hauptstraße nach Süden
hinunter zwischen Stadt und Handwerksbetrieben gelegen war. Mit der Stadt
selbst war auch die Anzahl ihrer durstigen Bewohner gewachsen, und zudem
verlangte der aufgekommene Handel nach einer größeren Herberge. Vor einer
halben Jahreswende hatte Malvin daher das alte Gebäude aufgegeben und den
»Donnerhuf« in das größere Gebäude an der Hauptstraße verlegt. Dieses hatte
einen relativ kleinen Grundriss, verfügte allerdings über drei Stockwerke, die
der geschäftstüchtige Wirt gut zu nutzen wusste.
Im Keller lagerte er Blutwein, Gerstensaft und sonstige Vorräte. Das
Erdgeschoss wurde vom Schankraum eingenommen, im Obergeschoss hatte
er einige Kammern eingerichtet, und im Dachgeschoss nächtigte er selbst.
Malvin war einst ein Pferdelord gewesen, auch wenn er nie gegen Orks
gekämpft hatte, aber immerhin hatte er seine Lanze schon einmal gegen
Barbaren und andere Eindringlinge gerichtet. So fühlte er sich noch immer
auf besondere Weise den Männern mit den grünen Umhängen verbunden. Die
beiden metallbeschlagenen Türflügel des Eingangs wurden vom Symbol des
Pferdevolkes geschmückt und wiesen inzwischen die ein oder andere
Schramme auf.
Auf seinen alten hölzernen Tresen war Malvin besonders stolz. Er hatte
das massive Prachtstück aus dem alten »Donnerhuf« mitgenommen, und jede
einzelne Kerbe im Holz wies auf intensive Gespräche unter seinen Gästen
hin, die oft mit Worten begannen und auf handfestere Weise endeten.
Immerhin hatte die polierte Steinplatte auf dem Tresen bislang allen
Anfeindungen widerstanden. Kein Hieb, kein Schädel hatte ihr zugesetzt,
allerdings gab es einige kreisrunde Schäden in ihrer Politur, dort, wo Becher
lange gestanden und dabei offensichtlich Ätzspuren hinterlassen hatten, die
gelegentlich zu spöttischen Bemerkungen unter den Gästen führten. Malvin
störte dies nicht, solange seine Besucher reichlich dem Gerstensaft oder
Blutwein zusprachen. Die neue Lage im Stadtzentrum brachte ihm mehr
Gäste ein, aber auch häufigere Besuche der Schwertmänner Garodems,
welche die Ordnung in der Stadt aufrechterhielten. Die Männer waren
erfahren genug, nicht zu früh in eine Diskussion einzugreifen, wofür Malvin
ihnen dankbar war.
Der Wirt stand nun mit seinen Gästen unter dem Vordach und spähte die
Straße entlang, die hier ihren Knick machte und dann weiter aus der Stadt
hinaus zur Burg führte. Es war ein heißer und trockener Tag, genau nach
Malvins Geschmack, denn das Rennen würde für Gesprächsstoff und durstige
Kehlen sorgen. Er hatte seinen Blutwein vorbereitet, Gerstensaft gebraut und,
da er das Temperament seiner Gäste kannte, die neuen Schemel aus dem
Schankraum durch ältere ersetzt. Ein stimmungsvoller Abend würde nicht
ohne Verluste ablaufen, doch Malvin hatte nichts dagegen, wenn gelegentlich
ein Stuhlbein brach oder ein Zahn abhandenkam. Solche Dinge sorgten stets
für guten Nachdurst, zumindest bei jenen, die dann noch auf den Beinen
waren.
Vor Malvin standen zwei kleine und sehr gedrungen wirkende Gestalten,
deren langes Haar bis auf den Rücken fiel und die üppige Bärte trugen, die zu
je zwei Bartzöpfen geflochten waren. Erst waren Malvin die kleinen Herren
Zwerge ein wenig unheimlich gewesen, zumal sie sich nie von ihren
gefährlich anmutenden Äxten zu trennen schienen. Einer von ihnen nahm
seine Waffen wohl auch zum Schlafen mit ins Bett, denn das Bettzeug war
seine Waffen wohl auch zum Schlafen mit ins Bett, denn das Bettzeug war
bereits arg zerschlissen. Aber Malvin nahm es hin, denn die beiden Herren