deren Handhabung in der jährlichen Wehrübung ebenso trainiert wurde wie
das Reiten in geschlossener Formation.
Garodem hatte die Pferdelords aus Stadt, Weilern und Gehöften einberufen
und die jährliche Wehrübung abgehalten; er war zufrieden mit dem, was die
Männer an Reit- und Waffenkunst geboten hatten. Selbst der kritische
Tasmund, dem die Ausbildung der Pferdelords oblag, zeigte sich entspannt
und hatte kaum Kritik geübt. Noch vor einigen Jahreswenden war dies anders
gewesen.
Damals hatte die Hochmark in Frieden gelebt, und der Krieg des Ersten
Bundes gegen die Orks und ihren Schwarzen Lord hatte lange zurückgelegen.
Doch dann waren die Legionen des Feindes erneut marschiert, und als die
Reiche der Menschen mit Krieg überzogen wurden, hatten die Orks auch die
Hochmark angegriffen. Erst im letzten Augenblick hatten Beritte aus den
anderen Marken des Pferdevolkes die ersehnte Hilfe gebracht. Der
Überlebenskampf hatte die Menschen der Hochmark daran erinnert, dass der
Frieden nur mit steter Wachsamkeit und Kampfbereitschaft gesichert werden
konnte, zumindest solange die Finsteren Mächte im Osten herrschten. Später
dann hatte man dem Zwergenvolk beigestanden und schließlich noch eine
gefahrvolle Expedition ins Dünenland durchgeführt, die alte Heimat, aus der
die Pferdelords einst vertrieben worden waren. So hatten sie neue Freunde
und alte Feinde gefunden und letztlich auch erkannt, dass die Entscheidung
im Kampf gegen den Schwarzen Lord noch nicht gefallen war.
Die Pferdelords widmeten sich daher den Wehrübungen mit neuem Ernst
und Eifer, doch heute war der Zehntag der Übungen vorüber, und die Zeit der
Entspannung war angebrochen.
»Vor sechs Jahreswenden haben wir die Beritte nach Merdonan geführt«,
sagte Tasmund nachdenklich. »Damals, als die Orks die Grenze bedrohten.«
Garodem nickte. »Ich kann mich gut entsinnen, wie sie versuchten,
Zwietracht in die Versammlung der Pferdefürsten zu tragen. Wie ein Graues
Wesen mordlüstern unter uns wandelte. Ja, sie wollten uns gegeneinander
aufbringen, während ihre Legionen zur gleichen Zeit auf Merdonan
marschierten. Aber der hinterhältige Plan schlug fehl. Wahrhaftig, die Bestien
haben damals nicht damit gerechnet, dass die Pferdefürsten und ihre Beritte,
vereint unter dem Banner des Königs, vor Merdonan erscheinen würden.«
»Es kam nicht einmal zum Kampf. Als ihre Späher die Kolonnen unserer
Beritte entdeckten, gaben sie ihren Plan auf und zogen sich zurück.«
Tasmunds Stimme klang verächtlich, und er spuckte aus. »Selbst der gute
Graue Marnalf konnte in der Stadt keine Bedrohung mehr erkennen und ritt
mit des Königs Pferdelords wieder nach Enderonas zurück.«
»Dennoch dürfen wir uns nicht in Sicherheit wiegen, Tasmund, mein
Freund. Die Orks bedrohen die Grenze noch immer«, stellte Garodem
sachlich fest. »Aber Merdonan selbst ist wieder frei von Gefahr. Die Furcht
wurde von den Menschen genommen, und die alte Ostwache befindet sich in
fester Hand, denn der Pferdefürst der Ostmark ist ein rechter Pferdelord.
Merdonan hat in den letzten sechs Jahreswenden an Stärke gewonnen und
wird einem erneuten Angriff standhalten. Man wird die Grenze schützen, und
sollte die Gefahr zu bedrohlich werden, wird man das Feuer der Ostwache
entzünden.«
Garodem blickte unwillkürlich über die Schulter zurück zum
Hauptgebäude der Festung Eternas, über der sich der hohe Turm mit dem
Signalfeuer erhob. Alle Marken des Pferdevolkes waren über eine Kette
solcher vorbereiteter Feuer miteinander verbunden. Drohte Gefahr, wurden
sie entzündet, worauf sich die Beritte der Pferdelords sammelten.
»Wir werden bereit sein«, stimmte Tasmund zu. »Die Männer sind gut
ausgebildet, und die Hochmark bringt nun rund zehn Beritte in den Sattel.
Eintausend Lanzen, Garodem, mein Fürst.«
Garodem lachte leise. »Darunter eine Keule.«
Die Gruppe über dem Tor verstand die Anspielung und lachte fröhlich auf.
Vor sechs Jahreswenden war Barus, der stämmige Nagerjäger von Eternas, in
die Reihen der Pferdelords aufgenommen worden. Er hatte im Kampf seinen
Mut bewiesen, und niemand mochte ihm seine Ehre als Pferdelord abstreiten,
doch Barus würde nie vom Pferderücken aus mit Lanze, Bogen, Schwert oder
Axt kämpfen. Seine eigenwillige Methode, die lästigen kleinen Nager der
Stadt mit einer massiven Holzkeule zu bekämpfen, behielt er auch in
Auseinandersetzungen mit anderen Gegnern bei. »Seht es mir nach, Ihr guten
Herren«, hatte Barus entschuldigend gesagt und mitten in der Wehrübung die
Lanze abgelegt, »doch mit so einer dünnen Stange vermag ich nicht zu
kämpfen.« Er hatte vielsagend seine schwere Keule in die Handfläche
klatschen lassen. »Ich brauche etwas Handfestes, Ihr guten Herren, Ihr
versteht? Für einen massiven Orkschädel braucht es eine massive Keule.«
Obwohl es nicht der Tradition entsprach, hatte man Barus seinen Willen
gelassen. Unbestreitbar hatte er mit seiner Keule schon so manchen
Orkschädel geknackt, und letzten Endes war es jedem Pferdelord selbst
überlassen, welche Waffe er führen wollte.
Tasmund blickte von der Seite zu Meowyn hinüber. Es war ein offenes
Geheimnis, dass der Erste Schwertmann der Hochmark ein Auge auf die
hübsche blonde Frau geworfen hatte. Meowyn war die Heilerin von Eternas
und zugleich die Mutter Nedeams, der trotz seiner Jugend zu den erfahrensten
Kämpfern der Hochmark gehörte. Tasmund hatte versucht, sich Meowyn zu
erklären und ihr seine Gefühle für sie zu gestehen, doch so geschickt er im
Umgang mit den Waffen war, so sehr fehlten ihm bei ihr die rechten Worte.
Zudem hatte Meowyn erklärt, sie trauere noch immer um Nedeams Vater,
Balwin, der vor Jahreswenden