Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221635
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mit der langen Stoßlanze aus Garodems Waffenkammer ausgerüstet,

      deren Handhabung in der jährlichen Wehrübung ebenso trainiert wurde wie

      das Reiten in geschlossener Formation.

      Garodem hatte die Pferdelords aus Stadt, Weilern und Gehöften einberufen

      und die jährliche Wehrübung abgehalten; er war zufrieden mit dem, was die

      Männer an Reit- und Waffenkunst geboten hatten. Selbst der kritische

      Tasmund, dem die Ausbildung der Pferdelords oblag, zeigte sich entspannt

      und hatte kaum Kritik geübt. Noch vor einigen Jahreswenden war dies anders

      gewesen.

      Damals hatte die Hochmark in Frieden gelebt, und der Krieg des Ersten

      Bundes gegen die Orks und ihren Schwarzen Lord hatte lange zurückgelegen.

      Doch dann waren die Legionen des Feindes erneut marschiert, und als die

      Reiche der Menschen mit Krieg überzogen wurden, hatten die Orks auch die

      Hochmark angegriffen. Erst im letzten Augenblick hatten Beritte aus den

      anderen Marken des Pferdevolkes die ersehnte Hilfe gebracht. Der

      Überlebenskampf hatte die Menschen der Hochmark daran erinnert, dass der

      Frieden nur mit steter Wachsamkeit und Kampfbereitschaft gesichert werden

      konnte, zumindest solange die Finsteren Mächte im Osten herrschten. Später

      dann hatte man dem Zwergenvolk beigestanden und schließlich noch eine

      gefahrvolle Expedition ins Dünenland durchgeführt, die alte Heimat, aus der

      die Pferdelords einst vertrieben worden waren. So hatten sie neue Freunde

      und alte Feinde gefunden und letztlich auch erkannt, dass die Entscheidung

      im Kampf gegen den Schwarzen Lord noch nicht gefallen war.

      Die Pferdelords widmeten sich daher den Wehrübungen mit neuem Ernst

      und Eifer, doch heute war der Zehntag der Übungen vorüber, und die Zeit der

      Entspannung war angebrochen.

      »Vor sechs Jahreswenden haben wir die Beritte nach Merdonan geführt«,

      sagte Tasmund nachdenklich. »Damals, als die Orks die Grenze bedrohten.«

      Garodem nickte. »Ich kann mich gut entsinnen, wie sie versuchten,

      Zwietracht in die Versammlung der Pferdefürsten zu tragen. Wie ein Graues

      Wesen mordlüstern unter uns wandelte. Ja, sie wollten uns gegeneinander

      aufbringen, während ihre Legionen zur gleichen Zeit auf Merdonan

      marschierten. Aber der hinterhältige Plan schlug fehl. Wahrhaftig, die Bestien

      haben damals nicht damit gerechnet, dass die Pferdefürsten und ihre Beritte,

      vereint unter dem Banner des Königs, vor Merdonan erscheinen würden.«

      »Es kam nicht einmal zum Kampf. Als ihre Späher die Kolonnen unserer

      Beritte entdeckten, gaben sie ihren Plan auf und zogen sich zurück.«

      Tasmunds Stimme klang verächtlich, und er spuckte aus. »Selbst der gute

      Graue Marnalf konnte in der Stadt keine Bedrohung mehr erkennen und ritt

      mit des Königs Pferdelords wieder nach Enderonas zurück.«

      »Dennoch dürfen wir uns nicht in Sicherheit wiegen, Tasmund, mein

      Freund. Die Orks bedrohen die Grenze noch immer«, stellte Garodem

      sachlich fest. »Aber Merdonan selbst ist wieder frei von Gefahr. Die Furcht

      wurde von den Menschen genommen, und die alte Ostwache befindet sich in

      fester Hand, denn der Pferdefürst der Ostmark ist ein rechter Pferdelord.

      Merdonan hat in den letzten sechs Jahreswenden an Stärke gewonnen und

      wird einem erneuten Angriff standhalten. Man wird die Grenze schützen, und

      sollte die Gefahr zu bedrohlich werden, wird man das Feuer der Ostwache

      entzünden.«

      Garodem blickte unwillkürlich über die Schulter zurück zum

      Hauptgebäude der Festung Eternas, über der sich der hohe Turm mit dem

      Signalfeuer erhob. Alle Marken des Pferdevolkes waren über eine Kette

      solcher vorbereiteter Feuer miteinander verbunden. Drohte Gefahr, wurden

      sie entzündet, worauf sich die Beritte der Pferdelords sammelten.

      »Wir werden bereit sein«, stimmte Tasmund zu. »Die Männer sind gut

      ausgebildet, und die Hochmark bringt nun rund zehn Beritte in den Sattel.

      Eintausend Lanzen, Garodem, mein Fürst.«

      Garodem lachte leise. »Darunter eine Keule.«

      Die Gruppe über dem Tor verstand die Anspielung und lachte fröhlich auf.

      Vor sechs Jahreswenden war Barus, der stämmige Nagerjäger von Eternas, in

      die Reihen der Pferdelords aufgenommen worden. Er hatte im Kampf seinen

      Mut bewiesen, und niemand mochte ihm seine Ehre als Pferdelord abstreiten,

      doch Barus würde nie vom Pferderücken aus mit Lanze, Bogen, Schwert oder

      Axt kämpfen. Seine eigenwillige Methode, die lästigen kleinen Nager der

      Stadt mit einer massiven Holzkeule zu bekämpfen, behielt er auch in

      Auseinandersetzungen mit anderen Gegnern bei. »Seht es mir nach, Ihr guten

      Herren«, hatte Barus entschuldigend gesagt und mitten in der Wehrübung die

      Lanze abgelegt, »doch mit so einer dünnen Stange vermag ich nicht zu

      kämpfen.« Er hatte vielsagend seine schwere Keule in die Handfläche

      klatschen lassen. »Ich brauche etwas Handfestes, Ihr guten Herren, Ihr

      versteht? Für einen massiven Orkschädel braucht es eine massive Keule.«

      Obwohl es nicht der Tradition entsprach, hatte man Barus seinen Willen

      gelassen. Unbestreitbar hatte er mit seiner Keule schon so manchen

      Orkschädel geknackt, und letzten Endes war es jedem Pferdelord selbst

      überlassen, welche Waffe er führen wollte.

      Tasmund blickte von der Seite zu Meowyn hinüber. Es war ein offenes

      Geheimnis, dass der Erste Schwertmann der Hochmark ein Auge auf die

      hübsche blonde Frau geworfen hatte. Meowyn war die Heilerin von Eternas

      und zugleich die Mutter Nedeams, der trotz seiner Jugend zu den erfahrensten

      Kämpfern der Hochmark gehörte. Tasmund hatte versucht, sich Meowyn zu

      erklären und ihr seine Gefühle für sie zu gestehen, doch so geschickt er im

      Umgang mit den Waffen war, so sehr fehlten ihm bei ihr die rechten Worte.

      Zudem hatte Meowyn erklärt, sie trauere noch immer um Nedeams Vater,

      Balwin, der vor Jahreswenden