Das Versprechen. Michaela Santowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Santowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753183282
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wartete gespannt ab.

      Ben zog Anna an sich und flüsterte ihr irgendwas ins Ohr.

      Anna schob ihn lächelnd von sich und blickte ihm tief in die Augen. „Vielleicht könntest du in Betracht ziehen, Alexander alleine ein Taxi suchen zu lassen.“

      Ben grinste von einem Ohr zum anderen. „Tut mir leid, Kumpel. Ich bin Anna völlig verfallen.“ Dann ergriff er ihre Hand und verschwand mit ihr im Haus.

      Alexander blickte den beiden erstaunt hinterher.

      „Dann wirst du mich wohl alleine nach Hause geleiten müssen“, lächelte Mel und hakte sich bei ihm ein.

      „Es ist mir ein Vergnügen.“

      Vor ihrem Haus blieb Mel verlegen stehen. Hoffentlich erwartete Alexander nicht das gleiche von ihr. Sie war niemand, der sich so schnell auf einen Mann einlassen konnte. Alexander stellte sich vor sie und strich ihr eine Haarsträhne, die sich gelöst hatte, hinter das Ohr.

      „Ich hatte einen sehr schönen Abend“, stellte er fest. „Es würde mich freuen, dich morgen beziehungsweise nachher wiederzusehen.“

      Mel atmete erleichtert auf. „Sehr gerne“, stimmte sie zu. „Es war wirklich sehr schön.“

      „Dann hole ich dich um halb vier ab?“, fragte er.

      Mel nickte. „Ich freue mich.“

      Zögerlich näherte er sich ihr. Mel schloss die Augen und kam ihm entgegen. Kurz darauf spürte sie seine vollen Lippen auf ihren. Ein Schauder lief über ihren Rücken und sie öffnete leicht den Mund. Was dann geschah, ließ ihren Schauder abrupt verenden. Alexander schob seine Zunge so tief in ihren Mund, dass sie fast würgen musste. Gleichzeitig bewegte er sie so schnell hin und her, dass sie gar nicht wusste, ob er ihre Zähne reinigen wollte oder sie küsste. Verwirrt blickte sie ihn an, als er sich wieder aufrichtete. Er strich ihr zärtlich über die Wange und ging. Als Mel kurze Zeit später im Bett lag, dachte sie über diesen Kuss nach. Er war grauenvoll gewesen. Da war er, der Harken an diesem attraktiven Mann. Er konnte absolut nicht küssen.

      „Sieh es als Herausforderung“, murmelte sie. „Das ist etwas, was du ihm beibringen kannst.“ Dann drehte sie sich auf die Seite und schlief nichtsdestotrotz mit einem Lächeln im Gesicht ein.

      Den nächsten Tag verbrachten sie am Maschsee. Alexander mietete ein Tretboot, mit dem sie verdammt viel Spaß hatten. Mel hörte irgendwann auf zu zählen, wie oft sie in die Büsche am Ufer fuhren, nur weil sie versuchten, irgendwo anzulegen. Als sie nach ihrer Bootsfahrt auf der Terrasse des direkt am See gelegenen Courtyard-Hotels noch etwas Tranken, hielt sich Mel immer noch den Bauch vor Lachen.

      „Kaum zu glauben, dass du Sport unterrichtest“, gluckste sie.

      „Hey!“, empörte sich Alexander. „Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich selten mit meinen Schülern in der Turnhallte Tretboot fahre.“

      „Vielleicht solltest du das. Ein paar Trockenübungen schaden dir bestimmt nicht.“

      „Ganz schön frech, junge Dame“, stellte er fest.

      Händchenhaltend gingen sie später zurück. Vor Mels Haustür küsste er sie erneut. Wieder war es eine Katastrophe. Mel seufzte.

      „Vielen Dank für den tollen Tag“, sagte er und zog sie in seine Arme. Mel legte ihren Kopf gegen seine Schulter. Wieso konnte ein so verdammt gutaussehender, gut riechender Mann so grauenhaft küssen? Ein Kuss war so wichtig. Er konnte tausend Schmetterlinge in deinem Bauch entstehen lassen, dich frieren und gleichzeitig schwitzen lassen, dir den Verstand rauben. Und er konnte Tote aufwecken. Das hatte schon Dornröschen feststellen müssen.

      „Sehen wir uns am nächsten Wochenende?“

      „Am Samstag bin ich abends unterwegs“, antwortete Mel. Alexander konnte seine Enttäuschung nur schwer verbergen, was Mel absolut süß fand.

      „Aber am Freitagabend hätte ich Zeit“, fügte sie lächelnd hinzu.

      Er strahlte. „Das wäre toll. Wir könnten ins Kino und anschließend noch in die Cocktailbar.“

      „Sehr gerne“, stimmte sie zu. Bevor er sie noch einmal küsste, gab sie ihm einen leichten Kuss auf den Mund und verschwand im Haus.

      „Bin ich zu streng?“, fragte Mel Anna, die sie direkt angerufen hatte, als sie die Wohnung betreten hatte.

      „Schwer zu sagen“, entgegnete Anna. Mel blieb der leichte Unterton nicht verborgen.

      „Was ist los?“, fragte sie sofort nach. „War es nicht schön mit Ben?“

      „Na ja“, zögerte Anna. „Ich drücke es mal so aus: Ich habe da ähnliche Erfahrungen gemacht wie du.“

      „Der Kuss war auch nicht das Gelbe vom Ei“, drückte Mel es vorsichtig aus.

      „Nicht wirklich. Leider wurde es beim Sex nicht besser.“

      „Das Küssen?“, fragte Mel verwundert nach.

      „Der Sex an sich. Zu schnell, zu egoistisch.“

      „Das tut mir leid. Vielleicht war er nur aufgeregt.“

      „Die Aufregung hätte sich bis zum Morgen allerdings legen können“, seufzte ihre Freundin.

      „Du Arme“, warf Mel mitfühlend ein.

      „Ich weiß ja“, fuhr Anna fort, „dass es nicht so sehr auf den Sex ankommt. Ben ist ansonsten ein toller Typ.“

      „Spinnst du!“, widersprach Mel heftig. „Natürlich kommt es auf den Sex an. Das ist mit das Wichtigste in einer Beziehung. Jeder, der etwas anderes behauptet, hatte noch nie schlechten Sex.“

      Anna lachte auf. „Eigentlich hast du recht“, stimmte sie zu.

      „Nicht nur eigentlich. Wenn es im Bett nicht stimmt, kann der Rest noch so toll sein, es wird auf Dauer nicht funktionieren.“

      „Wer ist jetzt die Psychologin?“

      „Was wirst du tun?“, fragte Mel und warf sich aufs Sofa.

      „Ich gebe ihm noch ein bis zwei Chancen.“

      „Zeig ihm doch einfach, wie es geht“, schlug Mel mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht vor.

      „Dito“, konterte Anna.

      „Mal den Teufel nicht an die Wand“, stöhnte Mel. „Ich habe noch die Hoffnung, dass Alexander in dem Bereich keine Nachhilfe braucht.“

      „Ich drücke dir die Daumen. Wann seht ihr euch wieder?“

      6

      Alexander meldete sich regelmäßig per WhatsApp während der Woche. Aber nicht so oft, dass er Mel nervte. Er hatte genau das richtige Maß. Sie fieberte dem Freitag entgegen. Als es endlich an der Tür klingelte, riss sie diese erfreut auf.

      „Hey“, begrüßte er sie, lässig im Türrahmen lehnend. Mel stellte erneut fest, wie attraktiv er war. Diesmal hatte er seine Haare ordentlich gekämmt, roch wie immer fantastisch und trug ein dunkles Hemd zu dunklen Hosen. Eigentlich mochte Mel Männer, die Mut zur Farbe zeigten. Und bei Alexander war es sehr einfach. Zu dunklen Haaren und blauen Augen passte fast alles. Aber sie wollte ja nicht zu viel meckern. Er zog sie in seine Arme, vergrub sein Gesicht in ihren Haaren und sagte: „Du hast mir gefehlt.“

      Mel schmiegte sich an ihn. Ihr Herz klopfte. Sie war glücklich und hatte ihn wirklich vermisst. Dann küsste Alexander sie. Mel versuchte, das Tempo zu drosseln, indem sie sich etwas zurückzog, doch er schien das nicht zu bemerken. Im Gegenteil. Er zog sie noch enger an sich, schob seine Zunge noch tiefer in ihren Mund.

      „Wir kommen zu spät ins Kino“, schob sie ihn sanft von sich.

      Der Film war unterhaltsam. Sie saß angekuschelt an ihm in der letzten Reihe und genoss seine