Das Versprechen. Michaela Santowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Santowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753183282
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      „Manohman. So wütend habe ich dich noch nie erlebt. Was hat er denn gesagt?“

      „Unwichtig“, winkte Mel ab, der ihre Reaktion auf seine Worte peinlich war. „Wichtig ist nur, dass er nicht mehr in meine Nähe kommt. Sonst kastriere ich ihn“, rief sie laut und vernahm kurz darauf Olivers dunkles Lachen. An Anna gewandt sagte sie: „Ich verschwinde jetzt. Bevor ich einen Mord begehe. Wir sehen uns morgen.“

      Anna, die Mel gut kannte und wusste, dass sie sie nicht würde umstimmen können, nickte.

      Oliver blickte dem wegfahrenden Auto hinterher und schmunzelte. Mel reizte ihn. Sie hatte Feuer. Und sie hatte auf ihn reagiert. Ihm war nicht entgangen, dass sich ihr Atem bei seinen Worten beschleunigt hatte. Es musste schon mit dem Teufel zugehen, wenn er sie nicht bekommen würde. Ob er sie behalten würde, wusste er noch nicht. Aber für solche Überlegungen war noch Zeit genug. Grinsend ging er zu den anderen zurück. Vor ihm lag eine aufregende Zeit.

      Zuhause angekommen feuerte Mel wütend ihre Badeklamotten in die Waschmaschine. Was für ein beschissener Tag! Er hatte so gut angefangen. Bis dieser Oliver aufgetaucht war. Sie schmiss den Deckel zu und trat frustriert gegen die Maschine, als diese nicht gleich ansprang.

      „Und du hör gefälligst genau zu, wenn ich dir sage, was ich will!“, schrie sie ihren Spiegel an. „Gutes Aussehen alleine reicht nicht!“ Dann knallte sie die Badezimmertür zu und ging in die Küche, um sich ein Wasser zu holen. Anstatt auf ihrem kleinen Balkon zu sitzen, hätte sie jetzt schön am See liegen, Bratwurst essen und Spaß haben können. Stattdessen musste sie sich Gedanken machen, ob sie noch etwas Essbares im Kühlschrank hatte oder doch den Pizzabringdienst bemühen musste.

      „So ein blöder, dämlicher, arroganter Scheißkerl“, fluchte sie vor sich hin. Noch nie hatte jemand sie dermaßen in Rage versetzt. Jedenfalls nicht in so kurzer Zeit. Allerdings musste sie widerwillig zugeben, dass seine Worte sie erregt hatten. Vor ihrem geistigen Auge hatte sie zwei verschwitzte Körper gesehen, die sich leidenschaftlich im Bett wälzten. „Daran ist nur Alexander schuld“, murmelte sie aufgebracht. „Wenn er nicht so schlecht im Bett gewesen wäre, hätte ich auf solche Worte gar nicht reagiert.“ Ärgerlich auf sich selbst stand sie wieder auf und zog ihre Jogging-Klamotten an. Sie musste sich unbedingt abreagieren. Sie konnte nur hoffen, dass das Olivers erster und letzter Auftritt in ihrer Clique gewesen war. Aber so ganz glaubte sie nicht daran.

      9

      Oliver betrat am nächsten Morgen den Vorlesungssaal der Uni Hannover. Er studierte im dritten Semester Maschinenbau. Nach dem Abi hatte er es vorgezogen, erstmal eine Lehre zu machen. Doch irgendwann merkte er, dass er höher hinaus wollte. Also begann er zu studieren. Die wenigen Frauen, die sich in der Vorlesung befanden, hoben ohne Ausnahme den Kopf und warfen ihm teils offene, teils verstohlene Blicke zu. Oliver war sich seiner Wirkung auf Frauen bewusst. Allerdings musste er einräumen, dass es nicht schwierig war, unter den Studenten aufzufallen. Er war einer der wenigen, die sich anständig kleideten. Nie im Leben würde er ein T-Shirt anziehen, dass ihm fünf Nummern zu groß war und meistens auch noch dreckig. Oder Hosen, wo der Hintern in den Kniekehlen saß. Er fand, wenn man einen durchtrainierten Body hatte, sollte man das auch zeigen. Deswegen waren seine Hosen eng geschnitten, vor allen Dingen am Hintern, und seine T-Shirts sauber und figurbetont. Er trug stets dunkle Jacken, entweder Leder – oder Jeansjacken. Sein Dreitage-Bart war gepflegt, seine Haare gewaschen und gestylt. Er benutzte jeden Morgen Parfum, nicht haufenweise, sondern so, dass es als angenehm empfunden werden konnte. Und leider stach er damit aus der Masse schon heraus. Grüßend hob er die Hand in Richtung André, der weiter oben saß. Einige Frauen kicherten.

      „Alles klar, Ladies?“, fragte er im Vorbeigehen, während er sich seinen Weg zu André bahnte. Seine Gedanken schweiften zum gestrigen Tag und zu Mel. Er glaubte nicht an die Liebe auf den ersten Blick. Sowas war was für kitschige Filme. Aber er glaubte definitiv an Begehren auf den ersten Blick. Und genau das war passiert. Er hatte sie gesehen und wollte sie. So einfach war das. Obwohl sie sich zierte, war er sich sicher, sie früher oder später in seinem Bett zu haben, eher früher als später. Bis jetzt hatte ihm noch keine lange widerstehen können.

      „Ey, Alter“, begrüßte André ihn und schubste sein Zeug beiseite, damit er sich setzen konnte. „Wie war´s Wochenende?“

      Oliver nickte. „Ganz okay.“ André war nur ein Studienkollege, kein Freund. Es gab keinen Grund ihm alles haarklein zu berichten. „Und selbst?“, fragte er ohne wirkliches Interesse. André merkte nicht mal, dass Oliver nicht zuhörte. Ein paar Mädels drehten sich in seine Richtung, tuschelten etwas. Dann stand eine auf und schlenderte auf ihn zu. Erwartungsvoll blickte Oliver sie an.

      „Hast du vielleicht Lust, nachher mit uns zu essen?“, sprach sie so schnell, dass Oliver Mühe hatte, sie zu verstehen.

      Er lächelte sie freundlich an. „Sorry, aber leider bin ich schon verabredet.“

      „Dann vielleicht ein anderes Mal?“

      „Ganz bestimmt.“ Oliver lächelte sie an, was ihr augenblicklich eine leichte Röte in die Wange schießen ließ. Sie murmelte etwas das so ähnlich klang wie Ich freu mich drauf und verschwand wieder.

      André starrte der Frau hinterher. „Wie machst du das bloß?“

      Oliver zuckte mit den Schultern. „Wer hat der hat.“

      „Vielleicht sollte ich mir die Haare dunkel färben“, überlegte André laut.

      Und deinen Kleidungsstil dringend ändern, dachte Oliver, sagte aber nichts. Als die Vorlesung zu Ende war, eilte Oliver nach draußen und schickte Torsten eine WhatsApp.

       Ich hatte gestern echt viel Spaß. Deine Freunde sind top. Liegt am Wochenende wieder etwas an?

      Kurze Zeit später kam die Antwort.

      Du hältst mich wohl für dämlich Ich füge dich unserer WhatsApp Gruppe hinzu, damit du genau weißt, wann du Mel wo finden kannst. Freue mich trotzdem, dich wieder häufiger zu sehen

      Oliver schmunzelte. Das Projekt ´Mel erobern´ konnte beginnen.

      „Hast du das gesehen?“, fauchte Mel als Anna die Tür öffnete. Demonstrativ hielt sie ihr das Handy vor die Nase und stürmte in die Wohnung.

      „Komm doch rein“, seufzte Anna und schloss die Tür.

      Mel tigerte im Wohnzimmer auf und ab.

      „Möchtest du was Trinken?“, fragte Anna.

      „Ich nehme einen Mojito.“

      Anna zeigte ihr einen Vogel. „Ich mixe doch nicht an einem stinknormalen Montag irgendwelche Cocktails für dich. Ich habe außerdem morgen Vorlesung.“

      „Ein Glas Weißwein tut es auch.“

      Anna reichte ihr zwei Gläser und öffnete eine Flasche. Dann setzten sie sich gemeinsam aufs Sofa.

      „Was ist denn passiert?“, fragte Anna, während sie einen Schluck des herrlich erfrischenden Weines trank.

      „Torsten hat diesen Oliver hinzugefügt.“

      „Habe ich gesehen“, sagte Anna.

      „Mehr hast du nicht zu sagen?“, fragte Mel entsetzt.

      Anna zuckte mit den Schultern. „Ich finde ihn nett. Wir hatten noch viel Spaß gestern, als du weg warst.“

      „Das kann ich mir vorstellen.“ Mel schaute ihre Freundin beleidigt an.

      „Jetzt reg dich ab! Klar hält er sich für den Mittelpunkt der Welt“, erklärte sie. „Das ist kaum zu übersehen. Aber er ist auch wirklich sehr attraktiv.“

      „Na und? Gibt ihm das das Recht, sich so zu benehmen?“

      „Was genau hat er denn gesagt, dass du sogar einen Tag später noch dermaßen wütend bist?“

      „Er