Das Versprechen. Michaela Santowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Santowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753183282
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App“, erwiderte Anna schlicht.

      „Oh je. Ich hoffe, du hast seinen Beruf vorher abgecheckt.“

      „Er ist Grundschullehrer.“

      „Klingt gut. Erzähl!“

      Anna berichtete ihr, dass sie ihn am Sonntagabend entdeckt hatte. Sie hatten relativ schnell Nummern ausgetauscht und waren seitdem am Chatten. Er war humorvoll und sehr aufmerksam.

      „Jedenfalls treffen wir uns am Samstag.“

      „Das freut mich für dich. Ich drücke dir die Daumen, dass er kein Reinfall wird.“ Obwohl Mel ihrer Freundin das alles wirklich von Herzen gönnte, versetzte es ihr auch gleichzeitig einen Stich.

      „Das wird er nicht“, vernahm sie Annas Stimme. „Und falls doch, gehen wir einfach.“

      „Wir?“, harkte Mel nach.

      „Doppeldate. Das waren deine Worte.“

      „Ich wollte ein Doppeldate“, betonte Mel das Wort Ich.

      „Und ich habe es arrangiert. Ben hat einen Freund. Ebenfalls Lehrer. Ich hole dich am Samstag um acht ab. Wir gehen essen. Mexikanisch“, fügte sie hinzu.

      „Ich muss lange arbeiten“, widersprach Mel.

      „Dann arbeite schneller. Wir sehen uns Samstag.“ Anna hatte aufgelegt.

      Mel schüttelte den Kopf. Eigentlich hatte sie noch genug vom letzten Date. Aber wenigstens war Anna diesmal mit dabei. Und wer weiß …

      Der Rest der Woche verging wie im Flug. Das Team saß stundenlang zusammen und grübelte über vernünftige Texte. Herr Schwab lobte Mel oft wegen ihrer kreativen Ideen, was Mel viel bedeutete.

      Am Samstag erwischte sie gerade noch die U-Bahn, die sie pünktlich nach Hause brachte, damit sie wenigstens noch eine Stunde Zeit für Dusche und Make-up hatte.

      Pünktlich um acht stand Anna vor der Tür. Sie trug einen engen, dunkelblauen Samtpullover zu schwarzen Stretch-Jeans und hochhakigen schwarzen Sandalen. Ihre dunklen Locken hatte sie an den Seiten mit zwei Spangen gebändigt. Mel hatte sich für eine rote Bluse entschieden, die sie locker über ihren Blue-Jeans geknotet trug. Dazu rote Sandalen. Ihre blonden Haare lagen als langer Zopf geflochten über ihrem Rücken.

      „Wir sehen gut aus“, stellte Anna fest.

      „Das tun wir“, bestätigte Mel, hakte ihre Freundin unter und ging gemeinsam mit Anna zur U-Bahn.

      „Keine Sorge“, beruhigte Anna Mel, als sie vor dem Restaurant ankamen. „Heute wirst du definitiv mehr Spaß haben.“

      Mel lächelte gezwungen. „Viel weniger geht ja auch nicht.“

      „Dort hinten sind sie“, sagte Anna, nachdem sie den Mexikaner betreten hatten und deutete auf einen Tisch, an dem zwei Männer ihnen freundlich entgegenblickten. Mel folgte Anna. Die beiden jungen Männer erhoben sich, als Anna und Mel direkt vor ihnen standen, und reichten ihnen die Hand.

      „Schön, dass es geklappt hat“, stellte Ben fest. Anna erwiderte sein Lächeln. „Finde ich auch.“ Mel wandte ihre Aufmerksamkeit dem Freund zu. Ihr erster Gedanke war, dass sie niemals einen so attraktiven Lehrer in der Grundschule gehabt hatte.

      „Hi. Ich bin Alexander“, stellte er sich vor.

      Er hatte längere, dunkelbraune Haare, die er in einem Seitenscheitel, leicht zerstruppelt trug. Seine Augen waren blau, was für Mel eine der attraktivsten Mischungen überhaupt war. Seine Gesichtszüge sahen aus wie gemeißelt, seine Lippen waren voll und sein Lächeln zum Dahinschmelzen. Er trug einen dunklen Wollpullover, kombiniert mit dunklen Jeans und schwarzen Halbschuhen. Er war mit Sicherheit Sportlehrer, da sein Körper durchaus als athletisch bezeichnet werden konnte. Mel ergriff seine Hand und stellte erfreut fest, dass er einen festen, angenehmen Händedruck hatte. Der Abend fing schon mal vielversprechend an. Die Mädels setzten sich den Männern gegenüber. Alexander reichte Mel die Speisekarte. Sie atmete auf. Diesmal durfte sie anscheinend selber entscheiden, was sie trinken und essen wollte.

      Vom ersten Moment an unterhielten sich die vier angeregt. Sie waren auf einer Wellenlänge, und Mel fragte sich mehr als einmal, warum jemand wie Alexander noch zu haben war.

      „Wo wollen die Damen denn diesen tollen Abend ausklingen lassen?“, erkundigte sich Ben.

      „Ich kenne eine sehr gute Cocktailbar“, schlug Alexander vor und blickte fragend in die Runde. Er erntete zustimmendes Nicken.

      Die Rechnung teilten sich die Männer.

      „Dafür geht die erste Runde Cocktails auf uns“, bemerkte Anna.

      „Einverstanden“, stimmte Ben zu und bot Anna seinen Arm.

      Alexander ergriff Mels Hand, warf ihr aber einen fragenden Blick zu. Mel lächelte und drückte seine Hand leicht. Er ging vor und führte sie aus dem Restaurant.

      „Ich sehe das anders“, lachte Ben und warf Mel einen, wie er wohl hoffte, strengen Blick zu. „Mathe kann durchaus faszinierend sein, wenn man es richtig vermittelt.“

      Mel schüttelte heftig den Kopf. „Nichts an Mathe ist faszinierend“, widersprach sie.

      Ben sah Alexander hilfesuchend an.

      „Halt mich da raus!“, hob Alexander abwehrend die Hände.

      „Du bist mir keine Hilfe“, stellte Ben enttäuscht fest.

      „Das liegt daran, dass Mel wesentlich besser aussieht als du“, konterte Alexander. „Ich bin ihr vollkommen verfallen.“ Zur Bestätigung legte er Mel den Arm um die Schultern, um sie kurz an sich zu ziehen.

      Mel hauchte ihm einen leichten Kuss auf die Wange und warf Ben einen triumphierenden Blick zu. Dieser wandte sich hilfesuchend an Anna.

      „Sorry. Mit der Meinung stehst du alleine dar“, erklärte sie schlicht.

      „Alle haben sich gegen mich verschworen. Ich bin beleidigt.“

      Alexander lachte laut auf. „Ich hol uns noch eine Runde. Das hilft bestimmt.“

      „Ich helfe dir tragen“, stellte Ben fest. „Dann kann ich dich unauffällig verprügeln, weil du mir in den Rücken gefallen bist.“

      Die beiden verschwanden.

      „Und?“, fragte Anna. „Was sagst du?“

      „Wo ist der Harken? Die beiden sind absolute Hauptgewinne.“

      Anna nickte zustimmend. „Ich habe auch noch keinen Fehler gefunden.“

      „Wahrscheinlich haben sie an jedem Finger eine Freundin“, mutmaßte Mel. „Und wir sind die Frauen für Samstage.“

      „Das werden wir wohl rausfinden müssen.“

      Mel riss erstaunt die Augen auf. „Soll das etwa heißen, du willst Ben bis Sonntag behalten?“

      „Muss ich doch“, sagte Anna unschuldig. „Wie soll ich sonst rausfinden, ob es eine Sonntagsfrau gibt.“

      „Du bist unmöglich.“

      „Ich studiere Psychologie“, verteidigte sich Anna. „Es ist sozusagen meine Pflicht, alles zu hinterfragen und zu beweisen.“

      Mel umarmte ihre Freundin kurz. „Es sei dir gegönnt.“

      Drei Stunden später verließen sie die Cocktailbar. Mittlerweile war es bereits halb drei.

      „Was haltet ihr von einem nächtlichen Spaziergang?“, fragte Ben. „Wir bringen euch nach Hause und suchen uns von dort ein Taxi.“

      „Sehr gerne“, stimmte Anna zu und schmiegte sich in Bens Arm.

      „Vorausgesetzt Mel wohnt in deiner Nähe“, warf Alexander ein.

      „Zwei Straßen weiter“, erklärte Mel.

      „Das