beeilten sich darum und waren über den Anblick des Köhlers
nicht weniger erstaunt, als ich vorher. Besonders der Engländer
schien vor Verwunderung sprachlos; doch auch der Bannah
bewunderte die Nase Master Lindsays mit einer Miene, die an
Wahrheit des Ausdruckes nichts zu wünschen übrig ließ.
Endlich kam dem Englishman die Sprache wieder:
"Pfui Teufel!" rief er. "Wer ist das? Ein Gorilla?"
"Nein, sondern ein Kurde vom Stamme der Bannah."
"O weh! Wasch dich!" brüllte er den armen Kerl an; da aber
dieser sein Englisch nicht verstand, so blieb es mit der Kohle
einstweilen noch beim alten. Mittlerweile waren die Pferde
angepflockt und die Decken auf dem Moose ausgebreitet. Wir
setzten uns nieder, und ich gab Mohammed die nötige Auskunft
über den Köhler, der unser Führer sein wolle. Wir beschlossen,
ihn scharf zu beobachten.
Dieser schleppte jetzt aus der Hütte einen Sack groben Mehles
und brachte dann ein Tongefäß voll Salz.
Hierauf folgte ein Topf, der Jahre hindurch mysteriösen Zwecken
gedient zu haben schien. Sodann öffnete er eine kleine Grube
hinter dem Hause. Sie war mit Steinen ausgekleidet und enthielt
seinen Fleischvorrat, der in zwei Hasen und einem bereits
"angespeisten" Rehe bestand. Nun konnten wir wählen. Wir
entschieden uns für das Reh. Es wurde an dem Wasser gehörig
ab- und ausgespült; dann machten wir ein Feuer nebst
Bratspießvorrichtung, und während Halef die Pferde tränkte und
der Kurde mit seinem langen Messer Futter für sie schnitt, gab
ich mich der so viel Aufmerksamkeit erheischenden, aber auch
lohnenden Beschäftigung des Bratspießdrehens hin.
"Schmutziger Kerl!" brummte der Engländer; "aber auch fleißig.
Schade!"
"Warum schade?"
"Miserabler Topf! Yes! Wäre so schön gewesen, wenn Topf
reinlicher wäre. Könnte so schön darin braten!"
"Aber was denn, zum Kuckuck?"
"Pudding."
"Pudding? Ah! Wie kommt Ihr auf einmal auf Pudding, Sir?"
"Hm! Bin ich nicht Englishman?"
"Allerdings. Aber sagt mir doch um aller Welt willen, was für
einen Pudding Ihr hier backen wolltet?"
"Irgend einen. Yes!"
"Ich kenne über zwanzig Puddingarten, aber keine einzige, die
wir hier bereiten könnten."
"Ah! Oh! Warum?"
"Weil alles fehlt."
"Alles? O, no! Haben Reh, Mehl, Salz - alles!"
"Reh, Mehl, Salz - alles! Schön, Sir, ich werde mir dieses
köstliche Rezept merken! Was man sonst zum Fleischpudding zu
brauchen pflegt: Speck, Eier, Zwiebel, Pfeffer, Zitrone,
Petersilie, Senf-Sauce, verdirbt nur das Gericht."
"So ist es! Well!"
Er erhielt statt seines Pudding ein tüchtiges Stück Rehkeule, von
dem er auch nichts übrig ließ. Als ich den Braten zu zerlegen
begann, stand der Kurde an der Ecke seines Häuschens und
leckte sehnsüchtig den Ruß von seinen Fingern.
"Komm her, Allo, und iß mit!" lud ich ihn ein.
Im Nu hatte ich ihn an meiner Seite, und ich sah es ihm an, daß
wir von diesem Augenblick an dicke Freunde seien.
"Was kostet dein Reh?" fragte ich ihn.
"Herr, ich schenke es euch. Ich fange mir ein anderes."
"Ich werde es dir dennoch bezahlen. Hier nimm!"
Ich langte in das verborgene Fach meines Gürtels und holte zwei
Piaster hervor, die ich ihm gab.
"O, Herr, deine Seele ist voller Barmherzigkeit! Willst du nicht
auch die Hasen braten?"
"Wir nehmen sie morgen mit."
In der Nähe des Häuschens lag ein großer Haufen Laub. Dieses
schleppte der Kurde nun herbei, um uns ein fünffaches Lager zu
bereiten. Mit Hilfe unserer Decken brachte er es wirklich ganz
prachtvoll zustande, so daß wir uns am andern Morgen
gestanden, lange nicht so gut geschlafen zu haben.
Vor dem Aufbruche aß ein jeder von uns ein Stück von dem
übrig gebliebenen Rehbraten.
"Habt es bezahlt, Master," sagte Lindsay; "werde es Euch
wiedergeben."
"Kleinigkeit!"
"Wird dieser Gorilla uns führen, und wieviel erhält er?"
"Zwei Piaster pro Tag."
"Werd ich ihm geben. Verstanden?"
"Gut, Sir!"
Da auch die Haddedihn einverstanden waren, den Kurden als
Führer mitzunehmen, so nahm ich diesen ins Examen.
Führer mitzunehmen, so nahm ich diesen ins Examen.
"Hast du einmal vom Kiupri-See gehört?"
"Ich war dort."
"Wie weit ist es bis dorthin?"
"Wollt ihr viele Dörfer sehen oder wenige?"
"Wir wollen wenig Menschen treffen."
"So werdet ihr sechs Tage brauchen."
"Welches ist der Weg?"
"Man geht von hier bis an den Berozieh und am Wasser empor
bis nach Amehdabad; dann geht ein Paß nach rechts ab, welcher
nach Kizzelzieh führt, und dort sieht man das Wasser, welches in
den Kiupri-See läuft."
Das war zu meiner Verwunderung und Genugtuung ganz genau
derselbe Weg, den ich vorgezeichnet hatte.
Der Bulbassi-Kurde, der mir diese Gegenden beschrieben hatte,
war also doch ein guter Berichterstatter gewesen.
"Willst du uns führen?" fragte ich neuerdings.
"Herr, ich kann euch führen, bis man nach Bagdad zu die Ebene
"Herr, ich kann euch führen, bis man nach Bagdad zu die Ebene
erreicht!" antwortete er.
"Wie hast du diese Pfade kennen gelernt?"
"Ich habe die Händler geführt, die beladen in die Berge kommen
und dann leer wieder gehen. Damals war ich noch nicht
Kümürdar."
Dieser Mann war trotz seines Schmutzes eine wahre Perle für
uns. Er schien ein wenig beschränkt zu sein, aber ein ehrliches,
anhängliches Gemüt zu haben. Darum beeilte ich