Piaster erhalten. Wenn du uns treu dienst, so darfst du dir auch
ein Pferd kaufen, das wir dir dann schenken. Bist du zufrieden?"
Ein Pferd! Das war ein unendlicher Reichtum für ihn. Er ergriff
meine Hand und drückte sie mit großer Inbrunst an die Stelle
seines Bartes, unter der man aus anatomischen Gründen seinen
Mund vermuten mußte.
"O Herr! Deine Freundlichkeit ist größer als diese Berge! Darf
ich auch meinen Hund mitnehmen, und werdet ihr ihm Futter
geben?"
"Ja. Wir können Wild genug für ihn schießen."
"Ich danke dir; ich habe keine Flinte und muß das Wild in der
"Ich danke dir; ich habe keine Flinte und muß das Wild in der
Schlinge fangen. Wann wirst du mir das Pferd kaufen?"
"So bald als möglich."
Er hatte Salz, und ich trug ihm auf, einen Vorrat davon
mitzunehmen.
Welch ein kostbarer Artikel das Salz ist, lernt man erst dann
erkennen, wenn man es monatelang entbehren muß. Die meisten
Beduinen und auch viele Kurden sind nicht an seinen Genuß
gewöhnt.
Allo war schnell mit seinen Vorbereitungen zu Ende. Er
versteckte sein Mehl und Salz in das erwähnte Loch, ergriff sein
Messer nebst dem fürchterlichen Spieß und tat seinen Hund an
die Leine, die er sich um die Hüften schlang. Eine
Kopfbedeckung gab es bei ihm nicht.
Wir begannen diesen Tagmarsch mit erneutem Vertrauen auf
unser gutes Glück. Unser Führer leitete uns scharf nach Süd, bis
wir am Mittag den Berozieh erreichten. Hier machten wir Rast
und badeten in den Wellen des Flusses. Glücklicherweise ließ
Allo sich von mir bereden, ein Gleiches zu tun. Er gebrauchte
den reichlich vorhandenen Sand als Seife und verließ als ein
anderer Mensch die wohltätigen Wellen.
Wir schlugen jetzt eine östliche Richtung ein, mußten aber
manche Umwege machen, da am Flusse viele Ansiedlungen und
Nomadenlager waren, die wir zu umgehen für notwendig hielten.
Am Abend übernachteten wir am Ufer eines Baches, der rechts
vom Gebirge herab dem Berozieh entgegeneilte.
Wir hatten am nächsten Morgen kaum eine Stunde zurückgelegt,
als der Kurde stehen blieb und mich an mein Versprechen
erinnerte, ihm ein Pferd zu kaufen. In der Nähe habe er einen
Bekannten, dessen Pferd feil sei.
"Wohnt er in einem großen Dorfe?" fragte ich.
"Es sind nur vier Häuser da."
Das war mir lieb, denn ich wollte so viel wie möglich alles
Aufsehen vermeiden und ich konnte den Kurden doch auch nicht
allein fortlassen, da ich mich noch nicht überzeugt hatte, ob er
verschwiegen sei.
"Wie alt ist das Pferd?"
"Es ist noch jung, fünfzehn Jahre."
"Schön. Wir werden miteinander gehen, um es zu besehen,
während die anderen auf uns warten. Suche einen Ort, wo sie
unentdeckt bleiben können!"
Nach einer Viertelstunde sahen wir unten am Wasser einige
Häuser liegen.
Häuser liegen.
"Das ist es," sagte Allo. "Warte hier, ich werde deine Freunde
verstecken."
Er führte sie weiter, kehrte aber schon nach einigen Minuten
zurück.
"Wo sind sie?"
"In einem Dickicht, wohin niemand kommt."
"Du wirst den Leuten da unten nicht sagen, wer ich bin, auch
nicht, wohin wir gehen, und daß vier auf uns warten!"
"Herr, ich sage kein Wort. Du bist so gut mit mir, und ich liebe
dich. Habe keine Sorge!"
Ich ritt die nicht sehr steile Anhöhe hinab und befand mich bald
vor einem Haus, unter dessen vorspringendem Dache
verschiedene Pack- und Reitsättel hingen. Hinter dem Hause war
eine Art Corral, in dem einige Pferde herumsprangen. Ein alter,
hagerer Kurde trat uns entgegen.
"Allo, du?" fragte er erstaunt. "Der Prophet segne dein Kommen
und alle deine Wege!" Und leise setzte er hinzu: "Wer ist dieser
große Herr?"
Der Gefragte war so politisch, laut zu antworten:
Der Gefragte war so politisch, laut zu antworten:
"Dieser Herr ist ein Effendi aus Kerkuk, der nach Kelekowa will,
um dort mit dem Pascha von Sinna zusammenzutreffen. Da ich
die Wege kenne, so soll ich ihn führen. Hast du das Pferd noch,
das dir übrig ist?"
"Ja," antwortete der Mann, dessen Blick voll Bewunderung an
meinem Pferde hing. "Es befindet sich hinter dem Hause.
Komm!"
Ich wollte die beiden nicht allein lassen und stieg daher
schleunigst ab, um ihnen zu folgen, nachdem ich mein Pferd
angehängt hatte.
Das betreffende Tier gehörte nicht zu den schlechtesten; ich hielt
es nicht für so alt, wie mir Allo angegeben hatte, und da Pferde
da waren, die mir weniger wert zu sein schienen, so wunderte ich
mich, daß grad dieses dem Besitzer feil sei.
"Was soll es kosten?" erkundigte ich mich.
"Zweihundert Piaster," lautete die Antwort.
"Führe es vor!"
Er zog es aus der Umzäunung, ließ es gehen, traben und auch
galoppieren und machte dadurch meinen Verdacht rege; denn es
war wirklich mehr wert als den geforderten Preis.
"Lege den Packsattel an und eine Last darauf!"
Es geschah, und das Tier folgte gehorsam jedem Fingerzeig.
"Hat dieses Tier einen Fehler?"
"Keinen einzigen, Chodih!" beteuerte er.
"Es hat einen, und es ist besser, wenn du ihn mir sagst. Das Pferd
ist für deinen Freund Allo, den du nicht betrügen wirst."
"Ich betrüge ihn nicht."
"Nun wohl, so will ich versuchen, den Fehler zu entdecken.
Nimm das Gepäck herab und leg einen Reitsattel auf!"
"Warum, Herr?"
Diese Frage verriet mir, daß ich auf der richtigen Fährte sei.
"Weil ich es so haben will!"