Von Bagdad nach Stambul - 400 Seiten. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742705907
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"Du sollst uns bis zur Ebene führen und alle Tage deine zwei

       Piaster erhalten. Wenn du uns treu dienst, so darfst du dir auch

       ein Pferd kaufen, das wir dir dann schenken. Bist du zufrieden?"

       Ein Pferd! Das war ein unendlicher Reichtum für ihn. Er ergriff

       meine Hand und drückte sie mit großer Inbrunst an die Stelle

       seines Bartes, unter der man aus anatomischen Gründen seinen

       Mund vermuten mußte.

       "O Herr! Deine Freundlichkeit ist größer als diese Berge! Darf

       ich auch meinen Hund mitnehmen, und werdet ihr ihm Futter

       geben?"

       "Ja. Wir können Wild genug für ihn schießen."

       "Ich danke dir; ich habe keine Flinte und muß das Wild in der

       "Ich danke dir; ich habe keine Flinte und muß das Wild in der

       Schlinge fangen. Wann wirst du mir das Pferd kaufen?"

       "So bald als möglich."

       Er hatte Salz, und ich trug ihm auf, einen Vorrat davon

       mitzunehmen.

       Welch ein kostbarer Artikel das Salz ist, lernt man erst dann

       erkennen, wenn man es monatelang entbehren muß. Die meisten

       Beduinen und auch viele Kurden sind nicht an seinen Genuß

       gewöhnt.

       Allo war schnell mit seinen Vorbereitungen zu Ende. Er

       versteckte sein Mehl und Salz in das erwähnte Loch, ergriff sein

       Messer nebst dem fürchterlichen Spieß und tat seinen Hund an

       die Leine, die er sich um die Hüften schlang. Eine

       Kopfbedeckung gab es bei ihm nicht.

       Wir begannen diesen Tagmarsch mit erneutem Vertrauen auf

       unser gutes Glück. Unser Führer leitete uns scharf nach Süd, bis

       wir am Mittag den Berozieh erreichten. Hier machten wir Rast

       und badeten in den Wellen des Flusses. Glücklicherweise ließ

       Allo sich von mir bereden, ein Gleiches zu tun. Er gebrauchte

       den reichlich vorhandenen Sand als Seife und verließ als ein

       anderer Mensch die wohltätigen Wellen.

       Wir schlugen jetzt eine östliche Richtung ein, mußten aber

       manche Umwege machen, da am Flusse viele Ansiedlungen und

       Nomadenlager waren, die wir zu umgehen für notwendig hielten.

       Am Abend übernachteten wir am Ufer eines Baches, der rechts

       vom Gebirge herab dem Berozieh entgegeneilte.

       Wir hatten am nächsten Morgen kaum eine Stunde zurückgelegt,

       als der Kurde stehen blieb und mich an mein Versprechen

       erinnerte, ihm ein Pferd zu kaufen. In der Nähe habe er einen

       Bekannten, dessen Pferd feil sei.

       "Wohnt er in einem großen Dorfe?" fragte ich.

       "Es sind nur vier Häuser da."

       Das war mir lieb, denn ich wollte so viel wie möglich alles

       Aufsehen vermeiden und ich konnte den Kurden doch auch nicht

       allein fortlassen, da ich mich noch nicht überzeugt hatte, ob er

       verschwiegen sei.

       "Wie alt ist das Pferd?"

       "Es ist noch jung, fünfzehn Jahre."

       "Schön. Wir werden miteinander gehen, um es zu besehen,

       während die anderen auf uns warten. Suche einen Ort, wo sie

       unentdeckt bleiben können!"

       Nach einer Viertelstunde sahen wir unten am Wasser einige

       Häuser liegen.

       Häuser liegen.

       "Das ist es," sagte Allo. "Warte hier, ich werde deine Freunde

       verstecken."

       Er führte sie weiter, kehrte aber schon nach einigen Minuten

       zurück.

       "Wo sind sie?"

       "In einem Dickicht, wohin niemand kommt."

       "Du wirst den Leuten da unten nicht sagen, wer ich bin, auch

       nicht, wohin wir gehen, und daß vier auf uns warten!"

       "Herr, ich sage kein Wort. Du bist so gut mit mir, und ich liebe

       dich. Habe keine Sorge!"

       Ich ritt die nicht sehr steile Anhöhe hinab und befand mich bald

       vor einem Haus, unter dessen vorspringendem Dache

       verschiedene Pack- und Reitsättel hingen. Hinter dem Hause war

       eine Art Corral, in dem einige Pferde herumsprangen. Ein alter,

       hagerer Kurde trat uns entgegen.

       "Allo, du?" fragte er erstaunt. "Der Prophet segne dein Kommen

       und alle deine Wege!" Und leise setzte er hinzu: "Wer ist dieser

       große Herr?"

       Der Gefragte war so politisch, laut zu antworten:

       Der Gefragte war so politisch, laut zu antworten:

       "Dieser Herr ist ein Effendi aus Kerkuk, der nach Kelekowa will,

       um dort mit dem Pascha von Sinna zusammenzutreffen. Da ich

       die Wege kenne, so soll ich ihn führen. Hast du das Pferd noch,

       das dir übrig ist?"

       "Ja," antwortete der Mann, dessen Blick voll Bewunderung an

       meinem Pferde hing. "Es befindet sich hinter dem Hause.

       Komm!"

       Ich wollte die beiden nicht allein lassen und stieg daher

       schleunigst ab, um ihnen zu folgen, nachdem ich mein Pferd

       angehängt hatte.

       Das betreffende Tier gehörte nicht zu den schlechtesten; ich hielt

       es nicht für so alt, wie mir Allo angegeben hatte, und da Pferde

       da waren, die mir weniger wert zu sein schienen, so wunderte ich

       mich, daß grad dieses dem Besitzer feil sei.

       "Was soll es kosten?" erkundigte ich mich.

       "Zweihundert Piaster," lautete die Antwort.

       "Führe es vor!"

       Er zog es aus der Umzäunung, ließ es gehen, traben und auch

       galoppieren und machte dadurch meinen Verdacht rege; denn es

       war wirklich mehr wert als den geforderten Preis.

       "Lege den Packsattel an und eine Last darauf!"

       Es geschah, und das Tier folgte gehorsam jedem Fingerzeig.

       "Hat dieses Tier einen Fehler?"

       "Keinen einzigen, Chodih!" beteuerte er.

       "Es hat einen, und es ist besser, wenn du ihn mir sagst. Das Pferd

       ist für deinen Freund Allo, den du nicht betrügen wirst."

       "Ich betrüge ihn nicht."

       "Nun wohl, so will ich versuchen, den Fehler zu entdecken.

       Nimm das Gepäck herab und leg einen Reitsattel auf!"

       "Warum, Herr?"

       Diese Frage verriet mir, daß ich auf der richtigen Fährte sei.

       "Weil ich es so haben will!"