Von Bagdad nach Stambul - 400 Seiten. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742705907
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und dann hieß ich ihn aufsteigen.

       "Herr, ich kann nicht," entschuldigte er sich.

       "Warum nicht?"

       "Ich habe das Gewitter (* Das Reißen.) im Beine. Ich kann nicht

       "Ich habe das Gewitter (* Das Reißen.) im Beine. Ich kann nicht

       reiten."

       "So werde ich es selbst tun!"

       Ich sah es ihm an, daß ich der Entdeckung jetzt nahe sei. Das

       Pferd ließ mich herantreten, doch sobald ich den Fuß erhob, um

       in den Bügelschuh zu treten, wich es zur Seite. Es wollte mir nicht

       gelingen, in den Sattel zu kommen, bis ich es hart an die Mauer

       des Gebäudes stellte. Jetzt saß ich auf, sofort aber ging es hinten

       in die Höhe, daß es sich fast nach vorn überschlug; dann stieg es

       vorn empor, beinahe mehr als kerzengerade; es bockte zur Seite

       und machte so gewaltige Luftsprünge, daß ich die erste

       Gelegenheit ergriff, mich aus dem Sattel zu werfen. Ich tat dies

       mit Vorbedacht so, daß ich zur Erde fiel und es den Anschein

       hatte, als ob ich abgeworfen worden sei.

       "Mann, dieses Pferd ist keinen Para, viel weniger zweihundert

       Piaster wert! Kein Mensch kann es reiten. Es ist verdorben

       worden."

       "Herr, es ist gut. Vielleicht will es nur dich nicht dulden."

       "Ich kenne das! Es hat lange Zeit unter einem schlechten Sattel

       und unter einem noch schlimmeren Reiter gelitten; das merkt sich

       so ein Tier. Wer soll es nun besteigen? Es ist höchstens noch als

       Packpferd zu verwenden."

       "Brauchst du kein Packpferd, Herr?"

       "Brauchst du kein Packpferd, Herr?"

       "Nein. Jetzt nicht, sondern erst später."

       "So kaufe es, denn du wirst nicht gleich ein Pferd finden, wenn

       du es brauchst."

       "Soll ich mich mit einem Tiere schleppen, das mir jetzt zur Last

       ist?"

       "Du sollst es um hundertfünfzig Piaster haben!"

       "Ich gebe dir hundert, und keinen Para mehr."

       "Herr, du scherzest!"

       "Behalte es! Ich finde in Banna ein anderes. Komm, Allo!"

       Ich bestieg meinen Rappen, und der Köhler folgte mir mit

       betrübter Miene. Wir hatten aber kaum fünfzig Schritte

       zurückgelegt, so hörten wir rufen:

       "Gib hundertdreißig, Herr!"

       Ich antwortete nicht.

       "Hundertzwanzig!"

       Ich ritt weiter, ohne mich umzublicken.

       "Komm zurück, Herr; du sollst es für hundert haben!"

       Jetzt blieb ich halten und fragte, ob er auch einen Reitsattel und

       eine Decke zu verkaufen habe. Als er bejahte, kehrte ich zurück

       und kaufte einen ganz passablen Sattel nebst Decke für vierzig

       Piaster. Und was das Vorteilhafteste war: der Händler nahm den

       Preis ganz willig in altem Beschlik (* Geringes Metallgeld.) an,

       der sich nach und nach in meiner Tasche angesammelt hatte. Ich

       legte, nachdem ich bezahlt hatte, dem Pferd den Sattel und das

       Zaumzeug an und nahm dann von dem Kurden Abschied.

       "Lebe wohl! Du wolltest deinen Freund betrügen, aber du wirst

       gleich sehen, daß er das Pferd für den dritten Teil seines Wertes

       hat."

       Der Mann antwortete mir nur mit einem schlauen, überlegenen

       Lächeln. Auch Allo verabschiedete sich von ihm und wollte dann

       sein Pferd besteigen. Sein behaartes Gesicht, oder vielmehr nur

       die Teile desselben, die man sehen konnte, erglänzte vor Freude

       und Entzücken darüber, daß er nun hoch zu Roß in die Welt

       hineinreiten konnte. Aber der Kurde ergriff ihn beim Arme.

       "Um des Propheten willen, steige nicht auf! Das Pferd wird dich

       abwerfen, und du brichst den Hals."

       "Dieser Mann hat recht," stimmte ich bei. "Steig du jetzt auf mein

       Pferd. Es wird dich sicher tragen, und ich will mich hier auf

       dieses setzen, um ihm zu zeigen, daß es zu gehorchen hat."

       dieses setzen, um ihm zu zeigen, daß es zu gehorchen hat."

       Allo kletterte wirklich mit größtem Vergnügen auf den Rücken

       meines Hengstes, welcher sich dieses ehrenrührige Attentat ganz

       ruhig gefallen ließ, weil er mich in der Nähe wußte. Ich aber

       drängte den Klepper an die Mauer und kam glücklich in den

       Sattel. Wieder stieg er empor; ich ließ ihm einige Augenblicke

       lang den Willen, dann aber nahm ich ihn kurz und faßte ihn

       zwischen die Schenkel. Er wollte steigen - es ging nicht mehr; er

       brachte es bloß zu einem krampfhaften Spielen der Hufe, und

       endlich ging ihm der Atem aus, der Schweiß stand ihm auf allen

       Poren, und von seinem Maul tropfte der Schaum in großen

       Flocken - er stand, trotzdem ich ihm die Schenkel wieder nahm.

       "Er ist bezwungen, Mann," lachte ich vergnügt. "Paß auf, wie er

       sich reiten läßt, und versuche nicht wieder, einen Freund zu

       übervorteilen! Allah sei mit dir!"

       Ich ritt voran, und mein Rih folgte mit edler Bescheidenheit dem

       Klepper.

       "Chodih," fragte der Köhler, "nun ist wohl dieser Schwarze

       mein?"

       Hm! Auch eine Frage!

       "Nein," antwortete ich.

       "Warum nicht?"

       "Warum nicht?"

       "Dieser Schwarze würde dich abwerfen, sobald ich nicht mehr in

       seiner Nähe bin. Du sollst ihn nur heute reiten, denn morgen wird

       dieses Pferd hier gehorsam geworden sein."

       "Und wird es mir auch dann gehören, wenn ich von euch

       scheide?"

       "Ja, wenn wir nämlich mit dir zufrieden sind."

       "O ich werde alles tun, was du von mir forderst!"

       Wir gelangten an das Dickicht, wo sich die Gefährten verborgen

       hielten. Sie schlossen sich uns wieder an und zeigten sich sehr

       zufrieden über den guten Handel, den ich gemacht hatte. Nur

       Halef war ungehalten.

       "Sihdi," sagte er, "das wird dir Allah nie vergeben, daß du deinen

       Rih eine solche Kröte tragen lässest. Er mag sich auf mein Pferd

       setzen, während ich den Rappen nehme."

       "Laß ihn, Halef! Es würde ihn beleidigen."

       "Maschallah, wie kann ein Kurde beleidigt werden, der Kohlen