"Herr, ich kann nicht," entschuldigte er sich.
"Warum nicht?"
"Ich habe das Gewitter (* Das Reißen.) im Beine. Ich kann nicht
"Ich habe das Gewitter (* Das Reißen.) im Beine. Ich kann nicht
reiten."
"So werde ich es selbst tun!"
Ich sah es ihm an, daß ich der Entdeckung jetzt nahe sei. Das
Pferd ließ mich herantreten, doch sobald ich den Fuß erhob, um
in den Bügelschuh zu treten, wich es zur Seite. Es wollte mir nicht
gelingen, in den Sattel zu kommen, bis ich es hart an die Mauer
des Gebäudes stellte. Jetzt saß ich auf, sofort aber ging es hinten
in die Höhe, daß es sich fast nach vorn überschlug; dann stieg es
vorn empor, beinahe mehr als kerzengerade; es bockte zur Seite
und machte so gewaltige Luftsprünge, daß ich die erste
Gelegenheit ergriff, mich aus dem Sattel zu werfen. Ich tat dies
mit Vorbedacht so, daß ich zur Erde fiel und es den Anschein
hatte, als ob ich abgeworfen worden sei.
"Mann, dieses Pferd ist keinen Para, viel weniger zweihundert
Piaster wert! Kein Mensch kann es reiten. Es ist verdorben
worden."
"Herr, es ist gut. Vielleicht will es nur dich nicht dulden."
"Ich kenne das! Es hat lange Zeit unter einem schlechten Sattel
und unter einem noch schlimmeren Reiter gelitten; das merkt sich
so ein Tier. Wer soll es nun besteigen? Es ist höchstens noch als
Packpferd zu verwenden."
"Brauchst du kein Packpferd, Herr?"
"Brauchst du kein Packpferd, Herr?"
"Nein. Jetzt nicht, sondern erst später."
"So kaufe es, denn du wirst nicht gleich ein Pferd finden, wenn
du es brauchst."
"Soll ich mich mit einem Tiere schleppen, das mir jetzt zur Last
ist?"
"Du sollst es um hundertfünfzig Piaster haben!"
"Ich gebe dir hundert, und keinen Para mehr."
"Herr, du scherzest!"
"Behalte es! Ich finde in Banna ein anderes. Komm, Allo!"
Ich bestieg meinen Rappen, und der Köhler folgte mir mit
betrübter Miene. Wir hatten aber kaum fünfzig Schritte
zurückgelegt, so hörten wir rufen:
"Gib hundertdreißig, Herr!"
Ich antwortete nicht.
"Hundertzwanzig!"
Ich ritt weiter, ohne mich umzublicken.
"Komm zurück, Herr; du sollst es für hundert haben!"
Jetzt blieb ich halten und fragte, ob er auch einen Reitsattel und
eine Decke zu verkaufen habe. Als er bejahte, kehrte ich zurück
und kaufte einen ganz passablen Sattel nebst Decke für vierzig
Piaster. Und was das Vorteilhafteste war: der Händler nahm den
Preis ganz willig in altem Beschlik (* Geringes Metallgeld.) an,
der sich nach und nach in meiner Tasche angesammelt hatte. Ich
legte, nachdem ich bezahlt hatte, dem Pferd den Sattel und das
Zaumzeug an und nahm dann von dem Kurden Abschied.
"Lebe wohl! Du wolltest deinen Freund betrügen, aber du wirst
gleich sehen, daß er das Pferd für den dritten Teil seines Wertes
hat."
Der Mann antwortete mir nur mit einem schlauen, überlegenen
Lächeln. Auch Allo verabschiedete sich von ihm und wollte dann
sein Pferd besteigen. Sein behaartes Gesicht, oder vielmehr nur
die Teile desselben, die man sehen konnte, erglänzte vor Freude
und Entzücken darüber, daß er nun hoch zu Roß in die Welt
hineinreiten konnte. Aber der Kurde ergriff ihn beim Arme.
"Um des Propheten willen, steige nicht auf! Das Pferd wird dich
abwerfen, und du brichst den Hals."
"Dieser Mann hat recht," stimmte ich bei. "Steig du jetzt auf mein
Pferd. Es wird dich sicher tragen, und ich will mich hier auf
dieses setzen, um ihm zu zeigen, daß es zu gehorchen hat."
dieses setzen, um ihm zu zeigen, daß es zu gehorchen hat."
Allo kletterte wirklich mit größtem Vergnügen auf den Rücken
meines Hengstes, welcher sich dieses ehrenrührige Attentat ganz
ruhig gefallen ließ, weil er mich in der Nähe wußte. Ich aber
drängte den Klepper an die Mauer und kam glücklich in den
Sattel. Wieder stieg er empor; ich ließ ihm einige Augenblicke
lang den Willen, dann aber nahm ich ihn kurz und faßte ihn
zwischen die Schenkel. Er wollte steigen - es ging nicht mehr; er
brachte es bloß zu einem krampfhaften Spielen der Hufe, und
endlich ging ihm der Atem aus, der Schweiß stand ihm auf allen
Poren, und von seinem Maul tropfte der Schaum in großen
Flocken - er stand, trotzdem ich ihm die Schenkel wieder nahm.
"Er ist bezwungen, Mann," lachte ich vergnügt. "Paß auf, wie er
sich reiten läßt, und versuche nicht wieder, einen Freund zu
übervorteilen! Allah sei mit dir!"
Ich ritt voran, und mein Rih folgte mit edler Bescheidenheit dem
Klepper.
"Chodih," fragte der Köhler, "nun ist wohl dieser Schwarze
mein?"
Hm! Auch eine Frage!
"Nein," antwortete ich.
"Warum nicht?"
"Warum nicht?"
"Dieser Schwarze würde dich abwerfen, sobald ich nicht mehr in
seiner Nähe bin. Du sollst ihn nur heute reiten, denn morgen wird
dieses Pferd hier gehorsam geworden sein."
"Und wird es mir auch dann gehören, wenn ich von euch
scheide?"
"Ja, wenn wir nämlich mit dir zufrieden sind."
"O ich werde alles tun, was du von mir forderst!"
Wir gelangten an das Dickicht, wo sich die Gefährten verborgen
hielten. Sie schlossen sich uns wieder an und zeigten sich sehr
zufrieden über den guten Handel, den ich gemacht hatte. Nur
Halef war ungehalten.
"Sihdi," sagte er, "das wird dir Allah nie vergeben, daß du deinen
Rih eine solche Kröte tragen lässest. Er mag sich auf mein Pferd
setzen, während ich den Rappen nehme."
"Laß ihn, Halef! Es würde ihn beleidigen."
"Maschallah, wie kann ein Kurde beleidigt werden, der Kohlen